Schmus nutzt uralte hard- & software, weil:


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Neuester Beitrag: 12.02.04 08:20
Eröffnet am:12.02.04 08:02von: SchmusAnzahl Beiträge:3
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501 Postings, 7428 Tage SchmusSchmus nutzt uralte hard- & software, weil:

 
  
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12.02.04 08:02
Computer
Der Kampf um den Desktop

Von Michael Spehr und Raymond Wiseman

10. Februar 2004 Die Herrschaft über den eigenen PC haben wir verloren. Doch anders als in beängstigenden Science-fiction-Szenarien sind es nicht die Maschinen, die dem Menschen das Heft aus der Hand nahmen, sondern die Marketing-Abteilungen der großen Software-Hersteller. Wer heute mit Windows arbeitet, wird fortwährend entmündigt. Der PC macht, was er will, und das ist so gewollt.

Die neu gekaufte Software will vor ihrem ersten Einsatz zunächst Kontakt mit ihrem Schöpfer aufnehmen, man muß sich zwangsweise "online" oder mit einem Telefonanruf registrieren. Natürlich mit allen nur denkbaren Informationen, mit Pflichtfeldern und vielen Angeboten drum herum, beispielsweise kostenlosen Newslettern, die einem künftig per E-Mail geschickt werden. Kein Daten- und Verbraucherschützer stört sich daran, daß heutzutage ein ordentlich gekauftes Programm oft erst dann seinen Betrieb aufnimmt, wenn der Nutzer private Daten preisgibt. Und ohne Aktivierung läßt sich kein neues Microsoft-Programm dauerhaft starten.

AOL ist omnipotent

Anschließend geht der Kampf um den Desktop in die zweite Runde. Längst genügt es selbst braver Windows-Software nicht mehr, sich im Start-Menü unter den "Programmen" niederzulassen, wo sie hingehört. Jede Anwendung nimmt für sich in Anspruch, etwas Besseres zu sein und mehr Augenmerk als alle anderen erwarten zu dürfen. Im Buhlen um die beste Präsenz ist AOL der Superstar. Nach der Installation findet man auf einem XP-Rechner das AOL-Symbol im chronisch überlasteten Infobereich unten rechts, noch einmal in der benachbarten Schnellstartleiste unten links und selbstverständlich auf dem Desktop.

Diese omnipotente Präsenz reicht America Online aber nicht. Dazu kommt noch ein prominenter Eintrag im Windows-Explorer, dem Dateimanager. Hier verhält sich AOL so, als ob es ein Kernbestandteil des Betriebssystems wäre, gleichsam eine Gruppe von AOL-Programmen, und trägt sich gleichberechtigt neben dem "Arbeitsplatz" mit allen Laufwerken und der "Netzwerkumgebung" ein. Und selbst dort macht sich's AOL in der Rubrik DFÜ gemütlich, auch wenn dank DSL-Flatrate gar keine DFÜ-Verbindung nötig ist. Der Doppelklick öffnet daher auch weder Status noch Eigenschaften, sondern startet das Programm. Dabei ist AOL ohne sein übliches Brimborium unter der Überschrift Datenfernübertragung ganz gut aufgehoben, denn letztlich stellt es nur den Zugang zum Internet her und gehört simpel zu den Netzwerkverbindungen. Alles andere ist Verpackung und Marketing und damit sinnlos und überflüssig.

Kampf mit übergroßen Fenstern

Nun ist AOL nur ein Beispiel. Auch der große Mitbewerber T-Online macht es so und bringt Icons und Startbefehle in allen möglichen Ordnern und verfügbaren Orten unter. Hinter dieser Strategie, überall die eigene "Duftmarke" anzubringen, steckt natürlich Methode: Auf dem PC ist ein Gerangel um die besten Plätze ausgebrochen. Jeder will dicht dran an den Nutzer, am liebsten gleich mit Marketing-Tools und Angeboten, die finanziellen Mehrwert versprechen. So verkauft T-Online nicht nur Netzdienste, sondern will auch gleich noch für die Entwicklung digitaler Fotos kassieren. Weil bei Windows keine Zentralinstanz die Eintrittskarten verkauft oder Plätze zuweist, tummeln sich Programmsymbole überall, auch dort, wo sie nichts verloren haben: Ein modernes Betriebssystem müßte sich hingegen wie ein Platzanweiser im Theater verhalten, also Spielregeln festlegen und deren Einhaltung kontrollieren. Davon ist Windows weit entfernt. Nur beim vermeintlichen Schutz der Urheberrechte werden die Zügel mehr als straff angezogen.

