Deutschland braucht mehr Zuwanderer?
Na dann brauchen wir ja nicht weiter zu diskutieren. Wenn du völlig normale Bevölkerungsentwicklungen in bestimmten geographischen Grenzen nicht als natürlich ansehen kannst, dann kann man dir auch nicht mehr weiter helfen.
Sowas kann und darf man nicht verhindern. Wer das versucht, nur weil ihm ein bestimmtes Gemüse, ein bestimmtes Liedgut oder ein bestimmtes Bier in der aktuellen Zeit mehr zusagt als etwas anderes, der kann letztlich nur die Rechte der Migranten beschneiden. Du kannst schlichtweg nicht dafür sorgen, dass deine Vorstellungen von "deutsch sein" weiterhin über Jahrhunderte Standard in den aktuellen geogrophischen Grenzen bleiben. Ich überleg gerade ob du wirklich national-völkisch denkst oder nur naiv bist. Sowas wie "deutsch sein" gibt es nicht.
Um 1960:
Frauenrechte: Die Rechte gab es für Frauen genauso häufig wie die Linke, meist bis die Augen blau waren...
Integrationspolitik: "Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Neger"
"deutsches Bier! Schmeckt dir die spanische Pampe?"
Na, natürlich schmeckt mir das deutsche Bier besser. Und ich bin sicher, dass das sogar viele Spanier so sehen. Weil es nicht nur am dt. Reinheitsgebot liegt, sondern auch am Wasser, Hopfen, etc. Aber mir schmeckt auch das Budvar, Pilsener Urquell. In Namibia das Hansa und in China das Tsingtao (beide nach dem Reinheitsgebot und alter Braukunst). Dagegen kannst Du mir mit englischer Plörre, dem in Frankreich unvermeidlichen Stella Artois oder dem Bud in den USA getrost fernbleiben.
"deutsches Auto! Mit Japanern nur Ärger, Ford rostet dir unterm Arsch weg, aber Audi??"
Hab ich Probleme mit. Hatte jahrelang einen Mazda, das war das beste Auto, das ich je hatte, weil nie was dran war und es lief wie Butter. Dagegen hatte ich mal einen BMW, bei dem alle 5 Minuten die Elektronik verrückt spielte. Meines Wissens wird Ford in Köln gebaut.
"deutsches Essen! Geht nix über Sauerbraten, Labskaus und Frikadellen"
Kann ich nachvollziehen. Ich will Dir aber was sagen: Gastronomisch bin ich polyglott! Hauptsache es schmeckt. Ich esse sogar in Südafrika Mopanewürmer. Mit geschlossenen Augen und gut geröstet würdest Du sie nicht von Erdnuss-Flips unterscheiden können.
"Viele Dinge sind in Deutschland erfunden worden bzw. in Deutschland perfektioniert worden. Wenn man länger überlegt findet man bestimmt noch etliches mehr."
Sicherlich: Ich bin auch stolz darauf, dass z.B. deutsche Ingenieure international anerkannte Topleistungen erbracht haben, die die Welt weiter gebracht haben.
Ich kann stolz auf deutsche Komponisten und Schriftsteller oder Philosophen sein, vor allem dann, wenn ihr Wirken noch zig Generationen später universell Bedeutung hatte (Bach, Beethoven, etc.)
Aber das alles liegt weniger am "Deutsch sein", sondern da dran, dass (jedenfalls bislang) die Ausbildung deutscher Ingenieure besonders gut und die handwerkliche und betriebliche Basis besonders zukunftsträchtig war. Mittlerweile liegen die Deutschen bei den internationalen Patenten nicht mehr an vorderster Stelle. Mir imponieren die Engländer: Die haben kein Problem damit, Georg Friedrich Händel als einen ihrer größten Komponisten zu feiern, dabei war er ursprünglich Deutscher.
K.
Aber wenn eine halbe Million Migranten jährlich zu uns kommen, und ich denke nicht wie BarCode, der sagt, es gehen wieder 500000 Migranten pro Jahr weg, im Gegenteil eher Deutsche die abhauen, dann geht die Wandlung zu schnell. Es würden sich wieder Parallelgesellschaften bilden, die jeweils wieder ihre Kulturen und Sitten pflegen.
Ich bezweifel das ein wenig, wenn ich deine Ängste so mitbekomme.
Gruss
K.
ich möchte bei all meinen vorbehalten gegen gewisse ausprägunge des islam und bei meiner festen meinung, dass zu grosse minoritäten integrationshinderlich wirken MÜSSEN nochmal eines betonen - wir hatten einst eine vitale paralellgesellschaft in deutschland und wir haben sie nahezu ausgerottet, zudem lebt auch heute eine jahrhundertealte minorität unter uns (sorben) ... prüft also genau, welche gründe es sind, die uns gegen minoritäten aufbringen, denn alles unscharfe und allzu pauschale führt uns in die falsche richtung.
