U S Börsenbrief


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    #1
10.05.05 08:29

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            i W A T C H . F R E E

            - US-BOERSENBRIEF -
   5. Jahrgang - Ausgabe 18 (06.05.2005)
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DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1616-1521
Erscheinungsweise: woechentlich Freitag

* Bitte Schriftart Courier einstellen *


1. iWATCH ABSTRACT:

2. RUECKBLICK:  GENERAL MOTORS HAUSSIERTE NACH KERKORIAN
               KAUFANSAGE

3. AUSBLICK:   KURSZIEL NULL FÜR GM-AKTIE

4. LESERBRIEFE

5. BRIEF AUS ST.PETERSBURG:

6. AKTUELLE EMPFEHLUNGSLISTE UND PERFORMANCE

7. BESCHREIBUNG UND BEWERTUNG DER AKTUELLEN TRADINGIDEEN

8. TERMINE DER NAECHSTEN WOCHE

9. CHARTTECHNIK DOW JONES, S&P 500, NASDAQ, EURO UND GOLD

10. BROKER- UND HANDELSPLATTFORMEMPFEHLUNGEN

11. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE

12. AN-/ABMELDUNG

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1. iWATCH ABSTRACT

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Liebe i-watch-Freunde - sind Sie da?

Es hätte so eine schöne kurze Börsenwoche geben können, es
hätte. Wie das alte Sprichwort sagt: Wenn hätte kommt, ist
habe zu spät. Nun, die Deutsche Börse wollte es den Anlegern
ermöglichen, auch an einem Feiertag zu handeln. Sie versprach
sich mehr Umsatz, da die Käufer von zu Hause aus in Ruhe ihre
Orders aufgeben konnten. Aber auch Anleger sind nur Menschen
und freuen sich über die gebaute Brücke und verlängern ihren
freien Tag über den Freitag. Die Händler an der Börse schauen
ins Leere und fluchen und erklären ihren Kindern, dass "der
Papa heute arbeiten muß". Aber es gibt den Anlegern auch Zeit
über ein Investment nachzudenken, bzw. die Leitbörse in den
USA zu besuchen (natürlich nur in Form von
Berichterstattungen).

Andererseits, einen Besuch an der "echten" Börse kann ich nur
empfehlen. Es ist faszinierend zu beobachten, wie ein im Grunde
veraltetes System so prächtig funktioniert. Also, bei Ihrem
nächsten "Brückenbau" sollten Sie einmal über eine kurze Reise
nach New York nachdenken und einen Besuch an der Wall Street mit
einplanen. Es ist spannend und vermittelt einen "bleibenden"
Eindruck. Eventuell gibt es auch die Möglichkeit von der
Besucherterrasse nach unten zu kommen und den Händler "live"
über die Schulter zu schauen. Einige mögen einen Vertreter einer
der größten Investmentbanken der Welt darüber sinnieren hören,
dass der aktuelle positive Kurszyklus bereits seit 40 Monaten
andauert. In der Vergangenheit waren es im Zyklusschnitt nur 17
Monate. Je mehr Bären laut werden, desto skeptischer werde ich
allerdings.

Stell Dir vor die Zinsen werden erhöht und jeder nickt nur. In
den deutschen Nachrichtensendern, n-tv oder N24 kam die Meldung
sogar erst hinter dem Ärztestreit, einem Basar-Besuch "unseres"
Kanzlers und der leidigen Kommunismusdebatte, ausgelöst von Herrn
Müntefering. Die Herren um "Big Al" sorgten nur für Verwirrung,
weil versehentlich eine Textpassage vergessen wurde, bzw. ergänzt
werden mußte (was letztendlich das gleiche ist). So legte die Fed
Wert auf die Feststellung, dass die langfristigen Inflationser-
wartungen eingedämmt (well contained) seien. Dieser Satz sei in
der ursprünglichen Erklärung versehentlich weggelassen worden -
peinlich. Dieses versehentliche Weglassen kostete die Futures-
Händler eine Menge Geld. Der Markt rutschte nämlich nach dem
Zinsbeschluss nach unten, erholte sich allerdings wieder recht
schnell, als die Korrektur herausgegeben wurde - wohl dem, der
dann noch wach war.

