Abacho- Wird die Kapitalerhöhung ein Erfolg?
Kommt Euch das irgendwie aus der Neuzeit bekannt vor? Der Gesetzgeber hat heute mit dem Wertpapierhandelsgesetz ganz gut vorgesorgt, das die Anleger schützen soll. Aber auch die besten Gesetze sind nur so gut, wie sie angewendet werden.
Vergleichbares wie das nachstehend in der heutigen WELT Berichtete gibt es auch auf Aktienboards. Ein Beispiel dafür ist z.B. der kleine dümmlich Milchzahnzocker auf dem Comdirect-Board, der zu jedem Wert seinen Senf dazu gibt, auch wenn er den Firmennamen gerade zum ersten Mal gehört hat. Am lustigsten war seine Google-Nummer, wo er seit dem Startkurs von 85 Dollar unzählige Mal Puts für die beste aller Anlagen hielt und dann laut "Hier" schreit, wenn von zwanzig Versuchen einer klappt. Natürlich spielt dieser Schulbubi nur, um Aufmerksamkeit zu erwecken und ist insoweit harmloser, aber keineswegs weniger schädlich, als die nachstehende Klientel.
Hier der Bericht aus der WELT:
Penny-Stocks statt Penis-Pillen
Anleger werden von einer Spam-Welle mit fragwürdigen Aktientips überflutet
von Constantin Gillies
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New York - Kaufen Sie Aktien von Dark Dynamite Inc.! Seit Dezember ist der Kurs von 65 Cent auf 1,70 Dollar gestiegen! Langfristig sind 4,25 Dollar möglich!" Diesen heißen Anlagetip fanden Millionen Deutsche jüngst in ihrem E-Mail-Postfach vor. Und fast alle Internetnutzer haben ihn wahrscheinlich sofort in den Papierkorb befördert. Bis auf Joshua Cyr: Der Amerikaner liest jede Mail mit einem Aktientip ganz genau - und folgt der Empfehlung. Sein Portfolio besteht nur aus sogenannten Spam-Stocks, also Wertpapieren, die über Massenmails beworben werden. Er will herausfinden, ob die vermeintlichen Geheimtips wirklich durch die Decke gehen. Wächst Dark Dynamite zum Beispiel so explosiv, wie es der Firmenname vermuten läßt?
Für sein kleines Experiment hat der Softwareentwickler eine Webseite aufgesetzt: Unter www.spamstocktracker.com kann die Netzgemeinde jederzeit die Performance seines Depots verfolgen. Und die ist alles andere als rekordverdächtig. Von 17 405 Dollar, die der Amerikaner seit Mai letzten Jahres in Spam Stocks angelegt hat, sind nur noch 8285 Dollar übrig. Mit Hilfe der wohlmeinenden Ratschläge aus dem Postfach hat er seinen Einsatz kurzerhand halbiert.
Zu den Pleiten im Portfolio gehört zum Beispiel die Trimfast Group, ein Anbieter von Telefonkarten. Dessen Aktien sind derzeit 0,6 Cent wert, zum Zeitpunkt des Kaufs waren es immerhin noch 15 Cent. Das entspricht einem Minus von 96 Prozent. Ein Viertel der übrigen Investments entpuppte sich sogar als Totalverlust, weil die Firmen schlichtweg Pleite gingen. Glück für den Mann aus New Hamphire also, daß er Portfolio rein virtuell betreibt. Cyrs Aktiendepot ist eine Simulation, die auf echten Kursen basiert.
Die Stock-Spammer ficht das freilich nicht an. Ihr fragwürdiges Geschäft erlebt derzeit eine wahre Hausse: 8,5 Prozent aller im letzten Jahr zirkulierenden Spam-Nachrichten drehte sich um Wertpapiere, hat das Unternehmen Sophos, ein Anbieter von Mailfiltern, ermittelt. Pornographische Inhalte liegen mit 9,5 Prozent nur knapp in Führung. Aber anders als bei Porno und Penis-Pillen, wo die Spamrate sinkt, schwillt die Flut der Post mit dem Betreff "stOx" weiter an (die echte Schreibweise "Stocks" würde Spamfilter alarmieren). Um zehn Prozent klettert die Zahl der unaufgefordert verschickten Anlagetips derzeit pro Monat.
