Das raten Ihnen die Profis jetzt (EuramS)


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Neuester Beitrag: 02.09.07 23:30
Eröffnet am:02.09.07 23:30von: okalimerasAnzahl Beiträge:1
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177 Postings, 7009 Tage okalimerasDas raten Ihnen die Profis jetzt (EuramS)

 
  
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02.09.07 23:30
Die US-Immobilienkrise und ihre Folgen verunsichern die Anleger. Vier renommierte Investmentprofis stellten sich den Fragen der Leser von €uro am Sonntag. Und prophezeiten turbulente Wochen an den Börsen. Was sie noch zu Themen wie DAX, China oder Depotstruktur rieten
von Sven Parplies, Petra Maier, Petr Matejcek und Klaus Schachinger

Die amerikanische Immobilienkrise erschüttert die Börsenwelt. Die Schockwellen reichen bis ins nordfriesische Husum. Der dortige Frauen-Investmentklub berief in der vergangenen Woche eine Krisensitzung ein. Der beste Wert im Depot der Damen, die Aktie des Windanlagenherstellers Nordex, liegt zwar immer noch mehr als 200 Prozent im Plus, dennoch hat der Kursrutsch auch im hohen Norden erheblichen Schaden angerichtet. "Wir haben schlechte Erfahrungen mit Stopp-Loss-Kursen gemacht. Viele Titel wurden ausgestoppt, kurz bevor die Kurse wieder gestiegen sind", klagt Investmentchefin Elllen Schwab. Nicht nur für sie kam die große Telefon-Aktion von €uro am Sonntag vergangene Woche genau zum richtigen Zeitpunkt. Kurz vor Beginn der Krisensitzung in Husum gab Bernd Kalis, Leiter Produktmanagement der Münchner HypoVereinsbank, noch schnell einige Ratschläge. Da die Husumer Damen neben zwei China-Fonds ausschließlich Aktien im Depot haben, rät der Experte, zur Risiko-Minimierung Discountzertifikate einzustreuen.

"Statt eine Aktien direkt zu kaufen, haben Sie mit den Discountern einen Sicherheitspuffer nach unten", empfiehlt Kalis. In turbulenten Zeiten sei es "sicher nicht falsch, defensiver anzulegen". Nicht nur dem Frauen-Investmentklub wurde geholfen: Renommierte Börsenprofis standen den Lesern von €uro am Sonntag Rede und Antwort. Neben HVB-Experte Kalis auch Börsen- Urgestein Gottried Heller, Geschäftsführer der Fiduka Depotverwaltung, Joachim Paul Schäfer, Partner der PSM Vermögensverwaltung in München und Josef Kaesmeier, Geschäftsführer der Merck Finck Invest Asset Management GmbH.

Die Bandbreite der Themen war groß: Fragen zu Einzeltiteln, Rohstoffen, Investments in Schwellenländern, zur grundsätzlichen Depotausrichtung und natürlich zu den aktuellen Kursturbulenzen an den Börsen, die den Anlegern auch in der vergangenen Woche wieder harte Nerven abverlangten. Einig war sich die Expertenrunde in einem Punkt: Die amerikanische Immobilienkrise wird die Finanzmärkte noch weiter in Atem halten. Wie nachhaltig aber die Krise wirklich ausfallen wird, darüber gingen die Meinungen der Börsenprofis auseinander.

"Einige Banken werden Leichen im Keller haben, von denen wir alle nichts wissen. Mit den Quartalsberichten im Herbst wird die Wahrheit auf den Tisch kommen", prophezeit Gottfried Heller. Druck werde in den kommenden Wochen zudem von Hedgefonds kommen: "Die müssen Aktien verkaufen, weil deren Anleger ihre Anteile einlösen und Geld zurückfordern. Es werden also auch die Kurse von vielen guten Aktien unter Druck geraten." An eine länger anhaltende Krise aber glaubt der einstige Weggefährte von Altmeister André Kostolany nicht. "Die Notenbanken haben ja bereits Flagge gezeigt. Sie werden alles tun, um eine große Bankenpleite zu verhindern. Das war in früheren Finanzmarktkrisen genau so", sagt Heller und rechnet mittelfristig wieder mit steigenden Aktienkursen. An eine Baisse glaube er nicht. Er sehe "gute Chancen, dass wir im Oktober das Gröbste überstanden haben." Spätestens bei 7000 Punkte sollte der DAX einen verlässlichen Boden finden, glaubt der einstige Partner von André Kostolany.

