20 Prozent trotz Krise


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Neuester Beitrag: 24.04.21 23:20
Eröffnet am:19.02.03 12:18von: NassieAnzahl Beiträge:1
Neuester Beitrag:24.04.21 23:20von: JohannahrlnaLeser gesamt:4.831
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16074 Postings, 8272 Tage Nassie20 Prozent trotz Krise

 
  
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19.02.03 12:18
Nach Ansicht vieler Experten notieren deutsche Aktien derzeit günstig wie schon lange nicht mehr. So lange sich aber keine Lösung im Nahen Osten abzeichnet, dürften die Anleger kaum den Mut haben, mit großen Summen am Aktienmarkt einzusteigen. Aus fundamentaler Sicht kaum noch Luft nach unten, psychologisch aber kaum Hoffnung auf einen Anstieg - eine Patt-Situation an den Börsen, die in einer längeren Seitwärts-Bewegung münden könnte.

Aber auch in einer solchen Situation lässt sich Geld verdienen, beispielsweise mit Aktienanleihen. Diese Finanzinstrumente enthalten einen festen Zinsanteil mit einem - im Vergleich zu üblichen Anleihen - deutlich höheren Zinssatz. Die Zahlungen sind dabei garantiert und an keine Bedingungen geknüpft. Im Gegenzug nimmt der Anleger ein Kurs-Risiko in Kauf: Der Emittent (eine Bank) kann unter zuvor definierten Voraussetzungen statt des geliehenen Kapitals Aktien eines bestimmten Unternehmens zurückzahlen.

Bevor wir einige derzeit attraktive Aktienanleihen vorstellen, wollen wir die genaue Funktion dieser Finanzinstrumente an einem Beispiel erklären, um die Vor- und Nachteile dieses Finanzinstruments zu verdeutlichen.

Puffer bei Verlusten

Eine Bank gibt am 01.01.2003 eine Aktienanleihe auf die Deutsche Telekom mit einem Nominalwert von 5.000 Euro aus. Dabei wird ein Zinssatz von 15 Prozent festgelegt. Der Basispreis wird auf 10,00 Euro gesetzt, fällig ist die Anleihe zum 31.12.2003. Bei der Emission der Anleihe notiert die Aktie der Deutschen Telekom bei 10,50 Euro.

Ein Anleger investiert in diesem Fall am 01.01.2003 5.000 Euro. Zu Jahresende erhält er auf alle Fälle die Zinszahlung von 15 Prozent auf den Nominalbetrag, also 750 Euro. Die Rückzahlung der Anleihe hängt dagegen vom Kurs der Telekom-Aktie ab: Notiert das Papier über dem Basispreis von 10,00 Euro, zahlt die Bank den Nominalbetrag zurück. Der Anleger erhält damit eine Rendite auf sein eingesetztes Kapital von 15 Prozent.

Notiert die Telekom-Aktie dagegen unter 10,00 Euro, bekommt der Anleger 500 Anteile (Nominalwert geteilt durch Basispreis) des Unternehmens. Die Gesamtperformance der Aktienanleihe hängt dann vom Aktienkurs der Telekom ab: Bei 9,00 Euro ergibt sich immer noch ein Gewinn für den Anleger (500 Aktien * 9,00 Euro + 750 Euro Zinsen= 5.250 Euro). Ins Minus rutscht der Anleger erst ab 8,50 Euro, weil dann der Zinsbetrag durch die Kursverluste aufgefressen wird. Bei einem Direktinvestment wäre bei 8,50 Euro aber schon ein Verlust von 19 Prozent (8,50 durch 10,50) zu verschmerzen.

Bei fallenden Kursen der zugrunde liegenden Aktien schneidet der Anleger mit der Aktienanleihe immer besser ab als mit einem Direktinvestment in das betreffende Papier. Der garantierte Zinsertrag wirkt dann als Puffer für mögliche Verluste aus dem Aktienteil. Allerdings ist das Gewinnpotenzial begrenzt. In unserem Beispiel liegt der maximale Ertrag für den Anleger bei 15 Prozent (entsprechend dem Zinssatz).

Aus dem Beispiel wird deutlich, dass Aktienanleihen am besten für Anleger geeignet ist, die davon ausgehen, dass sich die Börsen bzw. das zugrunde liegende Papier über die Laufzeit seitwärts bewegen.

Darauf müssen Anleger achten

Die Höhe des Zinssatzes hängt übrigens von der Schwankungsintensität der zugrundeliegenden Aktie ab. Je höher die Volatilität, umso größer ist das Risiko, dass am Ende der Laufzeit Aktien geliefert werden. Als Ausgleich für dieses größere Risiko gibt es höhere Zinsen und damit einen entsprechend höheren Risikopuffer. Bei Aktienanleihen auf Blue Chips ist der Zins daher in der Regel niedriger als bei Zertifikaten auf Neuer Markt-Unternehmen.

