Schädlingsbekämpfungen


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Neuester Beitrag: 29.03.03 16:21
Eröffnet am:29.03.03 15:14von: Spitfire33Anzahl Beiträge:4
Neuester Beitrag:29.03.03 16:21von: DarkKnightLeser gesamt:704
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4420 Postings, 8564 Tage Spitfire33Schädlingsbekämpfungen

 
  
    #1
29.03.03 15:14
http://www.staatsbriefe.de/1994/2003/weidenfeld_irak.htm

Was ist der Irak?

Ein ölproduzierendes Land, das von einem Diktator beherrscht wird, dessen Bedrohungspotential nur von lokaler Bedeutung ist. Die Umstände der Aggression gegen Kuwait liegen im dunkeln, wobei nicht auszuschließen ist, daß die USA Saddam Hussein zu seinem Abenteuer bewußt ermuntert haben, indem sie signalisierten, sie hätten gegen die Annexion Kuwaits nichts einzuwenden. Obwohl diese Frage zweitrangig ist, kann als gesichert gelten, daß die Befreiung Kuwaits die USA auf eine weitere Option festgelegt hat: vornehmlich den Konflikt mit Mächten zu suchen, die über geradezu lächerliche Streitkräfte verfügen und mit dem Begriff »Schurkenstaat« belegt werden können, was auf deren Boshaftigkeit und unbedeutende Größe anspielt, um so Amerikas Stärke zu »demonstrieren«. Der Gegner muß schwach sein: In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, daß die USA das noch immer kommunistische, aber zu Recht reale militärische Potentiale symbolisierende Vietnam in Frieden lassen.

Die übertriebene Darstellung der irakischen Bedrohung - angeblich der Welt viertgrößte Armee! - war wohl nur der Auftakt zu einer ganzen Serie von Inszenierungen, bei denen der Welt angebliche Bedrohungen vorgeführt werden.

Der Krieg in Afghanistan, eine Folge der Anschläge vom 11. September, hat die USA in der Entscheidung zugunsten dieser Option bestärkt. Einmal mehr stürzten sich die amerikanischen Führer in einen Konflikt, den sie nicht vorhergesehen hatten, der aber ihre zentrale Taktik bestätigt, die man als theatralischen Mikromilitarismus bezeichnen könnte: zu zeigen, daß Amerika in der Welt gebraucht wird, indem man unbedeutende Gegner langsam stranguliert. Im Fall Afghanistans gelang diese Demonstration allerdings nur unvollkommen. Sie führte der Welt zwar vor Augen, daß jedes Land, das nicht über eine funktionstüchtige Luftabwehr oder über nukleare Abschreckung verfügt, dem Terror aus der Luft auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist. Aber die Unfähigkeit der amerikanischen Streitkräfte zum Landkrieg rief zugleich das grundlegende militärische Manko einer Supermacht in Erinnerung, die von lokalen Stammeschefs und vor allem vom guten Willen der Russen abhing, die dank ihrer geographischen Nähe allein in der Lage waren, die Nordallianz rasch zu bewaffnen. Als Ergebnis konnten weder Mullah Omar noch Bin Laden gefaßt werden. Die lokalen Kriegsherren überstellten ihren amerikanischen Auftraggebern nur ein paar unbedeutende Pechvögel, die auf dem Militärstützpunkt Guantanamo auf Kuba interniert wurden...


Die Fixierung auf den Islam

Die Verteilung der amerikanischen Streitkräfte auf der Welt offenbart die reale Struktur des Weltreichs oder seiner Überbleibsel, wenn man davon ausgeht, daß sich dieses eher im Zerfall als im Aufstieg befindet. Die meisten für den Auslandseinsatz bestimmten Truppen sind noch immer in Deutschland, Japan und Korea stationiert. Die Einrichtung von Stützpunkten seit 1990 in Ungarn, Bosnien, Afghanistan und Usbekistan bedeutet rein rechnerisch keine dramatische Veränderung mit Blick auf die allgemeine Ausrichtung, die ein Relikt aus dem Kampf gegen den Kommunismus darstellt. Aus dieser Zeit sind als erklärte Gegner nur Kuba und Nordkorea übriggeblieben. Diese völlig unbedeutenden Staaten werden unermüdlich stigmatisiert, allerdings ohne daß auf diese Geißelungen jemals eine Militäraktion erfolgt wäre.

