Wüstenstrom: Sahara soll Europa unter Strom setzen
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 11.03.03 13:05 | ||||
Eröffnet am: | 10.03.03 10:42 | von: Sahne | Anzahl Beiträge: | 20 |
Neuester Beitrag: | 11.03.03 13:05 | von: Rheumax | Leser gesamt: | 1.680 |
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Sahara soll Europa unter Strom setzen
Von Hans-Arthur Marsiske
Windkraftwerke an der Küste Westafrikas könnten Europas Energieprobleme lösen, glauben Experten. Der Saft aus der Wüste wäre Berechnungen zufolge sogar günstiger als deutscher Öko-Strom.
Woher kommt der umweltfreundliche Strom, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint? Skeptiker und Gegner erneuerbarer Energien werden nicht müde, diese Frage zu wiederholen. Khalid Benhamou hat darauf eine klare Antwort: aus der Sahara.
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And der Westseite der Sahara ließen sich, so Benhamou, etwa 2000 Kilometer Küste mit Windkraftanlagen bebauen. Bei einer Leistungsdichte von 2,4 Megawatt pro Quadratkilometer, rechnet er vor, könnten mehr als 1000 Terawattstunden pro Jahr erzeugt werden - genug, um etwa die Hälfte des europäischen Strombedarfs zu decken. Eine 4500 Kilometer lange Hochspannungsgleichstromleitung könnte die Sahara-Energie ohne allzu große Verluste bis nach Deutschland transportieren. So ließe sich der Windstrom aus Mauretanien und Südmarokko in Mitteleuropa zu konkurrenzfähigen Preisen anbieten, glaubt Benhamou.
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Joachim Nitsch vom Institut für technische Thermodynamik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt ist dagegen etwas vorsichtiger: "Ob der hierher transportierte Strom wirklich günstiger ist als der Windstrom von Offshore-Anlagen in der Nordsee, lässt sich so genau nicht sagen." Es sei aber "vorstellbar, dass die Sahara eines Tages der Energielieferant der Welt wird, so wie heute Saudi-Arabien".
IN SPIEGEL ONLINE | |||||
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"Dieser Strom könnte deutlich günstiger sein als der in Spanien produzierte Windstrom", bestätigt Czisch. "Die Leitungen könnten Stück für Stück bis nach Deutschland verlängert und ausgebaut werden, mit Anzapfstationen, die auf dem Weg Leistung abzweigen, und sich zu einem Ringsystem oder auch zu einem Netz entwickeln." Nach und nach könnten auch in Nordafrika weitere Anlagen angeschlossen werden, solarthermische Kraftwerke zum Beispiel, die die Sonnenstrahlung konzentrieren und mit dieser Hitze Turbinen antreiben.
IM INTERNET | ||||||
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Benhamou verweist auf Erdgaspipelines als Beispiele für erfolgreiche Kooperationen unterschiedlicher Partner - zum Beispiel die deutsch-russische Erdgasleitung. Und nicht zuletzt sieht der Marokkaner in dem Versuch, Energie in der Wüste zu gewinnen, "die Möglichkeit einer neuen Form von Entwicklungspolitik". Von der Zusammenarbeit könnten, so hofft Benhamou, Europäer wie Nordafrikaner profitieren: Das Projekt "Saharawind" sei eine "Win-Win-Situation für alle".
spiegel.de
Wir schalten unsere Atomkraftwerke ab und versauen dafür die afrikanische Küste.
Tolle Lösung für unsere Energieversorgung.
Rheumax
Müsste man halt ein paar Kilometer landeinwärts bauen,
damit Deine Küste sauber bleibt.
Gruß
Vielleicht müsstest Du mal eine Wüste bereist haben um zu verstehen, was ich meine.
Gruß
Rheumax
Ich kann mich für die oben beschriebene Lösung auch nicht recht erwärmen, und zwar aus 3 Gründen:
a) Die Transportverluste über 4500 km sind nicht unerheblich. Da müsste man m.E. über die üblichen 380 KV hinausgehen
b) Die Sonne scheint nunmal nur tagsüber. Für die Deckung der Bedarfsspitzen muß elektrische Energie in großer Menge aufwendig gespeichert werden
c) Ich habe ein Problem mit der Vorstellung, dass irgendwo in Afrika irgendjemand einen Schalter umlegt und uns damit die Hälfte unseres Energiebedarfs fehlt...
Davon abgesehen bleibt natürlich die Frage bestehen, wie der Bedarf an elektrischer Energie in Deutschland und Europa sinnvoll befriedigt werden sollte. Das geht nämlich leider nicht -wie viele Leute glauben- mit ein paar GroWiAn-en in Ostfriesland oder mit Gezeitenkraftwerken oder so...
