Die Zinssatzsenkung


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Neuester Beitrag: 06.03.03 16:42
Eröffnet am:06.03.03 16:42von: bidaskAnzahl Beiträge:1
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06.03.03 16:42
Angesichts einer europaweit schwachen Konjunktur und steigender Arbeitslosigkeit in Deutschland ist die Zinssenkung der Europäischen Zentralbank  nur verhalten begrüßt worden.  
Viele Experten hatten zur Ankurbelung der Wirtschaft eine stärkere Zinssenkung erwartet. Die düsteren Konjunktur- Aussichten wurden in Deutschland untermauert durch eine unerwartet hohe Arbeitslosigkeit und durch Korrekturen der Wachstumsprognosen von zwei der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute. Die OECD sieht Deutschland im ersten Quartal am Rande einer Rezession.
Die Währungshüter in Frankfurt nahmen den Leitzins am Donnerstag um einen Viertel-Prozentpunkt auf 2,50 Prozent zurück. EZB-Präsident Wim Duisenberg sprach von einem sehr niedrigen Zinsniveau, das ein "Gegengewicht (bietet) zu verschiendenen Faktoren, die bremsende Wirkungen auf die wirtschaftliche Aktivität haben". Banken-Volkswirte sprachen jedoch zum Teil von einem nur halbherzigen Schritt, nachdem viele eine Zinssenkung um einen halben Prozentpunkt erwartet hätten. Auch Aktienhändler reagierten enttäuscht. Der Deutsche Aktienindex als wichtigster deutscher Börsenindex lag am Nachmittag zeitweise mit über 1,8 Prozent im Minus.
   
   DUISENBERG: WIRTSCHAFTLICHER AUSBLICK WEITER EINGETRÜBT
   Der Ausblick für das Wirtschaftswachstum in der Euro-Zone hat sich nach den Worten Duisenbergs im Vergleich zu früheren Erwartungen weiter eingetrübt. In Deutschland stieg die Zahl der Arbeitslosen im Februar auf unbereinigt 4,706 Millionen Erwerbslose. Nur im Januar und Februar 1998 war die Arbeitslosigkeit in der Bundesrepublik jemals höher. Auch saisonbereinigt lag der Anstieg mit einem Plus von 67.000 Erwerbslosen deutlich höher als von Analysten erwartet.
   Ein Anziehen der Konjunktur und eine Belebung auch auf dem Arbeitsmarkt lassen auf sich warten. Vielmehr verstärkten sich die warnenden Töne, dass in der zweiten Jahreshälfte allenfalls mit einem verhaltenen Aufschwung zu rechnen sei. Das Institut für Weltwirtschaft in Kiel (IfW) geht nur noch von einem deutschen Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr von 0,4 Prozent (bisher 1,0 Prozent) aus. Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) nahm seine Prognose von 1,1 auf 0,8 Prozent zurück. Das IWH rechnete zudem nicht damit, dass die Zinssenkung der EZB die Konjunktur in Deutschland stützen werde.
   
   CLEMENT: ZINSSENKUNG VERBESSERT AUSSICHTEN
   Die Bundesregierung begrüßte die Zinssenkung. Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) sprach von einer Verbesserung der Perspektiven für eine wirtschaftliche Erholung. Banken-Volkswirte zeigten sich allerdings skeptisch: "Der konjunkturelle Effekt dieser Senkung ist praktisch gleich Null", sagte Volker Nitsch von der Bankgesellschaft Berlin. Kritisch äußerte sich auch Julian von Landesberger von der Hypovereinsbank: "Die 25 Basispunkte sind weder Fisch noch Fleisch. Das wird die Finanzmärkte nicht beruhigen und nichts zu mehr Vertrauen in der Wirtschaft beitragen."  
   Gleichwohl gab es auch positive Stimmen, die betonten, dass sich die EZB Spielraum gelassen habe für weitere Zinssenkungen. Karsten Junius von der Dekabank sagte: "Wir sind froh, dass die EZB sich nicht von dem Druck hat hinreißen lassen, die Zinsen um 50 Basispunkte zu senken. Es ist wichtig, dass allen bewusst ist, dass die EZB den Spielraum für eine weitere Zinssenkung hat, wenn sich die geopolitische Lage entscheidend verändert."
   Duisenberg sagte, Grund für die weitere Eintrübung der wirtschaftlichen Aussichten seien vor allem die weltpolitischen Spannungen im Zuge der Irak-Krise und der damit verbundene Anstieg der Ölpreise. Die EZB rechne für 2003 im Schnitt mit einem Wachstum von einem Prozent. Im Laufe des Jahres sollte nach Duisenbergs Einschätzung das Quartals-Wachstum zulegen. "Trotzdem ist jede Einschätzung der Entwicklung von den weltpolitischen Themen und ihrer möglichen Lösung überschattet", fügte Duisenberg hinzu. "Geldpolitik kann eine solche Unsicherheit nicht adressieren."
   Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Europa (OECD) kündigte an, sie werde ihre Wachstumsprognose für die Euro-Zone deutlich senken. Besonders die Entwicklung in Deutschland werde deutlich pessimistischer bewertet.
     

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