Weniger optimistisch äußert sich Joachim Paul Schäfer von der PSM Vermögensverwaltung. Die Gesellschaft ist für ihren defensiven Anlagestill bekannt, mit dem sie auch in den Jahren 2000 bis 2003, als die Aktienmärkte weltweit einbrachen, für ihre Kunden eine positive Performance erzielte. "Die Probleme sind noch lange nicht ausgestanden. Dafür ist der Vertrauensverlust, der durch die Immobilienkrise eingetreten ist, zu groß", warnt Schäfer. Zudem gebe es aktuell so viele Spekulationsblasen im Markt wie lange nicht mehr. "Nehmen Sie die Immobilienkrise. Dieses Problem gibt es nicht nur in den USA. Auch in England, Spanien, Australien und China sind Immobilien dramatisch überbewertet", so Schäfer. Dann seien da noch die berüchtigten Heuschrecken, die Unternehmen aufgekauft und hoch verschuldet haben. "Nicht zu vergessen die Hedgefonds: Es gibt etwa 10000 Hedgefonds auf der Welt, viele mit enormen Risiken im Portfolio." Es könne daher nicht schaden, wenn man sich als Anleger derzeit etwas vorsichtiger aufstelle, rät Schäfer.

Josef Kaesmeier vom Bankhaus Merck Finck sieht ebenfalls weitere Risiken durch die Immobilienkrise auf die Finanzmärkte zukommen: "Was alles möglich ist, hat die SachsenLB gezeigt. Es wird auch woanders böse Überraschungen geben". Entsprechend ist der Münchner Börsenprofi derzeit eher defensiv positioniert, lauert aber auf günstige Einstiegsgelegenheiten: "Ich erwarte eine weitere Korrektur und schiebe derzeit einen erheblichen Berg an Cash vor mir her. In solchen Phasen sollte man dafür sorgen, etwas auf der Seite zu haben."

Chancen bei deutschen Aktien sieht Kaesmeier derzeit vor allem bei exportorientierten Werten. Hingegen warnt der Experte von Merck Finck genau wie seine Kollegen vor den inzwischen hoch bewerteten chinesischen Aktienmärkten. Wegen der Vielzahl der Anrufe können wir nur eine kleine Auswahl abdrucken. Da viele Leser vertrauliche Depotinformationen preisgegeben haben, werden die Namen der Anrufer nicht wiedergegeben.

Deutschland

Wie schätzen Sie die Aktie des Nutzfahrzeugbauers MAN ein? Ich habe den richtigen Zeitpunkt zum Einstieg wohl verpasst. Kaesmeier: Da geht es Ihnen ähnlich wie mir. Ich habe MAN zu früh verkauft. Ich würde die Aktie aber auf dem gegenwärtigen Niveau nicht mehr kaufen.

Was halten Sie von der Daimler-Aktie, jetzt wo Chrysler endlich verkauft worden is? Heller: Daimler hat für das Chrysler-Abenteuer viel Federn lassen müssen. Mit Zetsche haben Sie jetzt aber einen der fähigsten Manager Deutschlands an der Spitze. Ohne Chrysler sollte die Aktie mittelfristig ein gutes Investment sein.