Am Morgen nach der US-Zinserhöhung auf 3%, startete der Euro
fester in den Tag - strangely enough - sollte man meinen. Der
Dollar hingegen neigt weiter gegenüber allen wichtigen Währungen
zur Schwäche. Händler verweisen auf die Sitzung der US-Notenbank
vom Vorabend. Der Ton sei deutlich weniger aggressiv gewesen als
erwartet, heißt es. Die Inflationsgefahr sei eingedämmt, hörte man
aus den USA. Wie schön, da höre ich doch eine Annäherung an die
"Tauben*". Dennoch rücken nun wieder die Defizite der USA in den
Vordergrund und somit verpufft die Wirkung der Zinserhöhung für
den US$.

*Der Präsident ernennt die Board-Members. Die als so genannte
"Tauben" bezeichneten Board-Mitglieder sind diejenigen, die sich
ein gesundes Wirtschaftswachstum als oberstes Ziel setzen. Sie
stehen in dem Ruf, eine Politik niedriger Zinsen zu favorisieren,
um die Wirtschaft mit billigem Kapital zu versorgen.

Was ich nicht vergessen wollte. Wir haben unseren Fragebogen
erfolgreich abgeschlossen. Nun geht es an die "Kleinarbeit" ihn
auszuwerten. Da wir über tausend Antworten bekommen haben, dauert
die Bewertung natürlich noch ein bisschen. Nichtsdestotrotz
bedanke ich mich jetzt schon einmal recht herzlich für Ihre rege
Teilnahme.

Es zeigt einmal mehr, wie groß und wichtig die EKIP-Familie geworden ist.

Ich wünsche Ihnen ein entspanntes Wochenende

Ihr

EKIP-Team / gmh

   
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2. RUECKBLICK:  GENERAL MOTORS HAUSSIERTE NACH KERKORIAN
               KAUFANSAGE

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Die Aktie von General Motors haussierte am Mittwoch nach dem der
Spekulant und mehrfache Milliardär, Kirk Kerkorian, ankündigte
seinen bereits bestehenden Anteil von 22 Millionen Aktien an
General Motors um 28 Millionen Aktien aufzustocken. Kirk Kerkorian
ließ verkünden, über seine Beteiligungsgesellschaft Tracinda; bis
zu einem Kurs von 31,-- US-Dollar, also im Volumen von rund 868
Millionen US-Dollar, General Motors Aktien einzukaufen. Der Titel
stieg am Mittwoch dann sogar deutlich über diesen Wert hinaus und
schloss bei 32,80 US-Dollar auf dem höchsten Niveau seit Mitte
März 2005 oder rund sieben Wochen. Ursache hierfür war ein
massiver Short-Squeeze, der Shorties in der GM-Aktie reihenweise
zur unlimitierten Eindeckung zwang. Der Anstieg von 17,65 Prozent
auf Tagesbasis, war der prozentual größte Kursgewinn der GM-Aktie
seit über 40 Jahren oder seit 1965. Die Marktkapitalisierung von
GM stieg hierbei von 14 Milliarden US-Dollar auf knapp 17
Milliarden US-Dollar.

Seine beiden Töchter Tracy und Linda waren die Namensgeberinnen
für seine Holding-Gesellschaft Tracinda - und auch für die
wohltätige, von der Beteiligungsgesellschaft Tracinda finanzierte
Stiftung, Lincy. Damit unterstützt Kerkorian unter anderem
Projekte in Armenien, der Heimat seiner Eltern.  

