Die Commerzbank hat das Kapitalziel der European Banking Authority (EBA) von 5,3 Milliarden Euro per 30. Juni 2012 um 2,8 Milliarden Euro deutlich übererfüllt. Im ersten Halbjahr 2012 hat die Commerzbank operativ 1,0 Milliarden Euro erwirtschaftet (erstes Halbjahr 2011: 1,2 Milliarden Euro), im zweiten Quartal 2012 lag das Operative Ergebnis bei 451 Millionen Euro (erstes Quartal 2012: 584 Millionen Euro). Der Rückgang war insbesondere dem rückläufigen Marktzinsniveau und der weiter zunehmenden Kundenzurückhaltung geschuldet. Während die Segmente Mittelstandsbank und Central & Eastern Europe ein solides Ergebnis erreicht haben, standen die Segmente Privatkunden und Corporates & Markets unter dem Druck des herausfordernden Marktumfelds. Insgesamt wurde in der Kernbank im ersten Halbjahr 2012 ein Operatives Ergebnis in Höhe von 1,4 Milliarden Euro erzielt (erstes Halbjahr 2011: 2,1 Milliarden Euro). Davon entfielen 560 Millionen Euro auf das zweite Quartal 2012. Das Konzernergebnis lag im zweiten Quartal 2012 bei 275 Millionen Euro (erstes Quartal 2012: 369 Millionen Euro).
"Wir haben uns in den vergangenen sechs Monaten darauf konzentriert, die Kapitalbasis der Bank weiter deutlich zu stärken und Risiken zu reduzieren. Das ist uns gelungen. So haben wir trotz des nach wie vor herausfordernden Marktumfelds das EBA-Kapitalziel klar übererfüllt. Damit ist die Bank gut für die weiterhin schwierigen Marktbedingungen gewappnet. Das nachhaltige Kapitalmanagement und die weitere Reduzierung von Risiken werden auch künftig Priorität haben", sagte Martin Blessing, Vorsitzender des Vorstands der Commerzbank.
EBA-Kapitalziel um 2,8 Mrd. Euro übererfüllt, Commerzbank gut auf Basel 3 vorbereitet
Bei Erreichen des EBA-Kapitalziels hat die Commerzbank ihre eigenen Planungen deutlich übererfüllt. Statt des ursprünglich angestrebten Puffers von mindestens 1 Milliarde Euro konnte die Bank per Ende Juni 2012 das EBA-Kapitalziel sogar um 2,8 Milliarden Euro übertreffen. Wesentliche Maßnahmen zur Entlastung des Eigenkapitals waren die Reduzierung der Risikoaktiva, einbehaltene Gewinne und Maßnahmen zur Verbesserung der Kapitalstruktur. Nicht zuletzt wurde die Kapitalbasis im zweiten Quartal 2012 durch die Auszahlung der variablen Vergütung für 2011 in Aktien für außertariflich bezahlte Mitarbeiter gestärkt.
Auch beim Abbau der Risiken ist die Bank erneut ein gutes Stück vorangekommen. DieRisikoaktiva wurden per Ende Juni 2012 im Vergleich zum Vorquartal noch einmal um 13 Milliarden auf 210 Milliarden Euro gesenkt. Die Core-Tier-1-Quote wurde im zweiten Quartal deutlich von 11,3 % per Ende März 2012 auf 12,2 % per Ende Juni 2012 erhöht. Mit Blick auf die regulatorischen Kapitalanforderungen nach Basel 3 ist die Commerzbank weiterhin gut aufgestellt. Per 1. Januar 2013 erwartet die Bank unter Berücksichtigung der ab diesem Stichtag geltenden Anforderungen weiterhin eine Core-Tier-1-Quote von mindestens 10 %. Per Ende Juni 2012 betrug die Bilanzsumme 673 Milliarden Euro (Ende März 2012: 691 Milliarden Euro).