Würden Sie jetzt, wo alle über die Immobilienkrise in den USA reden, in offene Immobilienfonds aus Deutschland investieren? Kalis: Diese Fonds haben nichts mit der Immobilienkrise in den USA tun. Das wird oft verwechselt. In den Vereinigten Staaten sind private Immobilienkredite in Schieflage. Immobilienfonds, die hauptsächlich in deutsche oder europäische Gewerbeimmobilien investieren, haben damit nichts zu tun. Immofonds, mit Schwerpunkt Deutschland oder Europa, sollten diesbezüglich keine Probleme haben.

Die Aktie der Deutsche Bank ist deutlich runtergekommen. Soll ich jetzt investieren? Heller: Noch kann niemand genau sagen, wie tief die Deutsche Bank in die amerikanische Immobilienkrise verstrickt ist. Das werden wir erst im Herbst mit dem Quartalsbericht erfahren. Auch wenn Bankenaktien derzeit billig sind, halte ich mich da lieber zurück.

Was halten sie von der Allianz-Aktie? Heller: Der Pferdefuß bei der Allianz ist derzeit die Dresdner Bank. Da weiß man nicht, ob es da durch die US-Immobilienkrise noch böse Überraschungen geben kann. Kurzfristig würde ich unter den Versicherern daher die Münchner Rück bevorzugen. Die ist bei der Dividendenrendite großzügiger als die Allianz.

Ich schwanke, ob ich Deutsche Bank und SAP kaufen soll. Was ist Ihr Rat? Kaesmeier: Eine Deutsche Bank wird trotz Immobilienkrise nicht untergehen, dennoch fühle ich mich mit SAP im Augenblick wohler,

Ich will ab dem Jahr 2009 möglichst keine Aktien mehr verkaufen, um der neuen Abgeltungssteuer zu entgehen. Wie soll ich vorgehen? Heller: Bauen Sie schrittweise ein Depot auf mit Aktien, denen sie langfristig vertrauen. Da bieten sich Titel aus nichtzyklischen Branchen an, eine Nestlé wäre da ein guter Titel.

Welche Branchen sind in Deutschland nach der Kurskorrektur wieder interessant? Kaesmeier: Die Vertrauenskrise im Kreditmarkt betrifft im wesentlichen den Finanzsektor. Es gibt aber Branchen, wie zum Beispiel der Maschinenbau, die von der aktuellen Krise nicht betroffen sind und stark vom Export profitieren. Dort könnte sich ein Investment lohnen.

Glauben Sie, dass die Deutsche Telekom pleite geht? Heller: Um Gottes willen, nein. Die Aktie ist wegen der hohen Dividendenrendite ein gutes Langfristinvestment. Der Bund als Großaktionär wird daran interessiert sein, dass die Ausschüttung auf hohem Niveau bleibt.

Was ist mit Air Berlin? Die Aktie ist seit Monaten im Sinkflug. Sind es nur die schwachen Quartalzahlen oder kann da noch mehr dahinter­stecken? Heller: Meine ersten Erfahrungen mit Aktien habe ich mit der amerikanischen Fluglinie Pan Am gemacht. Ich habe zu zehn Dollar gekauft und zu einem Dollar verkauft. Seitdem weiß ich, dass Luftfahrtaktien zyklisch und deshalb riskant sind. Die Branche ist margenschwach, der Markt sehr hart umkämpft. Air Berlin hat erst die DBA, dann die LTU gekauft. Das Unternehmen ist zurzeit halt sehr schwer zu durchschauen.Europa

Soll ich meinen Russland-Fonds verkaufen? Russland ist in diesem Jahr nicht gut gelaufen. Kaesmeier: Genau darum ist es ein guter Zeitpunkt, um in die Region zu investieren. Mein Favorit unter den BRIC-Staaten ist jedoch Brasilien. Ähnlich wie Russland ist Brasilien ein rohstoffreiches Land und hat zudem einen soliden wirtschaftlichen Aufschwung in einem viel versprechenden Umfeld.

