Das Lehrerhasserbuch (spiegel.de)


Seite 1 von 1
Neuester Beitrag: 24.08.17 22:17
Eröffnet am:30.01.06 13:38von: ReilaAnzahl Beiträge:12
Neuester Beitrag:24.08.17 22:17von: modLeser gesamt:6.516
Forum:Talk Leser heute:1
Bewertet mit:
7


 

9123 Postings, 8820 Tage ReilaDas Lehrerhasserbuch (spiegel.de)

 
  
    #1
7
30.01.06 13:38

Sat Jan 28 15:02:48 2006 -->

SCHULE

Versager in der Matschecke

Von Manfred Dworschak

Eine Mutter von vier Kindern schrieb ein furioses "Lehrerhasserbuch" - jetzt lüftet sie ihr Pseudonym.


 
Der erste Lehrer hat bereits angekündigt, er werde Deutschland verlassen. Er halte es hier nicht mehr aus, schreibt kummerschwer Herr B. aus D. im Internet - "und ein Buch wie Ihres trägt dazu bei".

'Autorin
GroßbildansichtNorbert MichalkeAutorin Unverzagt: "Das hat doch deine Mama geschrieben"
Kaum zu glauben, was so ein kleines, grimmiges "Lehrerhasserbuch" anrichtet. Werden weitere Opfer folgen? Das Buch, verfasst von einer gewissen Lotte Kühn, schont ja niemanden. Sein Untertitel: "Eine Mutter rechnet ab". Die Lehrer, die vorkommen, werden als wehleidig, faul oder beides dargestellt. Das Personal reicht von kindernärrischen Grundschulglucken, die mindestens "Frau Dingel-Domdei" heißen, bis hin zum erloschenen Zynikus auf dem Gymnasium, der sich nicht einmal mehr die Namen seiner Schüler merkt. Und das alles soll wahr sein*.

Die Autorin weiß schon, warum sie einen Decknamen wählte: Ihre vier Kinder sind, wie sie sagt, noch allesamt dem Schulbetrieb als "Geiseln" ausgeliefert. Allein: Die Tarnung hielt nicht lang. Der jüngste Sohn knickte ein, als unlängst die Frau Friedensreich-Bedürftig aus dem Buch auf ihn losging. Begleitet von einer Kollegin, erschien sie vor der versammelten dritten Klasse, wedelte mit dem "Lehrerhasserbuch" und rief: "Das war doch deine Mama!" Der Kleine in seiner Not würgte und nickte, und seither zwackt ihn die Reue: "Mama, ich habe dich verraten."

Nun kann es auch der Rest der Welt erfahren: Lotte Kühn ist in Wahrheit die Berliner Journalistin Gerlinde Unverzagt. Sie hat bislang 16 Bücher geschrieben, vor allem Familienratgeber, nichts Böses darunter. Das "Lehrerhasserbuch" entstand aus lange aufgestautem Ingrimm. Die Kinder der alleinerziehenden Mutter Unverzagt bringen es zusammen schon auf fast 26 Schuljahre: "Da musste einiges mal raus."

Erfunden, so versichert die Autorin, seien nur die Namen. Die Grundschule, sagt sie, sei wirklich so ein wunderliches Soziotop, beherrscht von Lehrerinnen, die sich in einer Art ewigem Kindergarten mit Matschecken und Klangmulden eingerichtet haben. Sie genießen es, mit den kleinen Mädchen Puppen zu kämmen, wuscheln gern traulich in Kinderschöpfen und zeigen überhaupt einen schier unstillbaren Kuschel- und Wuschelbedarf.

Gelehrt wird dagegen mit größter Vorsicht. Beim Schreiben etwa gilt lange die Freiheit von jedem Regelzwang: Wie das Kind es sich denkt, ist es richtig. Nicht schlecht für den Anfang, findet Mutter Unverzagt. Aber wenn der Sohn, acht Jahre alt, immer noch "Beischbiel" im Diktat schreibt, und der Lehrer malt nur ein zartes Fragezeichen an den Rand - zerbräche etwa die Kinderseele an einer Korrektur?

Das Idyll, klagt die Autorin, geht auf Kosten der Eltern, die als Aushilfslehrer das Nötigste nachfüttern. Die Schule rechnet geradezu schon damit. Unverzagt erinnert sich an einen Elternabend nach drei Jahren freien Schreibens: an der Tafel der neue Lehrer der vierten Klasse, die Eltern wie üblich auf die Zwergenstühlchen im Klassenzimmer gezwängt. Die Lage sei ernst, mahnt der Lehrer, um die Rechtschreibung stehe es übel. "Da wird es jetzt allerhöchste Zeit, dass Sie nachfassen."

