EM.TV Jetzt sind klare Fakten gefragt....
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 24.10.00 18:00 | ||||
Eröffnet am: | 23.10.00 08:35 | von: Hörny | Anzahl Beiträge: | 5 |
Neuester Beitrag: | 24.10.00 18:00 | von: Hörny | Leser gesamt: | 5.322 |
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EM.TV bleibt weiter unter Druck und dem Medienunternehmen, das sowohl die frühen Aktionäre als auch die Mitarbeiter reich gemacht hat, verbleibt am Ende der letzen Börsenwoche die Erkenntnis, dass eine hohe Präsenz in den Medien nicht automatisch für hohe Kurse sorgt.
Auf die setzte nämlich Thomas Haffa, um das Versagen bei der Verbuchung der Beteiligung an der Formel 1 Holding SLEC und bei der ebenfalls millionenschweren Investition in die Henson Companie zu überspielen.
Plötzlich war der einstige Kirch Manager und Vater von zwei Söhnen wieder in allen Medien präsent. Nur trauten sich jetzt auch die Kritiker, die bisher wegen der traumhaften Kursgewinne geschwiegen hatten, mit ihren Meinungen an die Öffentlichkeit.
Das Unternehmen, so stand es in einigen Zeitungen zu lesen, würde seine Trickfilme über 20 Jahre mehr oder weniger linear abschreiben. Die Folge ist eine verschobene Bilanz und kurzfristig höher ausgewiesene Gewinne. Die Begründung in der von anderen Medienunternehmen drastisch abweichenden Methode sieht das Finanzmanagement in der wesentlich längeren Nutzungsdauer von Trickfilmen gegenüber Kinofilmen oder gar Fernsehserien. Nur nimmt auch die Attraktivität selbst der weltweit beliebten Muppets im Laufe der Zeit ab – die Kids suchen sich regelmäßig neue Helden.
So belasten die Abschreibungen die Ergebnisse immer noch, wenn betriebswirtschaftlich die Cash Cow schon längst den Schlachter gesehen hat.
Dies mag bei den qualitativ hochwertigen Marken und Figuren des Haffa-Imperiums – gerade wenn die Marke Junior etabliert werden kann und danach sieht es nach Unternehmensangaben aus – nicht mit voller Wucht treffen. Der Zwang immer neue Perlen zu entdecken, die beim jungen Publikum zu echten Stars werden, erhöht diese Abschreibungsstrategie auf jeden Fall. Und das ist nur ein Aspekt, den die Zweifler jetzt aufwärmen.
Die Kritik der mangelnden Transparenz der Zahlen – und so letztlich des Unternehmens - ist so alt, wie der Erfolg, den der Kirch-Schüler Haffa seinen Anhängern bescherte. Das Geschäftsmodell von Haffa ist weiterhin intakt, auch wenn die Wachstumshoffnungen nicht im gleichen Maße weitergehen werden, wie bisher. 1998 konnte EM.TV schon über 41 Mio. Euro verbuchen und im Jahr darauf lag das Umsatzwachstum bei über 400 Prozent. Über 171 Mio. Euro wurden verbucht und das bei jeweils schwarzen Zahlen und einem positiven Cash Flow. Auch die – korrigierten – Zahlen des ersten Halbjahres sind immer noch sehr gut.
Wohin geht es also mit den mittlerweile über 141 Mio. ausgegebenen Aktien? Wenn der Neue Markt anzieht, so kommen die Investoren nicht an EM.TV vorbei. Das Papier hat im letzten Monat über 30 Prozent seines Wertes verloren; auch die Verpflichtung eines neuen Finanzvorstandes, der jetzt aufräumen soll, konnte ein weiteres Abrutschen um fast 10 Prozent in der letzen Woche nicht verhindern. Zwischenzeitlich notierte EM.TV sogar auf 52 Wochen-Tief (34,80 Euro), konnte sich aber bis auf 38 Euro am Freitag erholen.
