Alle sinds gewesen


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Neuester Beitrag: 25.04.21 10:48
Eröffnet am:15.07.07 13:01von: patznjeschnik.Anzahl Beiträge:1
Neuester Beitrag:25.04.21 10:48von: AnnefhxnaLeser gesamt:1.700
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3006 Postings, 8547 Tage patznjeschnikiAlle sinds gewesen

 
  
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15.07.07 13:01


Nun also doch, endlich, sagenhaft:
Der DAX schafft sein bisheriges Allzeithoch und legt am Freitag noch eine Schippe drauf: 8151 Punkte, vierzehn mehr als er gebraucht hätte – auch wenn sich der Tagesgewinn am Freitag großenteils rasch wieder verflüchtigte, immerhin. Kennzeichnend für die letzten Tage und Wochen war es ja schon, dass der Index täglich um mehr als hundert Punkte schwanken konnte, da blieb einmal ein starker Zuwachs, dann aber mehrere Tage hintereinander auch wieder ein deutlicher Verlust übrig. Nervöse Zeiten, solche Schwankungen zwischen 7700 und 8100 innerhalb nur weniger Tage, das kostet Nerven.

ABER DANN, der Rekord! Sofort hob ein Raunen und Rauschen an in Sendern, Blättern und Redaktionsstuben. Was zu teils kuriosen Schlagzeilen führte: Anleger sind verunsichert, meldete Spiegel Online ausgerechnet angesichts des Rekords. Der DAXRekord hat keine positiven Auswirkungen auf die Konjunktur, wusste Reuters nach Befragung von Experten. Weil die Deutschen nicht so viele Aktien haben und sich jetzt nicht frohgemut in den Konsum stürzen. Aha. Wenn sie das täten, müssten sie ihre Aktien ja auch verkaufen oder beleihen, oder? Wäre kein gutes Vorzeichen. Und dass nicht so viele Deutsche Aktien haben, nun ja, das ist bekannt. Irgendjemand aber muss sie haben, ob das nun Deutsche sind oder nicht...




Die Topmeldung war sicherlich: Die Bundesregierung rechnet sich den DAX-Rekord teils selbst an. Das schlägt alles – nachdem man mit allen möglichen Steuererhöhungen und der Erfindung weiterer Steuern, welche die Vorsorge mittels Aktienbesitz gnadenlos bestrafen werden, die Finanzmärkte einem Härtetest unterworfen hat – nun rechnet man sich deren Widerstandsfähigkeit zu. Es ist nicht zu fassen! So etwas gibt es nur in Deutschland – wo die Bürger ja kaum Aktien haben. Nehmen wir es als ein Zeichen, dass die aktienlosen Deutschen sich immerhin noch breit mit denen freuen können, die welche haben. Ein Zeichen echter Mitmenschlichkeit. Zum Glück hat die für den Erfolg verantwortliche Bundesregierung einer weiteren Übertreibung ja schon einen Riegel vorgeschoben: Die Beteiligung ausländischer staatsnaher Investoren an deutschen Aktiengesellschaften soll bekanntlich verhindert werden – soviel Nachfrage nach deutschen Aktien wäre sicherlich ungesund und wer weiß, was für DAX-Rekorde das bringen könnte. Und man weiß ja, dass der tief fällt, der hoch geklettert ist. Danke, Regierung!

Jetzt müssten wir natürlich noch denjenigen finden, der damals, lang ist’s her, den Sturz von achttausend plus x auf zweitausend plus x zu verantworten hat. Die  Bundesregierung des Jahres 2000 ist ja leider nicht mehr greifbar. Die Deutschen können nicht schuld gewesen sein – wie gesagt, die haben ja kaum Aktien. Aber wir werden den Schuldigen schon finden. Und sei es auch erst beim nächsten Absturz, der ja nach Einschätzung der Publikumsmedien nun bald kommen muss, denn 2000 hatten wir auch 8100 Punkte, und da kam er, also kommt er jetzt auch. Alles klar?

Die wenigen Stimmen, die darauf hinwiesen, dass ein DAX-Punktestand eben nur das ist, nämlich die zusammengerechneten Kurse der enthaltenen Aktien und nichts weiter, vernahm man nur leise auf dem Parkett. Die sagten im Übrigen auch, was an Weisheit momentan so verfügbar ist: Dass die heutige Kurshöhe allein der Bewertung der deutschen Aktien entspricht, dass diese sich aus Gewinnen der Unternehmen und einer Zukunftsprognose errechnet, plus einem Schuss allgemeiner Stimmungslage. Da die Bewertung noch moderat ist und keinesfalls mit derjenigen des Jahres 2000 korrespondiert, dürfen wir getrost annehmen, dass die DAX-Halbierung oder gar -Viertelung nicht unmittelbar bevorsteht. Dass es Risiken für die Weltwirtschaft gibt, ist hinlänglich bekannt – sei der DAX nun bei 8135 oder 8137. Hoffen wir, dass die Akteure am Kapitalmarkt einen Kopf auf den Schultern haben und sich am allgemeinen Bohai nicht beteiligen. Sie würden währenddessen bestimmt
etwas Wesentliches übersehen und Verlust machen.



Quelle: Börse am Sonntag



patzi  

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