Brauchen wir noch Gewerkschaften
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 24.06.03 16:18 | ||||
Eröffnet am: | 24.06.03 08:09 | von: user | Anzahl Beiträge: | 16 |
Neuester Beitrag: | 24.06.03 16:18 | von: ruhrpott | Leser gesamt: | 723 |
Forum: | Talk | Leser heute: | 1 | |
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So Freunde der G.w. gibt mal Gas-wozu brauchen wir euch noch?
Stuttgart/Berlin - -Die Sparmaßnahmen zur Sanierung des Haushalts der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi nehmen langsam konkrete Formen an. Wie aus Gewerkschaftskreisen verlautete, denkt der Bundesvorstand um Frank Bsirske unter anderem über eine kollektive Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich in Höhe von zehn Prozent nach. Dafür soll es aber einen entsprechenden bezahlten Freizeitausgleich geben. Ein Gewerkschaftssprecher sagte in Berlin auf Anfrage: "Die Umwandlung von Entgelt in Freizeit ist in der Diskussion." Über die Sparbeschlüsse sei noch nicht entschieden.
Der Sprecher sagte, Anfang Juli gebe es in allen Landesbezirken Beschäftigtenversammlungen. Vor- schläge zum Aussetzen der Gehaltserhöhungen ab Juli diesen Jahres und Kürzungen des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes seien vom Tisch. Die Dienstleistungsgewerkschaft hat vor allem mit seit Jahren zurückgehenden Mitgliedseinnahmen zu kämpfen. Im Jahr 2001 hatten die Einnahmen noch 454,6 Mio. Euro betragen, 2002 waren es 431,5 Mio. Euro und für das laufende Jahr wird nur noch mit 424,99 Mio. Euro gerechnet. Durch die angespannte Haushaltssituation sieht die Gewerkschaft ihre politische Handlungsfähigkeit in Gefahr. In der Vergangenheit war es zu zahlreichen Neueinstellungen gekommen. Das hatte vor allem Gewerkschaftschef Bsirske scharf kritisiert. Ein Verdi-Sprecher sagte, Ziel werde weiter sein, die Konsolidierung so hinzubekommen, dass auch künftig eine geringe Anzahl von externen Einstellungen erlaubt sei. AP
Artikel erschienen am 24. Jun 2003
Arbeitszeitverkürzung bei Verdi ohne Lohnausgleich - Hört, Hört! Streik der IG-Metall für die 35- Stunden-Woche in Ostdeutschland mit Lohnausgleich! Wie passt das zusammen?
Die Gewerkschaften befinden sich auf dem Weg in die Isolalation. Kurz- und mittelfristig wird die Situation in Deutschland den Gewerkschaften schmerzlich klarmachen, dass man mit Maßnahmen aus dem Mittelalter keine Zukunft im 21. Jahrhundert bauen kann. Das Problem Gewerkschaften wird sich somit von selbst lösen!
Gruß
Trader
bestreikt, ich würde alle entlassen und den Laden zumachen.
Ende
@Schmoeker: Dann hat die Gewerkschaft ihr Ziel erreicht, die Leute haben gar keine Arbeit mehr, weil sie weniger arbeiten wollten.
Ein Kumpel von mir hat so eine 30-Mann-Bude, der gibt seinen Mitarbeitern 2 Urlaubstage mehr, damit sie keinen Betriebsrat bilden. Bisher fährt er damit recht gut!
Gewerkschaften auch ein Infragestellen der privaten Unternehmer und des gesamten Wirtschaftssystems darstellt ?
Jede Organisation hat eine Schwächephase. Bricht sie zusammen, und wird so das Gegengewicht zur anderen Seite zu schwach, bricht alles zusammen wie ein Kartenhaus !
Ich führe hier keine Grundsatzdiskussionen !
Unser marktwirtschaftliches System ist seit Bestehen der BRD auf Sozialpartnerschaft zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern und beidseitiger Akzeptanz aufgebaut. Das macht den Erfolg dieses Systems aus !