Zupackender als bei der Orthografie zeigt sich die Schule beim Rekrutieren von Lesemüttern, Milchmüttern und Plätzchenbäckerinnen. Mal braucht das Kind Wichtelgeschenke, dann kommen unzählige Sommerfeste (niemals den Blumenstrauß für die Lehrerin vergessen!) und zwischendurch auch mal ein Hexenfest zur Feier der Bewältigung des Buchstabens X.

Das "Lehrerhasserbuch" ist ungerecht. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, intervenierte persönlich beim Verlag gegen die Veröffentlichung. Es ist ja auch billig, auf die Lehrer einzudengeln. "Aber anders ändert sich nie was", sagt Gerlinde Unverzagt. Der Berufsstand, beschützt vom Beamtenstatus, lebe in der Gewissheit, dass ihm am Ende kein Stänkerer was kann. Ebendarum, stänkert Unverzagt, wurde die Schule ja auch zum "Schutzraum für menschliche Versager".

Doch kündigt sich allmählich ein Grollen seitens der Eltern an. Eine Umfrage an der Universität Dortmund etwa ergab, dass von 1993 bis 2004 der Anteil der Eltern, die volles Vertrauen zum Lehrer ihrer Kinder haben, von 46 auf 32 Prozent gesunken ist. Und in Berlin gründete sich gerade eine Elternpartei, die fordert, Lehrer sollten endlich nach Leistung bezahlt werden, nicht mehr nach Dienstjahren.

Käme je eine Bewegung zur Reform des Lehrerstandes in Gang, das "Lehrerhasserbuch" wäre die passende Aufputschfibel. Dass es allerdings in einer Reihe erschienen ist, zu der auch ein Bahnhasserbuch und ein Posthasserbuch zählen, nimmt ihm ein wenig von seiner Schlagkraft. Ein Elternhasserbuch wird gewiss bald folgen. "Lehrerhasserin" Unverzagt könnte es problemlos selbst schreiben: Nicht minder nämlich gehen ihr, sagt sie, die "überbehütenden Spätgebärerinnen" auf die Nerven, die morgens persönlich im Klassenzimmer erscheinen, um ihren Infanten das Stühlchen zurechtzurücken.

Aber den Schlag gegen die Eltern wird jemand anderes führen müssen. Autorin Unverzagt hat schon das nächste Buch in Arbeit. Darin geht es ums kranke Schulsystem als Ganzes. "Völlig ohne Polemik", verspricht sie, "und gnadenlos ausgeglichen."


* Lotte Kühn: "Das Lehrerhasserbuch". Knaur Taschenbuch Verlag; 220 Seiten; 6,95 Euro.  

505 Postings, 7105 Tage leesonbei radio1 95,8 berlin

 
  
    #2
30.01.06 13:48
ist die autorin gerade zu gast... und wird von lehrern geschlachtet (hier sind ferien).  

1677 Postings, 7217 Tage onestoneDas ist aber nicht im Sinne von Herrn Rau

 
  
    #3
30.01.06 13:48
Profanes Geschriebsel einer Neunmalklugen, die mit einem Strich
alle Schulen über einen Kamm schert.

Da kriegt man Lust auf Dieter Bohlen-"Literatur".  

9123 Postings, 8820 Tage ReilaKleinstein,

 
  
    #4
30.01.06 13:57
sie schiebt ja ein Sachbuch hinterher. Grundsätzlich finde ich das Buch gut. Wäre alles OK, würde so etwas niemand kaufen. Denke aber, das geht weg wie warme Semmeln.  

1538 Postings, 8697 Tage J3142lehrer/innen

 
  
    #5
30.01.06 14:18
was bei meinem sohn auf dem gymnasium abläuft, würde auch für ein buch reichen.
er ist zur zeit in einer turboklasse, frag mich bis heute, warum sie fürs abi
ein jahr weniger brauchen. die wo das entschieden haben, haben keine kinder.
die lehrer/innen ziehen es auf teufel komm raus durch, ohne verluste.  

1677 Postings, 7217 Tage onestoneAls Vater von 2 Kindern

 
  
    #6
30.01.06 14:18
ist mir die Zeit für solchen Schrott, anders kann man das nicht nennen,
einfach zu schade. In der Zeit unternehme ich lieber etwas mit meinen Kindern.

