Der Öl-Fördergipfel ist überschritten
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HANDELSBLATT, Samstag, 03. Dezember 2005, 06:00 Uhr
Das Angebot wird sich dauerhaft verknappenDer Öl-Fördergipfel ist überschritten
Von Hans-Jürgen Klisch
Kapitalanlagen in Rohöl gelten trotz des jüngsten Preisrückgangs am Ölmarkt als interessant. Denn das Thema Öl wird in den kommenden Jahren die weltwirtschaftlichen Diskussionen bestimmen.
HB MEERBUSCH. Energieexperten beschäftigen sich seit geraumer Zeit mit einem Phänomen, das als Peak Oil bekannt geworden ist. Geprägt wurde der Begriff im Jahre 1955 von dem ehemaligen Shell-Chefgeologen M. King Hubbert. Seine damalige Studie befasste sich unter anderem mit dem Produktionsvolumen von Ölfeldern und deren Förderhöhepunkt, dem so genannten Peak Oil. Er besagt, dass das Produktionsvolumen einer Ölquelle ähnlich einer Glockenkurve verläuft: Ist die Spitze dieser Kurve erreicht, lässt das Volumen unumkehrbar beschleunigt nach. Damals sagte Hubbert den Gipfel der Ölförderung in Texas für 1970 voraus. Die Prognose des Geologen traf ins Schwarze.
Heute nutzt die Wissenschaft Hubberts Arbeiten für neue Kalkulationen des Ölgipfels. Die hitzig geführte Peak-Oil-Debatte nennt die Folgen der langfristigen Energie-Versorgung beziehungsweise die Ära nach dem Ölzeitalter. Das gegnerische Lager rund um Saudi-Aramco, Ölmultis wie Exxon-Mobil und die wissenschaftliche Gruppe CERA (Clanbridge Energy Research Associates) bestreitet eine Versorgungslücke, spricht im Gegenteil von Überkapazitäten bis zum Jahr 2010 und sieht den Öl-Förder-Gipfel erst für die Zeit nach 2040.
Die Fakten: Die Weltnachfrage nach Öl beträgt momentan etwa 83 Mill. Barrel pro Tag. Die Förderkapazität liegt bei 84 bis 85 Mill. Barrel pro Tag. Nach Angaben der internationalen Energieagentur IEA in Paris wächst die weltweite Nachfrage um mindestens zwei Prozent jährlich – in 2006 um 1,65 Mill. Barrel auf 85,6 bis 86,6 Mill. Barrel pro Tag. Das Wachstum im Angebot neuer Ölquellen und besserer Fördertechniken hält in etwa Schritt. Aber nur solange nicht einige Regionen deutlich weniger produzieren, politische Ereignisse oder wetterbedingter Ausfall zu Unterbrechungen führen.
Lesen Sie weiter auf Seite 2: Regionen und ihre Perspektiven-->Starke Einbrüche erwartete man beim Nordsee-Öl. Die Depletionsrate (Reserveförderverlust) beträgt teils 20 Prozent. Der Peak-Oil-Gipfel wurde 1999 überschritten; der Förderrückgang ist laut Hubberts Theorie nicht aufzuhalten.
Die zweite kritische Region ist Mexiko. Der Peak-Oil-Gipfel war den mexikanischen Behörden zufolge wohl 2005. Es ist zu vermuten, dass Russland überwiegend aus geologischen Gründen nicht mehr Öl verkauft. Venezuela und Nigeria sind politisch unsicher; Wirbelstürme im Golf von Mexiko zeigen, wie anfällig die Produktion ist.
Fazit: Die Fördersituation bleibt angespannt. Sie kann sich kurzfristig über die Ölnachfrage entspannen, etwa durch warme Winter oder eine weltweite Rezession. Eine andere Variante wäre ein hoher Ölpreis von 80 Dollar je Barrel, der die Nachfrage zerstörte.
Die CERA-Studie schließt eine Verknappung aus. Man werde neue Reserven, insbesondere in OPEC-Staaten finden, effizientere Fördertechniken entwickeln und unprofitable Ölfelder profitabel machen. Zudem böten Ölalternativen wie Öl- und Schiefersände, Kohleverflüssigung und Erdgas einen Ausgleich. Doch auch diese Brennstoffe sind endlich.
Die OPEC-Staaten produzieren seit 40 Jahren nahe dem höchstmöglichen Volumen. Exploration wurde nicht betrieben. In den vergangenen 20 Jahren ist kein bedeutendes Feld mit einer Förderkapazität von drei bis vier Mill. Barrel pro Tag entdeckt worden. Auch wenn Peak Oil nicht das Ende der Ölförderung bedeutet, so gibt es den Gipfel an, nach dem sich ein Abschwung beschleunigt.
Hans-Jürgen Klisch ist geschäftsführender Direktor der US-Investmentbank Raymond James & Associates in Meerbusch.
Wenn ich das so lese wundert mich nur eins.