Rückläufige Erträge teilweise durch reduzierte Kosten kompensiert
Hauptgrund für das im Vergleich zum ersten Halbjahr 2011 rückläufige Ergebnis war die aufgrund des schwierigen Marktumfelds deutlich schwächere Ertragslage. Die Erträge vor Risikovorsorge gingen im ersten Halbjahr 2012 im Konzern gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 14 % auf 5,2 Milliarden Euro zurück (erstes Halbjahr 2011: 6 Milliarden Euro), während die Verwaltungsaufwendungen um 16 % auf 3,5 Milliarden Euro reduziert wurden (erstes Halbjahr 2011: 4,2 Milliarden Euro). Im Vergleich zum ersten Quartal 2012 blieben beide Größen im zweiten Quartal 2012 jedoch stabil. Die Erträge vor Risikovorsorge lagen auch im zweiten Quartal 2012 bei 2,6 Milliarden Euro, die Verwaltungsaufwendungen bei rund 1,7 Milliarden Euro. Die rückläufigen Erträge sind vor allem auf das nochmals verschlechterte Marktumfeld, die weiterhin spürbare Kundenzurückhaltung und das rückläufige Marktzinsniveau zurückzuführen. DerZinsüberschuss ging im ersten Halbjahr 2012 auf 2,8 Milliarden Euro zurück (erstes Halbjahr 2011: 3,5 Milliarden Euro). Auch der Provisionsüberschuss lag mit 1,6 Milliarden Euro auf einem niedrigeren Niveau als im Vorjahreszeitraum (erstes Halbjahr 2011: 1,9 Milliarden Euro).
Risikovorsorge normalisiert sich auf weiterhin niedrigem Niveau
Die Risikovorsorge lag im zweiten Quartal 2012 mit 404 Millionen Euro weiterhin auf einem niedrigen Niveau, normalisierte sich aber wie erwartet im Vergleich zum ersten Quartal 2012. Insgesamt lag sie im ersten Halbjahr 2012 bei 616 Millionen Euro und damit in etwa auf dem Vorjahresniveau (erstes Halbjahr 2011: 596 Millionen Euro). In der Kernbank blieb die Risikovorsorge dank der robusten Verfassung der deutschen Wirtschaft im ersten Halbjahr 2012 mit 134 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf sehr niedrigem Niveau stabil (erstes Halbjahr 2011: 126 Millionen Euro).
Kernbank-Segmente von weiter verschlechtertem Marktumfeld beeinflusst
Auch die Kernbank-Segmente wurden im zweiten Quartal 2012 von den sich weiterhin verschlechternden Marktbedingungen beeinflusst. Im Segment Privatkunden lag das Operative Ergebnis im ersten Halbjahr 2012 bei 126 Millionen Euro und blieb damit deutlich hinter dem des Vorjahreszeitraums zurück (erstes Halbjahr 2011: 195 Millionen Euro). Der Ergebnisrückgang ist insbesondere auf die geringeren Zins- und Provisionsüberschüsse infolge der gesunkenen Einlagenmargen und der weiter anhaltenden Kundenzurückhaltung im Wertpapiergeschäft zurückzuführen. Die schwächeren Erträge konnten nicht durch das Kostenmanagement kompensiert werden. Erfolgreich verlief die Entwicklung der Kundeneinlagen, die in den ersten sechs Monaten 2012 um rund 8 Milliarden Euro gesteigert werden konnten. Das Neugeschäft in der Baufinanzierung stieg in diesem Zeitraum im Halbjahresvergleich um 27 % auf 3 Milliarden Euro. Die Verwaltungsaufwendungen gingen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2011 deutlich auf 1,4 Milliarden Euro zurück (erstes Halbjahr 2011: 1,7 Milliarden Euro). "Insgesamt ist das Operative Ergebnis im Segment Privatkunden nicht zufriedenstellend", sagte Finanzvorstand Stephan Engels. "Zwar entwickeln sich die Kosten dank der realisierten Synergien aus der Übernahme der Dresdner Bank und des aktiven Kostenmanagements nach Plan. Da die Erträge aber marktbedingt hinter unseren Erwartungen zurückbleiben, werden wir die strategische Weiterentwicklung des Segments vorantreiben."
Die Mittelstandsbank profitiert weiterhin von ihrer guten Marktposition und der robusten Verfassung der deutschen Wirtschaft. Sie erzielte im ersten Halbjahr 2012 ein gutes Operatives Ergebnis in Höhe von 878 Millionen Euro (erstes Halbjahr 2011: 948 Millionen Euro). Das Segment lieferte erneut den größten Ergebnisbeitrag im Konzern. Allerdings konnten sich der Zins- und der Provisionsüberschuss auch in der Mittelstandsbank nicht von der allgemeinen Entwicklung abkoppeln. Die Erträge vor Risikovorsorge lagen jedoch trotz der rückläufigen Marktzinsen auf einem soliden Niveau.
