Der deutsche Aktienmarkt steht vor einem guten Handelsauftakt. Kursgewinne an der Wall Street und in Tokio sollten Dax & Co. Auftrieb geben, der indes wegen der weiter steigenden Ölpreise gedämpft ausfallen dürfte; das Faß Öl wird aktuell zu knapp 60 Dollar oder 0,5 Prozent teurer gehandelt als am Vortag.
Impulse von außen könnte der Aktienmarkt am Nachmittag erhalten, wenn Zahlen zum ISM-Index zum nichtverarbeitehden Gewerbe in den Vereinigten Staaten einlaufen. Zuvor werden die Daten des Auftragseingangs der deutschen Industrie bekanntgegeben.
Rentenmarkt dürfte Korrektur fortsetzen
Mit schwachen Vorgaben aus Amerika geht der deutsche Anleihemarkt in die Wochenmitte und dürfte leichter tendieren. Der für den deutschen Anleihemarkt wegweisende, auf langlaufende Bundesanleihen gemünzte Terminkontrakt Bund-Future fiel am Dienstag um 42 Basispunkte auf 122,73 Prozent. Er durchbrach die technische Unterstützung bei 122,80 Prozent, aber klar oberhalb des Tagestiefs von 122,49 Prozent.
Die bereits am Freitag eingeleitete Korrekur setzte sich mithin fort, unterstützt durch die guten Einzelhandelsumsätze in Deutschland, die die ohnehin abgeflauten Zinssenkungsphantasien weiter dämpfen dürften. Die Geldmarkt-Futures deuteten momentan mit einer sehr geringen Wahrscheinlichkeit darauf hin, daß es eine Zinssenkung geben wird, hieß es unter Händlern. Angesichts dessen und eines erwartet freundlichen Aktienmarkts sollte der „Bund” weiter Federn lassen.
Euro pendelt über Marke von 1,19 Dollar
Der Euro hat sich am Mittwoch im fernöstlichen Devisenhandel von seinen jüngst erreichten Tiefständen etwas entfernen können. Die europäische Währung notiert mit 1,1914 Dollar, nachdem sie im Londoner Handel bis auf 1,1868 Dollar gefallen war. Zum japanischen Yen liegt der Dollar bei 111,57 Yen, leicht niedriger als im späten Handel in New York. Zur Schweizer Währung notiert der Dollar mit 1,3024 Franken und der Euro mit 1,5529 Franken.
Händler machten vor allem Gewinnmitnahmen für den etwas schwächeren Dollar verantwortlich. Seit Ende Februar ist der Kurs der amerikanischen Währung zum Euro um elf Prozent gestiegen. Die Marktteilnehmer blickten jetzt vor allem auf die für Freitag erwarteten Daten über den Arbeitsmarkt in den Vereinigten Staaten, hieß es. „Vorsicht ist vor den Job-Zahlen angesagt", sagte Devisenhändler Katsunori Kitakura von Chuo Mitsui Trust and Banking. Er rechne aber damit, daß der amerikanische Bericht eher weitere Argumente für einen Anstieg des Dollar-Kurses liefern werde. Starke Arbeitsmarktdaten dürften die Händler in ihren Erwartungen auf weitere Zinserhöhungen durch die amerikanische Notenbank bestärken.
Börse Tokio tendiert höher
Gut behauptet tendieren die Aktienkurse am Mittwoch im späten Tokioter Handel. Positive Vorgaben von der Wall Street stützen den Markt, wobei besonders die Aktien von Automobilherstellern und Technologieunternehmen zulegen. Das Geschäft verlaufe recht ruhig, berichten Händler. Im Verlauf gewinnt der Nikkei-225-Index 0,2 Prozent oder 19 Punkte auf 11.636. Der Topix-Index steigt um 0,2 Prozent auf 1.185 Zähler.
Börse Hongkong etwas höher
Gestützt von den positiven Vorgaben der Wall Street zeigt sich der Aktienmarkt in Hongkong am Mittwochmittag (Ortszeit) etwas fester. Zum Ende der ersten Sitzungshälfte verzeichnet der Hang-Seng-Index (HSI) ein Plus von 0,3 Prozent oder 40 Punkten auf 14.165 Zähler. Händler berichten von relativ schwachen Umsätzen. Für das Plus im HSI seien vor allem HSBC und CNOOC verantwortlich. Das Indexschwergewicht HSBC erholt sich von den Verlusten der zurückliegenden Sitzungen und gewinnt 0,4 Prozent auf 124,40 Hongkong Dollar. CNOOC springen im Gefolge des steigenden Ölpreises um 4,7 Prozent auf ein neues Rekordhoch bei 4,98 Hongkong Dollar.
Neuigkeiten und Kursbewegungen nach Börsenschluß
Nachbörslich tendierten amerikanische Aktien am Dienstag leichter. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator schloß um 0,19 Prozent tiefer bei 1.503,5 Punkte.
Die Aktien von Tyco International haben am Dienstag im nachbörslichen Handel nachgegeben, nachdem das Unternehmen eine Akquisition bekanntgegeben hatte. Die Tyco-Tochter Vallylab übernimmt die Vivant Medical Inc für 66 Millionen Dollar. Beim Erreichen bestimmter Meilensteine werden weitere Zahlungen von bis zu 35 Millionen Dollar fällig. Die Papiere von Tyco International notierten bei 29,28 Dollar. Verglichen mit dem Schlußstand der regulären Sitzung von 29,35 Dollar war dies ein Abschlag von 0,2 Prozent.
