Unterwegs auf dem "deutschen Weg"


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Neuester Beitrag: 05.03.03 14:12
Eröffnet am:05.03.03 14:12von: anarch.Anzahl Beiträge:1
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05.03.03 14:12

Wörter-See
Kanzlerkandidatin der Alliierten
Von Majid Sattar

05. März 2003 Als der Kanzler in der heißen Phase des zurückliegenden Bundestagswahlkampfes den „deutschen Weg“ ausrief und damit nicht nur sozialromantische Vorstellungen über ein drittes Wirtschaftssystem verband, sondern eine eigene Berliner Außenpolitik losgelöst von Brüssel und Washington verkündete, da erinnerten sich einige, dass die Sozialdemokraten nicht immer nur Charaktere wie den ostpolitischen Softie Willy Brandt vorzuweisen hatten, sondern auch kantige Nationalisten wie den Nachkriegsvorsitzenden Kurt Schumacher.

Der nannte bekanntlich seinen Antagonisten Konrad Adenauer mal den „Kanzler der Alliierten“. (Da er dies im Hohen Hause tat, wurde er für mehrere Wochen vom Parlamentspräsidenten aus dem Bundestag verbannt). Die Politik der Westbindung des „Alten“ - die Aussöhnung der rheinischen Republik mit Frankreich ebenso wie die transatlantische Gemeinschaft - hätte nach Meinung des Westpreußen den Preis der nationalen Einheit gehabt.


Warten auf die Putin-Note

Nun geht ein sozialdemokratischer Kanzler seinen deutschen Weg. Ihm ist der Zusammenhalt seiner außenpolitisch auf wackeligen Füßen stehenden rot-grünen Koalition wichtiger als die Verbindung zu Washington. Und dass Schröder auch die Einbindung in die Vereinten Nation aller Rhetorik zum Trotz ziemlich wurscht ist, bewies er in Goslar: Ganz gleich was der Sicherheitsrat will, wir sagen nicht ja. Stattdessen setzt die Regierung Schröder/Fischer auf die Bilateralisierung der Politik. Von London fordert man einen europäischen Kurs (welcher soll das sein?), von Paris wünscht man sich Treue im Kurs gegen den großen amerikanischen Stiefbruder, und das restliche Europa - egal ob alt oder neu - soll sich fügen.

Einzig die Opposition erinnert sich an die Freundschaft mit den „Westalliierten“. Es ist nur vordergründig ironisch, eigentlich nämlich folgerichtig, dass keine andere als die Ostdeutsche Angela Merkel nach Amerika reiste und das „andere Deutschland“ präsentierte. Dass die CDU-Vorsitzende nun vom Grünen-Vorsitzenden Bütikofer des „Vasallentums“ gegenüber Amerika beschuldigt wird, ist das eigentlich Ironische an der Angelegenheit. Da stellt sich ein dem Selbstanspruch nach Postnationaler in die Tradition des Nationalisten Schumacher und nennt die Adenauer-Urenkelin quasi Kanzlerkandidatin der Allierten - und das am Todestag von Stalin. Vielleicht flattert heute ja noch eine Putin-Note ins Land, in der der Kreml-Chef vorschlägt, das alte Europa möge sich zusammenschließen zum Gesamteuropa als Alternative zur Europäischen Union von Washingtons Gnaden. Wer sagte doch gleich, am Aschermittwoch sei alles vorbei?  

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