Kommen die Interessen einer diser beiden Seiten deutlich zu kurz, kippt die Akzeptanz und damit der ganze Laden !
ABER: In schwachen Zeiten wie diesen lässt das derzeitige Verhalten der Gewerkschaften jegliches Fingerspitzengefühl vermissen. Und das ist systembedingt. Die Gewerkschaftsmitglieder wollen natürlich eine Gegenleistung für ihre Beiträge sehen. Die Funktionäre sind also gezwungen, den Arbeitgebern die Pistole auf die Brust zu setzen, damit die Erwartungen der Mitglieder erfüllt werden. Denn nur so können die Funktionäre ihre eigenen, hochdotierten Pöstchen halten.
Und diesem Mechanismus liegt m.E. das Problem. Selbst wenn die Entscheider der Gewerkschaften einsichtig wären, würde das über kurz oder lang zu deren eigener Entmachtung führen.
Die Folge kann jeder sehen: Lieber wird langsam aber sicher die Kuh aufgegessen, die man eigentlich nur melken wollte, als den eigenen Arsch zu riskieren.
Viele Grüße
MadChart
mfg
gf
Nein.
aber
Die Gewerkschaften brauchen uns.
Waldy
Ps.
Wir,die Arbeiterklasse,haben ohne
wenn und aber, den Gewerkschaften
--VIEL-- zu verdanken!
Doch jetzt wird es nur noch :
---- Maßlos ---
Im Osten, wo zwanzig Prozent Arbeitslosenquote keine Seltenheit sind, sehnen sich die Menschen nach Jobs, und kaum einer würde auf die Arbeitszeit achten, wenn der Lohn stimmt.
Nicht kürzere, sondern längere Arbeitszeiten sind angesagt, ob es gefällt oder nicht. Gewerkschaften, die mit weniger als zehn Prozent Zustimmung aller Beschäftigten in den Streik ziehen, müssen sich nach dessen Legitimität fragen lassen.
Die Schnelllinie RER C fährt nicht, die meisten Metros auch nicht, Busse verkehren eingeschränkt, Air France hat den Flugverkehr so gut wie eingestellt.“ Fatalistisch rät der Radiomoderator zu einem „grasse matinée“, einem faulen Vormittag. Statt sich über den verstopften Pariser Ring zu quälen, sollen die Leute im Bett bleiben.
Streik in Paris. Die Busse bleiben im Depot.
Es ist Streikzeit in Frankreich. Seit Wochen gibt es Arbeitsniederlegungen und Demonstrationen. Mal kommt die Post nicht, dann streikt die Bahn, tags drauf schließen Schulen und Museen. Organisiert wird das Spektakel vor allem von drei Gewerkschaften, die besonders im öffentlichen Dienst verankert sind. Dies sind die (der KP nahe stehende) Conféderation Générale du Travail (CGT), die vor allem im öffentlichen Dienst, in Verwaltung, Handel und Versicherungen vertretene Force Ouvrière (FO) sowie die Fédération Syndicale Uni-taire (FSU), die im Bildungswesen stark ist und Lehrer und Beamte organisiert.
Prophylaktischer Streit
Was die Staatsdiener eint, ist ihr verbissener Kampf um Privilegien. Die Regierung will das Rentensystem im öffentlichen Sektor an den privaten angleichen: Um Anspruch auf eine Vollrente zu haben, sollen Versicherte im öffentlichen Dienst ab 2008 wie im Privatsektor 40 Jahre Beiträge zahlen – derzeit sind es nur 37,5 Jahre. An die teuren Sondersysteme der Staatskonzerne EDF, SNCF oder La Poste wagt sich die Regierung zwar gar nicht erst heran – trotzdem streiken viele der dort Beschäftigten prophylaktisch mit. Die CGT cheminots etwa, führende Gewerkschaft bei den Eisenbahnern, kämpft für die Beibehaltung des Ruhestands ab 50 für Lokführer. Auch die vielen Lehrer- und Hilfslehrer, die bereits den fünften Streik in diesem Jahr angezettelt haben und jetzt sogar drohen, die Abiturprüfungen nicht abzunehmen, nehmen die Rentenreform lediglich als Vorwand, um für ihre Interessen zu demonstrieren: keine Stellenstreichungen und vor allem keine Dezentralisierung. Denn das könnte bedeuten, dass mehr Lehrer in die Provinz müssten.