Wenn ich jetzt ohne Währungsrisiko investieren möchte. Was würden Sie empfehlen? Heller: Eher gestandene Blue-Chips. Viele haben zehn bis 20 Prozent an Wert verloren. Es gibt zum Beispiel ein Zertifikat Euro Stoxx Select. Das setzt auf die 30 stärksten Dividendentitel aus dem Dow Jones Euro Stoxx. Das ist ein solides Langfristinvestment.

USA

Was halten Sie von amerikanischen Biotech-Aktien. Zum Beispiel von Amgen? Kalis: Grundsätzlich ist die Biotechbranche durchaus interessant. Zur Risikostreuung bieten sich allerdings eher Biotech-Fonds an. Amgen zählt sicherlich zu den besseren Werten der Branche, auch wenn sich die Aktie zuletzt nicht gut entwickelt hat. Dort ist derzeit aber viel in Bewegung.

Die Amerikaner sind mit ihren Immobilien total verschuldet. Wo soll da noch Geld für den privaten Konsum herkommen? Kaesmeier: Wir in Europa verallgemeinern leicht. Amerika ist sehr groß. Von der Krise im Hypothekenmarkt sind nur vier bis sechs Bundesstaaten stark betroffen und innerhalb dieser Staaten nur eine bestimmte Klientel. Außerdem gibt es zum Beispiel bei Gewerbeimmobilien überhaupt keine Schwierigkeiten mit der Kreditfinanzierung.

Warren Buffett soll bei Countrywide Financial eingestiegen sein. Was halten sie davon? Heller: Das könnte eine gute Idee sein. Countrywide ist der größte Immobilienfinanzierer der USA. Den wird niemand Pleite gehen lassen. Die Aktie ist aber riskant.

Wenn Warren Buffett amerikanische Finanzaktien kauft, muss man dann als Anleger jetzt nicht über große Verlierer der US-Immobilienkrise wie Bear Stearns nachdenken? Schäfer: Bestimmt nicht. Ich glaube auch nicht, dass Buffett große Summen in Finanzaktien investiert. Bankaktien sind derzeit etwas für Spekulanten, nicht für Investoren. Gerade Buffett hat ja in den vergangenen zwei Jahren immer wieder gewarnt, was für ein gefährliches Spiel mit den Immobilienkrediten in den USA getrieben wird.

Wird die US-Notenbank die Leitzinsen im September senken? Kaesmeier: Wenn das Wirtschaftswachstum in den USA stärker als erwartet nachlässt und der Konsument, der dort gut zwei Drittel dieses Wachstums beisteuert, vorsichtiger wird, ist eine Zinssenkung wahrscheinlich.

Ich habe viele US-Werte im Depot. Weil der Dollar fällt, geht mir viel Performance verloren. Wie geht es weiter mit der US-Währung? Heller: Ich bin nicht so pessimistisch für den Dollar wie viele meiner Kollegen. Währungen hängen eben nicht nur an Zinsdifferenzen, sondern auch an der Wachstumsdynamik der entsprechenden Volkswirtschaften. Die US-Wirtschaft ist weiterhin in einer soliden Verfassung. Außerdem ist der Dollar unbestritten die Hauptwährung der Welt, es werden ja zum Beispiel alle Rohstoffpreise in Dollar abgerechnet.

Wenn es in den USA zu einer Rezession kommen sollte – könnte Asien als Stütze der Weltwirtschaft einspringen? Schäfer: Nein, das ist ein Irrglaube. Asien kann das alleine nicht leisten, dafür ist die Wirtschaftskraft nicht groß genug. Vielleicht in den nächsten 20 Jahren, aber noch nicht jetzt.

Schwellenländer

Soll man jetzt noch rein in Aktien aus Schwellenländern? Heller: Auch für Schwellenländer gilt, dass die Kurse volatiler werden. Aber die Schwellenländer haben in der Korrektur nicht stärker verloren als andere Regionen. Als wir 1994 mit unserem Emerging Markets Fonds angefangen haben, lag das durchschnittliche Kurs/Gewinn-Verhältnis der Aktien bei 24. Heute steht es bei 16. Die Aktien sind also deutlich billiger, obwohl die Unternehmen inzwischen bewiesen haben, dass sie solide wirtschaften. Ich glaube daran, dass die Wachstumsstory weitergeht. Investieren Sie aber nicht alles auf einmal, sondern in mehreren Schritten.