Viele Grüße
MadChart
Aber wenn es die Möglichkeit gibt Strom aus Wind in diesen Menge zu erzeugen,
bin ich im Prinzip erstmal nicht dagegen.
Über das wie und wo und die Umweltauswirkungen muss man natürlich reden und sie ggfs. minimieren.
Aber ich finde ein guter Ansatz.
Wenn auch nur 1/10 des o.g. Stroms erzeugt werden kann ist das doch ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.
Gruß
und wenn man die energie aus verschiedenen quellen zusammenzieht, dann braucht man auch keine angst haben von bspw. afrika abhängig zu sein.
was wir übrigens auch noch brauchen sind mehr energie-spar geräte. das fängt mit den PC´s an. mit moderner technik würde 1/5 auch reichen.
und es geht weiter mit jeder billigen kaffee-maschine, lampen, etc. etc.
dort muss mal was gemacht werden. strom ist noch viel zu billig. keiner macht sich da gedanken über den verbrauch. ich jedenfalls mach das licht aus wenn ich einen raum verlasse. und ich schalte geräte ab, die ich überhaupt nicht benutze. rechnet man die ganzen stillen verbraucher, ineffiziente wandler (netzteile), usw. das macht gigantisch was aus. und eine kleine solaranlage aufs dach - damit könnte man locker die ganzen stillen verbraucher wie uhren, radiowecker, etc. versorgen wenn man gar nicht zuhause ist.
wird zeit - sprit ist schon teuer und das ist ok (wenn die anderen steuern mal sinken würden). jetzt brauchen wir noch mehr steuern auf strom, und dafür eine entlastung bei der einkommensteuer.
volvic
Wenn wir ein Energieproblem haben, sollten wir nicht versuchen, es auf Kosten anderer zu lösen.
@Sahne:
Lass mich raten:
Beim Djerbaurlaub einen Wüstentrip gebucht und zur "Oase" Douz gekarrt worden?
Zurückgekehrt mit dem Gefühl, "jetzt kenne ich die Sahara"?
Wüsten sind weniger "Urlaubsort", als ein sehr lohnendes Reiseziel für Leute, welche Weite, Ruhe und Einsamkeit in äußerst vielfältigen und großartigen Landschaften
suchen und finden.
Das ist doch schließlich das Prinzip auf dem alles funktioniert. Angebot und Nachfrage! Wenn Europa denn Energiebedarf hat und die Nordafrikanischen Staaten diese Nachfrage befriedigen wollen UND damit dann Geld verdienen, dann ist das ist Ordnung. Die meisten Probleme, die Du hast, löst Du auch auf Kosten anderer! Dafür löst Du eben Probleme anderer.
Oder hast Du Angst, jemand könnte den moralischen Zeigefinger heben und etwas von Europäischen Kolonialismus murmeln und deren Ausbeitung der Dritten Welt?
Grüße
giffyd
Großzügigerweise geben wir den Afrikanern ein Almosen und damit sind wir natürlich auch moralisch fein raus.
Gruß
Rheumax
Es wäre ja was anderes, wenn wir die Nordafrikanischen Staaten dazu zwingen würden und nur ein Almosen zahlen würden. Aber dem ist ja nicht so. Auch wenn Du das wohl anders siehst, das habe ich schon verstanden.
Ich sehe das immer noch so, das die Nordafrikanischen Staaten das selber entscheiden, ob sie es machen und damit Geld verdienen wollen. Unsere Entscheidung ist das sicher nicht.
Und das sie eben selber abwägen werden, ob sie lieber eine unberührte Wüste haben wollen oder sich ein paar Windmühlen reinstellen und damit Geld verdienen.
Von daher halte ich das moralische Wedeln mit dem erhobenen Zeigefinger mit Hinweis auf Naturschutz und verdeckten Kolonialismus für fehl am Platz.
Ach ja, Dich zwingt ja auch niemand dazu den Strom abzunehmen. Und wenn genügend Leute so denken wie Du, dann wird es auch keine Nachfrage nach norafrikanischenWindmühlenStrom geben und das Problem würde sich von selbst lösen.
Grüße
giffyd
Natürlich würde davon die einheimische Industrie von Südmarokko, Westsahara und Mauretanien profitieren, so es denn dort so etwas auch nur ansatzweise gäbe..
Nein, Umweltschutz ist in Entwicklungsländer kein heißes Thema, sonst würden sich
die Abwässer aus der Phosphatverarbeitung (weit und breit die einzige Industrie außer der Fischverarbeitung) nicht schäumend in den Atlantik ergießen und der Qualm der Schornsteine einer einzigen Anlage nicht über viele Kilometer die Sonne verdunkeln.