Die Politik werde nicht auf der Straße entschieden, hatte Premier Jean-Pierre Raffarin zwar erklärt, doch inzwischen zieht die Regierung erste Reformprojekte zurück. So soll das Gesetz über mehr Autonomie für Hochschulen und Dezentralisierung im Bildungsbereich auf Mitte September verschoben werden. Auch bei der Rentenreform zeichnen sich erste Weichmacher ab. Dass die Regierung einknickt, hat Tradition. 1995 kippte schon einmal eine Rentenreform. Auch Reformen bei Arbeitslosen- und Krankenversicherung scheiterten am Widerstand der Gewerkschaften. Ihre Macht beziehen sie vor allem aus „ihrer Unberechenbarkeit“, sagt Henrik Uterwedde vom Deutsch-Französischen
Institut, nicht aus ihrer Organisationsstärke. So sind nur noch rund zwei Millionen Arbeitnehmer Mitglied (acht Prozent der Beschäftigten). Doch während in der Privatwirtschaft nur rund vier Prozent organisiert sind, beträgt der Organisationsgrad im öffentlichen Dienst bis zu 25 Prozent.
Aus dem Koma erwacht
Ähnlich ist es in Grossbritannien. Hier erwachen die von Margaret Thatcher gezähmten Gewerkschaften langsam aus dem Koma – aber kaum eine verzeichnet dabei solche Mitgliederzuwächse wie Unison, die rund 1,3 Millionen Mitglieder zählende Vertretung der Beschäftigten des öffentlichen Dienstes. Unison ist heute die größte Gewerkschaft im Land: Im vergangenen Jahr rekrutierte sie fast 150.000 neue Mitglieder, netto ein Zuwachs von rund 8000.
Den Zulauf haben die Arbeitnehmerlobbyisten vor allem ihrem massiven Widerstand gegen die Pläne von Premierminister Tony Blair zu verdanken, den öffentlichen Dienst etwa im Gesundheitswesen stärker mit der Privatwirtschaft zu verzahnen. Unison wirft Blair vor, die Qualität der öffentlichen Dienstleistungen weiter zu verschlechtern – und trifft bei der Bevölkerung einen Nerv. Viele Briten sind unzufrieden mit der Qualität öffentlicher Dienstleistungen und haben Verständnis für streikende Feuerwehrleute und Krankenschwestern. „Den Gewerkschaften ist es gelungen, ihr Anliegen als Anliegen der breiten Bevölkerung darzustellen“, sagt Peter Fairbrother, Gewerkschaftsexperte der Universität Cardiff.
Lange Zeit spielten die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes nur eine untergeordnete Rolle. Erst die von Thatcher angestoßene Privatisierungswelle in den Achtzigerjahren bot ihnen eine Profilierungs-chance. Am Wahlsieg Tony Blairs 1997 waren die Gewerkschaften entscheidend beteiligt. Für ihre Unterstützung erhielten sie aber zunächst nicht den versprochenen Lohn. Unison-BossDave Prentis: „Es war furchtbar: kein Zugang, kein Einfluss. Jetzt wird es besser.“ Im Parlament haben 68 Abgeordnete eine „Unison group“ gebildet. Unison-Mitglieder überweisen zudem im Jahr 2,7 Millionen Pfund an die Partei – in der Hoffnung, dass ihre Interessen besser vertreten werden.
MONIKA DUNKEL/PARIS, SILKE WETTACH/BRÜSSEL
Viele Grüße
aus dem Ruhrpott