Mit einem KGV von 27 ist der Wert nach der Korrektur immer noch nicht billig. Im europäischen Vergleich werden KGV von 15 bis 20 als faire Bewertung gehandelt.
Aber auch bei der Kinowelt fing der ungebremste Absturz des Papiers, das mittlerweile fundamental fast schon billig ist, mit einer Katastrophenmeldung an: Kölmel sinnierte in einem Analysten-Workshop im Februar über Senderpläne. Die Aktion lief aus dem Ruder und das Managment brauchte viel Kraft, um sich wieder aus der Klemme zu befreien. Fundamental hat sich in der Zwischenzeit wenig an der Kinowelt geändert. Nur ruhiger ist Michael Kölmel geworden. Er kann sich auch nicht mehr der medialen Unterstützung der fachkundigen wie mächtigen Euro am Sonntag sowie der Zeitschrift Finanzenbedienen, seit landläufig bekannt ist, dass er kapitalmäßig mit dem Verlag verknüpft ist. Im letzten halben Jahr verloren treue Anleger über 50 Prozent des Wertes, während der Nemax-All-Shares-Index um 38 Prozent korrigierte. Schwer, wieder aus dem Tal herauszukommen, da gerade auch das Kinogeschäft, in das Kölmel vermehrt einsteigen will, unter Druck geraten ist. Auch der Verkauf der Warner Filme - ein alter Kritikpunkt - kommt nicht so recht von statten - der Zusammenschluß zu Senderfamilien kostet die Filmrechtehändler Verhandlungsmacht. Die Margen geraten unter Druck. Auch die Kinowelt notierte in der letzten Woche auf 52-Wochen-Tief und war nur noch 26,80 Euro wert. Kölmel ist also an vielen Fronten unter Druck, muss viele Antworten geben, bis die Anleger wieder genussvoll anbeißen.
Da hat es Haffa leichter: Überzeugen können jetzt nur die (korrekten) Zahlen – die sollen aber erst im November bekannt gegeben werden. Das gekonnte Spiel mit den Medien wird nicht mehr ausreichen, um zu den Kurszielen aufzuschließen, die einige Banken ausgegeben haben. 80 Euro soll die Aktie bald wieder Wert sein. Morgen stellt sich das Unternehmen den bestimmt unangenehmen Fragen von Anlegern und Journalisten auf der Neuen Markt Konferenz im Rahmen der EXPO.
Um es mit dem Kaiser zu halten: „Schau’n mer mal!“
(Fortsetzung) - Bei der Formel 1 bestätigte Haffa, dass es Verhandlungen zwischen EM.TV und den Automobilkonzernen gebe. "Eine ideale Lösung wäre es, wenn wir ein Drittel an der Formel 1 hielten, Bernie Ecclestone ein Drittel und die Autokonzerne gemeinsam ein weiteres Drittel." EM.TV sei im Renngeschäft vor allem am Merchandising interessiert. Am Verkauf der TV-Rechte wäre das Unternehmen gerne beteiligt, und am Internet-Geschäft wolle EM.TV teilnehmen. Haffa will im mobilen Internet vor allem während des Rennens Daten anbieten, etwa über Platzierungen oder technische Informationen. Haffa sieht in der Formel 1 ein "gigantisches Potenzial", vor allem in den USA: "Beim Rennen in Indianapolis war fast das gesamte Merchandising am Renntag schon ausverkauft." Nach dem Ende der Formel-1-Saison am vergangenen Wochenende sei jetzt die Zeit, um die künftigen Beteiligungsverhältnisse zu klären. In diesem Zusammenhang sprach Haffa auch erneut von einem Börsengang der Formel 1: "Die Formel 1 könnte schon bald an die Börse gehen." Den Börsengang bereitet seinen Worten zufolge auch die EM.TV-Beteiligung TeleMünchen vor. "Das könnte im kommenden Jahr passieren", sagte Haffa, die Vorbereitungen liefen bereits./kh/fl/ub
Formel1 bietet gewaltiges Potenzial im Internet
w:o-Redakteur Alexander Apel berichtet von der New Market Conference auf der EXPO in Hannover
Mit Spannung war das Auftreten von Florian Haffa in Hannover erwartet worden. Die Bauchlandung des Börsenlieblings EM.TV infolge fehlerhaft gebuchter Umsätze musste Konsequenzen in personeller Hinsicht und neuen Facts über die Zukunftsstrategie des Konzerns zeitigen.
