DAS WERK..


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Neuester Beitrag: 06.11.03 08:46
Eröffnet am:06.11.03 08:46von: falke65Anzahl Beiträge:1
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06.11.03 08:46
06.11.03 07:47
Frankfurt (dpa-AFX) - Roland Emmerichs "Independence Day", Wim Wenders' "Million Dollar Hotel" und Roman Polanskis "Der Pianist" wurden hier veredelt: Bevor die Erfolgsfilme in die Kinos kamen, wurden sie bei der Frankfurter Filmfirma Das Werk  digital nachbearbeitet. Das Unternehmen war in den 90er Jahren die beste Adresse für Postproduktion (Nachbearbeitung) in Deutschland, wenn nicht in ganz Europa. Vor einem Jahr brach das Firmengeflecht zusammen, die Gründer mussten Insolvenz anmelden. Doch entgegen der Befürchtungen der wirtschaftlich angeschlagenen Branche erwies sich der Kern des Unternehmens als überlebensfähig.

Ein Jahr nach der Pleite mischen die Mitarbeiter wieder mit im Filmgeschäft. Zuletzt bauten sie für Sönke Wortmanns "Das Wunder von Bern" das abgerissene Wankdorf-Stadion am Computer nach. Neben dem fürs Prestige wichtigen Spielbein Kino und Fernsehfilm gewinnt das Standbein Werbefilm zunehmen an Bedeutung.

'ZU SCHNELL GEWACHSEN'

Die 1991 in Frankfurt gegründete Bildbearbeitungs-Firma ging 1999 an die Börse. Die neue AG wuchs schnell - zu schnell, wie Insolvenzverwalter Holger Lessing heute sagt. Zwei Jahre nach dem Börsengang hatte die Holding mehr als 50 Firmen unter ihrem Dach, beschäftigte 700 Mitarbeiter und war eine halbe Milliarde Euro wert. "Das ist, als ob Sie mit vier Jahren schon 1,50 Meter groß wären", sagt Lessing. "Da knicken Ihnen irgendwann die Beine ab." Das weltweite Firmengeflecht wurde undurchschaubar, "die haben den Überblick verloren". Um die Aktionäre zu beeindrucken, habe die AG Umsatz hinzugekauft, aber die Kosten außer Acht gelassen. Bei den Banken stand Das Werk zuletzt mit 60 Millionen Euro in der Kreide.

Anders als die AG, die selbst nichts produzierte, war das in GmbHs organisierte Kerngeschäft wirtschaftlich gesund: "Die Auftragslage war gut, und die meisten Töchter haben mit Gewinn gearbeitet", erklärt Lessing. Dennoch mussten Ende November, wenige Woche nach der AG, auch die GmbHs einen Insolvenzantrag stellen, weil sie juristisch für die Holding hafteten. Nicht nur der zum Werk gehörende Hollywood-Tochter CFX liefen unter solchen Vorzeichen die Auftraggeber davon, auch der Auftrag für eine der "Matrix"- Fortsetzungen platzte. Dennoch gab es eine Reihe von Interessenten für die Pixelschmieden des Werks.

SANIERUNG

Damit nach der Übernahme die Produktionsstätten nicht mit Schulden der AG belastet sind, entschied sich der Insolvenzverwalter der GmbHs, Karl-Heinz Trebing, für eine Form der Sanierung, bei der allein das Betriebsvermögen und die Mitarbeiter in neuen Besitz übergingen. Den Zuschlag bekam die 2001 gegründete Kölner Filmfirma Media Select von Helmut Breuer. "Die haben am besten gepasst", sagt Mit-Insolvenzverwalter Bahman Yadegardjam. "Die wollten die Firma nicht zerschlagen, sondern die Mitarbeiter weiter beschäftigen." Einen Kaufpreis nannten weder Käufer noch Anwälte.

Unter dem neuen Namen pictorion_das werk übernahmen die neuen Herren die rund 100 verbliebenen Werk-Mitarbeiter und die Räumlichkeiten der vier wichtigsten Inlands-Niederlassungen in Frankfurt, München, Düsseldorf und Hamburg. Der Hauptsitz wechselte vom Frankfurter Gallusviertel nach Hürth bei Köln, wo inzwischen ein fünfter Standort gegründet wurde. "Wir halten "Das Werk" für eine starke Marke", begründet der Geschäftsführer von pictorion_das werk, Michael Brink, das Interesse.

KONZENTRATION AUF KERNGESCHÄFT

Den Fehler der Vorgänger - "alle zwei Wochen eine neue Firma aufzumachen" - will pictorion_das werk nicht machen, sondern die Marke mit genau dem gegenteiligen Kurs sanieren, mit Konzentration auf das Kerngeschäft der digitalen Nachbearbeitung. Und statt auf Hollywood zu schielen, will man sich auf den europäischen Film und vor allem auf den Werbemarkt stützen. In der Werbung gehe es deutlich aufwärts, sagt Brink. Die Auftragslage sei gut, "die Unternehmen sind wieder bereit zu investieren."

Tragisch endete die Insolvenz für den Gründer und kreativen Kopf der Werk AG, Christian Leonhardt. Kurz nachdem er eine eigene neue Firma gegründet hatte, starb er mit 48 Jahren an einem Herzinfarkt./DP/sbi

--- Von Sandra Trauner, dpa ---



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