Emerging Marktes machen sechs Prozent in meinem Depot aus. Soll ich aufstocken? Heller: Sechs Prozent ist für meinen Geschmack zu wenig. Emerging Markets sollten im Depot etwa den Anteil ausmachen, den sie an der gesamten Börsenkapitalisierung der Welt haben, also etwa zehn Prozent.

Welche Schwellenländer sind derzeit am interessantesten? Schäfer: Alle. Man muss sich nur bewusst machen, dass Investitionen in Schwellenländer Spekulationen sind, keine Geldanlage. Viele Schwellenländer haben natürlich eine interessante Zukunft vor sich. Sie dürfen aber nicht vergessen, dass alles, was schnell steigt, genau so schnell wieder fallen kann. Investments in Schwellenländer sind Risikokapital.

Ich bin in einem Fonds investiert, der in die Next 11, die nächste Aufsteiger-Welle unter den Schwellenländern investiert. Wie schätzen Sie die Perspektiven dieser Länder ein? Kaesmeier: Das Next-11-Konzept ist für einen langfristigen Anlagehorizont gedacht. Man sollte sich durch ein paar schlechte Wochen nicht ins Bockshorn jagen lassen. Lassen Sie das Investment einfach liegen.

Osteuropa und Asien sind in meinem Depot kaum vertreten. Ist das ein Fehler? Kaesmeier: Asien und Osteuropa sind die Regionen, wo das Wirtschaftswachstum auf absehbare Zeit am stärksten sein wird, deswegen bleiben das wichtige Regionen für langfristige Aktieninvestments.

Was halten Sie vom chinesischen Aktienmarkt? Heller: Vorsicht vor China. Die Chinesen hatten lange nur das Sparbuch. Jetzt können sie in Aktien investieren. Der Andrang ist riesig, da werden am Tag manchmal 100 000 neue Depots eröffnet. Aber die Chinesen dürfen nicht in ausländische Aktien investieren, sondern nur in A- Shares in Shanghai. Deshalb ist die Bewertung so hoch wie bei uns in Deutschland früher am Neuen Markt. Das kann noch eine Weile gut gehen, weil die Regierung dafür sorgen wird, dass die Wirtschaft zu den Olympischen Spielen im kommenden Jahr gut dasteht. Aber das Risiko ist sehr hoch. Ich würde mich da nicht mehr wohl fühlen. Zur Risikostreuung würde ich in die Emerging Markets über einen global anlegenden Fonds investieren und nicht nur in ein einzelnes Land.

Die Börsen in China haben sich bislang gut behauptet. Sollte ich jetzt einsteigen? Kaesmeier: Nein. Es gibt sehr viel günstiger bewertete Schwellenländer, Brasilien zum Beispiel, und da würde ich auch nicht auf einen BRIC-Fonds zurückgreifen, bei dem auch Russland, Indien und China dabei ist, sondern einen guten Brasilienfonds bevorzugen. Brasilien hat eine starke Konjunktur und ist dank des Rohstoffreichtums des Landes vor allem in Bezug auf China besser aufgestellt.

Rohstoffe

Welcher Rohstoff ist als Langfristanlage am attraktivsten? Schäfer: Gold. Am besten physisch. Gold hat gegenüber Silber den Vorteil, dass Sie wirklich wenig Raum dafür brauchen. Wenn Sie von ihren Vermögenswerten zehn Prozent in Gold anlegen, dann ist das nicht schlecht. Wir gehen davon aus, dass Gold langfristig vor einem großen Lauf steht. Sie können natürlich auch seriöse Goldminen-Aktien kaufen, da brauchen Sie allerdings etwas stärkere Nerven, denn deren Kurse bewegen sich manchmal nicht so, wie es der Goldpreis erwarten ließe.

