Blaue Briefe für Bundesliga-Klubs


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Neuester Beitrag: 23.04.03 08:37
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3357 Postings, 8588 Tage das Zentrum der M.Blaue Briefe für Bundesliga-Klubs

 
  
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23.04.03 08:37
22. April 2003 Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat dem 1. FC Kaiserslautern im Falle des Bundesligaabstiegs die Lizenz für die zweite Liga vorerst verweigert. Zwei Drittel der Mitgliedern des Ligaverbandes, also 24 der 36 Profiklubs, wurden für die kommende Saison bereits mit festen Auflagen belegt. Dies erklärte Christian Müller, der DFL-Geschäftsführer Finanzen. Die Frist zum Nachbessern läuft am 11. Juni ab.



Erwartungsgemäß am härtesten getroffen hat es den FCK, der für Verfehlungen in der Vergangenheit bereits vor einigen Wochen mit einer Geldstrafe in Höhe von 125.000 Euro sowie einem Abzug von drei Punkten für die kommenden Saison bestraft worden war. „Der 1.  FC Kaiserslautern würde nach derzeitigem Stand bei einem Abstieg keine Lizenz erhalten“, sagte Müller. Die Pfälzer, die zurzeit als Tabellenelfter mit 35 Punkten fünf Zähler vor den Abstiegsrängen liegen, hatten erst vor wenigen Wochen mit Hilfe des Sanierungskonzepts der Stadt Kaiserslautern, des Landes Rheinland-Pfalz und den Gläubiger-Banken den drohenden Konkurs abgewendet.

Jäggi: „Auflagen erfüllbar“ - HSV mit Auflagen


Lauterns Coach: Eric Gerets: Sportlicher Abstieg wäre das wirtschaftliche Aus

Das Sanierungskonzept ist allerdings nur für die erste Liga ausgelegt. Sollte der FCK absteigen, müssen aus eigener Kraft 13,5 Millionen Euro im Lizenzspielerbereich eingespart werden, ansonsten droht der Absturz in die Oberliga. Nach der Benachrichtigung durch die DFL am Dienstag erklärte FCK-Vorstands-Chef Rene C. Jäggi: „Die Bedingungen und Auflagen sehen wir als erfüllbar an. Die Lizenz für die zweite Bundesliga ist dagegen jedoch nur durch einschneidende Maßnahmen in allen Bereichen des Vereins zu erhalten.“

Ein weiterer Wackelkandidat kam mit einem blauen Auge davon. Dem Hamburger SV erteilte die DEL die Lizenz für die kommenden Spielzeit mit „typischen Auflagen“. Unter anderem wird vom HSV eine „monatliche Berichterstattung“ erwartet. In der laufenden Saison machten die Hanseaten ein Minus von 12,5 Millionen Euro. „Ich bin froh, dass wir trotz unserer angespannten Finanz-Situation die Lizenz ohne Bedingungen erhalten haben“, meinte Vorstandschef Bernd Hoffmann.

600 Millionen Euro Schulden hatte die Liga am 30. Juni 2002, und dazu sind mindestens 75 weitere gekommen, weil Schalke in dieser Höhe eine Millionen-Anleihe von amerikanisch-britischen Investoren angenommen hat und dafür einen Großteil der Zuschauereinnahmen in den nächsten 23 Jahren verpfändet hat.

„Lehren aus der Vergangenheit gezogen“

Müller verweist trotz des hohen Schuldenstandes (siehe Grafik) darauf, dass die Klubs in der Vergangenheit auch in bleibende Werte für die Zukunft  wie Stadionneubauten oder Jugendinternate investiert haben. Prinzipiell wären Vermögen und Eigenkapital im Verhältnis stärker gestiegen seien als die Verschuldung der Liga. Zudem hat die DFL offenbar aus den eigenen Fehlern gelernt und die Lizenzierungsbestimmungen, die ohnenhin als die strengsten in Europa gelten, noch einmal modifiziert.

