für die WCM`ler


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Neuester Beitrag: 25.11.03 16:37
Eröffnet am:23.11.03 22:08von: daxbunnyAnzahl Beiträge:7
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13451 Postings, 8615 Tage daxbunnyfür die WCM`ler

 
  
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23.11.03 22:08
FJH - der nächste Bilanzskandal ?  
 
 

Vor wenigen Tagen deutete sich mit dem Fall des Softwareunternehmens FJH ein nächster Bilanzskandal für die deutsche Börsenlandschaft an.

Einige Finanzmedien berichteten in kurzer Form darüber, dass die Staatsanwaltschaft, aufgeweckt durch eine anonyme Anzeige, tätig geworden sei. Die Anschuldigungen der Anzeige wiegen schwer. Die Rede ist von Bilanzfälschung durch Buchung von Umsätzen, die gar nicht existieren.
traders:briefing hat sich die Bilanz des Unternehmens genauer angeschaut und versucht Fakten von Gerüchten zu trennen.

Wie immer in solchen Fällen war der Vorstand des Unternehmens dabei keine große Hilfe. Trotz mehrfacher Interviewanfragen unsererseits war der Vorstand nicht zum Gespräch bereit.
Ebenso verhielt es sich mit dem Wirtschaftsprüfer, der Kanzlei Jürgen Risse, Rechtsanwalt Wirtschaftsprüfer. Hier war man nicht einmal zur Beantwortung solch simpler Fragen wie "Wie viele Mitarbeiter arbeiten in Ihrem Hause" bereit.

Kommen wir aber zu den Fakten.
Der Vorwurf, der sich gegen das Unternehmen richtet, lässt sich in einer ganz einfachen Frage formulieren:

Hat das Unternehmen Umsätze ausgewiesen, für die keine Aufträge vorlagen und deshalb auch nicht mit einer Bezahlung zu rechnen ist?

Betrachtet man die Bilanz des Unternehmens genauer, so fällt auf, dass die Gewinne anscheinend kontinuierlich gestiegen sind. Der Cashbestand des Unternehmens hat jedoch gleichzeitig abgenommen.

Tabelle 1 Entwicklung liquide Mittel

31.12.2001 31.12.2002 31.03.2003 30.06.2003 30.09.2003
liquide Mittel 7.729.585 8.448.997 7.142.000 3.321.000 5.675.000
Wertpapiere des Umlaufvermögens 35.232.241 25.651.903 24.194.000 24.129.000 24.036.000
Summe 42.961.826 34.100.900 31.336.00 27.450.000 29.711.00


Der Anstieg der liquiden Mittel zum 30.09.2003 ist vermutlich auf die Konsolidierung der Heubeck AG zurückzuführen.

Die Summe der offenen Forderungen ist inzwischen auf fast 90 Mio. Euro angestiegen.



Tabelle 2 Entwicklung Forderungen

31.12.2001 31.12.2002 31.03.2003 30.06.2003 30.09.2003
in Rechnung gestellte Forderungen  26.135.266 16.585.741 15.950.000 15.168.000 16.538.000
nicht fakturierte Forderungen  keine 54.194.468 60.777.000 68.800.000 73.279.000
Vorräte 22.383.581 keine keine keine keine
Summe 48.518.847 70.780.209 76.727.000 83.968.000 89.817.000


Vor allem die Summe der "nicht fakturierten Forderungen" fällt ins Auge.
"Nicht fakturiert" bedeutet, dass für diese Forderungen keine Rechnungen vom Unternehmen an die jeweiligen Kunden geschrieben wurden.
Nicht nachzuvollziehen ist an dieser Stelle, ob das Unternehmen jemals eine Rechnung für diese Leistungen schreiben kann. Möglich wäre dies nur, wenn dazu ein Vertrag mit einem Kunden vorliegt und die vertraglichen Leistungen auch erfüllt werden, also eine Abnahme der Lieferung und Leistung durch den Auftraggeber erfolgt. Gerade daran bestehen aber erhebliche Zweifel, wenn man den kontinuierlichen Anstieg der Forderungen betrachtet.

Normalerweise werden bei größeren Softwareprojekten Zwischenabnahmen mit jeweiligen Zahlungszielen festgesetzt. Der Kunde zahlt dabei je nach Fortgang des Projektes eine vorher festgelegte Summe. Dies scheint jedoch bei FJH nicht der Fall zu sein, denn dann könnten die erbrachten Leistungen unter der Bilanzposition "in Rechnung gestellte Forderungen" verbucht werden.

Es drängt sich also der Verdacht auf, dass bei diesen Projekten keine Teilabnahmen erfolgen, weil gar keine Beauftragungen von Kundenseite vorliegen. Trifft dies zu, so ist auch äußerst unwahrscheinlich, dass jemals Rechnungen über diese Leistungen geschrieben werden können.

