Wirecard 2014 - 2025
In Deutschland klagen ständig Aktionäre nach einem Deal. Doch hiervon sind die Abgeber und nicht die Käufer betroffen. Das sind in der Regel alles "non-events".
Hat sich eigentlich schon jemand Gedanken darüber gemacht, was am "Indien-Deal" überhaupt "falsch" sein kann? Alle reden über den Deal und das da irgendetwas "dubios" sein könnte. Fakt ist, dass der Indien-Deal zum Glücksgriff für Wirecard wurde, weil Indien rd. ein halbes Jahr später angefangen hat, den Bargeldumlauf durch Einziehung von Banknoten zu reduzieren.
Eines gleich vorneweg: Einige Medien in Deutschland haben da wieder alles zusammengeschmissen... Es gibt viele Aspekte der Indiengeschichte, die ich jetzt gar nicht alle nennen will... Eine Randfrage an Dich: keiner konnte die Bargeldentscheidung vorhersehen. Sie ist passiert. Wenn damit Deiner Auffassung nach der Deal zum "Glücksgriff" wurde, dann hätte doch GI/... deutlich mehr Gewinne machen müssen, als vermutet, oder? Mal in den 2018er-Zahlen kucken, ob das passiert ist.
Ich selbst habe 2016 den Kauf als genial bezeichnet. Auf dem Capital market day 2016 hat Ramu Ramasamy ausführlich die Idee dahinter erklärt. Einleuchtend und überzeugend, wie ich finde (mit etwas Aufwand könnte ich mehr dazu erzählen, aber auf wirecard.de gibt es dazu viele Informationen).
Als die Bargeldentscheidung bekannt wurde, habe ich gemutmaßt, dass dieser Boom evtl. für wirecard sogar zu früh kam, jedenfalls kam es zu Entwicklungen, die so schnell nicht vorgesehen waren. Dabei beziehe ich mich wieder auf das, was Ramu in London am CMD gesagt hat. Man muß mal die Zahlen für 2018 abwarten.
Wie erwähnt gab es eine Reihe sehr unterschiedlicher Kritikpunkte und angeblicher Fragwürdigkeiten (zu teuer, Verbindung zu Lotteriegeschäft, Zweifel an der Präsenz in Indien, usw)
Ich gehe v.a. deshalb nicht näher darauf ein, weil wirecard ganz klar sagte "alles erledigt".
aktuell gibt es zwei Dinge, die interessant sind in Indien
- die Klage der Altaktionäre, die im Februar 2019 in London eingereicht wurde - konkret gegen Wirecard (siehe Bloomberg, Zitat wirecard "wir haben davon keine Kenntnis") (Quelle) (in Indien gibt es auch noch eine Klage, die sich aber auf die Klage aus 2017 bezieht, bei der Wirecard nicht Partei ist. Auch hier wurden in manchen Artikeln die Dinbge vermischt, Bloomberg ist hier als Originalquelle besser als die Nachplapperer mit ihrer Effekthascherei)
- die Ermittlungen von Singapur aus, genannt werden Hermes Tickets Private Ltd, GI Philippines Corp und GI Technology Private Limited (siehe Straits Times (Quelle), hier fehlen aber GI Philippines und GI technology)
ich hoffe, es gibt jetzt nicht wieder Missverständnisse. Ich stelle nur Sachlagen fest. Nachlesen und nachfragen, wenn es Fragen gibt.
viele Artikel bringen da alles durcheinander und schreiben irgendeinen Brei von irgendwas mit Indien und haben aber letztlich keine Ahnung.
Die Angaben von IHS/Markit sind Standard für fast alle Wirtschaftsjournalisten. Hast Du das gestern in der SZ/Aktionär gelesen?(Quelle)
Wie hoch die Positionen tatsächlich waren, lässt sich zwar anhand der Dokumente nicht nachvollziehen. Doch allein zwischen dem 1. und dem 16. Februar, dem Tag, an dem der Entwurf für das Verbot erstellt wurde, gab es mehr als 30 neue Einträge. Die wenigsten davon lagen oberhalb der Meldeschwelle von 0,5 Prozent der Aktien eines Unternehmens. Diese sind auch öffentlich einsehbar. Die anderen Positionen sah ausschließlich die Bafin.
Wenn man als Durchschnitt für die Positionen unter 0,50% mal 0,30% ansetzt, dann sind das 9%. Dann rechne die bekannten Positionen über 0,50% dazu (2,8% oder so) und Du kommst auf 11,8%, das sind 14,5 Mio Aktien. Zu diesem zeitpunkt sprach Pierson von 15 Mio Aktien. So ganz abwegig sind diese Zahlen also nicht.
https://www.finanznachrichten.de/...echte-wirecard-ag-deutsch-016.htm
Wenn Goldman nicht nur redet, sondern selbst massiv in Wirecard investiert, sollte auch das ein überzeugendes Signal sein.
