Camelot zeichen ?
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 21.10.00 17:44 | ||||
Eröffnet am: | 20.10.00 08:19 | von: Drogo | Anzahl Beiträge: | 5 |
Neuester Beitrag: | 21.10.00 17:44 | von: Peet | Leser gesamt: | 2.882 |
Forum: | Börse | Leser heute: | 2 | |
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Bookbuilding 8-9,5
Schnigge 9,5-11
Ein flotter Spruch geht Thomas Zacharias leicht über die Lippen. Das hat der
Vorstandsvorsitzende der Camelot AG von seinem Opa beim Doppelkopfspiel
gelernt. Zum Beispiel diesen hier: „Viele Kühe weiden auf der Wiese der
Hoffnung.“ Will heißen: Nicht alle Träume werden wahr.
Auch Zacharias hofft. Auf einen erfolgreichen Start an der Börse. Und einen
möglichst hohen Emissionspreis. 13 Euro würde der Camelot-Chef am liebsten für jede Aktie verlangen, wenn sein Unternehmen am 30. Oktober an den Neuen Markt geht. Doch dort wackeln die Kurse. Mehr als elf Euro müssen die Anleger deshalb
nicht zahlen, wenn sie die Aktie des Münchner Dienstleisters zeichnen.
Camelot verdient Geld am Telefon. Bis zu 300 Voll- und 400 Teilzeitarbeitskräfte halten sich in München, Berlin und Krefeld in den Camelot-Call-Centern für Auftraggeber wie Premiere, Debitel oder AOL bereit. Rund um die Uhr beantworten sie Kundenanfragen, bearbeiten Beschwerden und bringen Produkte wie die Decoderboxen des Münchner Pay-TV-Senders Premiere oder Policen der Vereinten Krankenversicherung an den Mann.
Für die Zukunft hat sich Zacharias hohe Ziele gesteckt. Dieses Jahr will Camelot mit einem Umsatzplus von fast 170 Prozent gegenüber 1999 abschließen. Kein Griff zu den Sternen. Denn von den angestrebten gut 15 Millionen Euro hatte Zacharias Ende September bereits zehn Millionen Euro im Sack – und „das umsatzstarke Weihnachtsgeschäft kommt erst noch“, frohlockt der 31-jährige Vorstand. Er rechnet für das Jahr 2000 mit einem DVFA-Ergebnis von 14 Cent je Aktie.
Ein noch größeres Rad will Zacharias im nächsten Jahr drehen und den Umsatz
auf fast 31 Millionen Euro verdoppeln. Pro Aktie sollen dann 44 Cent hängen
bleiben. Bei einem Emissionskurs von elf Euro ergibt das für 2001 ein KGV von 25.Das scheint solide bewertet.
Der Emissionserlös kommt weitgehend dem Unternehmen zu Gute. Lediglich 50000
Aktien und der Greenshoe stammen aus dem Portefeuille der Altaktionäre.
Zacharias: „Uns geht es nicht darum, Kasse zu machen, sondern um Wachstum.“
Erst einmal an der Börse angekommen, will sich der Vorstand auf Einkaufstour
begeben und andere Call-Center übernehmen. Auch in Vertrieb, Marketing und
Werbung wird Geld fließen. „Bis heute haben wir dafür keinen Pfennig
ausgegeben“, ist Zacharias stolz.
Bin auch noch am überlegen... Wenn heute weiter hoch geht, könnte es schon gut laufen, oder?
Offenbar sind die Kunden zufrieden und liefern Camelot von sich aus neue
Aufträge. Das birgt ein Risiko: „Wir machen immer mehr Umsatz mit immer weniger Kunden“, sagt Zacharias. Nur fünf Auftraggeber reichen für rund 70 bis 80 Prozent des Umsatzes aus. Sollte in dieser Situation auch nur einer Camelot den Rücken zudrehen, würde das Münchner Unternehmen auf dem Wachstumspfad zurückfallen – zumindest vorläufig.
An der Schnittstelle zwischen Unternehmen und Kunden intensiviert der Münchener Dienstleister die Kundenbindung und optimiert den Dialog mit den Konsumenten. Auf der Kundenliste stehen beispielsweise Compaq, Debitel, Direkt Anlage Bank, Advance Bank, Microsoft, Otelo, Siemens, Premiere World und E-plus.
