Sexy Schein


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Eröffnet am:13.07.01 13:49von: tom68Anzahl Beiträge:1
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    #1
13.07.01 13:49
Sexy Schein  

Von Uli Berger

Sicher können Sie sich noch an eine meiner letzen Kolumnen erinnern, die Ihnen den König unseres Landes vorstellte: Die Allianz AG - mit ihren geheimen Schätzen ein mächtiger Allfinanzkonzerns.

Es gibt noch eine Alternative, die weit attraktiver als die Aktie des Allfinanzkonzerns zu sein scheint - sozusagen die Kronprinzessin von Deutschland. Die Allianz hat nämlich vor geraumer Zeit einen Genussschein ausgegeben (WKN: 840 405). Der gemeine Genussschein ist eine Mischung aus Anleihe und Aktie, mit teilweise sehr exotischen Ausstattungsmerkmalen. Bei dem Allianz-Papier sind die Rechte und Pflichen wie folgt verteilt. Der Inhaber des Titels erhält pro Jahr einen Betrag gut geschrieben, der dem 2,4-fachen der Allianz-Dividende entspricht. Im Kalenderjahr 2000 waren es 3,60 Euro - eine Rendite von mageren zwei Prozent. Nicht gerade üppig, doch das Beste kommt jetzt.

Sexy Schein

Die Laufzeit des Scheins ist zwar unendlich, es besteht aber ein beidseitiges Kündigungsrecht. Und wenn die Allianz kündigt, dann wird der Schein ziemlich sexy. Will der Emittent das Papier aus den Büchern haben, dann muss er den 1,2-fachen Betrag des Allianz-Aktienkurses bar auf den Tisch legen. Bei dem aktuellen Börsenkurs der Allianz-Aktie wären das ungefähr 390 Euro - also fast das Doppelte des aktuellen Genussscheinpreises an der Börse. Der Pferdefuß hierbei ist: Frühestens am 31. Dezember 2006 kann der Anteilseigner in den Genuss der vorzeitigen Vertragsauflösung kommen. Und der Allfinanzkonzern muss nicht von diesem Recht Gebrauch machen.

In letzter Zeit ist ein reger Börsenhandel in dem Genussschein zu beobachten - gepaart mit einem kräftigen Kursanstieg. Seit April dieses Jahres hat der Titel 30 Prozent zugelegt und das nach einem längeren Dornröschenschlaf, während die Allianz-Aktie mehr oder weniger auf der Stelle tänzelt. Auf dem Frankfurter Parkett brodelt die Gerüchteküche. So soll die Fusion mit der Dresdner Bank eine vorzeitige Kündigung des Papiers nach sich ziehen. Das steht aber im Widerspruch zu den Vertragsbedingungen.

Großer Käufer am Markt?

Die plötzlich ansteigenden Volumina sprechen eher für einen großen Käufer am Markt. Diverse Hunderter- und Tausender-Pakete wechseln über die Börse den Besitzer. Ein großer Fonds ist unwahrscheinlich, aber was ist mit der Allianz selbst? Wenn der Allfinanzkonzern eine Kündigung im Kalenderjahr 2006 plant, wäre ein Rückkauf der Papiere auf dem aktuell niedrigen Niveau ein kluger Schachzug. Frankfurter Maklerkreise bezweifeln das. Die Allianz hätte doch dann schon viel früher zuschlagen können, so ein Marktteilnehmer. Die Kurszuwächse begründet der Makler mit der Kaufempfehlung einer deutschen Börsenpublikation. Doch: Ein so nachhaltiger Kursanstieg ausgelöst durch ein Börsenmagazin? Das ist nicht plausibel.

Denkbar wäre auch, dass die Allianz eine strikte Trennung von Eigen- und Fremdkapital plant - und damit Genussscheinkapital aus ihren Bilanzen verbannt. Die deutsche beziehungsweise schweizerische Besonderheit fristet international eher ein Mauerblümchen-Dasein. Fondsverwalter mögen es nicht, wenn die Zwitterwesen ausgegeben werden. Vielleicht weht der Wind aus dieser Richtung. Man kann nur darüber spekulieren.

Sitzfleisch erforderlich!

Für den langfristig orientierten Anleger ist der Allianz-Genussschein eine interessante Depotbeimischung. Vor allem ein Tausch von Allianz-Aktien in den Genussschein wäre sehr lukrativ. Der Investor sollte aber genug Sitzfleisch mitbringen, denn eine Kündigung kann sich auch noch weit über das Kalenderjahr 2006 hinaus ziehen.


13.07. - 11:59 Uhr
 

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