So einzigartige Landschaften wie die Lagune von Dakhla in der Westsahara würden durch "ein paar Windmühlen" sicher noch an Reiz gewinnen.
Dies Paradis wäre nach spanischem Vorbild sicher auch schon zugebaut, wenn der
Mangel an Investoren auf Grund der politischen Situation (im Artikel angesprochen)
es nicht verhindert hätte.
Die Pelikane und andernorts seltenes Getier an der mauretanischen Küste wie dem Parc d'Arguin werden sich doch an ein paar Windmühlen gewöhnen lassen.
Die 200 km von Norden zur Hauptstadt Nouakchott reicht der Atlantik bei Flut bis
an die Dünen.
Der Strand ist auch die Piste - gefahren kann aber nur bei Ebbe werden.
200 km Traumstrand zwischen Sanddünen und Meer. An der Strecke nur einige kleine Fischerdörfer mit buntbemalten, schlanken Booten, am Strand aufgereiht.
Dazwischen wäre doch reichlich Platz für "ein paar Windmühlen", die wir vor unserer
Haustür nicht haben wollen. Aber wir sind ja selbstverständlich bereit, dafür zu bezahlen.
Das machen die Japaner auch, die mit ihren Fangflotten das Meer draußen vor der Küste eines der ärmsten Länder dieser Erde leer fischen.
Sogar einen Markt haben sie der Hauptstadt am Hafen spendiert, wie eine Inschrift dort verrät. Auch wenn ihn dort keiner braucht, außer vielleicht als Schattenspender für ein Ruhestündchen.
Derweil die traurigen Überreste schrottreifer japanischer Fangschiffe in der Bucht von Nuadhibbou dutzendweise vor sich hinrosten.
Die Japaner haben sicher auch kein schlechtes Gewissen. Man bezahlt ja schließlich vielleicht auch da irgendetwas dafür.
Irgendwie hab ich das Gefühl, nicht nur von Windmühlen, sondern GEGEN Windmühlen zu reden..
Sei es drum, Sahne und Giffyd.
Ich störe mich daran, das Du nicht mal im Ansatz sagst, wie Du das Problem lösen willst. Du wedelst unterschwelig nur mit dem moralischen Zeigefinder.
Das dort Umweltschutz keine Rolle spielt, liegt schlicht daran, das die dort unten andere Sorgen haben. Umweltschutz muß man sich auch leisten können und wollen. Und wenn die Industrie am Boden liegt, dann interessiert einem der Umweltschutz eben nicht.
Das kannst Du aber nicht dem Markt ankreiden, wenn die reichen Industrieländer das ausnutzen und dann dort Geschäfte machen. Und vor allem -und nur dann geht es- wenn diese armen Länder auf die Geschäfte eingehen, weil sie sonst nicht an Geld rankommen.
Was willst Du machen? Die Frage meine ich durchaus ernst! Willst Du als reicher Europäer in die armen Länder gehen und sagen: Ihr dürft keine Geschäfte machen auf Kosten eurer (unserer) Umwelt! Was werden die dann sagen: UND WAS HABT IHR DIE GANZE ZEIT GETAN!? Das wäre meines Erachtens wieder eine Form des Kolonialismus. Nachdem wir unseren Reichtum auf Kosten unserer Umwelt erlangt haben, wollen wir es anderen Ländern verbieten, es uns nachzumachen, weil WIR uns den "Luxus" von Umweltschutz leisten wollen.
Ich würde es auch gerne sehen, wenn Indien keine Kinderarbeit nötig hätte oder Brasilien den Regenwald in Ruhe ließen. Nur wie bringen wir sie dazu? Verbieten können wir es Ihnen nicht und den Geschäftsmännern die Geschäfte verbieten können wir auch nicht. Wir leben nunmal in einer mehr oder weniger freien Welt und zwei Länder/Unternehmen auf Kosten der Umwelt Geschäfte machen wollen, sind Dir die Hände gebunden.
Also???
Meine Meinung: Es geht nur über den Markt. Wenn genügend Menschen das notwendige Bewußtsein haben, und z.B. keine Kleidung kaufen, die durch Kinderarbeit hergestellt wird, dann würden die Unternehmen sofort umstellen. Wenn keiner den Strom haben will, der durch das Verschandeln der Sahara erzeugt wurde, dann wird dieser Strom nie produziert.
Eine weitere Möglichkeit, die aber nur im jeweiligen Heimatland möglich ist: Umweltschäden müssen dem Stadt bezahlt werden, was im Ansatz in Deutschland ja bereits passiert. Leider kannst Du das NICHT auf Auslandsgeschäfte ausdehnen...
Grüße
giffyd
Dafür ist uns die Landschaft vor unserer Haustür zu schade.