"Das Handeslvolumen hat es jedenfalls hergegeben die Stücke zu verkaufen."
Definitiv nicht. Am Freitag (15.02), als Leihquote erst richtig in die Höhe schoss, wurden auf Xetra gerade einmal 1,6 Mio Aktien gehandelt. Es war der umsatzschwächste Tag seit Wochen. Am Tag vorher waren es nicht viel mehr. An diesen beiden Tagen erhöhte sich die Aktienleihe laut der obigen Statistik um ca. 10 Mio. Also kann nur ein sehr geringer Teil davon am Markt platziert worden sein.
der erste Teil deiner Aussage stimmt, der zweite Teil IMHO nicht
Wenn jetzt schon Gerichtsakten veröffentlicht werden, dann ist der Fall wohl schon so gut wie abgehakt.
Das kuriserende Gerichtsdokument ist die Stellungnahme des Vertreters der Staatsanwaltschaft (genauer gesagt des CAD, Commercial Affairs Department) für eine Anhörung zu zwei "criminal motions", eingebracht von Wirecard Asia und Wirecard Singapur. Es gab dazu natürlich auch eine Einlassung der Wirecard, die aber nicht verfügbar ist, soweit ich weiß. Die beiden Anträge ("bitte untersucht nicht wild drauf los, sondern untersucht nur das, was wir untersucht haben wollen, nämlich die Vorwürfe der FT", um das mal überspitzt zusammenzufassen) wurden recht scharf zurückgewiesen, der Richter wies allerdings darauf hin, dass wirecard seine Anträge vor einem anderen Gericht stellen könne. Darüber, so der Anwalt der wirecard, werde noch beraten.
Das hat mit dem Fortgang der Ermittlungen einstweilen nichts zu tun, da ist gar nichts abgeschlossen... 229 Kisten Dokumente, das dauert...
Quellen:
The Business Times vom 12.3.19
The Financial Times (paywall) (tricksen klappt)
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als Ergänzung zu oben (Klage in London)
Können wir uns darauf einigen, möglichst nur noch mit Originalquellen zu arbeiten?
08.02.: 10,134 Mio. Stücke
01.02.: 8,018 Mio. Stücke
04.02.: 7,361 Mio. Stücke
07.02.: 6,739 Mio. Stücke
11.02. -14.02: 2.256 - 3.347 Mio. Stücke
"So ganz abwegig sind diese Zahlen also nicht."
Doch. Wie bereits geschrieben: Das Handelsvolumen an den betreffenden Tagen gibt das bei Weitem nicht her. Also sind solche Rechnungen ohne reale Grundlage.
... so ist es. Wenn Wirecard ein schlechtes Unternehmen wäre, hätten einzelne Hedgefonds schon viel früher geshorted. Wenn aber mit diversen Zeitungen ein Deal geschlossen werden konnte, um Wirecard zu schaden, dann wird es erst nachvollziehbar, weshalb diese Leerverkäufer sich dann in scharen an dem Spuk beteiligen!
Es gibt eine plausible Theorie ohne Verschwörungstheoirie und ohne unbelegte Behauptungen ("Wenn aber mit diversen zeitungen ein Deal geschlossen werden konnte"): Meine Theorie geht davon aus, dass nach dem ersten FT-Bericht auf weitere Enthüllungen spekuliert wurde. Es könnte natürlich auch eine Marktmanipulation gegeben haben, egal, wie sie abgelaufen ist und viele andere HF sind auf den Zug aufgesprungen, ohne dass sie selbst manipulativ tätig wurden. So wie bei steigenden Kursen viele schnell noch rein wollen, so passiert es logischerweise auch, wenn es andersrum läuft.
Dieses Problem mit dem Volumen (ist das alles überhaupt plausibel?) sehe ich schon auch. Es gibt aber nicht nur XETRA. Auch dazu hatte ich schon einmal was verlinkt, nämlich Equiduct, wo man manchmal viel mehr Deals sieht als parallel bei Xetra (Quelle) (Die Seite ist manchmal etwas störrisch)
Es gab früher eine ziemlich seltsame tschechische Raiffeisenbankseite, auf der Umsatzzahlen verschiedener Börsenplätze für Wirecard standen (jeweils vom Vortag). Da gab es sehr oft ein handelsvolumen außerhalb von Xetra, das in der Summe höher lag als Xetra.
Die Frage, ob das Volumen solche Schwankungen hergibt, bleibt trotzdem auch für mich irgendwie ungeklärt.
