Vorsicht: Exitus beim Koitus. Wenn aus dem kleinen


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Neuester Beitrag: 05.09.03 22:07
Eröffnet am:05.09.03 22:07von: PRAWDAAnzahl Beiträge:1
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3286 Postings, 8158 Tage PRAWDAVorsicht: Exitus beim Koitus. Wenn aus dem kleinen

 
  
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05.09.03 22:07
Wenn aus dem kleinen Tod der grosse wird

Medical Tribune  

WIESBADEN - Kleiner Tod - so lautet eine poetische Umschreibung des Orgasmus. Manchmal kann daraus ein grosser werden, und zwar nicht nur, wie so oft mit einem leicht neidvollen Unterton behauptet wird, vorwiegend im Bordell oder beim Fremdgehen, wenn aufregende Begleitumstände einem angeschlagenen Herzen den Rest geben. Auch der coitus communis, vulgo eheliche Beischlaf, und selbst Masturbation können den Sextod anlocken

Im Prinzip ist der Geschlechtsakt nicht anstrengender als Treppensteigen oder gemächliches Radeln. Studien an Männern mit bekannter KHK ergaben, dass Blutdruck und Herzfrequenz dabei keine bedenklichen Höhenflüge vollführen. Woraufhin rekonvaleszente Herzkranke vielfach ermutigt wurden, Sex zu haben und zu geniessen: Bloss keine Angst vor Herzüberlastung. Durchaus begrüssenswert, meint Dr. Sven Anders, Universität Hamburg. Allerdings ...

Aus Scham oft vertuscht
Der Tod beim Geschlechtsverkehr ist wohl häufiger als angenommen. Die Angabe von 0,08 bis 0,6 % beruht überwiegend auf Bordell- und Motelfällen. Doch die tatsächliche Inzidenz wird höher geschätzt, da man davon ausgeht, dass der überlebende Partner den Tod im Ehebett (und anderswo) häufig aus Scham vertuscht. Welche verschiedensten Szenarien beim Sextod vorgefunden werden, verdeutlichte der Hamburger Kollege in der Zeitschrift "Rechtsmedizin" anhand von Kasuistiken: Eine Herzinsuffizienz mit Rhythmusstörungen war bei dem 59-Jährigen wohlbekannt. Einige Tage, nachdem er sich ein Viagra-Rezept beim Hausarzt geholt hatte, verstarb der Mann beim Sex in den Armen der Ehefrau. Die Obduktion liess keinen Zweifel: akute linkskardiale Dekompensation. Sildenafil konnte aber chemisch-toxikologisch nicht nachgewiesen werden.

Tod im Freudenhaus
Einen ganz jungen Mann von 21 Jahren erwischte es im Bordell, bereits bevor es richtig losging. Er hatte sich kaum ausgezogen, da brach er plötzlich röchelnd zusammen, wie die Prostituierte berichtete. Reanimationsversuche scheiterten, der Patient verstarb am Fundort. Fremdanamnestisch liessen sich eine Myokarditis ein Jahr zuvor sowie ein kürzlich abgelaufener grippaler Infekt eruieren. Verdachtsdiagnose der Rechtsmediziner nach der Obduktion: Rhythmusstörung als Folge einer reaktivierten Myokarditis.

Zu viel zugemutet hatte sich offenbar ein 57-jähriger koronarkranker Gynäkologe, der im Stall seines Hofgrundstücks bei einem Stutenfohlen tot aufgefunden wurde, den Unterleib entblösst mit Schmutz an den Genitalien. Hier lautete der Sektionsbefund: akutes Linksherzversagen bei Myokardinfarktrezidiv.

Ganz allein, mit einem Massagegerät in der Hand, war schliesslich ein 54-Jähriger, dessen Leiche halb entkleidet von seiner Lebensgefährtin gefunden wurde. Bei ihm waren in der Vorgeschichte Angina pectoris, Bluthochdruck sowie Alkohol- und Nikotinabusus bekannt. Ihn hatte ein Reinfarkt offenbar beim Masturbieren ereilt.

Ist sexuelle Aktivität für Herzkreislaufkranke also doch mit einem besonderen Risiko behaftet? – Dies mag man sich nun fragen. Ein Jein wäre vielleicht die richtige Antwort. Die Männer aus eingangs erwähnter Entwarnungsstudie waren ja allesamt Freiwillige, die mit ihrem festen Partner ganz normal, sprich ohne aussergewöhnliche Praktiken, verkehrten. Gewagtere und damit emotional und physisch belastendere Techniken, Verkehr mit fremdem Partner oder gar Sodomie könnten dagegen als wesentlich stärkere Stressoren wirken, gab Dr. Anders zu bedenken. Ebenso können reichliches Essen vor dem Sex und relevante Alkoholisierung das kardiale Risiko steigern. Den Sex vermiesen, betont der Autor, möchte er indessen den Herzkranken auf keinen Fall: Bei all den Betrachtungen soll nicht unberücksichtigt bleiben, dass ein hoher Grad an sexueller Aktivität ... durchaus gesundheitsfördernde und zur Langlebigkeit beitragende Wirkung hat.

 

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