SAP startet Kehraus


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Neuester Beitrag: 11.12.01 12:56
Eröffnet am:11.12.01 12:56von: Happy EndAnzahl Beiträge:1
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95441 Postings, 8482 Tage Happy EndSAP startet Kehraus

 
  
    #1
11.12.01 12:56
Gerüchte über einen Personalabbau halten die SAP-Aktie in Bewegung. Mitveranstaltet wird der Wirbel von der "Financial Times Deutschland", die bereits spektakulär über die Entlassung von 300 Mitarbeitern des Software-Hauses in den USA berichtet hatte. Dabei wird es sich aber um bereits im Oktober angekündigte Einsparungen gehandelt haben. In Deutschland hatte SAP im Sommer 2000 die Leistungsbewertung seiner Mitarbeiter eingeführt. Dass daraus Konsequenzen folgen, war zu erwarten.  
 
Hasso Plattner geht es möglicherweise zu familiär zu in seiner Software-Firma. Dem Marktführer bei kaufmännischer Software wurde bislang ein sehr entspanntes Betriebsklima nachgesagt. Nicht immer kam das lockere Auftreten seiner Mitarbeiter bei seinen Kunden an. Gelegentlich war von flapsigen und nachlässig vorbereiteten Präsentationen bei potenziellen Großkunden die Rede. Nun soll alles straffer geführt werden, und eventuell stehen einigen SAP-Mitarbeitern auch Kündigungen ins Haus.

Grundreinigung läuft

Aber der Reihe nach: Im vergangenen Jahr hat SAP sogenannten Performance-Feedback-Gespräche bei seinen Mitarbeiten eingeführt. Woanders schlicht Mitarbeitergespräch genannt, werden dabei gemeinsam mit dem Angestellten bisherige Leistungen bewertet, seine Stärken und Schwächen analysiert und neue Leistungsziele festgelegt. Ein in vielen Unternehmen alltäglicher Vorgang. Dass gerade bei der Einführung solcher Verfahren auch Kündigungen folgen, liegt in der Natur der Sache. Letztlich wird SAP jedoch von einer leistungsorientierteren Führung profitieren.

Problematisch ist die aktuelle Bewertung der SAP-Aktie. Ausgehend von den Schätzungen für das kommende Jahr wird für die Aktie das 54-fache des Jahresgewinns bezahlt. Derzeit scheint sich das Gewinnwachstum bei SAP von 30 auf 25 Prozent zu verlangsamen. Trotz eines verdienten Preisaufschlags für die Position als Marktführer ist ein Kursgewinn-Verhältnis von 54 angesichts des Wachstums von 25 Prozent sehr hoch gegriffen. Dadurch reagiert der Aktienkurs auf jede Form negativer Nachrichten mit Verlusten. Darunter auch die Nachrichten über die jüngsten Entlassungen in den USA. Auch wenn diese Entlassungen Bestandteil eines im Oktober angekündigten Kostensenkungspakets gewesen sein dürften und die Entlassungen von 150 Mitarbeitern der SAP-Kundendienstfiliale Austin (Texas) bereits Anfang November bekannt war.

Sauberer Vorsprung

Auf der Plusseite verbucht SAP ein sehr breit gestreutes Kundenportefeuille. Dadurch ist der Umsatz unabhängiger von einzelnen Branchenzyklen. Gleichzeitig eröffnet der große bestehende Kundenkreis einen idealen Absatzkanal für neue Produkte. Sehr häufig wird Oracle als Konkurrent von SAP aufgeführt, der aufgrund eines niedrigeren Kursgewinn-Verhältnisses günstiger an der Börse bewertet erscheint. Allerdings bestreitet Oracle einen großen Teil seines Umsatzes mit dem traditionellen Datenbankgeschäft und hat einen zeitlichen Rückstand hinter SAP bei der Entwicklung kaufmännischer Software. Eine Reihe neuer Produkte sollte diesen Vorsprung von SAP ausbauen.
 
SAP ist zweifellos nicht billig. Das war die Aktie noch nie. Das Aufheben um einige Entlassungen in den USA - die von Analysten erwartet und teilweise gefordert wurden – und die Reaktion des Aktienkurses belegen, wie sensibel das Papier derzeit auf jede Form negativer Nachrichten reagiert. Der Wirbel um die jüngsten Entlassungsgerüchte sollte sich in den nächsten Tagen legen. Dann sollte sich der Aktienkurs wieder stabilisieren. Ein Unsicherheitsfaktor sind die am Donnerstag zur Veröffentlichung anstehenden Quartalszahlen bei Oracle. Sollten diese die Erwartungen übertreffen, sollte auch die SAP-Aktie davon profitieren.  

Gruß
Happy End
sharper.de
 

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