ADE gerieten nachbörslich stark unter Druck. Die Titel verbilligten sich auf Inet bis 18.27 Uhr Ortszeit um elf Prozent auf 25,75 Dollar. Das Unternehmen hatte für das erste Quartal eine Prognose veröffentlicht, die unter den Erwartungen von Wall Street liegt. ADE geht von einem Gewinn je Aktie zwischen 0,14 Dollar und 0,17 Dollar bei einem Umsatz von 24 Millionen bis 25 Millionen Dollar aus. Die Analysten sahen bislang einen Gewinn je Anteilsschein von 0,36 Dollar bei 30 Millionen Dollar Umsatz.
Wall Street mit Gewinnen
Der hohe Ölpreis hat am Dienstag die freundliche Stimmung bei den amerikanischen Standardwerten nicht verderben können. Kräftige Aufschläge insbesondere bei Wal Mart und ExxonMobil unterstützte die positive Entwicklung beim Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte (DJIA) nach dem Feiertag. Als Grund für das Kaufinteresse der Investoren nach dem verlängerten Wochenende wurden der nahe der Erwartung ausgefallenen Auftragseingang der Industrie für den Mai und gute Nachrichten von Wal Markt genannt. Die Daten von Wal Mart hätten gezeigt, daß der hohe Ölpreis die Konsumenten nicht vom Kaufen abgehalten habe.
Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte legte 0,7 Prozent oder 68 auf 10.372 Punkte zu. Der S&P-500-Index stieg 0,9 Prozent oder 11 Punkte auf 1.205. Der Nasdaq-Composite rückte um 1,0 Prozent oder 21 Stellen auf 2.079 vor. Die Auftragseingänge waren mit einem Plus von 2,9 Prozent gegenüber dem Vormonat nur knapp unterhalb der hohen Erwartung von 3,0 Prozent ausgefallen.
Wal Mart legten um 3,1 Prozent auf 49,80 Dollar zu und zogen den Index nach oben. Der Einzelhandelskonzern hatte am Wochenende die flächenbereinigte Umsatzprognose auf 4,5 Prozent im Jahresvergleich angehoben. Bisher hatte das Unternehmen einen Anstieg in einer Spanne zwischen zwei Prozent und vier Prozent in Aussicht gestellt. Der gesamte Einzelhandels-Sektor konnte nach Aussage eines Marktteilnehmers von dieser Entwicklung profitieren. Zudem hatten die Analysten von Oppenheimer die Aktie auf ”Buy” nach ”Neutral” hochgestuft. Home Depot verteuerten sich um 1,5 Prozent auf 40,08 Dollar.
Auf der Gewinnerseite standen auch die Energiewerte. So verteuerten sich Exxon Mobile um 3,1 Prozent auf 60,14 Dollar. Der Appetit auf die Titel von Ölgesellschaften sei weiterhin ungebrochen, sagte ein Beobachter. Boeing stiegen 1,1 Prozent auf 65,42 Dollar. der Flugzeughersteller hat im zweiten Quartal 85 Verkehrsflugzeuge ausgeliefert. In den ersten sechs Monaten betrugen die Auslieferungen 155 Flugzeuge, wie das Unternehmen mitteilte. Vergleichszahlen zum Vorjahr nannte Boeing nicht.
Amerikanische Anleihen haben an Boden verloren
Die amerikanischen Anleihen haben sich am Dienstag im späten Handel in New York leichter gezeigt. Am Montag fand aufgrund des Feiertages ”Independence Day” kein Handel statt. Zehnjährige Titel sanken 18/32 auf 100-4/32 und rentierten mit 4,11 Prozent, dem höchsten Stand seit dem 14. Juni. Die 30jährige Treasury fiel um 1-3/32 auf 115-16/32. Seine Rendite stieg auf 4,36 Prozent. Beobachter machten vor allem technische Ursachen für die Entwicklung aus. Die jüngste Zinserhöhung und die begleitenden Kommentare des Offenmarktausschusses der Notenbank Fed hätten die Erwartungen, daß es zu einem baldigen Ende des Zinserhöhungszyklus kommen könnte zerstört, so ein Beobachter. Dafür sprächen auch die jüngsten positiven Konjunkturdaten.
Das Anlegerinteresse richte sich nun auf die am Freitag zur Veröffentlichung anstehenden Arbeitsmarktdaten für Juni. ”Diese Woche ist bis zur Veröffentlichung der Arbeitsmarktdaten ein Non-event”, sagte Mary Ann Hurley von D.A. Davidson.
Ohne erkennbare Auswirkungen auf die Staatsanleihen zeigen sich die jüngsten Konjunkturdaten. Der Auftragseingang der amerikanischen Industrie ist im Mai verglichen mit dem Vormonat um 2,9 Prozent gestiegen. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten mit einem Anstieg um 3,0 Prozent gerechnet. Wie das Handelsministerium weiter mitteilte, ergab sich für den Vormonat ein Anstieg von revidiert 0,7 Prozent, nachdem vorläufig ein Plus von 0,9 Prozent gemeldet worden war. Für den Ordereingang bei langlebigen Wirtschaftsgütern bestätigte das Ministerium für Mai die bereits berichtete Zunahme um 5,5 Prozent.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.