Hinter den Aussendungen stecken dubiose Spekulanten, die auf die bekannte "Pump and Dump"-Strategie (etwa: Aufblasen und Abstoßen) setzen. Sie basteln sich aus offiziellen Pressemitteilungen und frei erfundenen Prognosen eine Kaufempfehlung zusammen, die dann millionenfach versendet wird - in der Hoffnung, daß zumindest einige Netzbürger auf den Insidertip hereinfallen. Da es sich bei den Papieren meist um extrem billige Papiere handelt, sogenannte Penny-Stocks oder Microcaps, reicht es schon, wenn wenige Naive zugreifen. Dann zuckt die Notierung nach oben, und der Spam-Spekulant kann Gewinne mitnehmen. Zu funktionieren scheint der Trick allerdings nicht, meint Müllmail-Experte Cyr: "Die Kurse der meisten Papiere sind selbst nach der Spam-Aussendung nicht gestiegen."
Auch bei Dark Dynamite Inc. scheint zumindest Vorsicht geboten zu sein. Laut der Spamnachricht betreibt die Firma einen Freizeitpark in der chinesischen Stadt Xian. Bekannte Wirtschaftsdienste im Internet listen die Firma dagegen als Hersteller von T-Shirts und Skibekleidung.
Wie Ihr seht, Bernie Cornfelds Nachfolger haben ihre Methoden verfeinert und lachen sich ob der einfältigen Toleranz unserer Strafverfolgungsbehörden ins Fäustchen. Manche halten inzwischen Namen, die an diesen Schweinereien beteiligt sind, für salonfähig - vermutlich weil sie denken, dass man das nicht macht, wenn man selbst eine AG ist. Schade dass wir keinen Mr. Spitzer haben, denn würden einige im Knast landen - und zwar nicht in dem mit Fernsehen und Tischtennis in Weiterstadt, sondern in einem US-Knast im Morast, wo einige Weiße-Kragen-Täter sicher besser aufgehoben wären als im Börsenumfeld.
Vielleicht gelingt es ja den Geschädigten im Rahmen einer Sammelklage eines Teil des verzockten Geld wiederzubekommen. Die Prozesse gegen die Haffa-Brüder lassen da ja hoffen. Dazu müsste man allerdings die Quellen der "Informationen" lokalisieren können. Ob das geht, weiss ich nicht, da ich mit der "Informationsbildung" in diesem konkreten Fall zu wenig beschäftigt habe.
Zitat aus dem Aktionär: "Doch noch steckt My-Hammer.de, erst im Sommer 2005 gestartet, in den Kinderschuhen. Aktuell dürfte die Handwerks-Vermittlungsplattform monatlich rund 100.000 Euro Provisionserträge einstreichen." Dass der Aktionär und noch ein Börsenblättchen diese Umsätze unsinnig aufblasen, zeigt z.B. die nachstehende seit sieben Jahre etablierte Versteigerungsunternehmung GoIndustry, die am 5.1.2006 in London an die Börse gegangen ist, und zwar an die AIM, obwohl sie nachwievor teilweise von München aus agiert:
"Established in 1999, GoIndustry has offices in 15 countries throughout Europe, North America and Asia. In 2005 GoIndustry arranged more than 600 on-site and online auctions generating net revenues of more than €30m. GoIndustry has built a global database of more than one million equipment buyers, which has enabled it to sell equipment into more than 75 countries in 2005."
Bei 30 Millionen Euro Provisionserlöse in 2005 schaffen die gerade einmal ca. 50 Millionen Euro Marktkapitalisierung. Was dann 100.000 Euro Umsatzerlöse pro Monat wert sind, könnt Ihr sicher selbst ausrechen. Gerade einmal zwei Millionen Euro, wenn man das als Maßstab nimmt.