Meine Markteinschätzung ist, dass Kerkorian sehr schnell wieder
die eine Milliarde US-Dollar einspielen möchte, die ihm ein
Gericht in Delaware im Prozess gegen DaimlerChrysler versagte. Im
April hatte Kerkorian, einst größter Anteilseigner bei Chrysler,
einen Prozess gegen DaimlerChrysler-Chef, Jürgen Schrempp,
verloren. Kerkorian hatte Schrempp wegen angeblichen Betrugs bei
der Fusion zwischen Daimler-Benz und Chrysler im Jahre 1998,
anschließend auf Schadensersatz verklagt. Kerkorian hat Berufung
gegen das Urteil aus erster Instanz eingereicht. Der Milliardär
behauptet, dass ihm von Seiten Daimlers eine "Fusion unter
Gleichen" vorgespielt wurde, in Wirklichkeit
aber eine Übernahme stattgefunden habe. Seine Chrysler-Aktien
wären folglich viel höher zu bewerten gewesen.  

Trotz seines großen Vermögens von schätzungsweise über neun
Milliarden US-Dollar kann sich Kerkorian immer noch mächtig
aufregen, wenn es um eine Milliarde US-Dollar geht. Nach dem
Urteilsspruch vom 14. April 2005 gegen ihn tobte er wie ein
Irrwisch.

Richter Joseph Farnan im amerikanischen Bundesstaat Delaware
urteilte, dass Kerkorians Beteiligungs-Holding Tracinda als
Investor viel zu versiert sei und darüber hinaus über die
Modalitäten der fraglichen Transaktion von Daimler-Benz und
Chrysler im Jahre 1998 zu gut informiert gewesen sei, um sich von
den Deutschen austricksen zu lassen. Farnan ließ Kerkorian
klar abblitzen und wies die Klage in allen Punkten ab. Kerkorian
hatte in seiner Klage mindestens eine Milliarde US-Dollar
Schadensersatz von Daimler-Chrysler gefordert.

Auch im Gerichtssaal in Delaware fiel Kerkorian wiederholt als
Polterer auf und sorgte damit für die unterhaltsamsten Momente in
einem ansonsten oft sehr trockenen Verfahren. Ein ums andere Mal
blaffte Kerkorian die Anwälte von Daimler-Chrysler an mit Sätzen
wie "Bekomme ich jetzt eine Lektion oder was?" oder "Wollen Sie
mir etwa sagen, wie ich mein Geschäft zu führen habe?". Bei aller
Scharfzüngigkeit wirkte Kerkorian vor Gericht aber auch immer
schlitzohrig und nicht einmal unsympathisch. Kerkorian wird
derzeit auf Rang 41, der aktuellen Forbes-Liste, also der
Aufzählung der reichsten Personen der Welt, aufgeführt.


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3. AUSBLICK:   KURSZIEL NULL FÜR GM-AKTIE

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Allerdings wird Kerkorian aufpassen müssen, dass er durch
Aktionismus nicht einen Großteil seines Vermögens in den letzten
Jahren seines Lebens wieder verzockt. Denn am Donnerstag, also nur
einen Tag später, als Kerkorian die Kaufankündigung lancierte,
schockte das Rating-Unternehmen Standard & Poors die Märkte,
insbesondere natürlich die betroffenen Automobilunternehmen GM und
Ford.

S&P reduzierte bei GM die Bewertung um zwei Stufen von "BBB-" auf
"BB". Auch beim Erzrivalen Ford nahm S&P die Ratings auf Junk-Status
zurück. Damit wird die Aufnahme neuer Kredite für die Unternehmen
künftig deutlich teurer. Der Markt hat dies bereits vor einigen
Wochen eskomptiert, als GM eine Gewinnwarnung herausgab; brachen
die langlaufenden Unternehmensanleihen von GM um satte 30 Prozent
ein.

Durch die Herabstufung müssen nun aber alle Investmentfonds
verkaufen, die bedingt durch Anlagekriterien keine Anleihen mit
Junk-Status in ihren Depots halten dürfen.

Die Aktien der Konzerne reagierten mit deutlichen Kursverlusten.
GM
nannte die Entscheidung enttäuschend. Gleichzeitig versicherte der
Konzern, es drohe keine Insolvenzgefahr, da ausreichend Barmittel
im Kerngeschäft und bei der Finanzsparte GMAC vorhanden seien.
Früheren Angaben zufolge verfügen beide Bereiche über Cash-
Positionen von jeweils mehr als 20 Milliarden US-Dollar.