Nachprüfen kann man diesen Verdacht allerdings nur durch den Abgleich der tatsächlichen Unternehmensunterlagen, die Aufschluss über die vorliegenden Verträge geben. Im schlimmsten Fall müsste der Anleger damit rechnen, dass das Unternehmen irgendwann die Position "noch nicht fakturierte Forderungen" komplett, also um aktuell über 70 Mio. Euro wertberichtigt. Dazu wäre das Unternehmen auch nach den internationalen Rechnungslegungsvorschriften gezwungen, sollte sich herausstellen, dass für die erbrachten Leistungen keine rechtsverbindlichen Aufträge von Kundenseite vorliegen.

Bei den momentan in der Presse erhobenen Vorwürfen sollte man annehmen, dass das Unternehmen einiges daran setzen müsste, diese schnell und effizient zu entkräften.
Und tatsächlich wäre dies auch durch einige wenige Sätze ohne Weiteres möglich. So könnte der Vorstand des Unternehmens beispielsweise erklären:

"Die noch nicht in Rechnung gestellten Leistungen haben wir im Rahmen von Kundenprojekten für die Firmen xxxx erbracht. Es liegen uns dazu rechtsverbindliche Aufträge vor.
Die Rechnungsstellung wird nach Projektabschluss am yyyy erfolgen."

Aber gerade diese Aussage von Seiten des Unternehmens gibt es nicht!


traders:briefing hat bei der Lektüre der Bilanz noch weitere Merkwürdigkeiten entdeckt:

1.Im Anhang zum Jahresabschluss 2002 erläutert die Gesellschaft, dass die "unfertigen Aufträge" zu den Verkaufserlösen fakturiert wurden. Noch ein Jahr zuvor wurden sie allerdings zu den niedrigeren "Herstellungskosten" bewertet und bilanziell in Ansatz gebracht. Auch durch dieses Verfahren wurde die Bilanz zusätzlich �verschönert�. Das Unternehmen beziffert den Bilanzeffekt jedoch lediglich mit 750.000 Euro. Auch der Ertrag der Gesellschaft wurde dadurch um mindestens diese Größe, durch den Wechsel der Bilanzierungswahlrechte, künstlich erhöht.

2.Die Abschreibungsdauer des Anlagevermögens wurde im Geschäftsjahr 2003 um ein Jahr verlängert. Auch dies wirkt sich positiv auf die Ertragslage des Unternehmens aus, und kann ebenfalls als �Kosmetik� bezeichnet werden.

3.Die Verbuchung der Umsätze weist keine Unterscheidungen z.B. nach Software-
verkauf, Dienstleistung, Wartung, Beratung etc auf. Es ist daher für Außenstehende nicht einsehbar, durch welche Produkte / Dienstleistungen welche Erlöse erzielt werden. Ein entsprechender Branchenvergleich bzw. eine Einschätzung der zukünftigen Entwicklung der Umsätze wird daher fast unmöglich.

4.Im Geschäftsjahr 2003 erfolgte die Übernahme der Heubeck AG. Zur Übernahme wurde anscheinend keine - wie sonst üblich - sogenannte Pro Forma GuV erstellt, um die Unterschiede zum bisherigen Zahlenwerk herauszustellen, zumindest wurde diese im 9-Monatsbericht der Gesellschaft nicht veröffentlicht. Der FJH Aktionär hat dadurch keine Möglichkeit, den Vergleich mit dem Vorjahreszahlenwerk durchzuführen. Informationen betreffend der übernommenen Firma finden sich lediglich vereinzelt in verschiedenen Bereichen des letzten Quartalsberichtes. Beispielhaft wird in der Segmentberichterstattung knapp erwähnt, dass die Heubeck AG einen positiven Beitrag zum Betriebsergebnis von knapp 100 Tsd. Euro leistet. Der Umstz belief sich auf 1,9 Mio. Euro. Des Weiteren wird festgehalten, dass das Ergebnis aufgrund saisonaler Effekte im Quartal schwächer ausgefallen ist.



Betrachtet man das Branchenumfeld der FJH, so fällt auf, dass alle Wettbewerber erhebliche Probleme aufweisen. Der direkte Wettbewerber COR AG, ein börsennotiertes Unternehmen, musste im ersten Halbjahr 2003 einen Umsatzrückgang von über 27 Position und eine Verdoppelung der Verluste hinnehmen.
FJH ist hingegen anscheinend weiterhin bei Umsatz und Ergebnis gewachsen.

Die Position der "nicht fakturierten Forderungen" beläuft sich bei FJH inzwischen auf über 50 Prozent der Bilanzsumme. Im ersten Halbjahr 2003 wurden über 24 Prozent der Umsätze über diese Bilanzposition verbucht und diese Bilanzposition damit weiter aufgebläht, obwohl der Vorstand bereits 2002 in Aussicht gestellt, hatte die Position zu verringern.

Bereinigt man die Bilanz um die Position "nicht fakturierte Forderungen", so schmilzt das Eigenkapital der Gesellschaft auf nur noch 4,50 Euro je Aktie.