Camelot bedient sich neben Telefon und Fax auch anderer Call-Center-Technologien, wie Internet, E-Mail, WAP, SMS oder des synchronisierte Web-Browsing, das die Verknüpfung von sprach- und datenbasierter Information im Internet ermöglicht. Hierbei sind Online-User in der Lage, per Mausklick telefonisch Hilfe anzufordern.
Geschäftszahlen
Camelot erwirtschaftete im abgelaufenen Geschäftsjahr 1999 einen Umsatz von 5,7 Millionen Euro, was gegenüber dem Vorjahr einer Steigerung von 130 Prozent entspricht. Im laufenden Jahr 2000 strebt der Börsenneuling nahezu eine Umsatzverdreifachung auf 15,3 Millionen Euro an. Dabei soll ein Gewinn vor Steuern und Zinsen von 1,8 Millionen Euro erwirtschaftet werden, wobei die einmaligen Aufwendungen für den Börsengang in dieser Rechnung nicht berücksichtigt wurden. Für 2001 erwarten die Süddeutschen bei einer Umsatzverdopplung auf 31 Millionen Euro einen Nettogewinn von 4,7 Millionen Euro. 2003 soll bereits einen Umsatz von 60 Millionen Euro erzielt werden.
Ausblick
Das frische Geld aus dem Börsengang soll vorwiegend zum Vertriebsaufbau in Deutschland und für strategische Akquisitionen verwendet werden. Darüber hinaus will sich das Unternehmen schrittweise zum "Kundenbeziehungsmanager" (Customer Relationship Management) entwickeln. Die hierzu erforderlichen Investitionen sollen ebenfalls mit dem Emissionserlös finanziert werden.
Das Kerngeschäftsfeld soll mit einem 80-prozentigen Anteil am Gesamtumsatz weiterhin die Telefondienstleistung bleiben. Eine Internationalisierung strebt Camelot nicht an: "Eine internationale Tätigkeit mache in diesem Geschäftsfeld derzeit keinen Sinn, so der Vorstandschef des Unternehmens, Thomas Zacharias, im Gespräch mit Instock".
Bewertung
Camelot arbeitet seit seiner Gründung im Jahr 1996 profitabel. Zudem agiert die Gesellschaft in einem Markt, dem Branchenkenner jährliche Wachstumsraten von 30 Prozent zutrauen. Da sich Unternehmen verstärkt auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren müssen, ist ein zunehmender Trend hin zur Auslagerung des Kundenbeziehungsmanagements zu beobachten.
Reichlich ambitioniert erscheinen uns jedoch die Umsatz- und Gewinnplanungen des Börsen-Newcomers, zumal sich Camelot den Markt mit zahlreichen anderen Telefon-Dienstleistern teilt. Direkter Konkurrent ist die börsennotierte D+S Online. Auch auf dem Markt für Kundenbeziehungsmanagement trifft das Unternehmen auf harte Konkurrenz von Seiten großer US-Firmen wie Siebel Systems. Zudem zählen am Neuen Markt notierte Anbieter wie Orbis, Update.com, Fabasoft und FJA als Entwickler von CRM-Software zum weiteren Kreis der Mitbewerber. Demgegenüber hat sich Camelot als Berater, Dienstleister und Schulungsanbieter positioniert.
Ein Schwachpunkt der Münchener ist die Abhängigkeit von wenigen Großkunden. So entfiel im ersten Halbjahr ein Umsatzanteil von 70 Prozent auf lediglich 10 Kunden. Eine Besonderheit bei Unternehmen dieser Branche ist die hohe Mitarbeiterfluktuation. Im Durchschnitt bleiben die Call Agents zwei Jahre im Unternehmen. Daraus ergeben sich hohe Aufwendungen zur Mitarbeiterrekrutierung und -ausbildung.
Auf Basis der festgelegten Preisspanne errechnet sich ein 2001er Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) von 19 bis 23. Damit ist die Aktie in Anbetracht der geplanten Wachstumsraten fair bewertet.
Fazit: Camelot ist als spekulative Depotbeimischung geeignet. Da das Unternehmen in einem stark fragmentierten Markt mit hartem Wettbewerb arbeitet, sollten Anleger jedoch die Ergebnisentwicklung der Gesellschaft genauestens beobachten.
Andere Stimmen
"Börse Online": Zu hoher Ausgabepreis - nicht zeichnen.
"Focus Money": Zeichnen.
"Prior Börse": Nicht zu teuer - zeichnen.
"Telebörse": Zeichnen.
Ein kleiner Beitrag zu Camelot. (Quelle: instock.de)
bye Peet