Meine Einschätzung ist allerdings, dass GM nun keine Chance mehr
hat, das Ruder noch herumwerfen zu können. Die großen Benzin
fressenden Automobile sind selbst bei den Amerikanern nicht mehr
gefragt, insbesondere seit dem die Ölpreise über die Marke von 50
US-Dollar geklettert sind, muss auch der US-Bürger die
Schmerzgrenze von zwei US-Dollar je Gallone berappen. Dies sind
umgerechnet 50 US-Cents je Liter, für europäische Verhältnisse
paradiesische Verhältnisse, aber nicht für den mit billigem Benzin
verwöhnten US-Verbraucher.

GM leidet unter sinkendem Absatz und vor allem milliardenschweren
Kosten für Pensions- und Gesundheitsleistungen. Auf jeden
produzierten GM-Wagen lastet ein Betrag von 1.600 US-Dollar für
Gesundheitsausgaben für aktive und pensionierte GM-Beschäftigte.
Im ersten Quartal schrieb der Autoriese aus Detroit über eine
Milliarde US-Dollar Verlust und veröffentlichte eine Gewinnwarnung
für das Gesamtjahr Geschäftsjahr 2005.

Die Kriegskasse von 20 Milliarden US-Dollar liquiden Mitteln kann
bereits in diesem Jahr vollkommen aufgezehrt werden, wenn man
sich vergegenwärtigt, dass GM ausstehende Verbindlichkeiten
von 300 Milliarden US-Dollar hat.

Mein Kursziel für die GM-Aktie lautet deshalb auf die Sicht von
drei Jahren Null US-Dollar. General Motors hat nicht den Hauch
einer Chance in seiner bestehenden Form zu überleben. Im April
musste mit Rover der letzte rein britische Automobilhersteller
Insolvenz anmelden und dem gnadenlosen Wettbewerb im
Automobilgeschäft Tribut zollen.

Die von mir erwartete Pleite, also Zahlungsunfähigkeit von GM,
wird allerdings nicht so geräuschlos verlaufen. Ein Bankrott von
General Motors kann sogar zu einer Systemskrise im
Weltfinanzsystem führen, da das Volumen der Verbindlichkeiten dem
dreifachen von Argentinien entspricht, als diese südamerikanische
Nation Ende 2001 den Bankrott erklärte und ihre Gläubiger vor
kurzem nur noch mit 25 Prozent der ausstehenden Schulden
befriedigte.

Konsequenter Weise gehen wir General Motors in unserem Musterdepot
Short und tätigen den Leerverkauf am Montag zu US-Handelsbeginn um
15:30 Uhr MESZ. Das Stopp-Buy-Limit setzen wir 10 Prozent oberhalb
dem Leerverkaufskurs.

Ihr EKIP-Team / UR


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4. LESERBRIEFE :

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Sehr geehrtes ekip-Team,

ich hatte Ihnen bereits am 15.04., nach Lesen Ihres letzten
iWatch.pro eine Anmerkung zu Ihrem geplanten GOOG-Short zukommen
lassen, leider ohne Antwort. Nunmehr fuehle ich mich auf
erschreckende Art bestaetigt, dass die eiserne Regel, NIEMALS
eine Short-Position zu eroeffnen ohne zeitgleich eine Covermarke
zu setzen eine der wichtigsten, wenn nicht DIE wichtigste Regel
im trading-orientierten Aktienhandel ist.

Im Sinne der Professionalitaet interessiert es mich nun natuerlich
umso staerker, wie Sie auf die Idee kommen, eine Short-Position zu
eroeffnen ohne ein Limit zum Eindecken anzuraten. Das von Ihnen
empfohlene Papier ist binnen vier Handelstagen um
(zugegebenermassen nachboersliche) 20% gestiegen. Kunden, denen die
Moeglichkeit des Short-Handels offen steht, haben in der Regel die
Moeglichkeit, ihr Anlagevolumen zu hebeln. Sie koennen sich wohl
denken, wie wenig verantwortungsbewusst und unprofessionell Ihr
Tip nunmehr dasteht, GOOG ungedeckt zu shorten..Uiuiuiuiuiui.....
:-(

Aber wir alle machen Fehler und sind ja auf dieser Welt, um nie
mit dem Lernen aufzuhoeren, gelt ;-) ??

