Bill Gates will Nintendo
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 01.08.07 11:45 | ||||
Eröffnet am: | 05.08.04 18:56 | von: lancerevo7 | Anzahl Beiträge: | 4 |
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von Thomas Schmidtutz
Sonys US-Chef Kaz Hirai strotzte vor Selbstbewußtsein: "Die PSP", verkündete der smarte Manager unlängst mit Blick auf den bevorstehenden US-Start der Playstation Portable (PSP), "wird das mobile Spielen aus dem Ghetto holen. Und die einzigen, die das können, sind wir." Nach dem Start auf dem Heimatmarkt wollen die Japaner ihre Abspielstation für Spiele, Musik oder Filme ab Ende März auch in den USA verkaufen.
Die Einführung der PSP gilt in der Branche als Frontalangriff auf Nintendo. Bislang kontrolliert der Gameboy-Erfinder den Markt für die mobilen Spaßspender allein. Doch mit der PSP droht Nintendo nun das Ende der kuscheligen Monopolzeiten. Kein Wunder, daß der Schöpfer von Super Mario ein eigenes Angebot in Stellung bringt. Pünktlich zur wichtigen Weihnachtssaison stand die neue Konsole Nintendo Dual Screen (DS) in Japan und den USA in den Läden. Die Nachfrage nach der aufklappbaren Daddelkiste mit den zwei Displays war so groß, daß Nintendo mit der Lieferung kaum noch hinterherkam. Auch Sony ist von dem Erfolg seiner PSP überrollt worden. Kurz nach dem Start der durchgestylten Station war das Gerät in Tokio ausverkauft. Dabei half auch der günstige Preis von umgerechnet jeweils unter 200 Euro. Für die Hersteller bleibt da zwar kaum was hängen, wenn überhaupt. Aber das Geld verdienen sie traditionell ohnehin mit den Lizenzabgaben der Spieleentwickler wie Electronic Arts (EA) sowie ihrer eigenen Software.
Und da sind die Aussichten prima. Zwischen 2003 und 2005 soll sich der Umsatz mit Software für die Handhelds genannten Spielecomputer auf vier Milliarden Dollar verdoppeln, schätzen die Analysten von Wedbush Morgan. Auch die Zahl der Nutzer wächst rasant. Laut einer Studie des Marktforschers In-Stat/MDR dürften 2009 allein in den USA insgesamt 79 Millionen Menschen auf Handhelds oder Handys daddeln. Das wären zehnmal mehr als 2003.
Den Rückenwind kann die Branche gut gebrauchen. Denn kurzfristig droht der Industrie angesichts des bevorstehenden Generationswechsels bei den stationären Konsolen PS2 (Sony), Xbox (Microsoft) und Game Cube (Nintendo) eine Umsatzdelle: "Viele potentielle Käufer warten im Vorfeld einer neuen Generation eben lieber ab und kaufen sich dann die neue Konsole", sagt etwa UBS-Analyst Michael Wallace.
Das könnte nun passieren. Denn bereits im Weihnachtsgeschäft 2005 dürfte Nintendo mit dem Game-Cube-Nachfolger kommen. Auch für die Xbox verdichten sich die Anzeichen eines Verkaufsstarts des Nachfolge-modells zu diesem Zeitpunkt: "Die Entwicklerwerkzeuge sind schon da", teilt ein Spielehersteller mit. Üblicherweise verschicken die Hardware-Companys die Kits ein Jahr vor der Markteinführung. So lange brauchen die Programmierer, um sich auf die neue Plattform einzustellen und Spiele zu designen.
Doch mit den neuen Handhelds von Nintendo und Sony könnte die befürchtete Umsatzdelle in der gesamten Branche kleiner ausfallen als bei vorgangegangenen Konsolen-wechseln: "Das wird uns sicher helfen", sagt Martin Lorber, Pressesprecher beim Branchenprimus EA. Andere Anbieter stehen den neuen Konsolen ebenfalls aufgeschlossen gegenüber. Das zeige auch ein Blick auf die "zum Start ungewöhnlich hohe Zahl verfügbarer Games", so Markus Wilding, Sprecher beim Spiele-Anbieter Take2 in München.
Zwar bedeutet eine neue Konsole für die Software-Publisher zunächst zusätzliche Entwicklungskosten, weil Spiele für die neuen Plattformen angepaßt werden müßten, so Wilding. Andererseits werde der Markt von "dem in den nächsten Monaten hohen Medien- und Kundeninteresse insgesamt profitieren", glaubt Stephan Brechtmann, Direktor bei Microsoft Deutschland. Nintendos Deutschland-Chef Bernd Fakesch sieht das ähnlich: "Der Wettbewerb tut dem Markt gut." Denn Sony dürfte den PSP-Start mit einem Marketing-Feuerwerk begleiten. Ähnlich wie Nintendo: Zur DS-Premiere in den USA hatte der Platzhirsch bei den kleinen Spaßmachern 40 Millionen Dollar ins Marketing gesteckt.
Die Auseinandersetzung verfolgen Beobachter gespannt: "Natürlich peilen Sony und Nintendo altersmäßig unterschiedliche Zielgruppen an", sagt ein Kenner der Szene. Aber zumindest im Ringen um die Aufmerksamkeit, etwa in Fachmagazinen, und bei der Preisgestaltung stünden beide im Wettbewerb. "Schenken werden die sich da nichts." Die Preise werden zwischen 150 und 200 Euro erwartet, wobei Nintendo wohl auch in Europa günstiger werden dürfte. Doch bestätigen will das niemand.
Auch beim erwarteten Marktstart geben sich beide noch bedeckt: Während Nintendos DS noch vor Ostern in die Regale kommen soll, rechnen Branchenkenner für die PSP eher mit April bis Mai. Damit hätte Nintendo ein paar Wochen Vorsprung. Um das mobile Spielen auch hierzulande aus dem Ghetto zu kriegen, wird das kaum reichen. Aber dann kommt ja Sony. Und zu zweit geht vieles leichter, auch wenn Sony-Mann Kaz Hirai die Unterstützung wohl eher für überflüssig hält.
Quelle: FINANZEN.NET