Bleiben an Bord


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Neuester Beitrag: 13.12.02 10:28
Eröffnet am:13.12.02 10:26von: TraderAnzahl Beiträge:2
Neuester Beitrag:13.12.02 10:28von: Willi1Leser gesamt:720
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1943 Postings, 8857 Tage TraderBleiben an Bord

 
  
    #1
13.12.02 10:26

 K.F. Am Anfang stand das Wort des Kanzlers, mit ihm werde es einen Krieg nicht geben. Ein Wort wie ein Monument, das allerdings einige Schönheitsfehler hatte. Denn es war nur um den Preis der Selbstisolierung und der Beschädigung des Verhältnisses zu dem als Kriegstreiber gebrandmarkten amerikanischen Präsidenten zu haben. Und trotz ihrer apodiktischen Wucht konnte derlei Rhetorik nicht den Verdacht verdrängen, daß auch ein von Rot-Grün regiertes Deutschland eine Eskalation des Konflikts am Golf, unter Beteiligung Amerikas und anderer Verbündeter, nicht von der Tribüne aus würde verfolgen können. Das, so ist anzunehmen, war dem Kanzler schon vor Monaten bekannt. Ahnungslosigkeit sollte man ihm nicht unterstellen.

Seither ist die Koalition auf eine Entdeckungsreise gegangen, die sie mit der politischen Wirklichkeit, mit UN-Resolutionen und bündnispolitischen Verpflichtungen vertraut macht. Was vor kurzem noch kategorisch ausgeschlossen wurde, wird nun Stück für Stück zugestanden - mit Verkrümmungen und auf eine Weise, die neue Verstrickungen nach sich zieht. Schröder hat sich nun jene bei den Grünen und in der eigenen Partei vorgenommen, die nur zu gern seinem "Mit mir gibt es keinen Krieg" Glauben schenkten oder die naiv oder so unbedarft waren, es zu glauben, und in der Widerstandspose erstarrt sind. Deutsche Soldaten werden an Bord von Nato- Aufklärungsflugzeugen natürlich bleiben, selbst während eines Irak-Krieges; denn es gehe nur um den Schutz des Bündnisgebiets, genauer: der Türkei. Mit "operativer" Kriegführung habe das nichts zu tun.

Wirklich nicht? Der Kanzler hat eine merkwürdige Vorstellung davon, was zu den Aufgaben eines luftgestützten Systems namens Awacs gehört. Im Krieg läßt sich zwischen Aufklärung, Führung und Feuerleitung nicht unterscheiden. Was werden deutsche Soldaten tun, wenn sie im Ernstfall über der Türkei Teil einer "operativen" Aktion werden und Angriffe gegen irakische Ziele koordinieren sollen? Mit dem Fallschirm abspringen? Das ist der Fluch einer griffigen Wahlkampfformel, die unter den Belastungen des Regierungs- und Koalitionslebens nach der Wahl zerfällt. Was man Partnerschaftsfähigkeit nennt, wird darüber immer weniger mit Deutschland in Verbindung gebracht werden. Denn was es anbietet, ist ein Programm des Gegenteils: der Unglaubwürdigkeit und Unberechenbarkeit.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.12.2002, Nr. 290 / Seite 1

Gruß
Trader  

9950 Postings, 8185 Tage Willi1Wie, der Kanzler is auch im Board?

 
  
    #2
13.12.02 10:28

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