Mit freundlichen Gruessen

Eric Matern (der natuerlich NICHT Ihrem GOOG-Tip gefolgt ist-Gott
sei's gedankt!)

P.S.: Ueber eine Antwort freue ich mich auch jetzt noch :-)

Hallo Herr Matern,

Sie haben völlig recht mit Ihrer Kritik und Anmerkung. Bei der
Empfehlung muss ich immer die Leser mitnehmen, so dass ich meist die
Kurse am Montag zu US-Börsenbeginn als Referenzkurs herannehme. Da
ich aber diesen Kurs nicht kenne, habe ich darauf verwiesen, dass
das Stopp-Buy-Limit beim nächsten Leser-Brief bekannt geben wird.

Ich gebe Ihnen recht, ich hätte sagen müssen, setzen Sie den
Stopp-Buy bei 5 bis 10 Prozent über Verkaufskurs ohne den genauen
Short-Kurs zu kennen.

Mit bestem Gruß und bestem Dank für die kritische Anteilnahme
Uwe Raab

++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Wenn uns interessante Leserfragen erreichen, die auch
andere Leser oder Leserinnen interessieren koennten, so
werde wir diese hier veroeffentlichen. Um Rückfragen zu
vermeiden, bitte ich Sie, mir mit Ihrer Anfrage
anzugeben, ob Sie ggf. etwas gegen eine Veroeffentlichung
haben; ohne diese Mitteilung gehe ich davon aus, dass
eine allfällige Publikation im iWatch für Sie okay ist.
Die Redaktion behält sich eine Teilkürzung vor, falls
sich dies aus Platzgründen als notwendig erweisen sollte.


Bitte senden Sie Ihre Fragen zum I n h a l t des iWatch.Pro

n e u an folgende eMail-Adresse: team@ekip.de , diese
kommen dann direkt zu uns.

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5. BRIEF AUS ST. PETERSBURG

**************************************************


Ein Schluck auf Ahnen und Aktie

Jetzt sind wir einmal ganz hemmungslos politisch inkorrekt: Alle
Vorurteile über Russen und Alkohol stimmen. Schon zum 1. Mai am
Tag der Arbeit wurden eine Menge Flaschen geköpft, zum Tag des
Sieges am 9. Mai ist der nächste kollektive Vollrausch angesagt.
Nicht nur, weil es russischer Brauch ist, an diesem Tag den ge-
fallenen Veteranen und Familienmitgliedern am Grab mit einem Wodka
zuzuprosten - auf vielen Friedhöfen sind sogar Tische und Stühle
fest installiert. Sondern vielmehr, weil das Trinken eben zu einem
für Westeuropäer kaum vorstellbaren Ausmaß Teil der russischen
Kultur gehört.

Lassen Sie sich beispielsweise nie auf ein Wetttrinken mit Russen
ein, vor allem, wenn Ihnen ein Geschäftspartner zeigt, wie
russische Fallschirmjäger trinken: ein Glas vom Handrücken, dann
eines dem Unterarm, schließlich eines von der Brust. Und zum
Schluss ein Prost auf das gute Gelingen. Dieses Spielchen wird
schnellstens heftige Haarwurzelschmerzen hervorrufen. Und in jedem
Tante-Emma-Laden finden die Kunden  mindestens sechzig Sorten
Wodka vom billigsten Fusel bis zum Feinsten vom Feinen. Auch die
vielen Biersorten werden stark nachgefragt.

