Ausnahmezustand in Argentinien


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Eröffnet am:20.12.01 14:38von: NEMAX 50:.Anzahl Beiträge:1
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9 Postings, 8266 Tage NEMAX 50: 9665Ausnahmezustand in Argentinien

 
  
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20.12.01 14:38
Nach einer Welle von Krawallen und Plünderungen ist das gesamte argentinische Kabinett zurückgetreten. Dies meldete die Agentur Telam. Zuvor hatte die Regierung den Ausnahmezustand ausgerufen. Begründet wurde dies mit dem Sturm auf Dutzende Supermärkte. Dabei sind nach Angaben der Polizei mindestens zehn Menschen getötet worden, darunter ein 15-jähriger Junge. Der Ausnahmezustand verleiht der Regierung Sonderrechte, um gegen die Gewalt vorzugehen. Er soll zunächst für 30 Tage gelten.

Präsident Fernando del la Rua nahm zunächst das Rücktrittsgesuch von Wirtschaftsminister Domingo Cavallo an. Gegen die von Cavallo eingeleiteten Sparmaßnahmen richtet sich seit Wochen der Protest weiter Teile der Bevölkerung. Die Mitte-Links Regierung kämpft mit einem Schuldenberg von 132 Mrd. Dollar, einer vierjährigen Rezession und einer Arbeitslosenquote von 18,3 Prozent. Der Internationale Währungsfonds (IWF) macht weitere Hilfe von einem strikten Sparkurs abhängig. Banken wollen Argentinien keine Kredite mehr gewähren.

Tränengas und Gummigeschosse gegen Plünderer und Demonstranten

In der Hauptstadt Buenos Aires herrschte am Donnerstagmorgen eine gespannte Ruhe. Am Vorabend war die Polizei nach der Verhängung des Ausnahmezustands brutal gegen friedliche Demonstranten vorgegangen. Wie Augenzeugen berichteten, griffen die Polizisten mit Tränengas, Schlagstöcken und Gummigeschossen Demonstranten an, die auf der Plaza de Mayo gegen den Ausnahmezustand protestierten. Als Reaktion auf den Polizeieinsatz hätten Jugendliche Steine geworfen, hieß es.

Einige Supermärkte verteilten Lebensmittelpakete, um Plünderungen und Raubzüge zu verhindern. In Argentiniens zweitgrößter Stadt Cordoba lieferte sich die Polizei Straßenschlachten mit städtischen Beschäftigten, die gegen Lohnrückstände demonstrierten. In Entre Rios sahen Sicherheitskräfte hilflos zu, wie Hunderte von Plünderern im Schutz brennender Autoreifen mit ihrem Diebesgut flüchteten. "In unserer Nachbarschaft verhungern Menschen", sagte ein wütender Plünderer. "Wir nehmen uns nur Lebensmittel, das ist nicht zu viel verlangt."

Unter den Opfern der Auseinandersetzungen sind auch mehrere Plünderer, die von Ladenbesitzern oder Wachleuten erschossen wurden. Mehr als 110 Menschen wurden verletzt, darunter 75 Polizisten. Über 300 Randalierer wurden festgenommen.
 

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