Den Feind madig machen


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Neuester Beitrag: 22.03.03 22:34
Eröffnet am:22.03.03 22:34von: NassieAnzahl Beiträge:1
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16074 Postings, 8193 Tage NassieDen Feind madig machen

 
  
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22.03.03 22:34
Psychologische Kriegsführung boomt


Schon im Jahr 500 vor Christi empfahl der chinesische General Sunzi, den Feind mit einer "Kriegslist" anzugreifen und damit zu besiegen. Seither sind unzählige Schlachten rund um den Globus geschlagen worden. Heute spielt die Psychologie im Krieg eine herausragende Rolle. Die "Psychologische Kriegsführung" (PSK) hat nach Angaben von Militärexperten ein noch nie gekanntes Ausmaß erreicht, wie im aktuellen Irak-Krieg deutlich wird. Hier werde von beiden Seiten - den Amerikanern und den Irakern - "getrickst, gefälscht und nur zu oft die Wahrheit unterdrückt", um die eigene "wirkliche" Lage zu verschleiern, hießt es in den Expertenkreisen.

In den meisten Fällen ist es nach Darstellung der Experten bei dem hektischen Kriegsgeschehen nicht mehr möglich, die jeweiligen Berichte unabhängig zu überprüfen - obwohl die US-Armee zum ersten Mal Reporter in die vordersten Linien mitgenommen hat. Sie mussten aber für eine "Zensur" ihrer Berichte eine 50 Punkte umfassende Vereinbarung unterzeichnen.


"Es wird nie so viel gelogen, wie.."

Der deutsche Kanzler Otto von Bismarck pflegte zu sagen: "Es wird nie so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd". Die "Psychologische Kriegsführung" wird heute nicht mehr nur mit Worten geführt (Saddam Hussein: "Die Angreifer werden in der Mülltonne der Geschichte landen"), sondern auch mit Flugblättern, "Psy-ops" (psychologische Operationen), E-Mails, per Fax, Handy und ausgetüftelten Informationskampagnen. Natürlich ist auch die Störung feindlicher Fernseh- und Rundfunksender eine bewährte Waffe der PSK.


Die Info-Flotte: Nie gesehen, überall gehört

Die Amerikaner setzen im Irak-Krieg die "Speerspitze" ihrer psychologischen Kriegsführung ein: Spezialflugzeuge vom Typ EC-130 CE, die neben "Propaganda" beispielsweise auch die Pressekonferenzen aus dem Pentagon für die irakische Bevölkerung mit Übersetzung übertragen. Die Frequenzen erfahren die Iraker vorher auf abgeworfenen Flugblättern. Die Info-Flotte trägt den Namen "Commando Solo" und ist Tag und Nacht am Himmel - außerhalb des irakischen Territoriums. Das Kommando konnte sich nach US-Angaben sogar in das irakische Fernsehen einschalten. Dabei wurden Saddam und seine engsten Mitarbeiter als "Ratten" dargestellt. Das Motto vom "Commando Solo": "Nie gesehen, überall gehört".


20 Millionen Flugblätter

Auf die 25 Millionen Iraker sind nach Angaben aus Washington bisher rund 20 Millionen Flugblätter hinunter gesegelt. Dabei wird unter anderem der irakischen Zivilbevölkerung geraten, wie sie sich beim Durchzug von US-Bodentruppen oder bei der Lebensmittelversorgung aus der Luft verhalten soll. Irakische Soldaten werden aufgefordert, sich zu ergeben. Da heißt es: "Saddam lebt in Saus und Braus - und Du? Gib auf, Deine Familie braucht Dich. Nicht das verbrecherische Regime".


Vom KGB gelernt

Eine neue Abteilung des US-Verteidigungsministeriums setzt zusätzlich auf gezielte Desinformationen vor allem für die irakischen Militärs. Diese Methode war einst vom sowjetischen Geheimdienst KGB perfektioniert worden. Einzelheiten über diese streng geheime Einrichtung waren bisher nicht in Erfahrung zu bringen. Sie solle "Horror und Schrecken" verbreiten, hieß es lediglich.


"Särge auf dem Rücken tragen"

Die Iraker senden ihrerseits unentwegt im Radio und Fernsehen Meldungen und Bilder über das "verbrecherische Vorgehen" der Amerikaner in ihrem Land. "Die Kräfte des Bösen werden ihre Särge auf dem Rücken tragen, im erbärmlichen Scheitern sterben, ihre Pläne mit sich nehmen in ihr eigenes Grab", verkündete in martialischen Worten Saddam.

Die "Psychologische Kriegsführung" hat sich nach Aussage des "Wörterbuchs zur Sicherheitspolitik" in ihrem ganzen Ausmaß im Ersten Weltkrieg entwickelt und erhielt im Zweiten Weltkrieg ihren "dominanten Stellenwert". Im Kalten Krieg nach 1945 habe sie dann eine "neue beachtliche Bedeutung" erhalten, heißt es in dem Fachbuch.

 

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