Daimler Chrysler Aktuell / aus Panorama


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28.02.00 11:15
Weltgrößte Autokonzerne gründen
     E-Commerce-Firma

     Stuttgart (dpa) - Der weltweite Handel mit Autos und Autoteilen
     steht vor einer revolutionären Umwälzung, die die mittelständische
     Struktur der deutschen Zulieferindustrie in Frage stellt.

     Die drei weltweit umsatzgrößten Autokonzerne DaimlerChrysler, Ford und
     General Motors (GM) wollen ihren Einkauf über ein gemeinsames Internet-
     Unternehmen abwickeln. Damit werde auf Anhieb der größte elektronische
     Marktplatz der Welt geschaffen, teilten die drei Gründungsunternehmen
     am Freitag nach Börsenschluss in Detroit und Stuttgart mit.

     Das neue Internet-Unternehmen übt vom Start weg einen gewaltigen Sog
     auf die anderen Autohersteller aus. Renault und der von Renault
     beherrschte japanische Autokonzern Nissan schlossen sich dem Projekt
     umgehend an. Eine Teilnahme der mit GM oder Ford verbündeten
     japanischen Autohersteller Isuzu, Suzuki und Mazda gilt als sicher.
     Mitsubishi will den Schritt prüfen. Die Tokioter Wirtschaftszeitung «Nihon
     Keizai Shimbun» berichtete zudem am Sonntag, auch Toyota und Honda
     überlegten ihren Beitritt. BMW schien von der Initiative am Sonntag
     überrascht; VW äußerte sich nicht.

     General Motors, Ford und DaimlerChrysler geben insgesamt jährlich mehr
     als 240 Milliarden Dollar für Materialkäufe aus. Ihr gemeinsames
     Internet-Unternehmen soll als unabhängige Firma einen transparenten
     Weltmarkt schaffen. Die drei Autokonzerne wollen in diesem Markt
     möglichst alle Zulieferfirmen und Branchenkonkurrenten vereinen und
     damit einen Weltstandard schaffen. Preise würden schnell weltweit
     vergleichbar, Lager- und Managementkosten gesenkt. Der virtuelle
     Marktplatz könnte auch auf andere Branchen ausgedehnt werden.

     Der GM-Präsident Richard Wagoner erklärte, ein Alleingang einzelner
     Firmen beim Aufbau elektronischer Marktplätze sei keine «siegreiche
     Strategie». Gemeinsam können die Autofirmen schneller «den weltbesten
     Marktplatz aufbauen».

     An dem neuen E-Commerce-Unternehmen werden DaimlerChrysler, Ford
     und GM jeweils 25 Prozent halten. Die weiteren 25 Prozent werden ihren
     Internettechnologie-Partnern angeboten werden. Für Daimler ist das dem
     Vernehmen nach der Walldorfer Weltmarktführer für
     Unternehmenssoftware SAP. Die DaimlerChrysler AG schafft damit als
     «Spätstarter» den Sprung in die erste Reihe. Bisher hatten nur GM und
     CommerceOne mit der Firma TradeExchange sowie Ford und die Oracle
     Corp mit der Gründung von AutoXchange Unternehmen für den
     Internethandel zwischen Firmen (Fachkürzel: B2B) gegründet.

     DaimlerChrysler, die Opel-Konzernmutter GM und Ford rechnen nach
     eigenen Angaben dank der gemeinsamen E-Commerce-Firma mit
     Kostensenkungen bis etwa 2 000 DM je Auto. Marktexperten erwarten
     daher weiteren Kostendruck und Zwang zur Konzentration auf die
     mittelständische Zulieferindustrie. Nach einer Schätzung von
     DaimlerChrysler gibt es noch 2,5 Millionen Zulieferer mit einem Umsatz
     von 850 Milliarden DM. «Der Preisdruck wird nicht geringer werden»,
     erklärte der größte deutsche Autozulieferer, die Robert Bosch GmbH
     (Stuttgart).

     Der Kartellrechtsexperte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hartmut
     Schauerte, warnte am Samstag vor einem möglichen «Super-GAU» für die
     kleineren Teilelieferanten wegen des Kostendrucks. Er rief das
     Bundeskartellamt und die EU-Wettbewerbshüter auf, die geplante
     «Bündelung der Nachfragemacht gegen Zigtausende mittelständische
     Zulieferer in Europa» verschärft zu prüfen.

     Der Verband der nordamerikanischen Autozulieferer MEMA (Motor &
     Equipment Manufacturers Association), dem mehr als 700 Unternehmen
     angehören, begrüßte jedoch die Ankündigung. Die MEMA hoffe, dass sich
     auch andere Autohersteller anschließen werden, «um Einheitlichkeit und
     den Zugang zum E-Commerce-System der Branche sicher zu stellen».

     Das neue B2B-Unternehmen, dessen Name noch gesucht wird, soll
     bereits im laufenden Quartal gegründet werden. Der Vorstand soll
     paritätisch von GM, Ford und DaimlerChrysler besetzt werden, der
     Vorstandschef von außen kommen.

     Ein Sprecher von DaimlerChrysler sagte, der virtuelle Marktplatz biete für
     die beteiligten Autohersteller, ihre Zulieferer und Händler die Basis für eine
     wesentlich schnellere, effizientere und vor allem kostengünstigere
     Kooperation. Ford-Chef Jacques A. Nasser wertete das Joint Venture als
     Beispiel für den raschen Wandel, den das Internet für die Autobranche
     bringt. Der GM Vizepräsident Harold R. Kutner sagte: «Niemand wird den
     Beteiligten mehr bieten» als dieses «größte Internet-Unternehmen, das je
     geschaffen wurde».  

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