GM und Ford mit "Schrott-Stauts"


Seite 1 von 1
Neuester Beitrag: 09.05.05 11:06
Eröffnet am:06.05.05 22:49von: RexiniAnzahl Beiträge:6
Neuester Beitrag:09.05.05 11:06von: lumpensamm.Leser gesamt:11.526
Forum:Börse Leser heute:1
Bewertet mit:
3


 

4112 Postings, 8610 Tage RexiniGM und Ford mit "Schrott-Stauts"

 
  
    #1
3
06.05.05 22:49
Die Hiobsbotschaft erreichte die beiden größten US-Autokonzerne General Motors und Ford im Abstand von wenigen Minuten: Ihre Kreditwürdigkeit wurde auf "Schrott-Stauts" herabgestuft - mit verheerenden Folgen für ihre Kreditkosten.

Die Rating-Agentur Standard & Poors (S&P) stufte am Donnerstagabend die Kreditwürdigkeit der Erzrivalen auf den Status von "Schrottanleihen" herab. Mit dem Makel eines "Junkbonds" müssen die Unternehmen künftig deutlich höhere Zinslasten schultern und sind bei der Aufnahme neuer Kredite eingeschränkt. Niemals zuvor sind in den USA Unternehmen dieser Größenordnung auf Schrott-Status abgewertet worden.

Vernichtende Analyse
Unverblümt analysierten die Finanzexperten von S&P, dass sie derzeit große Zweifel haben, ob die Topmanager der beiden Detroiter Autoriesen den Problemmix aus milliardenschweren Pensionskosten, Überkapazitäten, sinkenden Marktanteilen und der immer stärker auftrumpfenden Konkurrenz aus Japan auf dem Heimatmarkt in den Griff bekommen können. Akut stünden die Autobauer zwar nicht vor der Pleite, dennoch müssten sie hart gegensteuern, um ihre Kreditwürdigkeit wieder zu verbessern. So könne Ford seinen Autoverleiher Hertz versilbern und GM einen Teil seiner "Cash-Kuh", der Finanzsparte GMAC, verkaufen, analysierte S&P. Auch Dividendenkürzungen seien jetzt bei GM und Ford denkbar, sagte ein Auto-Analyst.

Allein GM muss in diesem Jahr 5,6 Milliarden Dollar für Pensions- und Gesundheitsprogramme seiner Beschäftigten und Rentner stemmen. Branchenexperten gehen davon aus, dass GM aus Kostengründen mehrere Werke dichtmachen und tausende Arbeiter entlassen könnte. Dabei hat das Unternehmen seit 1992 bereits 127.000 Stellen in Nordamerika gestrichen. Seit 2001 stufte S&P das Rating auf GM-Anleihen drei Mal ab. GM hat ausstehende festverzinsliche Papiere im Volumen von 300 Milliarden Dollar, bei Ford sind es 160 Milliarden Dollar.

Börsen reagierten mit satten Kursverlusten
General Motors reagierte auf das Rating-Debakel am Donnerstagabend prompt und versicherte, dass keine Insolvenzgefahr drohe und im Kerngeschäft Auto und bei der Finanzsparte GMAC ausreichend Barmittel für das operative Geschäft vorhanden seien. Auch Ford ärgerte sich über die Abstufung. Man habe eine "beträchtliche Liquidität", neue Modelle seien eingeführt worden und die Kosten gesenkt, sagte Finanzvorstand Don Leclair. Die Börse strafte die Aktien von GM und Ford dennoch mit satten Kursverlusten ab. Auch die Papiere der Zulieferer Visteon (früher Ford) und Delphi (früher GM), die am Tropf ihrer wichtigsten Kunden hängen, brachen deutlich ein.

Besonders hart trifft Ford und General Motors die durch ungewöhnlich hohe Benzinpreise ausgelöste Flaute bei den in den USA so beliebten Geländewagen (SUVs). Auch Rabatte bis zu 5000 Dollar greifen bei den Kunden nicht mehr so stark wie früher.

Benzinkrise schadete Geländewagen-Verkauf
GM und Ford, die im April in den USA erneute Absatzrückgänge von sieben beziehungsweise zwei Prozent verkraften mussten, werden ihre veraltete Modellpalette bei Geländewagen und Pickups zwar bald erneuern, der Wettbewerb wird aber immer härter. Lachender Dritter der "Big Three" aus Detroit ist - neben den Japanern - derzeit Chrysler. Die US-Tochter des Stuttgarter Autokonzerns DaimlerChrysler entwickelte sich binnen drei Jahren vom Sanierungsfall zum stabilen Gewinnbringer.

Wie tief die amerikanischen Auto-Ikonen GM und Ford inzwischen gesunken sind, zeigt der Großmut des schärfsten Widersachers Toyota. Aufsichtsratschef Hiroshi Okuda bot den Konzernen kürzlich offiziell Hilfe an. Er sorge sich um mögliche wirtschaftliche Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und Japan, sollten die Probleme bei General Motors eskalieren und dies zu einer höheren Arbeitslosigkeit im verarbeitenden Gewerbe in den USA führen. Laut Medienberichten will GM-Chef Rick Wagoner schon in der nächsten Woche zu Gesprächen nach Tokio fliegen. Viel Zeit bleibt ihm möglicherweise nicht mehr. In der Branche wird spekuliert, dass bei noch schlechteren Zahlen in den kommenden Quartalen Wagoners Tage gezählt sind.

