Eine Weihnachtsgeschichte - KEINE BÖRSENGESCHICHTE
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 29.12.00 01:09 | ||||
Eröffnet am: | 26.12.00 21:21 | von: Diarama | Anzahl Beiträge: | 6 |
Neuester Beitrag: | 29.12.00 01:09 | von: Diarama | Leser gesamt: | 2.175 |
Forum: | Börse | Leser heute: | 2 | |
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"Eine Weihnachtsgeschichte...
erschienen am: 26.12.2000
Liebe Leser, in den letzten Tagen des Jahres tritt die Börse gewöhnlich in den Hintergrund, da Meldungen ausbleiben und die Stimmung der Anleger durch die diversen Feiertage ohnehin wenig Börseninteresse aufkommen lässt.
Zum Jahreswechsel wird man jedoch unschönerweise mit den obligatorischen Steuerfragen konfrontiert. Für Aktienanleger ist speziell die höchst fragwürdige Spekulationssteuer von Interesse. Hier möchte ich Sie daran erinnern, dass Sie noch wenige Tage Zeit haben, um durch die Realisierung von Spekulationsverlusten die Gewinne aus dem ersten Halbjahr steuerfrei zu gestalten.
Aber beim lästigen Thema Steuern möchte ich heute die Gunst der Stunde nutzen, um einmal losgelöst vom Thema Börse ein paar weiterführende Gedanken zu formulieren. Allen steuerpflichtigen Anlegern ist die Spekulationssteuer ein Dorn im Auge, wie das Zahlen von Steuern in der Bevölkerung überhaupt auf wenig Gegenliebe stößt. Andererseits sind wir Deutschen, Österreicher und Schweizer die selbsternannten Spendenweltmeister, keine Katastrophe weltweit, bei denen angeblich die humanistische Ader der Menschen hierzulande den reflexartigen Griff zum Portemonnaie bzw. zum Überweisungsformular auslöst. Und dass unsere Regierungen die großzügigsten Entwicklungshilfedonatoren gehören, wer möchte das bezweifeln.
Nun, es tut mir leid, aber diese Selbstbeweihräucherung hält leider keiner objektiven Prüfung stand. Die reichsten Länder der Welt haben sich zwar unlängst verpflichtet, mindestens 0,75 Prozent ihres Bruttosozialproduktes für Entwicklungshilfe zu verwenden, doch die wenigsten Länder halten sich daran. Natürlich war diese „Verpflichtung“ nur eine unverbindliche Zielvorgabe, so wie wir es von internationalen Resolutionen gewöhnt sind. Der Status Quo ist allerdings mehr als peinlich für die reichsten Länder der reichen. Ich kann Ihnen die Tabelle mit den Zahlen von 1998 leider nur in norwegischer Sprache präsentieren, da kaum ein Land außerhalb Skandinaviens Interesse haben dürfte, selbige zu publizieren.
[Tabelle]
Außer Dänemark, Norwegen, den Niederlanden und Schweden sind also alle Staaten meilenweit von den 0,75 Prozent entfernt. Besonders beschämend, die führenden Skandinavischen Länder sind allesamt nicht gerade für Ihre Kolonien in aller Welt bekannt, haben also nicht einmal besondere moralische Verpflichtungen abzuarbeiten. Zu den rund 0,20 bis 0,25 Prozent, die Deutschland und Österreich leisten, ist eigentlich jeder Kommentar überflüssig. Dass die USA hingegen den mit Abstand letzten Platz einnimmt, verdient noch einer besonderen Erwähnung. Ein Blick auf den US-amerikanischen Imperialismus der letzten 50 Jahre wirtschaftlich und politisch würde eigentlich implizieren, dass die USA die weit größte Verpflichtung hat, den Schaden den man weltweit im großen Stil angerichtet hat, wieder annähernd durch Entwicklungshilfe auszugleichen.
Aber wir wollen vor unserer eigenen Tür kehren, die Entwicklungshilfe genießt in der Öffentlichkeit einen erschreckend niedrigen Stellenwert und wird in unserer schönen multimedialen Welt größtenteils ignoriert. Hätte die Schröder-Regierung das Entwicklungshilfeministerium mit Heidemarie Wieczorek-Zeul nicht so prominent besetzt, wäre der zuständige Minister wohl gänzlich unbekannt. Aber das kennen wir ja zur Genüge von dieser Regierung, eine prominente Fassade verdeckt mangelnden Inhalt. Gerne hört man ja das Argument, Deutschland sei schließlich der mit Abstand größte Nettozahler in der EU, was ja nicht als Entwicklungshilfe gelte, aber eine vergleichbare Leistung sei. Das kann ich bestenfalls an unpassenden Zynismus durchgehen lassen, denn im Gegensatz zur lebensnotwendigen medizinischen Versorgung von Kindern in Schwarzafrika, ist die Finanzierung einiger sinnloser Industrieparks in Spanien oder Großhäfen in Italien von moralisch äußerst begrenztem Wert. Daran würde sich nicht einmal etwas ändern, wenn diese leerstehenden und ungenutzten Bauruinen wirklich die dortige Wirtschaft ankurbeln würden.
Zusammenfassend lassen Sie mich mit folgendem Vorschlag den Kreis schließen: Ärgern Sie sich nicht über die dreiste Spekulationssteuer an sich, sondern über die Verwendung bzw. Verschwendung durch unsere Regierungen. Eines möchte ich noch loswerden. Zur Jahreswende küren die Massenmedien gerne den „Mann des Jahres“ oder die „Manager des Jahres“. Eine amerikanische Witzpostille hat sogar die unglaubliche Dämlichkeit an den Tag gelegt, George W. Bush als „Man of the Year“ zu küren. Wahrscheinlich deshalb, weil er den Rekord im Unterzeichnen von Todesurteilen hält und den unverdientesten Wahlsieg der neueren amerikanischen „Geschichte“ errungen hat. Unser „Mensch des Jahres“ heißt Jacques Bougnicourt, der sein Leben den Kindern in den Slums von Dakar gewidmet hat, in denen er auch heute noch Über-70-jährig lebt. Die Arbeit dieses renommierten Universitätsprofessors soll stellvertretend für alle sozial engagierten Menschen stehen, die unter schwierigsten Bedingungen und mangelnder Unterstützung den Kampf gegen Hunger und Armut aufgenommen haben. Ihr Dave Balda
PS: Die Hilfsorganisation von Jacques Bougnicourt heißt ENDA und ist im Internet unter folgender Adresse zu finden: http://www.enda.sn
Ihr
Dave Balda"
Quelle: http://www.dynamitimdepot.de
Wieder ein Beweis mehr, daß man im innersten seines Herzens Recht hat, wenn man zu 99% der Menschheit einfach "Du verantwortungsloses Arschloch" sagt ... aber das macht furchtbar einsam.
Grüsse von einer roten Seele, die trotzdem weitermacht (ich meine dabei nicht, alle zu beschimpfen)
Gottseidank hab ich vorher noch geschaut, ob mir jemand zuvorgekommen ist...
;)
Gruß
Diarama