Marktführer Baltika

Einer der Profiteure des ungehemmten Alkoholgenusses ist die
börsennotierte Brauerei Baltika aus Sankt-Petersburg. Baltika
bietet neben gutem Bier auch ein gelungenes Marketing: Selbst mit
einigen Promille im Blut kann sich jeder Kunde die einzelnen
Sorten gut merken, weil die Hauptmarke von Baltika 0 (alkoholfrei)
bis derzeit Baltika 8 (Weizen) schön einprägsam durchnummeriert
ist. Das Unternehmen ist ein Beispiel für die erfolgreiche
Privatisierung eines Staatsunternehmens, es ging aus der "Lenpivo"
(Len-ingrad Bier) hervor. Hauptaktionär ist die Baltic Beverages
Holding (BBH) mit einem Aktienpaket von 75,4 Prozent, die Eigner
von BBH sind zu gleichen Teilen die Konzerne Carlsberg und
Newcastle.

Stolz meldete Baltika jüngst, dass die Börsenkapitalisierung im
vorigen Jahr erstmals die Marke von zwei Milliarden Dollar
überschritt. Das Jahr 2004 war auch sonst recht erfolgreich:
Baltika gab einen Anstieg der Nettoumsätze um fast 35 Prozent auf
994 Millionen Dollar und ein Plus im Mengenabsatz um 23 Prozent
bekannt. Eine reife Leistung, denn die Investmentbank Aton
schätzt, dass im vergangenen Jahr der Anstieg im russischen
Bierkonsum nur bei 12,5 Prozent lag. Baltika sieht sich mit einem
Marktanteil von rund 25 Prozent als uneingeschränkter
Marktführer. Dennoch geht die Expansion weiter, jüngst hat das
Unternehmen seinen beherrschenden Anteil an der sibirischen Pikra-
Brauerei erhöht und damit seine führende Stellung in Russland
gefestigt.

Baltika schaffte es auch, höhere Preise durchzusetzen, im
Durchschnitt waren die Kunden bereit 9,8 Prozent mehr je Flasche
zu bezahlen. Allerdings hat die Restrukturierung der vergangenen
Jahre ihre Spuren hinterlassen: Die Bruttomarge sank von 46,1 auf
44,8 Prozent, die Ebitda-Marge rutschte 2004 von 25,4 auf 17,4
Prozent. Belastet haben vor allem die Kosten für die Entlassungen
das Unternehmen setzte 15 Prozent seiner Mitarbeiter auf die
Straße -- sowie neue Produkte
und Verpackungen, etwa die Einführung von Dosenbier und
gestiegene Werbeausgaben.

Lean and Mean

Einig Marktbeobachter warnen vor einem härteren Wettbewerb in
Russland und dadurch weiter steigenden Werbeausgaben sowie einer
fortgesetzten Erodierung der Margen. Sie sind daher skeptisch in
Bezug auf die Aktie. Wir sehen diese Gefahr weniger, weil Baltika
mit der Einführung der
Dose massiv in den Massenmarkt drängt, ohne mit seinen Marken als
Fusel abgestempelt zu werden. Im Gegenteil: Die Marken stehen
meist für Qualität, wie die durchgesetzten höheren Preise und
der überdurchschnittliche Mengenabsatz bestätigen. Baltika gilt
zudem als typisch russisch und profitiert damit vom
Lokalpatriotismus. Ausländische Wettbewerber werden es schwer
haben, Baltika den Rang abzulaufen, das zudem durch die
Restrukturierung auf kommende Herausforderungen vorbereitet ist.


Ferner sehen wir keinen Grund anzunehmen, dass der hohe Bierkonsum
in Russland nachlassen sollte. Im vergangenen Jahr beispielsweise
stieg der private Verbrauch aller Waren in Russland um 11,3
Prozent gegenüber dem Vorjahr an, Renaissance Capital erwartet für
2005 ein Plus von weiteren neun Prozent.

Qualitativ ernst zu nehmende einheimische Konkurrenten wie die
Sankt-Petersburger Brauerei Tinkoff zielen eher auf das
Premiumsegment, sie sind daher noch keine gefährlichen
Wettbewerber, außerdem ist das Unternehmen nicht börsennotiert.
Das hervorragende Tinkoff-Bier wird übrigens nach deutschem
Reinheitsgebot gebraut, die junge Führungsmannschaft des
Unternehmens spricht durch Kultursponsoring gezielt jugendliche
Käuferschichten an.