Das Operative Ergebnis im Segment Central & Eastern Europe lag im ersten Halbjahr 2012 bei 146 Millionen Euro (erstes Halbjahr 2011: 143 Millionen Euro). Die BRE-Bank lieferte erneut einen starken Ergebnisbeitrag, der ohne Währungseffekte noch größer ausgefallen wäre. Sie konnte im zweiten Quartal 2012 ihr Geschäft bei stabiler Kostenbasis weiter ausbauen. In den anderen Regionen Osteuropas hat die Commerzbank ihr Geschäft im ersten Halbjahr 2012 neu fokussiert. Die Firmenkunden in Russland, Tschechien, der Slowakei und Ungarn werden seit dem ersten Quartal 2012 aus der Mittelstandsbank heraus betreut. Die Aktivitäten in Russland wurden zudem durch den abgeschlossenen Verkauf des Minderheitsanteils an der Promsvyazbank auf das Kerngeschäft, also die Betreuung von Firmenkunden, ausgerichtet. Wie Ende Juli 2012 angekündigt, verkauft die Commerzbank zudem ihre Mehrheitsbeteiligung an der ukrainischen Bank Forum. Die Unterzeichnung des Kaufvertrags führt im zweiten Quartal 2012 zu einer außerordentlichen Belastung in der Gewinn- und Verlustrechnung in Höhe von rund 86 Millionen Euro.
Im Segment Corporates & Markets stieg das Operative Ergebnis im zweiten Quartal 2012 trotz der schwierigen Marktbedingungen im Vergleich zum ersten Quartal 2012 leicht an. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum ging das Operative Ergebnis im ersten Halbjahr 2012 jedoch deutlich auf 75 Millionen Euro zurück (erstes Halbjahr 2011: 521 Millionen Euro). Ursache waren auch hier die branchenweit infolge des unsicheren Marktumfelds weiter zunehmende Zurückhaltung der Kunden sowie die deutlich reduzierten Risikoaktiva. Ohne die Effekte aus der Bewertung der Own-Credit-Spreads konnte das Segment im ersten Halbjahr 2012 ein Operatives Ergebnis von 217 Millionen Euro erwirtschaften (erstes Halbjahr 2011: 492 Millionen Euro).
Operatives Ergebnis von ABF und PRU verbessert, organisatorische Veränderungen in Kraft
Das Operative Ergebnis im Segment Asset Based Finance (ABF) lag im ersten Halbjahr 2012 bei minus 553 Millionen Euro (erstes Halbjahr 2011: minus 1,1 Milliarden Euro). Das Ergebnis war dabei von niedrigeren Verlusten aus dem Staatsanleihenportfolio geprägt, die das Ergebnis aus Finanzanlagen entlasteten. Zudem blieb die Risikovorsorge im ersten Halbjahr 2012 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nahezu unverändert bei 479 Millionen Euro (erstes Halbjahr 2011: 474 Millionen Euro). Im zweiten Quartal 2012 stieg die Risikovorsorge aber gegenüber dem Vorquartal insbesondere im Bereich Ship Finance an. Vor allem aufgrund des im November 2011 beschlossenen Neugeschäftsstopps für die Eurohypo, ging allerdings der Provisionsüberschuss in den ersten sechs Monaten 2012 zurück.
Das Exposure at Default (EaD) im Bereich Public Finance konnte im zweiten Quartal 2012 auf 80 Milliarden Euro abgebaut werden (Ende März 2012: 82 Milliarden Euro). Das EaD gegenüber den GIIPS-Staaten wurde per Ende des zweiten Quartals 2012 um 8 % auf 11,2 Milliarden Euro (Ende erstes Quartal 2012: 12,1 Milliarden Euro) reduziert. Das Staatsanleihen-Exposure gegenüber Italien wurde dabei um 0,6 Milliarden Euro auf 7,8 Milliarden Euro (minus 7 %) und das entsprechende Spanien-Exposure um 0,3 Milliarden Euro auf 2,6 Milliarden Euro gesenkt (minus 10 %).
