SAP macht weniger Gewinn
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Eröffnet am: | 18.10.01 21:16 | von: Luki2 | Anzahl Beiträge: | 9 |
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Software-Riese SAP macht weniger Gewinn - Umsatzprognose gesenkt
WALLDORF (dpa-AFX) - Der Software-Riese SAP hat entgegen den Erwartungen im dritten Quartal weniger Gewinn erzielt und die Umsatzprognose für das Gesamtjahr nach unten korrigiert. Das um Zukäufe bereinigte Konzern-Ergebnis ging von Juli bis September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um elf Prozent auf 78 Millionen Euro (153 Millionen DM) zurück. Das teilte die SAP AG am Donnerstag in Walldorf mit. Analysten hatten mit einem deutlichen Anstieg gerechnet. Der Quartalsumsatz kletterte zwar um 16 Prozent auf 1,649 Milliarden Euro, für das Gesamtjahr senkte SAP allerdings seine Prognose für den Umsatzzuwachs von ursprünglich 20 auf 15 Prozent. Die SAP-Aktie war bis zum Nachmittag mit einem Rückgang um 11,74 Prozent auf 112,00 Euro klarer Tagesverlierer im DAX. ANALYST: "SCHLECHTERER UMSATZ-MIX DRÜCKT AUF MARGEN" "Bestehende und neue Kunden verschieben gegenwärtig Entscheidungen zum Kauf von Software-Lösungen", sagte Hasso Plattner, Vorstandssprecher und Mitgründer von SAP. Wenige Tage nach den Terroranschlägen auf die USA hatte das Unternehmen noch erklärt, an der Prognose für 2001 festzuhalten. Das Geschäft mit Software-Lizenzen war im dritten Quartal rückläufig, in den USA sogar um mehr als ein Drittel. Dafür stiegen die Erlöse aus Beratungen. "Der verschlechterte Umsatz-Mix drückt auf die Margen", sagte Helmut Bartsch, Analyst bei der Baden-Württembergischen Bank, der dpa. SAP WILL VOR ALLEM IN USA STELLEN ABBAUEN SAP will nun insbesondere in den USA die Zahl der Beschäftigten verringern, um Kosten zu sparen. Konkrete Angaben wurden jedoch nicht gemacht. Jenseits des Atlantiks hatte das Unternehmen in diesem Jahr 850 neue Mitarbeiter eingestellt. Experten rechnen damit, dass ein Teil davon wieder gehen muss. Amerikanische Konkurrenten von SAP hatten in den vergangenen Tagen angekündigt, zwischen 10 bis 40 Prozent ihrer Belegschaft abzubauen. Besonders stark betroffen ist dabei Commerce One, ein Spezialist für elektronische Marktplätze, an dem SAP mit 20 Prozent beteiligt ist. Die kritische Situation bei dem Unternehmen hat das Finanzergebnis von SAP in diesem Jahr bisher um 122 Millionen Euro belastet. In den wichtigen Wachstumsmärkten der Software für Kundenbeziehungen von Unternehmen (Customer Relationship Management/CRM) und zur Steuerung der Lieferkette (Supply Chain Management/SCM) konnte SAP nach eigenen Angaben Markanteile hinzugewinnen. Der Konkurrent und CRM-Spezialist Siebel Systems gab am Donnerstag schrumpfende Umsätze und Gewinne im dritten Quartal bekannt. SAP-STRATEGIE SCHEINT TROTZ ERGEBNISZAHLEN AUFZUGEHEN Trotz der enttäuschenden Ergebniszahlen scheint die Strategie von SAP nach wie vor aufzugehen, als etablierter Komplettanbieter auch in neuen Segmenten rund um das E-Business die finanziell angeschlagenen Start-Ups und Spezialisten ausbooten zu können. Dabei kommen den Walldorfern neben ihrem längeren Atem auch verbesserte Produkte und die regionale Stärke in Europa zugute. Die Gewinnmarge beim operativen Ergebnis soll im Gesamtjahr ohne Mitarbeiterbeteiligungen und Aufwendungen für Übernahmen auf der Vorjahreshöhe von 20 Prozent bleiben. In den ersten neun Monaten 2001 kletterte der SAP-Umsatz um 23 Prozent auf 5,0 Milliarden Euro. Zum Stichtag 30. September beschäftigte das Unternehmen weltweit 27.884 Mitarbeiter./mi/DP/bi --- Von Alexander Missal, dpa ---
Quelle: DPA-AFX
Gr. Luki2
Teufelskreis des Abwartens
SAP hat sich verkalkuliert: Noch vor wenigen Wochen beharrte der Softwarekonzern öffentlich auf seiner Gewinnprognose. Der Konjunkturabschwung, so schien es, konnte den Marktführer nicht mit nach unten reißen.
Was an Umsatz hier und da verloren gehe, werde an anderer Stelle ausgeglichen werden, dachte man. Jetzt wird klar, dass von der Wirtschaftskrise niemand verschont bleibt - selbst ein Konzern wie SAP nicht, der mit einem starken Markennamen und modularen Produkten wie wenige andere in der Lage ist, seine Kunden technisch von sich abhängig zu machen.
Auch SAP fällt dem allgemeinen Abwarten zum Opfer, das die Wirtschaft derzeit lähmt. Viele Kunden wissen, dass sie Projekte wie den Ausbau ihres E-Business oder die Einführung eines neuen Programmmoduls nicht streichen können. Aber sie können sie auf unbestimmte Zeit verschieben. Damit erzeugen sie Umsatzeinbrüche bei ihren Lieferanten, die ihrerseits möglichst viele Investitionen vertagen. Immer größere Teile der Weltwirtschaft geraten so in den Teufelskreis des Zögerns und Abwartens, der das Wachstum bedroht und die Wirtschaft lähmt: Je mehr das Abwarten um sich greift, desto schneller schmilzt das Bruttosozialprodukt.
SAP hat diesen Effekt unterschätzt und hätte früher warnen sollen. Auch am Donnerstag versteckte das Unternehmen seine schlechte Botschaft in wolkigen Worten. Das ist höchst ungeschickt. SAP darf nicht noch einmal wie damals beim verpatzten Einstieg ins Internet den Fehler machen, Probleme klein zu reden. Im Umgang mit Aktionären kann nichts die Wahrheit ersetzen.
Wenn SAP eine Schuld trifft, dann jedoch nur diese. Strategie und Management des Unternehmens sind in guter Verfassung. Die schlechten Zahlen sollten vielmehr Alarm bei Bundesregierung und Europäischer Zentralbank auslösen. Selbst die stärksten Marken geraten in den Strudel des Abschwungs. Sie brauchen wie andere Firmen auch die Führung von Politik und Notenbank, die Probleme nicht länger verleugnen, sondern mit vereinten Kräften gegen sie ankämpfen.
Quelle :
© 2001 Financial Times Deutschland
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