Weil wir uns das leisten können, geben wir doch lieber den armen westafrikanischen Ländern etwas Geld, damit wir dort die Landschaft kaputtbauen dürfen, um den erzeugten Strom zu importieren.
Gegenden, die im Gegensatz zu hierzulande weitgehend noch ursprünglich und fast unberührt sind.
Ich finde das so zynisch wie unverantwortlich.
Haben wir nur Verantwortung für das, was wir bei uns kaputtmachen?
Und das Ganze nennt sich dann auch noch umweltfreundlich erzeugter Ökostrom...
Gruß
Rheumax
von Ruacana schon vor Jahrzehnten für ein Kraftwerk geopfert hat.
Gleiches ist mit den wunderschönen Epupa-Falls geplant, die nach den Plänen eines Schwedisch-Norwegischen Konsortiums einem Stausee weichen sollen.
Internationale Proteste von zahlreichen Umweltschutz-Organisationen haben dies bisher verhindern können. Aufgegeben ist der Plan immer noch nicht.
Befürchte leider, dass der westafrikanischen Küste die entsprechende Lobby fehlen würde.
Wer fährt denn da schon hin? Also weiß auch kaum jemand, was da angerichtet werden würde.
Wenn nach hier geäußerter Meinung Sandwüste und Betonwüste eh aufs gleiche herauskommt..
Rheumax
Ich kann Deine Argumente ja auch nachvollziehen und ich bin auch dagegen, das 2000 km Küste einfach zubetoniert werden.
Aber es gibt nun mal Umweltverbrauch bei der Energieerzeugung, sei es bei Atomkraftwerken, Gaskraftwerke, Windparks oder sonstwas.
Atomkraftwerke = Abfallproblem
Gas/Ölkraftwerke = Co2-Problem
Wind/Solarparks = Flächenverbrauch
Aber da ich nicht weiß wie groß das Ding werden soll, wo es genau gebaut werden soll (Küste? Offshore? 20km Wüsteeinwärts) und inwieweit es die Umwelt nachteilig beeinflussen würde, will ich mich auch nicht festlegen ob das gut oder schlecht ist. Zuwenig Informationen.
Ich bleibe dabei, wenn uns die Afrikaner Strom verkaufen können weil es sich dort lohnt Windkraft und Solaranlagen zu installieren (bei einem akzeptablen Auswirkungen auf die Umwelt), von mir aus.
Wen würde es z.B. stören, wenn z.B. 3 oder 5% (Hausnummer) der Sahara so genutzt würden?
Klar, Tiere würden vertrieben/getötet, vielleicht ein paar Dörfer und Nomadenstämme müssten umgesiedelt werden, aber ich denke die Umweltbilanz würde nicht schlecht ausfallen. Und den Strom können sie ja auch in Afrika brauchen, der muss ja nicht zwangsläufig nach Europa verkauft werden.
Grüße
PS: Ich war nicht in Marokko und ich bin auch kein Cluburlauber.
Im überwiegenden Bereich haben wir es mit Steilküste zu tun, und auf die Abbruchkante
zum Atlantik müssten wohl die Windräder hin, weil es da eben am meisten bläst.
Und damit ist der entsprechende Küstenabschnitt natürlich versaut.
Gleich 2000 Kilometer davon ist für mich ein absolutes Horrorszenario, zumal ich die Gegend kenne und es dort wirklich wunderschöne Abschnitte gibt.
Gruß
Rheumax
Wenn es die Afrikaner wollen, sollen sie es machen, wir leben nun mal im Kapitalismus. Geld regiert die Welt.
Die Hoffnung auf die Umwelt schwindet, ist aber nicht am sterben, weil der Fortschritt immer mehr Möglichkeiten bietet und das Umweltbewußtsein der Endverbraucher immer stärker wächst. Damit wird sich die Nachfrage (das Geld auch immer mehr auf Öko ausrichten).
Hätten wir jetzt noch Kohlekraftwerke wie in den 50-80er Jahren, dann wären wir jetzt froh über jedes Windrad, welches Strom produziert. Man wählt immer das für sich kleinere Übel, weißt du doch.
Gruß
Nobody II
Oder wie soll man es nennen, wenn wir einem armen afrikanischen Land Geld geben,
damit wir nicht unsere eigene Umwelt verschandeln, sondern uns dessen Natur
bedienen dürfen?
In Südeuropa gibt es nicht mehr viele unverbaute Küsten, wo Natur und Umwelt noch intakt sind.
Wir nehmen uns im Namen des Kapitalismus einfach das Recht, diese Zerstörung
in Afrika weiterzutreiben und 2000 km ( in Worten: ZWEITAUSEND!) Küste zu versauen.
Gruß
Rheumax I