Fakt ist doch:
Je teurer der Rohstoff Öl wird desto mehr steht zu Verfügung
das es lohnt es zu fördern.
Grade darum wurde/ist Canada jetzt der zweit reichste Staat
was Ölvorkommen angeht , geworden.
MfG
Waldy
Ps.
WALDY | 02.10.04 14:19 |
mehr über Canadas WTI:
Da die durch rapide gestiegenen Ölrechnungen für die (ölimportierenden) Industrieländer immer höher werden, große
Außenhandelsungleichgewichte enstehen,- die Nettokapitalzuflüsse in die Opec Staaten haben sich z.B. in den letzten Jahren vervielfacht - muss in den ölimportierenden Ländern ein gesellschaftlicher Druck aufgebaut werden zum Energie/Ölsparen und Nutzung von Alternativen.
Da der Verbraucher ein träges aber auch ängstliches Wesen ist, geht das am besten indem man ein Horrorszenario mit extrem hohen Ölpreisen in wenigen Jahren an die Wand malt, in der Hoffnung dass er dann sein Verhalten ändert, Förderung alternativer Energien zustimmt usw.
Wenn Energie billig - zu billig ist - dann gibt es keinen Zwang zum Energiesparen.
Das sah man doch jahrzehntelang in den USA - dem Energieverschwender par excellence. Jetzt, wo die Gallon 2-2,50 kostet werden die jahrelang beliebten Spritfresser SUV zu Ladenhütern.
Die Ölproduzenten hingegen, die von dem Öl glänzend leben (und auch nicht wirklich an zu niedrigen Ölpreisen interessiert ist, der alte Preiskorridor der Opec war immer eine Farce)
haben natürlich kein Interesse, dass die Industrieländer zu schnell ihren Ölverbrauch
zu schnell reduzieren und wiegeln daher eher ab.
So machen die merkwürdigen Erklärungen für mich Sinn.
Ich selbst bin übrigens schon seit vielen Jahren ein Vertreter der Ansicht 'Erdöl nur nur in der Chemischen Industie , nicht in der Heizung ..."
Aber das kann man jahrelang predigen, Wirkung erreicht man nur durch steile Preiskurven ...
Denn damit können sie ihre hohen Preise besser rechtfertigen.
EON steht ja gerade in der Kritik wegen undurchschaubarer Preisgestaltung bei Gas.
http://de.biz.yahoo.com/03122005/36/...rt-fluessiggas-iran-katar.html
dpa-afx
E.ON warnt vor Energieknappheit - Import von Flüssiggas aus Iran und Katar
Samstag 3. Dezember 2005, 05:39 Uhr
BERLIN (dpa-AFX) -Der Vorstandsvorsitzende des größten deutschen Energiekonzerns E.ON AG , Wulf Bernotat, hat vor einer weltweiten Energieknappheit gewarnt, auf die Deutschland nur unzureichend vorbereitet sei. In einem Interview der Berliner Zeitung (Wochenendausgabe) erklärte der Eon (Xetra: 761440 - Nachrichten) -Chef, der Weltenergieverbrauch steige rasant bei offenkundig begrenzten Ressourcen. Deutschland brauche dringend eine neue Energie-Agenda, "die über den Tag hinaus trägt". Dies müsse das Hauptthema des Energiegipfels sein, zu Anzeige
dem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Versorger Anfang 2006 einladen will.
Bernotat erklärte: "Weltweit hat es in den letzten Jahren keinen wirklich nennenswerten Fund einer neuen Öl- oder Gaslagerstätte gegeben". Damit sei die Verfügbarkeit von Öl und Gas nur noch konstant, während der Bedarf steige. Dies führe mittelfristig zur Verknappung von Energie, warnte der E.ON-Chef. Bereits ab 2010 werde der Erdgasbedarf der Europäischen Union die aktuell möglichen Lieferknappheiten übersteigen, ohne Gegenmaßnahmen drohe der Nachfrageüberhang bis 2020 auf 20 Prozent anzusteigen.
Bernotat kündigte an, sein Konzern werde fünf Milliarden Dollar investieren, um künftig im großen Stil Flüssiggas aus Iran und Qatar importieren zu können. Dazu seien eine Gasverflüssigungsanlage in der Golfregion und entsprechende Schiffstransportkapazitäten erforderlich, außerdem ein Regasifizierungsanlage, die Eon in Wilhelmshaven bauen wolle. Auf diese Weise werde Deutschland weniger abhängig von Russland, dem weltweit größten Gasexporteur. Der E.ON-Chef setzt dabei auf politische Unterstützung der schwarz-roten Bundesregierung.
Bernotat begrüßte die Ankündigung von Kanzlerin Merkel, die Stromkonzerne zu Jahresbeginn zu einem Energiegipfel zu laden. Dabei müsse auch über Laufzeitverlängerungen für deutsche Kernkraftwerke gesprochen werden. Bernotat verwies auf Länder wie Frankreich, Schweden und die USA. Dort habe man die Reaktorlaufzeit auf bis zu 60 Jahre verlängert./sk