Und wie stehen Sie zur Anlage in Rohstoffen? Kaesmeier: Grundsätzlich positiv. Die Aussichten sind gut, die Konjunktur läuft. Rohstoffe wie Industriemetalle werden weiter stark nachgefragt. Lediglich der Ölpreis ist politisch stark abhängig. Einen deutlich nachlassenden Ölpreis kann ich mir derzeit nicht vorstellen. Rohstoffe sollten in einem gut strukturierten Depot nicht fehlen.

Eignet sich Gold immer noch zur Absicherung des Depots? Kalis: Da bin ich grundsätzlich vorsichtig. Man hat jetzt in der aktuellen Korrekturphase gesehen, dass auch der Goldpreis gefallen ist. Diesen Antizyklus, den wir beim Gold einmal hatten, haben wir momentan nicht. Deshalb würde ich mich nicht auf Gold allein verlassen.

Was sind die Risiken beim Gold? Kalis: Gold ist von vielen Dingen abhängig. Es könnte durchaus sein, dass eine Regierung ihren Goldschatz von heute auf morgen versilbert, dann sinkt der Preis. Gold bringt auch keine Verzinsung. Die Knappheit des Goldes ist auch kein Argument mehr, da es sich immer mehr lohnt zu recyceln. Im Gegensatz zum Öl, das ja wirklich verbraucht wird, ist das verarbeitete Gold ja immer noch in großen Teilen vorhanden.

Strategie

Ich habe durch einige Neuemissionen viel Geld verloren... Heller: Dass man an der Börse Geld verliert, gehört dazu. Das ist uns allen schon passiert. Aber ärgern bringt Sie nicht weiter. Bei Neuemissionen, gerade bei Unternehmen, die noch keine lange Historie haben, sollte man grundsätzlich nicht mit großen Summen reingehen.

Sind Zertifikate wirklich eine sichere Anlage? Schließlich könnte ja eine Bank Pleite gehen. Kalis: Sicherer als Zertifikate sind – hinsichtlich der Produktkonzeption – auf jeden Fall Fonds. Diese zählen zum Sondervermögen einer Bank und sind bei einer Pleite außen vor. Zertifikate haben dagegen den Status einer Inhaberschuldverschreibung. Allerdings würde ich mir über die Bonität der Zertifikate-Emittenten in Deutschland wenig Sorgen machen. Bei Zertifikaten sollten Anleger die Preise der verschiedenen Anbieter vergleichen und auch auf verschiedene Emittenten im Depot achten. Das minimiert das Risiko zusätzlich.

Ich habe etwa 10 000 Euro verfügbares Kapital. Dazu ein kleines Aktiendepot und eine Eigentumswohnung für rund 50 000 Euro, die ich noch abzahle. Wäre es ratsam, weiter Geld aufzunehmen, um mehr anzulegen? Kalis: Nein, auf keinen Fall einen Kredit für eine Wertpapieranlage aufnehmen! Vernünftig ist, sich bei der Anlage auf mehrere Beine zu stellen. Die Anlage in Eigentumswohnung und Aktiendepot sind soweit in Ordnung. Die übrigen 10 000 Euro würde ich in festverzinsliche Anleihen investieren. Vier Prozent fester Zins sind allemal sicherer, als alles auf Aktien zu setzen. Alternativ zu Anleihen könnten auch Garantiezertifikate eine Möglichkeit sein.

Wie lange dauert es bis zum nächsten richtig großen Kurs-Crash? Schäfer: Auch das kann niemand genau vorhersagen. Was man sagen kann: Wir haben jetzt vier Jahre hinter uns ohne eine einzige Korrektur, zumindest auf Jahresbasis. Das ist etwas, das es nach einem großen Crash, wie wir ihn zur Jahrtausendwende erlebt haben, noch nie gab. Nur zu sagen, Aktien seien billig und die Kurs/Gewinnverhältnisse niedrig, wie die Berufsoptimisten immer sagen, ist nur ein Teil der Wahrheit. Denn wenn es zu einer Rezession kommen sollte, was in keinem Falle ausgeschlossen werden kann, sinken die Gewinne und dann sind die Aktien plötzlich nicht mehr billig.