Hoffentlich kellnert gleich keine Ungarin beim Abendessen. Ich könnte ihr nicht verzeihen, dass sie meinen Landsfrauen den Job weggeschnappt hat.
Parallelgesellschaft ist für mich eine, die ohne Anknüpfungspunkte und ohne Austausch neben einer anderen existiert.
K.
Ist sowas überhaupt möglich? Kannst Du dafür ein Beispiel nennen ? Doch höchstens in dem Fall, dass man eine Mauer um einen Teil der Gesellschaft errichtet und den Austausch verhindert. Das merkt man spätestens dann, wenn die Mauer fällt und man erkennt, wie sehr sich die Werte, ja sogar die Sprache verändert haben. Und daran, dass in diesem Fall etliche auf beiden Seiten die Mauer gern wieder aufbauen möchten, nur doppelt so hoch und mit einem Dach on top.
Man hat eine Bevölkerung ins Land geholt, die verarmt, ungebildet und mit den urtümlichen Wertvorstellungen ihrer abgelegenen Dörfer ausgestattet, den größtmöglichen Gegensatz zur hiesigen Bevölkerung bildete, ohne dass man dessen überhaupt gewahr wurde, da man sich gar nicht so weit mit ihnen beschäftigte. Wohinein, bitte, hätte sich diese (türkische) Bevölkerung denn integrieren sollen?
Wenn man die Geschichte erlebt und verfolgt hat, muss man sagen, dass die Nachkommen der ersten Einwanderer durchaus eine Entwicklung durchgemacht hat, die gemessen an den Möglichkeiten, die die Menschen in dieser Situation hatten, Respekt gebietet.
Sicher, ein Teil hat das nicht geschafft. Ein noch größerer Teil grenzt sich selbst ab, da Diskriminierung nicht anders ertragen werden kann. Das kann man nachvollziehen. Man kann vielleicht für sich selbst den Entschluss fassen, entsprechend christlicher Wertvorstellung auch noch die linke Wange hinzuhalten, wenn man auf die rechte geschlagen wurde. Wenn das Kind geschlagen wird, geht das nicht mehr.
Heute hat mich eine Freundin besucht, eine Spätaussiedlerin aus Kasachstan. Unter Tränen berichtete sie mir, was sie in der U-Bahn erlebt hatte. Ihr gegenüber hatte eine türkische Frau gesessen, die von zwei zugestiegenen Männern umgehend angepöbelt wurde : Sarrazin hat recht ! Scheißtürken ! usw usw.
Zwei türkische Männer mischten sich ein und es kam zu einer üblen Auseinandersetzung.
Für meine Freundin war das unbegreiflich. Ihre Gedanken gingen dahin, selbst wieder auszuwandern mitsamt ihren Kindern.
Man misst den Entwicklungsstand einer Gesellschaft auch an ihrem Umgang mit den Minderheiten. Es ist richtig, dass in Deutschland Minderheiten ausgerottet wurden - ob wir sie Parallelgesellschaft nennen wollen oder nicht. Die Juden waren Kulturträger - ein Deutschland ohne ihren Beitrag unvorstellbar - bis hin zu unseren christlichen Werten, die von ihnen überliefert worden sind. Sie brauchten keine Sprachkurse, sie haben selbst unterrichtet.
Wie soll ich also die Entwicklung und das Entwicklungspotential (?) der Deutschen im Vergleich zu dem der Türken letztlich bewerten?
Wir haben geschätzte 30 % Analphabeten. Das hier im Thread angeführte Liedgut ist einer ganzen Gesellschaftsschicht nahezu unbekannt, ebenso die Literatur.
Die Unterschiede zwischen den hier lebenden Ethnien sind möglicherweise gar nicht mehr so groß.
Auf keinen Fall dürfen wir so naiv sein und den Aufruhr um Sarrazin als einen Denkanstoß bewerten, Mißstände zu beseitigen, sonst wird uns die völkische Gewalttätigkeit so überrollen, wie der Vorfall in der U-Bahn bereits dargestellt hat. Steht uns eine weitere "Reichskristallnacht" bevor?
Die frühchristlichen Gemeinschaften im Spätrom bilden solche Parallelgesellschaften. Sie waren fast vollständig autark und lebten von der römischen Gesellschaft abgeschottet.