Der zweite Schritt im Kampf um den Desktop beginnt mit dem Gang ins Internet. Kaum startet die aufgerufene Seite, muß man schon mit übergroßen Fenstern kämpfen, die sich nicht verkleinern lassen und den Desktop blockieren. Da gibt es Online-Verbindungen, die sich nach dem Programmstart automatisch öffnen und Neuheiten präsentieren, etwa bei MSN. So laut wir auch schreien, da holt uns keiner raus. Kaum eine Webseite, die nicht mit einem Pop-up-Fenster, einer animierten Werbung, gar einer Vollbild-Anzeige aufwartet und Aufmerksamkeit heischt. Die kommt ihr schon deswegen entgegen, da sie in der Regel die gewünschten Inhalte großflächig verdeckt und der Schließen-Befehl für den normalen Anwender gar nicht mehr zu entdecken ist. Also werden wir genötigt zu warten, bis die Einblendung sich ausblendet und den Blick freigibt.

„User unfriendly“

Besonders ärgerlich sind jene Anbieter, die automatisch den Bildschirm mit Angeboten zweifelhaften Inhalts füllen. So etwas begegnet uns sonst nur in Auslagen in Bahnhofsnähe. Durchs Internet strömen sie ins Büro oder ins eigene Heim, unangefordert und längst nicht nur auf den Bildschirm Volljähriger. Ein kleiner Tippfehler in der Web-Adresse genügt, um unsägliche Überraschungen präsentiert zu bekommen, und so schnell läßt sich kein Schließkreuz anklicken, wie sich die Browserfenster öffnen. Um zu verhindern, daß ein Fenster das nächste öffnet, muß es geschlossen werden, bevor es vollständig geladen ist (das geht rasch mit der Tastenkombination Alt + F4).

So werden wir gezwungen, zu verweilen, unsere Aufmerksamkeit auf uninteressante Details zu richten und ungewollt Umsatz zu machen, weil jeder Blickkontakt und jede Minute zählt. Selbst vor dem simplen Abruf der E-Mail werden bei vielen Online-Diensten Hürden aufgebaut, die nicht der Sicherheit, sondern nur dem Marketing dienen. Der direkte Weg zum Ziel ist nicht mehr gewünscht. Wer einfach nur seine kostenpflichtige Verbindung beenden will, wird bei AOL gezwungen, dies zeit- und klickaufwendig mehrfach zu bestätigen. Das alles ist nicht abstellbar. Früher war etwas "user friendly" und damit gut. Heute müssen die Software-Ingenieure das Gegenteil programmieren.

Wir haben die Kontrolle verloren

Schließlich findet der Kampf um den Desktop mit den Updates statt, mit den Programmerweiterungen und -verbesserungen, die angeblich sinnvoll und unabdingbar sind. Bestimmte multimediale Inhalte lassen sich nur mit Online-Playern wie dem Realplayer betrachten. Doch wehe, er wurde geladen: Ununterbrochen fordert er uns zu Aktualisierungen auf und will uns zur Vollversion bekehren. Gnadenlos sind die Unterbrechungen der Arbeit und die anschließenden Neustarts des Rechners, die uns Programme nach erfolgter Aktualisierung aufzwingen. Die Update-Manie beherrscht mittlerweile selbst so seriöse Programme wie den Acrobat Reader. Auch hier steht der Anwender machtlos vor den Sperenzchen der Software.

Der Windows-PC 2004 ist eine fremdbestimmte Maschine. Was sich auf dem Desktop und in allen nur denkbaren Ecken des Betriebssystems tummelt, hat sich größtenteils selbst installiert. Die lästigen Parasiten zehren an Prozessorleistung und Speicher, und sie nehmen gegen unseren Willen Kontakt mit ihren Herstellern auf. Welche Daten sie sammeln und übertragen, weiß man nicht. Die verschiedenen "Dienste" sind so verzahnt, daß kein Laie hier seine eigene Ordnung schaffen und aufräumen könnte. Obwohl wir unsere Hardware und unsere Software selbst bezahlen, haben wir die Kontrolle verloren.


Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.02.2004, Nr. 34 / Seite T2
 

3051 Postings, 8943 Tage ruhrpottdeshalb aktuelle CT kaufen

 
  
    #2
12.02.04 08:12
Mit lauffähiger Knoppix ( Linux ) CD.
Werde ich mir auf die Platte frickeln.

Viele Grüße


aus dem Ruhrpott  

501 Postings, 7428 Tage Schmusdanke für den tipp!

 
  
    #3
12.02.04 08:20
Schmus bisherige Versuche mit linux waren eine endlose Frickelei  

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