Das für 2005 erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis der Baltika-Aktie
auf
Basis der durchschnittlichen Marktprognosen liegt bei 13,12. Trotz
der rasanten Aufwärtsbewegung des Titels in den vergangenen Wochen
ist der Titel noch günstiger als die des britischen Spirituosen-
Giganten Diageo mit einem erwarteten KGV von 15,25. Wahrscheinlich
ist, dass einige Anleger zunächst ihre Gewinne versilbern, wir
halten eine Korrektur der zuletzt ausgebildeten Fahnenstange bis
mindestens auf 3,75 Euro für möglich, auch eine Flagge könnte sich
ausbilden. Etwaige Rückschläge sehen wir als Kaufgelegenheit.

Wodka ins Depot

Und wer an Qualität glaubt und es ein wenig härter mag, der sollte
den Petersburger Wodka-Hersteller Veda im Auge behalten: Das
Unternehmen, das sich als Russlands Wodka-Brenner Nummer Zwei
sieht, kündigte vor einigen Wochen die Prüfung eines Börsenganges
an. Veda produziert die beiden russischen Top-Marken Russki
Standard und Vals Boston, außerdem ist das Unternehmen in der
Projekt-Entwicklung von Immobilien und in der Herstellung von
Verpackungen aktiv. Nach dem Tod des Gründers werden gerade die
Grundlagen für die Umverteilung der Aktienpakete im Top-Management
erarbeitet. Veda erscheint uns bei einem Umsatz von gut 200
Millionen Dollar und dank seiner Marktstellung ein interessanter
Kandidat für ein erfolgreiches Börsendebut -- und für einen
späteren Aufkauf durch einen westlichen Großkonzern, der nach
Russland drängt.

Baltika (WKN: 919811, Stuttgart)


Ihr EKIP-Team / jd



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6. AKTUELLE EMPFEHLUNGSLISTE UND PERFORMANCE

==================================================

Kürzel/Titel. akt.Kurs Empf.in Empf.Kurs SL Handl.bedarf

====PORTFOLIO===========================================


CENT Central       44,50 05/04 42,00 37,80 halten

KAUFEN==================================================

GG Goldcorp       13,77  05/12 Kaufen bei 12,00 US-Dollar

==================================================

====SHORTPOSITIONEN=====================================

BRCM (Broadcom)  31,56 05/06  31.84 35.00   Short Pos.
halten

WEITER ZU BEOBACHTEN=========================================

GG Goldcorp       13,77  05/12 Kaufen bei 12,00 US-Dollar

====VERÄNDERUNGEN=(StoppLoss/Buy)=======================


Keine Veränderungen in dieser Berichtswoche



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7. BESCHREIBUNG UND BEWERTUNG DER AKTUELLEN TRADINGIDEEN

**************************************************

Die ausführliche Beschreibung was hinter unseren Tradingideen
Steckt und was es trotzdem zu beachten gibt, ist in unserem
iWatch.Pro nachzulesen.



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8. TERMINE DER KOMMENDEN WOCHE

**************************************************


Montag,  16.05.2005   Woche 20  
 
DE Eurex - eingeschränkter Handel u. Settlement  
HK Hong-Kong Exchange (Derivate) geschlossen  
HK Hong-Kong Exchange geschlossen  
10:00 -  IT Verbraucherpreise April  
14:30 - !  US NY Empire State Index Mai  
15:00 - !  US Internationale Kapitalströme März  
17:00 -  US Ankündigung 4-wöchiger Bills  
18:00 - !  US Philadelphia Fed Index Juni  
19:00 -  US Auktion 3- u. 6-monatiger Bills  
 
