30 Jahre Sesamstrasse


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Eröffnet am:08.01.03 14:03von: Schwedenku.Anzahl Beiträge:1
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534 Postings, 8025 Tage Schwedenkugel30 Jahre Sesamstrasse

 
  
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08.01.03 14:03
Jubiläum
Geburtstag in der Sesamstraße

 
Jubiläumsfoto (unten von links): Tiffy, Bert, Erni, Elmo, Finchen, Pferd, Wolle, Krümelmonster, (oben von links) Rumpel, Grobi, Samson , Bibo und Feli Felu. (Foto: NDR/Sesame Workshop )Seit 30 Jahren wissen deutsche Kinder von Ernie und Bert: Wer nicht fragt, bleibt dumm.

Eine der berühmtesten Straßen der Welt wird 30 Jahre alt: Seit drei Jahrzehnten tanzen die Puppen der „Sesamstraße“ auch in Deutschland. Das anfangs umstrittene pädagogischen Projekt um das Krümelmonster, Ernie, Bert und alle die anderen Figuren hat mittlerweile drei Generationen vor den Bildschirmen fasziniert. Mit Jubiläumssendungen und Klassikern aus dem Archiv feiern Norddeutscher Rundfunk (NDR) und Kinderkanal in den kommenden Tagen das Jubiläum.
     
Wilde Puppen
Der Schock einte Politiker und Eltern: Als am 8. Januar 1973 die erste deutsche Folge der „Sesamstraße“ in die Wohnzimmer flimmerte, reagierten viele Mütter und Väter entsetzt. Kinder aller Hautfarben und der gelbe Puppenvogel Bibo spielten wild in einer amerikanischen Straßenszene. Slums im deutschen Kinderfernsehen?

Für einige Politiker hörte da der Spaß am Kinderfernsehen auf, der Bayerische Rundfunk befürchtete sogar eine „kulturelle Überfremdung“. Der Sender wehrte sich konsequent und schaltete die Sendung in Bayern ab.

Begeisterte Kinder

Doch was viel wichtiger war: Die Kinder waren begeistert von der Serie mit dem Satz „Wer nicht fragt, bleibt dumm“ im Titellied und den schrägen Einwohnern um das keks-hungrige Krümelmonster.

Bald kannte die „Sesamstraße“ fast jedes Kind, und die Sendung ist seit langem auch in Deutschlands Süden zu sehen. „Wir erreichen sonntags mit der Sesamstraße fast die Hälfte aller Kinder zwischen drei bis sechs Jahren“, fasst Thomas Schreiber, Kulturchef beim NDR-Fernsehen, den Erfolg in Zahlen.

Spielend lernen

Die amerikanische Journalistin Joan G. Cooney hatte das TV-Konzept Ende der 1960er Jahre entwickelt, um lernschwache Vorschulkinder in ärmeren Familien mit viel Spaß und Musik das Zählen und Buchstabieren zu lehren.

US-Regierung, Pädagogen und Medienwissenschaftler unterstützten das Projekt; „Muppets“-Vater Jim Henson erfand die bunten Puppen, und 1969 erklang in den USA erstmals die Titelmelodie der „Sesame Street“.

Sendung mit Auszeichnung

Mehr als 70 Exemplare des amerikanischen Fernsehpreises „Emmy“ stehen bei den „Sesame Street“-Produzenten mittlerweile im Trophäenschrank, der Riesenvogel Bibo schaffte es in einer Episode immerhin ins Weiße Haus und sogar auf die Titelseite des Magazins „Time“.

Empfang auf der ganzen Welt

Heute lachen Kinder in 148 Ländern über Ernies Fragen an den genervten Zimmergenossen Bert. Die „Sesamstraße“ ist ein Exportschlager, aber mit regionalen Besonderheiten:

Eine israelisch-palästinensische Produktion soll seit 1998 Toleranz bei den Jüngsten im Nahen Osten wecken. Israelische und palästinensische Puppen wohnen aber in verschiedenen Straßen und besuchen sich nur für einige Szenen gegenseitig.

In Südafrika klärt die Puppe Kami, eine HIV-infizierte Halbwaise, die jungen TV-Zuschauer über die Risiken von AIDS auf.

Auch in Deutschland gibt es eigene Figuren: Als erstes traten der gutmütige Bär Samson mit seinem Schnuffeltuch und das weckersammelnde Vogelmädchen Tiffy an. Später gesellte sich ihnen der nörgelnde Außenseiter Herr von Bödefeld zu - ewig missgelaunt und vielleicht deshalb inzwischen wieder aus der Sesamstraße ausgezogen.

Anpassung an die Zeit

Immer wieder wurde die Serie aufgefrischt, Puppen tauchten auf und verschwanden wieder. Schauspieler wie Uwe Friedrichsen, Liselotte Pulver, Horst Janson oder Manfred Krug traten in der Serie auf.

Nachdem 1988 ein Brand die ganze Kulisse im Hamburger Studio zerstört hatte, zogen auch Tiffy und Samson vom Hinterhof in eine saubere Wohnstraße mit Fahrradladen und Bistro.

Deutsch-amerikanische Mischung

Ein Mix aus Klassikern und neuen deutschen Produktionen - auf dieses Erfolgsrezept setzt der produzierende NDR mittlerweile. Die Hälfte der Sendung kommt immer noch aus den USA vom Partner „Sesame World“, dazu mischt der Sender eigene Realfilme und Figuren: So beobachteten Kinder für die „Sesamstraße“ ein Jahr lang Wölfe in einem Wildgehege bei Hamburg. Das vergessliche Pferd und das Schaf „Wolle“ parodieren in modern geschnittenen Stücken bekannte Fernsehsendungen.

In der deutschen Serie stehen immer noch Toleranz, soziales Lernen und Kreativität im Vordergrund, erklärt Anke Schmidt-Bratzel, verantwortliche Redakteurin beim NDR: Trotzdem werden auch neue Themen angesprochen, sogar Konflikt- und Krisenmanagement.


Süddeutsche Zeitung
 

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