„Bei den Auflagen hat die DFL richtig angezogen. Die DFL hat klare Lehren aus der Vergangenheit gezogen“, sagte Rechtsanwalt Christoph Schickhardt dem sid. Schickhardt hatte im vergangenen Jahr der notorisch klammen Frankfurter Eintracht erst in letzter Instanz vor dem DFB-Sportgericht die Lizenz gesichert. Zuvor hatte er bereits Hertha BSC Berlin und den VfL Wolfsburg vor dem „Liga-Rauswurf“ gerettet. Bei ihren Kalkluationen sind die Klubs weisungsgemäß davon ausgegangen, dass die Fernsehgelder wie in der jetzt laufenden Saison 290 Millionen Euro betragen.

Eingeschränkte Bürgschaft für die Bundesliga

Die DFL hat einen entsprechenden Vertrag mit der Firma Infront, doch ob diese den Vertrag auch einhalten wird, bleibt ungewiss. Da Sat.1 sich weigert, wie bislang 80 Millionen Euro für die Free-TV-Rechte zu zahlen, und auch die ARD in eine Bundesliga-Erstberichterstattung nicht für diesen Preis wieder einsteigen wird, drohen Infront Verluste - und die möchte das Sportrechte-Konsortium mit Beteiligung von Günter Netzer an die Liga weitergeben.

Zwar hat sich die DFL-Geschäftsführung nach dem Kirch-Desaster für die Summe eine Bürgschaft geben zu lassen, aber deren Wirksamkeit könnte eingeschränkt sein, da es sich bei Infront um eine Aktiengesellschaft nach Schweizer Recht handelt. Müller räumt jedenfalls ein: „Das ist ein Prozess, an dem wir gerade sehr intensiv arbeiten. Panikmeldungen helfen nicht weiter. Ich gehe davon aus, dass die Gegenseite vertragstreu bleibt.“

Nur fünf Regionalliga-Bewerber wirtschaftlich leistungsfähig  

Ist die Situation in erster und zweiter Liga angespannt, so stellt sich die Lage im drittklassigen bezalten Fussball durchaus dramatisch da. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat in seiner ersten Entscheidung über die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der 53 Bewerber für die Regionalliga 2003/04 nur fünf Vereinen der zweigeteilten Regionalliga die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit ohne Bedingungen und Auflagen attestieren können.

Dies sind die Spielvereinigung Elversberg, die Spielvereinigung Unterhaching und die TSG Hoffenheim aus der Regionalliga Süd, sowie der FC Erzgebirge Aue und die SG Wattenscheid 09 aus der Regionalliga Nord. 16 weiteren Vereinen wurde die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit für die neue Spielzeit nur mit Auflagen erteilt, die während der Saison eingehalten werden müssen. 32 Vereine müssen bis zum 11. Juni 2003 - die Teams der zweigeteilten Oberligen Nord und Nordost, die noch in der Relegation um den Aufstieg spielen, haben Zeit bis zum 20. Mai 2003 - zunächst noch unterschiedliche Bedingungen erfüllen, damit ihnen vom DFB die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit bestätigt wird.

Problem Stadien

Nicht geprüft wurden die Amateurmannschaften von Lizenzvereinen, die zur Zeit in der Regionalliga spielen oder Aufstiegschancen haben, in diese aufzusteigen. Deren wirtschaftliche Leistungsfähigkeit wird im Rahmen des Lizenzierungsverfahren DFL geprüft.

Der DFB betont ausdrücklich, dass es sich bei den Entscheidungen ausschließlich um eine Beurteilung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit handelt. Insbesondere die Stadien der Bewerber aus den Oberligen müssen in den kommenden Wochen noch auf ihre Regionalliga-Tauglichkeit überprüft werden, ehe den Vereinen die Zulassung für die Regionalliga 2003/04 erteilt wird.

@gf, sid
Bildmaterial: dpa/dpaweb



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