Weitere Korrekturen in der Bilanz könnten nötig werden, wenn sich der Kaufpreis für die Übernahme der Heubeck AG als zu hoch erweisen sollte. Aufgrund der geringen Gewinne dieser Gesellschaft deutet einiges darauf hin. In diesem Falle wäre eine zusätzliche Wertberichtigung notwendig.

Weitere Gefahr droht durch eine Patronatserklärung, die die FJH gegenüber ihrer US Tochtergesellschaft im Jahre 2002 abgegeben hat. Die Höhe der Patronatserklärung beläuft sich auf eine Summe von 3,5 Mio. Euro und läuft bis Ende 2003. Nach den uns vorliegenden Informationen ist die US-Tochter bereits seit 2000 überschuldet und wird nur durch die Patronatserklärung der FJH sowie einem bereits 2001 gewährten Forderungsverzicht der FJH künstlich am Leben gehalten.


Fazit:
FJH ist in einem Branchenumfeld tätig, das seit weit über einem Jahr von einem starken Umsatz- und Margenrückgang betroffen ist.

Eine definitive Bilanzfälschung lässt sich bei FJH nur nachweisen, wenn das Unternehmen die bestehenden Verträge mit Kunden sowie die Kalkulationen, welche zu den Bewertungsansätzen führen, offen legt. Nur dann lässt sich prüfen, ob Leistungen als Umsatz fakturiert wurden, ohne dass es dafür eine Rechtsgrundlage gab.
Dieses Verhalten wäre ganz klar eine Bilanzfälschung.
Nach IAS dürfen zwar Leistungen als Umsätze und auch als Gewinne gebucht werden, obwohl sie noch nicht vollständig fertiggestellt sind, jedoch ist dafür unabdingbar auch eine Beauftragung durch den Kunden notwendig.

Neben der gigantisch hohen Summe der "nicht fakturierten Forderungen" fällt auf, dass das Unternehmen vereinzelte Maßnahmen unternommen hat, um das Ergebnis künstlich zu verschönern.

Weitere Bilanzrisiken könnten sich durch die Bewertungsansätze der Heubeck AG sowie der US Tochtergesellschaft ergeben.

Die Informationspolitik des Unternehmens ist ungenügend und alles andere als aktionärsfreundlich.

Chart

 finanztreff.de


 

13451 Postings, 8615 Tage daxbunnyTabellen

 
  
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23.11.03 22:18
Tabelle 1 Entwicklung liquide Mittel

                                31.12.2001 31.12.2002 31.03.2003 30.06.2003 30.09.2003
liquide Mittel                   7.729.585   8.448.997  7.142.000  3.321.000  5.675.000
Wertpapiere des
Umlaufvermögens                  35.232.241 25.651.903 24.194.000 24.129.000 24.036.000

Summe                            42.961.826 34.100.900 31.336.00 27.450.000 29.711.00


Der Anstieg der
liquiden Mittel zum   30.09.2003 ist vermutlich auf die Konsolidierung der Heubeck AG zurückzuführen.

Die Summe der offenen Forderungen ist inzwischen auf fast 90 Mio. Euro angestiegen.



Tabelle 2 Entwicklung Forderungen

                                31.12.2001 31.12.2002 31.03.2003 30.06.2003 30.09.2003
in Rechnung
gestellte Forderungen         26.135.266  16.585.741   15.950.000 15.168.000 16.538.000
nicht fakturierte
Forderungen                           keine 54.194.468 60.777.000 68.800.000 73.279.000
Vorräte                          22.383.581      keine      keine      keine      keine
Summe                            48.518.847 70.780.209 76.727.000 83.968.000 89.817.000

 

13451 Postings, 8615 Tage daxbunnySoooooooorrrrryyyyyyyyyy muß FJH heisen

 
  
    #3
23.11.03 22:23
und der falsche Chart auch noch dabei - Bitte entschuldigt meine Zerstreutheit   *schäm* :-((
Über WCM berichte ich dann noch

NOCHMALS ENTSCHULDIGUNG !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!


finanztreff.de  

13451 Postings, 8615 Tage daxbunnydafür nen Grünen

 
  
    #4
23.11.03 22:26
*schäm* den kann ich fast nicht annehmen :-(

Bin aber nüchtern ;-) Nicht das manche auf falsche Gedanken kommen :-)

Danke Gruß DB  

2927 Postings, 7536 Tage VerdampferHab mir schon Sorgen gemacht :-) o. T.

 
  
    #5
23.11.03 22:36
WCM hää ???
Bin ich jetzt verblödet oder der DaxHoppler.

Schönen So noch. ;-)  

13451 Postings, 8615 Tage daxbunnyder

 
  
    #6
23.11.03 22:38
" Daxhoppler " ist verblödet ;-)

cu DB  

13451 Postings, 8615 Tage daxbunnyheute wird der Kurs ganz schon in beide

 
  
    #7
25.11.03 16:37
Richtungen geschickt :-)
Ich bin der Meinung, Finger weg !!  

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