Inzwischen konzentrieren die USA das Gros ihrer Aktivitäten im Namen des »Kampfs gegen den Terror«, dieser letzten offiziellen Form des "theatralischen Mikromilitarismus", auf die islamische Welt. Die Fixierung Amerikas auf diese Religion, die sich faktisch mit einer Region deckt, läßt sich mit drei Faktoren erklären.
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Jeder von ihnen verweist auf eine weitere Schwäche der USA - die ideologische, wirtschaftliche und militärische -, was deren imperiale Ressourcen angeht:

- Der Niedergang der universalistischen Ideologie führt in den USA verstärkt zu Intoleranz bezüglich der Stellung der Frau im Islam.

- Der dramatische Verlust an wirtschaftlicher Effizienz hat die Obsession zur Folge, sich das arabische Öl sichern zu müssen.

- Angesichts der militärischen Unzulänglichkeit wird die islamische Welt, die militärisch besonders schwach ist, zur bevorzugten Zielscheibe. (S. 170-172)



Eine kurzfristige Lösung: die Schwachen angreifen


Abgesehen von allen vorgeblichen Motiven der Vereinigten Staaten - ... die Bedeutung des Öls - ergibt sich die Entscheidung, die islamische Welt zur Zielscheibe und zur bevorzugten Bühne einer amerikanischen Militärinszenierung zu machen, ganz einfach aus der Schwäche der arabischen Welt. Die Demonstration der »strategischen Allmacht« der Vereinigten Staaten ist de facto billig...

Die Region eignet sich ... ideal als Bühne, auf der die Vereinigten Staaten mit einer an Videospiele erinnernden Leichtigkeit »Siege« erringen können. Die amerikanische Militärführung, die um die Unfähigkeit ihrer Soldaten am Boden weiß, hat die Niederlage in Vietnam vollkommen verinnerlicht: So erinnert sie bei jeder Gelegenheit daran - ob mit dem Lapsus eines Generals, der Afghanistan mit Vietnam verwechselt, oder mit ängstlichen Warnungen vor einem Einsatz von Bodentruppen -, daß die USA einen Krieg nur gegen einen schwachen Gegner führen können, dem zudem eine wirksame Luftabwehr fehlt. Mit der Wahl eines schwachen Kontrahenten, mit der sie ganz auf militärische Ungleichheit setzen, knüpfen die amerikanischen Streitkräfte übrigens an eine ganz bestimmte, an Diskriminierung gekoppelte Militärtradition an - an die Kriege gegen die Indianer.

Die antiarabische Option der Vereinigten Staaten ist eine sehr bequeme Lösung. Sie ergibt sich aus vielen unterschiedlichen, objektiven Parametern, vor allem aber aus der Notwendigkeit für Amerika, den Anschein eines imperialen Wirkens aufrechtzuerhalten. Dabei resultiert sie aber nicht aus einer überlegten und an zentraler Stelle gefällten Entscheidung, die darauf abzielt, die Chancen des amerikanischen Weltreichs auf lange Sicht zu optimieren. Im Gegenteil. Die führenden Persönlichkeiten der Vereinigten Staaten gehen stets den Weg des geringsten Widerstands. Jedesmal wählen sie die unmittelbar einfachste Aktion aus, die in wirtschaftlicher, militärischer und sogar planerischer Hinsicht möglichst geringe Investitionen erfordert. Man spielt den Arabern übel mit, weil sie militärisch schwach sind, weil sie das Öl haben und weil der »Mythos Öl« es ermöglicht, das Wesentliche zu kaschieren: die umfassende Abhängigkeit der USA von der Versorgung mit sämtlichen Gütern. Man spielt den Arabern auch deshalb übel mit, weil sie in der amerikanischen Innenpolitik keine einflußreiche Lobby haben und weil man in Amerika nicht mehr in der Lage ist, universalistisch und egalitär zu denken.