Außerdem ist für mich aus eigener Kindheitserfahrung und auch heute das Vorbild meiner Frau, Beispiel dafür, um den Lehren gegenüber mit Respekt zu begegnen.

Es gibt auch Luschen unter ihnen, keine Frage, aber die gibt es auch in anderen Zweigen.  

9123 Postings, 8820 Tage ReilaJ3142

 
  
    #7
30.01.06 14:27
habe meine Kinder in bundesdeutschen Schulen lernen sehen. Nur bei einem ist das OK, der geht auf ein renommiertes Gymnasium mit Spezialisierung Mathe. Der andere ist auch auf einem Gymnasium. Was der erlebt, würde ich desorganisierte Freizeit nennen.

Verstehe nicht die Angst einiger vor 12 statt 13 Jahren bis zum Abi. In der DDR hatten alle 12 Jahre bis zur Reifeprüfung. Zur Bundeskanzlerin hats gerade noch gereicht!  

1677 Postings, 7217 Tage onestone12 Jahre reichen aus

 
  
    #8
30.01.06 14:31
außer man nutzt ein Jahr für's Auslandsjahr, wie mein Großer, das er aber auch gut hinten an hätte hängen können.

Besser fand ich 13 Jahre Abi mit Berufsausbildubg, das hatte was.  

9123 Postings, 8820 Tage ReilaJa onestone,

 
  
    #9
30.01.06 17:40
etwas praktische Ausbildung ist nicht schlecht. Die lernen ja heute nicht mal mehr, wie man einen Hammer anfaßt.

Und ein Auslandjahr ist wirklich nicht schlecht. Dann ist die Spaßgeneration mal auf sich gestellt und lernt andere Perspektiven und Maßstäbe kennen und wenigstens eine Fremdsprache richtig.  

7538 Postings, 8661 Tage Luki2Arbeitsbelastung von Lehrern ist größer

 
  
    #10
15.07.06 17:55
Studie: Arbeitsbelastung von Lehrern ist größer als gedacht

Berlin (AFP) - Deutschlands Lehrer haben einer Studie zufolge eine weitaus höhere Arbeitsbelastung als bisher bekannt. Ein Lehrer arbeitet durchschnittlich 51 Zeitstunden pro Woche, wie aus einer Untersuchung des Freiburger Medizinprofessors Joachim Bauer hervorgeht. Bauer sprach von einem "extrem hohen" Arbeitspensum. In der in Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Arbeitsschutz erarbeiteten Studie stellte sich zudem das aggressive Verhalten von Schülern als massives Problem dar.

43 Prozent der Pädagogen gab bei der Befragung an, innerhalb eines Jahres mit zum Teil heftigen verbalen Angriffen konfrontiert worden zu sein. Bei den Hauptschullehrern waren es sogar 53 Prozent. Sieben Prozent aller Lehrer berichteten davon, dass persönliches Eigentum beschädigt wurde, beiden Hauptschullehrern waren es 10,3 Prozent.

Bei mehr als vier Prozent wurde konkret mit Gewalt gedroht (Hauptschule: 7,3 Prozent). Konkrete Gewalttaten erlebten 1,4 Prozent aller befragten Lehrer (Hauptschule: 2,1 Prozent). "Als Mediziner würde ich wahrscheinlich meinen Beruf aufgeben, wenn mich jeder 20. Patient mit Gewalt bedrohen würde", sagte Bauer der Zeitung "Die Welt". Grundlage der Untersuchung sind repräsentative Befragungen, die Bauer an 70 Hauptschulen und 19 Gymnasien in Freiburg und Umgebung vorgenommen hat.

Bauer verlangte als Konsequenz neben der Einrichtung von Ganztagsschulen eine Ganztagspräsenz von Lehrern. "Das würde den Pädagogen arbeitsmedizinisch helfen", sagte er der Zeitung. Die auf den Vormittag begrenzte Zeit für das Lehren und Lernen sei einfach zu knapp. Aus diesem Grund trat der Mediziner auch für eine "mäßige Reduzierung der Ferienzeit" von zwölf auf zehn Wochen ein.


Q:
http://de.news.yahoo.com/14072006/286/...ehrern-groesser-gedacht.html

ach die armen, ein Haxen reissen sie sich schon nicht aus , Frau/Herr Lehrer

gell :-)

Gr.  

36845 Postings, 7738 Tage TaliskerGruß vom Tennisplatz! o. T.

 
  
    #11
16.07.06 08:26

25196 Postings, 8797 Tage modGrüsse an Tali in der Provinz

 
  
    #12
1
24.08.17 22:17

   Antwort einfügen - nach oben