Auch die jüdischen Gemeinden im Mittelalter, sofern sie von den Fürsten dazu verdonnert wurden, lebten notgedrungen in einer Art Parallelgesellschaft. Im übrigen gibst Du mir ja Recht, dass die Deutschen jüdischen Glaubens, die die Nazis ausgelöscht haben, eben keine Parallelgesellschaft mehr waren, sondern mitten unter der Bevölkerung lebte. Es gab jüdische Handwerker, Lehrer, Wissenschafter, Ärzte, ........mitten unter uns. Also eben keine Parallelgesellschaft. Wenn wir schon Begriffe nutzen, sollte das präzise geschehen.
Das mit der völkischen Gewalttätigkeit sehe ich auch so.
Kataster
Aber:
" Sie leben seit vielen Jahren hier, sie haben ihre eigene Infrastruktur, ihre Ärzte, Anwälte, Handwerker, Lebensmittelgeschäfte und Schulen. Sie interessieren sich nicht für unsere Gesellschaft, unsere Sitten und unsere Spielregeln. Die meisten lernen noch nicht mal unsere Sprache. Werft sie raus !"
Das betrifft die Deutschen auf Mallorca. Frei zitiert nach einem Leserbrief in einer rechtsgerichteten Zeitung.
Wer die Mallorcaner kennt, der wundert sich. Was ich früher gehört habe, war : Wir sind reich. Viele Kulturen waren auf der Insel, und wir haben uns das Beste davon genommen und behalten.
Was ist dort passiert? Hat es nichts gegeben, was die Mallorcaner übernehmen konnten von den Deutschen? Muss man unter diesen Umständen die deutsche Community dort nicht als Parallelgesellschaft begreifen? Also weil der Austausch von Kulturgütern nicht möglich ist, aus welchem Grund auch immer.
Einen Austausch zwischen Deutschen und Türken gab und gibt es und ich halte ihn natürlich für wünschenswert. Im Umgang mit deutschen und türkischen Kindern ist mir aufgefallen, dass bei Veranstaltungen die deutschen Kinder oft ihr Essen mit der Aufforderung bekommen hatten, es selbst aufzuessen und den anderen nichts abzugeben. Ganz im Gegensatz die türkischen Kinder, die sogar nichts mitgebracht hatten, was in Form und Konsistenz nicht geteilt werden konnte. Wenn das auf den Tisch gelegt wurde, kam niemand zu kurz, und das Essen bekam den Charakter eines Social Events. Sowas mußten die anderen erst lernen.
Dafür haben die türkischen Kinder mit Begeisterung z.B. das Liedgut, die Gedichte, die Spiele der deutschen Kinder geteilt. Also doch keine türkische Parallelgesellschaft?
Im November 2004 veröffentlichte die Redaktion von Spiegel Online ein Interview mit dem Historiker Klaus J. Bade. Darin brachte Bade zum Ausdruck, dass der Begriff Parallelgesellschaft Merkmale von Populismus aufweist. Er sagte:
„Parallelgesellschaften im klassischen Sinne gibt es in Deutschland gar nicht. Dafür müssten mehrere Punkte zusammenkommen: eine monokulturelle Identität, ein freiwilliger und bewusster sozialer Rückzug auch in Siedlung und Lebensalltag, eine weitgehende wirtschaftliche Abgrenzung, eine Doppelung der Institutionen des Staates. Bei uns sind die Einwandererviertel meist ethnisch gemischt, der Rückzug ist sozial bedingt, eine Doppelung von Institutionen fehlt. Die Parallelgesellschaften gibt es in den Köpfen derer, die Angst davor haben: Ich habe Angst, und glaube, dass der andere daran Schuld ist. Wenn das ebenso simple wie gefährliche Gerede über Parallelgesellschaften so weitergeht, wird sich die Situation verschärfen. Dieses Gerede ist also nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems.“[3]
McMurphy: ich kann dich beruhigen, die Wirtin ist eine washechte Bayerin gewesen...:-)
Wir sind nun mal Teil einer Gesellschaft, die noch nicht einmal eine akzeptable Form der Anrede für einen Fremden, dessen Namen man nicht kennt, entwickelt hat. "Junge Frau" bzw. "Junger Mann" trifft oftmals kaum den Kern der Sache, und "Monsieur" und "Madame" sind ausländisch.
Es wird schwer sein, "die Anderen", wenn schon nicht zu integrieren, dann doch wenigstens entsprechend unseren christlichen Werten, unserer Gesetzgebung und unseren zivilisierten demokratischen Umgangsformen vor sozialer Benachteiligung, Anpöbelei und gewalttätigen Übergriffen zu schützen.