Tim Braune/DPA
 

25551 Postings, 8352 Tage Depothalbierertja, scheiß- krieg und scheiß-ölspekulanten.

 
  
    #2
07.05.05 20:04
wer das eine will, muß das andere mögen.

so ist das im leben.

auf das die krise der ami-auto-industrie sich heftig aúsweitet, dann steigen die ölpreise wenigstens nicht weiter.  

79561 Postings, 8919 Tage KickyGM- und Ford-Bonds verramscht

 
  
    #3
1
07.05.05 20:14
Mit dem Makel eines „Junkbonds“ müssen die beiden US-Unternehmen künftig deutlich höhere Zinslasten schultern und sind bei der Aufnahme neuer Kredite eingeschränkt. Niemals zuvor sind in den USA Unternehmen dieser Größenordnung auf Schrott-Status abgewertet worden.

Die Aktienkurse der Autobauer sackten am Freitag als Reaktion auf das Rating ab. Auf dem europäischen Markt erholten sich die meisten Titel im Tagesverlauf allerdings wieder. Analysten bezeichneten die Nachricht als stärker belastend für die Stimmung als fürs Fundamentale. „Jedem ist klar, dass es sich um Einzelprobleme bei GM und Ford handelt“, sagte ein Händler. „Die Kreditprofile europäischer Autokonzerne sehe ich durch die Herabstufung der Ratings von GM und Ford durch eine der drei Ratingagenturen nicht betroffen“, sagte auch Wolfgang Wiehe von der Ratingagentur Fitch. Zudem sorgten die günstigen Neuzulassungszahlen aus Frankreich und der April-Absatz in Deutschland für Entlastung.

Unverblümt analysierten die Finanzexperten von S&P, dass sie derzeit große Zweifel haben, ob die Topmanager der beiden Detroiter Autoriesen den Problemmix aus milliardenschweren Pensionskosten, Überkapazitäten, sinkenden Marktanteilen und der immer stärker auftrumpfenden Konkurrenz aus Japan auf dem Heimatmarkt in den Griff bekommen können. Seit 2001 hat S&P das Rating auf GM-Anleihen drei Mal abgestuft.

Die Akteure am europäischen Markt für Corporate Bonds quittierten die Ratingherabstufung in den Junk-Status zum Wochenschluss mit massiven Abgaben von General-Motors- und Ford-Papieren. Damit vollzog der Handel die Vorgaben des amerikanischen Marktes nach. Im frühen Geschäft kam es zu kräftigen Kursabschlägen, die beispielsweise in den Langläufern von GM Größenordnungen von bis zu acht vollen Punkten erreichten.
Die Eindeckungen von Short-Positionen verhalfen zur Stabilisierung. Am Nachmittag waren die GM-Titel mit Fälligkeit 2013 rund 130 Basispunkte (BP) weiter bei 767 BP. Die 2033 fälligen GM-Bonds notierten zu diesem Zeitpunkt noch 40 BP weiter bei 577 BP. Zum Wochenauftakt sind jedoch weitere Verwerfungen am Markt zu erwarten. Denn die Nachricht über das Downgrade traf in Europa auf eine feiertags- und urlaubsbedingt recht ausgedünnte Marktteilnehmerschaft. Viele Investoren können die Positionsanpassungen deshalb erst in der neuen Handelswoche vornehmen.

 

2646 Postings, 7234 Tage nemthoTeufelskreis sagt man wohl dazu ...

 
  
    #4
07.05.05 22:53
... jeder der ab und zu in den Staaten ist, wird das nur allzu gut verstehen. Der Handel mit fabrikneuen Autos ist dort in Wirklichkeit eine Schlacht. 0% Financing, thousands of Dollar cashback usw.

Wen wunderts ...  

25551 Postings, 8352 Tage Depothalbiererwird zeit, daß das bei uns auch so kommt

 
  
    #5
09.05.05 10:22
dann wird es keine dummheitsaufschläge von 30 % auf neuwagen für deutsche kunden mehr geben.  

10665 Postings, 7244 Tage lumpensammlerDas nennt man Marktwirtschaft

 
  
    #6
09.05.05 11:06
Ein schlechtes Produkt ist eben nur über den Preis zu verkaufen. Hält die eigene Kostenstruktur dem Marktpreis nicht Stand, färbt sich die Bilanz schnell rot. Es wird Zeit, daß sich die beiden Autodienstleister - Autobauer kann man sie ja nicht mehr nennen - auf ihre Kernkompetenzen zurückbesinnen statt weiterhin hauptsächlich als Bank, Logoverwalter oder Krankenkasse aufzutreten. Dann klappt's auch wieder mit den Gewinnen und dem Rating.

Somit könnte der Ölpreis auch eine reinigende Wirkung haben. Der Bluff, 4 große Räder, eine überdimensionierte Schuhschachtel mit ein paar Gimmicks drin und eine Blattfederung dazwischen sowie ein 8-löchriger Graugußblock aus den Sechzigern unter der Haube machen vielleicht kurzfristig Eindruck aber keinen langfristigen Produkterfolg.  

   Antwort einfügen - nach oben