Langs Stories sind ganz nett und auch immer beeindruckend, wie die Zeitungsartikel zeigen.
Doch werden die Beträge, um die es tatsächlich geht schon gar nicht mehr erwähnt, weil diese so klein und unbedeutend für Wirecard sind.
Der Ballon wurde maximal "aufgeblasenen". Wenn man die Beträge sieht um die es geht, fallen die langatmigen Stories wie Kartenhäuser zusammen.
Es geht sich meines Erachtens nur um Kursmanipulation und nicht um Information, weil dafür der Peanuts zu uninteressant ist.
Morgen könnten die 110 Euro bereits überschritten werden.
Das ist so als wenn man glaubt, dass der 95 jährige Opa mit Krebstumor länger als der 3 jährig Urenkel leben könnte.
Oder anders formuliert: Man investiert nicht in Zukunftsunternehmen sondern lieber in "Zombiunternehmen".
Die Shorties warten nach einem Kursaufschwung auf nachlassende Dynamik. Dann decken sie sich über mehrere Tage/Wochen mit Leerverkaufspositionen ein. Wenn sie damit fertig sind, drücken Sie den Kurs durch plötzliche größere Pakete, die sie verkaufen. Sie treiben die Anleger in die Panik und kaufen dann billiger zurück. Oft werden solche Aktionen durch bad news der Klatschpresse begleitet, und wenn es fundamental nichts negatives zu berichten gibt, dann ist gerade der Chart angeschlagen oder irgend ein nicht geschlossenes GAP muss als Sündenbock für fallende Kurse herhalten.
Bei Wirecard ist besonders auffällig, dass der Kurs manchmal stundenlang nur wenige Cent schwankt und ich glaube, dass auch hier die Manipulateure ihre dreckigen Finger im Spiel haben. Der Kurs wird bewusst festgenagelt, denn wenn er dann plötzlich um 1% fällt, dann sieht das im Chart viel schlimmer aus, als wenn er mal ein halbes Prozent hoch geht, dann 0,6% fällt, wieder 0,7% steigt und dann 1% nachgibt. Der Kurs wird festgenagelt und dann geht es plötzlich runter. Die Reaktion des ängstlichen Anlegers, der ständig mit mindestens einem Auge am Intraday-Chart klebt: "Scheiße! Da ist irgendwas passiert! Bloß raus hier!" und schon deckt sich der Leerverkäufer zu günstigeren Kursen wieder ein.
Ich kann daher nur raten: Augen weg von den Kursen, lieber die Zeit auf Recherche verwenden zum Unternehmen (speziell) und zur wirtschaftlichen Entwicklung und neuen Trends (allgemein).
Und deshalb soll man Kursstürze nicht den Leerverkäufern überlassen, sondern selbst zugreifen!
Allerdings darf man meines Erachtens nicht übersehen, dass die Presse "Peanutsbeträge" bzw. Peanutsvorgänge gnadenlos aufbläst, wohl als Handlanger für die Leerverkäufer.
Es bleibt letztendlich allerdings bei uninteressanten Peanuts, die den Kursrückgang nicht ansatzweise rechtfertigen.
wer Pastapasta ist und unter welch anderen Pseudonymen
er noch auftritt. Ein Hauptakteur in der Zatarra Geschichte.
Ein Wolf im Schafspelz.
Aber du wirst ihn schon noch kennenlernen
- 3 Hauptwellen, gestützt von schlechten Nachrichten (168>86)
- Kurstabilisierung über mehrere Tage (um die 100)
- Kurstabilisierung wegen Bafin LV Verbot nun etwas höher (um die 115)
- Eindecken der LV mit stark anziehendem Kurs (auf 136)
- Nachgelagerte Wellen, wiederum gestützt von schlechten Nachrichten (103)
Natürlich springen auch weitere LV auf, die ganz normal ihrem Handwerk nachgehen. Und natürlich werden auch etliche SL bei einem solch stark waschenden Wert gerissen, dazu die Oanik über die unsichere Lage.
Man braucht an einem ganz normalen Handelstag ja auch kein 15 Millionen Stück um nach unten zu drücken, ein paar hunderttausend in wenigen Minuten und die Welle rollt los.
Wobei ich mir bei den 136 nicht sicher bin. Könnte auch der tweet gewesen sein. Jedenfalls war das Timing von neuen schlechten Nachrichten, gerade mal 2 Handelstage später ja schon on point. Zumal es bis auf die Aussagen der Singapur Behörden nichts wirklich neues gab. Sprich es mangelt langsam an neuen schlechten Nachrichten, es schient doch langsam die Munition aus zu gehen.