Die Bestellung von Rolf Rickmeyer als neuen Finanzvorstand von EM.TV war bereits vergangene Woche publik geworden. Haffa erläuterte dem Auditorium, dass Rickmeyer für sämtliche finanzielle Belange des gesamten Konzerns die Verantwortung übernehmen wird. Dieser tritt ab 1 November seine Tätigkeit an. Der 48 Jahre alte Experte soll dabei eng mit dem CEO zusammen arbeiten.
Die Zielrichtung liegt deutlich auf einer Professionalisierung. Peinliche Fehler, die Börsenwerte in Millardenhöhe vernichten, will man so vermeiden. „We made our lesson!“, so Haffa wörtlich.
EM.TV wird zukünftig einen leicht veränderten Weg bei der Nutzung des Internets gehen. Dabei will man nicht mehr eigenständig Virtual ISP anbieten, sondern per Lizenz über die Kooperation mit einem Telekommunikationsunternehmen. EM.TV soll dabei die Hoheit über den Content behalten. „Das ist das Wichtigste für uns“, so Haffa. An den Einnahmen aus Web-Werbung und E-Commerce ist das Unternehmen über Linzenzzahlungen beteiligt.
Für die Formel 1 sieht Florian Haffa großes Potenzial in diesem Zusammenhang. EM.TV werde Zusatzinformationen anbieten. Das meint unter anderem Echtzeit-Infos über die jeweilige Position der Fahrer, wer wann einen Boxenstopp einlegt usw. Dabei wird zunächst auf Bilder verzichtet, was sich mit dem Einzug der Breitbandtechnik bzw. UMTS noch ändern könnte. Aktuell strebt EM.TV die Übertragung des Teamfunks zwischen Fahrer und den Helfern an der Strecke angestrebt. Der Kitzel dabei soll darin liegen, dass die jeweilige Strategie live während des Rennens mit verfolgt werden kann.
Die Bedeutung der Formel 1 für Merchandising erläutert Haffa am Beispiel Indianapolis. Beim ersten Rennen in diesem Jahr weilten 400.000 Zuschauer auf drei Tage verteilt dem Spektakel bei. Sämtliche Merchandising-Artikel wären dabei ausverkauft worden, so Haffa. Das liege an einem grundlegend höheren Bedürfnis nach solchen Produkten bei Amerikanern. Für das nächste Rennen 2001 gibt sich Haffa dementsprechend optimistisch.
Die Aktie von EM.TV (WKN 568480) ist Mitte Oktober durch einen Bilanzierungsfehler aus der Flagge ausgebrochen und hat jetzt eine Unterstützung bei 37 Euro erreicht. Das Kursziel unmittelbar nach dem Ausbruch aus der Flagge lag bei 40 Euro. Der Kurs hat diese Marke auch erreicht. Die Unterstützung und das erreicht Kursziel sind aber noch lange keine Trendwende. Für steigende Kurse sprechen zusätzlich Signale aus der Candlestick-Charttechnik und stark steigende Umsätze. Der Candlestickchart hat die letzten drei Handelstage täglich einen "Hammer" ausgebildet. Ein Hammer deutet auf das Ende eines Abwärtstrends hin, da die "Bullen" wieder das Heft in die Hand nehmen. Drei "Hammer" sind demnach ein sehr bullisches Signal.
Erläuterung: Ein "Hammer" wird dann gebildet, wenn der Kurs nach Handelseröffnung deutlich sinkt und in der Nähe des Eröffnungskurses schließt. Die Kerze hat als die Form eines Hammers.