Ich habe 90 000 Euro bei einer Vermögensverwaltung angelegt. Mein Risikoprofil ist eher aggressiv. Doch seit November vergangenen Jahres wurden nur 4,8 Prozent Rendite erwirtschaftet. Das ist ziemlich mager, schließlich sind die Börsen ist sehr gut gelaufen. Kalis: Das Problem waren wohl auch die steigenden Zinsen. Denn Vermögensverwalter setzen nicht alles auf Aktien. Die gestiegenen Zinsen haben die Kurse der Anleihen sinken lassen. Das frisst dann einen Teil der Performance.

Ich habe 35 000 Euro auf einem Festgeldkonto meiner Hausbank geparkt, verzinst mit 2,75 Prozent. Soll ich die Kursschwäche nutzen und das Geld jetzt in Aktien oder auch Fonds investieren? Kaesmeier: In der aktuellen Börsenphase rate ich Ihnen davon ab. Sie sollten mit Ihrer Bank aber auf jedem Fall über die Verzinsung sprechen. Sie sollte Ihnen mindestens 3,5 Prozent bieten. Wenn es nicht klappt, sollten Sie ein entsprechendes Konto bei einer Onlinebank in Erwägung ziehen.

Wie kann ich mein Geld jetzt am sichersten anlegen? Schäfer: In sechs Monate laufende Bundesobligationen. Das schlimmste, was ihnen dabei passieren kann ist, dass sich der Aktienmarkt schneller erholt als erwartet. Dann haben Sie weniger Geld verdient als die Mutigen. Aber damit könnte ich angesichts der aktuellen Risiken leben.

Was halten Sie von Dachfonds? Heller: Der Dachfonds hat den Vorteil, dass die Umschichtung innerhalb des Fonds steuerfrei ist. Sie müssen aber Bedenken, dass Sie doppelt Gebühren zahlen – für die Fonds im Portfolio und den Dachfonds. Das ist also teuer.

Für das nächste Jahr brauche ich Geld für Veränderungen an einer Immobilie. Dafür habe ich 40 000 Euro auf die Seite gelegt. Soll ich, so lange ich das Geld nicht brauche, noch mal investieren? Kaesmeier: Wenn Sie das Geld unbedingt brauchen, würde ich es nicht investieren. Auch wenn Sie sich womöglich ärgern, wenn die Kurse steigen und Sie nicht dabei sind. Falls Sie doch einen kleinen Teil investieren wollen, würde ich noch ein wenig abwarten, ob es nicht noch einmal deutlich billiger wird.

Soll ich jetzt noch einen Put auf den DAX kaufen? Heller: Das ist ein riskantes Spiel, weil niemand voraussagen kann, wie sich die Börse auf Sicht von einem oder zwei Monaten bewegen wird. Ich denke, dass der Spielraum nach unten begrenzt ist. Bei 7200, spätestens bei 7000 Punkten sollte ein verlässlicher Boden liegen. Es gibt auch keinen Anlass anzunehmen, dass 2008 nicht wieder ein gutes Börsenjahr wird.

Der September gilt als einer der schwächsten Börsenmonate des Börsenjahres. Wird dieses Mal wegen der vielen Unsicherheiten besonders schlimm? Schäfer: Ich würde mich niemals an der Statistik der Jahreszeiten aufhalten. Wenn der September in den vergangenen Jahren ein besonders schlechter Monat ist, heißt es nicht automatisch, dass dieser wieder schlecht wird. Normalerweise sind die Sommermonate ganz ruhige Monate und das war ja jetzt auch nicht der Fall.

 

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