Dienstag,  17.05.2005   Woche 20  
 
09:30 -  SE Riksbank Sitzungsprotokoll  
13:45 -  US ICSC-UBS Index (Woche)  
14:30 - !  US Erzeugerpreisindex April  
14:30 - !  US Wohnbaubeginne April  
14:30 - !  US Wohnbaugenehmigungen April  
14:55 -  US Redbook (Woche)  
15:00 -  EU EZB Wochenausweis Fremdwährungsreserven  
15:15 - !  US Industrieproduktion April  
15:15 - !  US Kapazitätsauslastung April  
19:00 -  US Auktion 4-wöchiger Bills  
 
Mittwoch,  18.05.2005   Woche 20  
 
09:30 -  IT Außenhandel EU März  
10:30 -  GB BoE Sitzungsprotokoll  
13:00 -  US MBA Hypothekenanträge (Woche)  
14:30 - !  US Verbraucherpreise April  
14:30 -  CA Großhandelsumsatz März  
14:30 -  CA Internationale Wertpapiertransaktionen März  
14:30 -  US Realeinkommen April  
16:30 - !  US EIA Ölmarktbericht (Woche)  
 
Donnerstag,  19.05.2005   Woche 20  
 
AU RBA Monatsbericht  
09:00 -  EU EZB Ratssitzung  
11:00 - !  EU Industrieproduktion März  
11:00 - !  EU Inflation April  
14:30 - !  US Erstanträge Arbeitslosenhilfe (Woche)  
16:00 - !  US Frühindikatoren April  
17:00 -  US Ankündigung 3- u. 6-monatiger Bills  
17:20 -  DE Verfall SMI-Optionen (Eurex)  
18:00 - !  US Philadelphia Fed Index Mai  
22:30 -  US Wochenausweis Geldmenge  
 
Freitag,  20.05.2005   Woche 20  
 
Kleiner Verfallstag  
09:00 -  DE Verfall SMI-Optionen (Eurex)  
09:30 -  IT Industrieaufträge u. -umsatz März  
12:00 -  DE Verfall Optionen der STOXX-Familie (Eurex)  
13:00 -  DE Verfall DAX-Optionen (Eurex)  
14:30 -  CA Einzelhandelsumsatz März  
14:30 -  CA Verbraucherpreise April  
17:00 -  DE Verfall Global Titans-Optionen (Eurex)  
17:20 -  DE Verfall Aktienoptionen (Eurex) CH  
17:30 -  DE Verfall Aktienoptionen (Eurex) DE, FI, FR, IT, NL, US  
17:30 -  DE Verfall OMXH25-Optionen (Eurex)  

 
**************************************************

9. CHARTTECHNIK DOW JONES, S&P 500, NASDAQ UND GOLD

**************************************************

Index: Abstand vom 52/W-Tief 52/W-Hoch: Index-Stand:
Änderung in Prozent vom 28.04.05 bis 05.05.05

S&P 500               11% - 4%    1.172,10  +2,53%

Nasdaq Comp           12% -11%    1.961,80  +3,03%

QQQQ                  16% - 7%       35,76  +2,91%

Dow Jones              4% - 5%   10.340,38  +2,68%

Russell 2000         17%  - 8%      595,64  +3,59%

Gold                 14%  - 6%      430,10  -0,47%

Oel (WTI)            73%  - 12%      51,38  -0,76%

30-Jahr Anl           7%  -17%        4,51  +0,01

10-Jahr Anl           5%  -16%        4,15  -0,02

Euro-Dollar          11%  - 6%        1,29   0,00



Dow Jones Industrial Index Stand am 05.05.05: 10.340,38 +270,01


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Die Charts finden Sie auf unserer Internetseite www.ekip.de
unter dem Kunden-Login die ausführliche Charttechnik in
unsererm kostenpflichtigem iWatch.Pro, den Sie auch über
www.ekip.de beziehen können.


Eine erfolgreiche und spannende Börsenwoche wünscht Ihnen

Ihr
EKIP-Team



Bitte senden Sie Ihre Fragen zum I n h a l t des
iWatch.Pro

n e u an folgende e-Mail-Adresse: team@ekip.de

 

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