KINDERGARTEN !!!!
"Meldung vom 12.08.2005
Die Abacho AG, Neuss (WKN 568 030) hat im Konzern in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres (01.01.05 - 30.06.05) einen Umsatz von 1,6 Mio. Euro und einen Überschuß von 110.000 Euro erzielt.
Das EBITDA beträgt 275.000 Euro bei einer Bilanzsumme von 6,1 Mio. Euro und einer Eigenkapitalquote von 45,7%.
Halbjahreszahlen 2005 (PDF)"
Spätestens hier man erkennen können, dass ein Unternehmen, das auf der Basis der Zahlen des ersten Halbjahres hochgerechnet nur 3,2 Millionen umsetzt nicht 60 Millionen Wert sein kann - das Kurs-Umsatz-Verhältnis wäre dann 19. Selbst nach der Kurshalbierung und einer Marktkapitalisierung von etwas mehr als 30 Millionen haben wir hier immer noch einen Wert zwischen neun und zehn. Das heißt nicht, dass ich das Geschäftsmodell gänzlich schlecht finde, aber einfach zu teuer. Ein Kurs-Umsatz-Verhältnis von vier ist bei den seit Jahren stagnierenden Erlösen trotz aller Hammergeschichten schon sehr großzügig. Da sind wir bei 12 Millionen, was bei auch 12 Millionen vorhandenen Aktien auf einen Fair Value von einem Euro hinausläuft.
Und lasst Euch bitte nicht durch die in den Börsenblättchen immer wieder herausgestellte Eigenkapitalquote von 45,7% täuschen. Das sind 45,7% von 6,1 Millionen Bilanzsumme, also gerade einmal 2,8 Millionen. Bei einer Marktkapitalisierung von 60 Millionen wurde Abacho also mit dem 22-fachen des Buchwertes bezahlt - wahrhaft astronomisch. Und beim jetztigen Kurs ist es immer noch die auch astronomische Zahl von 11. Und dabei wissen wir noch nicht, wieviel von den gerade einmal 2,8 Millionen die Anlaufkosten von My Hammer verschlungen haben. Erinnert Euch daran, dass sie im Dezember bekanntgegeben haben, dass sie Investoren einen Einstieg ermöglichen wollten. Vermutlich nicht, weil sie zu viel Geld hatten. Wollten die Investoren nicht? Und warum jetzt plötzlich der Schwenk zur Kapitalerhöhung?
Viele Fragen, aber leider von niemand eine Antwort. Die weiß vermutlichh nur der Wind.
Nachstehendes Angebot zum Bezug von Aktien stellt kein öffentliches Angebot dar.
Es richtet sich (2,80Euro!!!!) ausschließlich an die bestehenden Aktionäre der Abacho AG.
Wie heißt es doch in einer bekannten Zigarettenwerbung: TEST IT!
Ob die Aktionäre, die noch drin sind, das testen wollen, sollten sie selbst entscheiden oder morgen verkaufen bevor der Schaden vielleicht noch größer wird. Hilfreich wäre da meines Erachtens eine Erklärung des Herrn Endemann, dass er entsprechender seiner Quote Aktien zu 2,80 übernimmt und eine entsprechende Erklärung der die Kapitalerhöhung begleitenden Bank, dass sie restlichen Aktien für 2,80 übernimmt. Erfolgt eine solche Erklärung nicht, könnt Ihr einmal darüber nachdenken, wer Euch hier abkochen will.
Libuda hat recht...Ingo kauft für 2,80 und dann verkauft für 1,30.... lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. ... du bist der Best einfach nur ein Held ....ein Geni!!!!!!
Sonstige Handwerksleistungen (1835) NEUER REKORD
Wenn Ingo und diese Bank nicht zu diesem Preis kaufen, würde ich mich als Bafin-Chef allerdings einmal mit Ingo und seiner die Kapitalerhöhung begleitenden Bank unterhalten. Ingo und die Bank müssen keine besondere Angst haben, denn der Chef vom Bafin ist nicht der Herr Spitzer.