Wie bereits Ende Juni 2012 angekündigt, ersetzt das neue Segment Non Core Assets (NCA) per 1. Juli 2012 das bisherige Segment ABF. Im Segment NCA werden alle Portfolios aus Public Finance, gewerblicher Immobilienfinanzierung und Ship Finance gebündelt und über die Zeit abgebaut. Wie bereits bekannt gegeben, werden das Geschäftsfeld Commerz Real sowie das Portfolio der privaten Baufinanzierung der Eurohypo in das Segment Privatkunden integriert.
Die Portfolio Restructuring Unit (PRU) hat im ersten Halbjahr 2012 ein gutes Ergebnis erzielt. Das Operative Ergebnis lag bei 184 Millionen Euro und damit um 45 % über dem des Vorjahreszeitraums (erstes Halbjahr 2011: 127 Millionen Euro). Der erfolgreiche Portfolioabbau ist so weit fortgeschritten, dass das verbleibende Portfolio per 1. Juli 2012 überwiegend auf das Segment Corporates & Markets übertragen wurde. Das gilt nicht für das Portfolio der öffentlichen Infrastrukturinvestitionen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro, das nun im Geschäftsfeld Public Finance im Segment NCA gemanagt wird.
Neue Aufgabenteilung im Vorstand tritt wie angekündigt per 9. August 2012 in Kraft
Im Zuge der Entscheidung, das Segment Non Core Assets (NCA) signifikant zu erweitern und das Segment Real Estate and Ship Finance (RES) nicht einzuführen, sind auch die Zuständigkeiten im Vorstand der Commerzbank neu geordnet worden. Ulrich Sieber übernimmt zusätzlich zu Group Human Resources gemeinsam mit Jochen Klösges die Gesamtverantwortung für den erweiterten Bereich NCA. Um sich auf den wertschonenden Abbau der Portfolien im neuen Segment NCA zu konzentrieren, gibt Sieber den Bereich Central and Eastern Europe (CEE) ab. CEE wird künftig in den Verantwortungsbereich des CEO übergehen. Im Gegenzug gibt Martin Blessing den Bereich Treasury ab, den Michael Reuther zusätzlich zum Segment Corporates & Markets übernimmt. Reuther ist ein ausgewiesener Treasury Experte und war bereits von 2006 bis 2008 für diesen Bereich verantwortlich. Die neue Aufgabenteilung im Vorstand tritt wie angekündigt per 9. August 2012 in Kraft.
Ausblick: keine kurzfristige Stabilisierung des Marktumfelds zu erwarten
"Für das zweite Halbjahr 2012 erwarten wir weiterhin keine Stabilisierung des Marktumfelds. Wir sehen daher derzeit auch keine Anzeichen dafür, dass sich der Druck auf das Operative Ergebnis reduziert.", sagte Engels. "Die Kosten haben wir fest im Griff. Im zweiten Halbjahr erwarten wir zwar eine leichte Erhöhung, wir werden unser Kostenziel von 7,6 Milliarden Euro aber deutlich unterschreiten. Unser Ziel für die Risikovorsorge von 1,7 Milliarden Euro ist erreichbar. Allerdings ist dieses Ziel angesichts der sich weiter verschlechternden Marktbedingungen zunehmend ambitioniert. Vor diesem Hintergrund wird das Konzernergebnis im zweiten Halbjahr unter dem der ersten sechs Monate liegen."
Im Rahmen des jährlichen strategischen Planungsprozesses überprüft die Commerzbank derzeit alle Geschäftsbereiche. Die Ergebnisse werden am 8. November 2012 vorgestellt. "Der Management-Fokus liegt sowohl auf der strategischen Weiterentwicklung des Segments Privatkunden als auch auf der Strategie für die Abwicklung der Portfolios des Segments Non Core Assets", sagte Engels. "Aufgrund der schwierigen Ertragslage unterziehen wir auch die Kosten einer konsequenten Prüfung. Strategisches Ziel bleibt es, die Commerzbank konsequent auf kundengetriebenes und nachhaltig profitables Kerngeschäft zu fokussieren und Risiken sowie die Kapitalbindung weiter zu reduzieren."