Wenn wir die Vorgänge verstehen wollen, müssen wir uns von der Vorstellung von einem Amerika, das nach einem globalen, rational begründeten und systematisch umgesetzten Plan handelt, unbedingt verabschieden. Zwar läßt die amerikanische Außenpolitik durchaus eine Linie erkennen, aber die folgt immer dem geringsten Widerstand, ähnlich einem Bach, der abwärts fließt, sich mit anderen Bächen zu einem Fluß oder Strom vereinigt und schließlich ins Meer oder in den Ozean mündet. Der Bachlauf hat folglich eine Richtung, obwohl hinter ihm keinerlei Überlegung und kontrollierte Aktion stecken...


Das amerikanische Gebaren am Golf, die Attacken gegen den Irak, die Drohungen gegen Korea und die Provokationen gegenüber China sind alle Teil der amerikanischen Strategie des theatralischen Mikromilitarismus. Diese Possen amüsieren eine Zeitlang die Medien und verblüffen die Regierungen der Verbündeten. Aber die Grundzüge einer realistischen amerikanischen Strategie sucht man vergeblich: Wie sollen die Kontrolle der USA über die beiden industriell produktiven Pole der Triade, über Europa und Japan, erhalten und China und der Iran durch eine wohlwollende Haltung neutralisiert werden? Und wie soll der einzige reale militärische Gegner ausgeschaltet werden: Rußland? (S. 179-182)


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Der Frieden mit Rußland und der islamischen Welt


Im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten hat Europa keine besonderen Probleme mit seiner Außenwelt. Es unterhält Handelsbeziehungen zu den übrigen Staaten der Erde, kauft dort notwendige Rohstoffe und Energie ein und bezahlt die Importe mit den Gewinnen aus seinen Exporten. Sein langfristiges strategisches Ziel ist folglich der Frieden. Dagegen wird die Außenpolitik der Vereinigten Staaten in immer stärkerem Maß von zwei Hauptkonflikten bestimmt, wobei die Gegner unmittelbare Nachbarn Europas sind. Der eine, Rußland, steht der amerikanischen Vorherrschaft als wichtigstes Hindernis entgegen, kann von den USA aber wegen seiner Stärke nicht aus dem Weg geräumt werden. Der andere Gegner, die islamische Welt, ist ein Bühnenrivale, der lediglich der Inszenierung der amerikanischen Militärmacht dient. Wegen des europäischen Interesses am Frieden, insbesondere mit den beiden wichtigsten Nachbarregionen, stehen die vorrangigen strategischen Ziele des Kontinents inzwischen in einem radikalen Gegensatz zu den amerikanischen Prioritäten.


Daß die Golfstaaten zur Versorgung ihrer wachsenden Bevölkerungen ihr Öl verkaufen müssen, sichert Europa gegen ein Embargo ab. Allerdings kann Europa die Unruhe, welche die Vereinigten Staaten und Israel in der arabischen Welt stiften, nicht auf Dauer hinnehmen. Die wirtschaftliche Realität legt nahe, daß der arabische Raum in eine Sphäre der Kooperation eintreten muß, die sich um Europa zentriert und die USA weitgehend ausschließt.

 

4420 Postings, 8564 Tage Spitfire33Weltmacht USA. Ein Nachruf (2003)

 
  
    #2
29.03.03 15:19

9161 Postings, 8958 Tage hjw2stimmt, ein unbedingtes muss o. T.

 
  
    #3
29.03.03 15:55

34698 Postings, 8644 Tage DarkKnightstimmt: klar, nachvollziehbar und zwingend logisch o. T.

 
  
    #4
29.03.03 16:21

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