Aktienanleihen werden an der Börse gehandelt, ihr Kurswert entspricht damit in der Regel nicht dem Nominalwert. Der aktuelle Kurs wird in Prozent angegeben, wobei 100 Prozent dem Nominalwert entspricht. Der vom Emittenten angegebene Zinssatz bezieht sich immer auf den Nominalwert, der effektive Zinssatz liegt höher (niedriger) wenn der Kurswert unter (über) 100 Prozent liegt.

Beim Erwerb von bereits laufenden Aktienanleihen setzt sich der Gesamtkaufpreis aus dem Kurswert der Anleihe plus den bis dahin angefallenen Zinsen zusammen.

Fazit: Aktienanleihen eigen sich, wenn der Anleger keine allzu großen Kursbewegungen am Aktienmarkt erwartet. Basiswerte sollten solide Titel - am besten Standardwerte - sein, die für relativ konstante Kursverläufe stehen.

Zwei attraktive Aktienanleihen

Im folgenden hat Stock-World für Sie zwei Anleihen aus dem vielfältigen Angebot herausgepickt, die unter Chance-Risiko-Verhältnis attraktiv sind.

Zum einen ist das eine Aktienanleihe auf DaimlerChrylser, die von der Commerzbank ausgegeben wurde mit folgenden Daten:

WKN 724230
Nominalwert 1.000 €
Zinssatz 18 %
Basispreis 27,03 €
aktueller Anleihekurs 101,4 %
Rückzahlung Nominalwert oder 37 DC-Aktien
Bewertungsstichtag 12.02.2004

Aktuell notiert die Aktie von DaimlerChrysler bei 28,50 Euro und damit auf einem Mehrjahrestief. Fundamental ist das Unternehmen günstig bewertet, allerdings gehen Experten von einem schwierigen Jahr für die Autobranche aus. Eine Seitwärtsbewegung für die Aktie ist also vorstellbar.

Derzeit müssen Anleger für eine Aktienanleihe 1.014 Euro bezahlen. Notiert die Anleihe am Bewertungsstichtag (12. Februar 2004) über dem Basiswert, erhält der Investor den Nominalwert von 1.000 Euro zuzüglich der Zinsen von 180 Euro. Der Effektivzins beträgt damit 16,4 Prozent.

Über 20 Prozent auf Nokia

Ebenfalls für interessant halten wir eine Aktienanleihe auf den finnischen Handy-Hersteller Nokia, die von Sal. Oppenheim emittiert wurde. Beim Mobilfunkabsatz zeichnet sich derzeit eine langsame Erholung ab, Nokia dürfte als Marktführer davon profitieren. Insofern ist durchaus eine Erholung der Aktie möglich. Deshalb halten wir den über dem aktuellen Nokia-Kurs von 12,60 Euro liegenden Basiswert für vertretbar, zumal sich durch den Anleihekurs von aktuell 95,5 Prozent zusätzliche Gewinnchancen bieten.

WKN 202101
Nominalwert 5.000 €
Zinssatz 20,5 %
Basispreis 14,37 €
aktueller Anleihekurs 95,5 %
Rückzahlung Nominalwert oder 348 Nokia-Aktien
Bewertungsstichtag 20.02.2004

Derzeit müssen die Anleger für eine Anleihe 4.775 Euro bezahlen. Dazu kommen die Zinsen seit Beginn der Laufzeit am 29.01.2003 (aktuell rund 57 Euro). Notiert die Anleihe am Bewertungsstichtag (20. Februar 2004) über dem Basiswert, erhält der Investor den Nominalwert von 5.000 Euro zuzüglich der Zinsen von 1.025 Euro. Der Effektivzins beträgt damit fast 25 Prozent.

Ein Negativbeispiel

Dass man bei der Auswahl der Aktienanleihen unbedingt auf den zugrunde liegenden Basiswert achten sollte, zeigt ein Zertifikat auf Aixtron, dass Sal. Oppenheim im April 2002 ausgegeben hat und dessen Laufzeit Ende Mai 2003 endet.

Der Nominalwert liegt bei 5.000 Euro, der Zinssatz versprach mit 25 Prozent satte Renditen. Wegen des extremen Kursverfalls der Aixtron-Aktie liegt der Basispreis aber bei - aus heutiger Sicht - nahezu unglaublichen 21,19 Euro. Die Besitzer der Anleihe müssen deshalb damit rechnen, dass sie am Ende der Fälligkeit neben der Zinszahlung von 1.250 Euro noch 236 Aixtron-Aktien erhalten.

Wie hoch der Verlust ausfällt, lässt sich derzeit nicht genau sagen. Verharrt das Papier des Spezialmaschinenbauers aber auf dem aktuellen Niveau (3,20 Euro), müssen die Investoren trotz der hohen Zinsen mit einem Gesamtverlust von rund 60 Prozent rechnen. Da ist es ein schwacher Trost, dass Anleger, die direkt in Aixtron investiert haben, auf noch größeren Verlusten sitzen.

 

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