Disney: Eine Ära geht zu Ende.


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Neuester Beitrag: 16.08.08 10:45
Eröffnet am:21.08.05 14:10von: lancerevo7Anzahl Beiträge:3
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3186 Postings, 7343 Tage lancerevo7Disney: Eine Ära geht zu Ende.

 
  
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21.08.05 14:10

ENDE DES DISNEY-ZEICHENTRICKS

Aus die Maus

Von Marc Pitzke, New York

Schock bei Disney: Der Entertainment-Konzern schließt sein Zeichentrickstudio. Künftig erledigen nur noch Computer die Arbeit der Animationskünstler. Cartoon-Fans betrauern das rüde Ende einer Ära.

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'Disney-Ikone
GroßbildansichtAPDisney-Ikone Micky Maus: "Eine Naturgewalt"

New York - Andreas Déjà war zuversichtlich. Noch im April sah der Chefzeichner der Disney-Trickfilmstudios rosige Aussichten für seine Kunst: "Mit jedem Film werden sie besser", lobte er die eigenen Kollegen enthusiastisch.

Er muss es wissen. Unter Déjàs Federführung erlebte der Disney-Zeichentrick in den neunziger Jahren eine Renaissance, mit "Beauty and the Beast", dem "König der Löwen", "Aladdin". Seine feste Überzeugung: Selbst in Zeiten der unpersönlichen Computer-Animation habe Walt Disneys handgefertigte Tradition noch Bestand.

Inzwischen klingt Déjà etwas anders. "Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass der Trickfilm noch überlebt", sagt der Animationskünstler, der aus Dinslaken stammt, im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. "Er ist eine Naturgewalt. Er hat so lange überlebt, er wird auch das überleben." Sonst will Déjà aber jetzt nichts mehr sagen.

Die plötzliche Wortkargheit ist verständlich. Denn die Lage ist ernster, als Déjà zugibt. Weitgehend unbeachtet hat Disney nämlich dieser Tage beschlossen, sich selbst die Wurzeln auszureißen: Der Konzern macht sein allerletztes Animationsstudio dicht, in dem noch von Hand gezeichnet wird, um angesichts der erfolgreichen Konkurrenz von DreamWorks und Pixar ganz auf 3D-Computer umzustellen.

"Das ist so traurig"

Nicht nur, dass das Talent Déjàs - der Roger Rabbit entwarf und der Leitzeichner für Micky Maus ist - und das seines 250-köpfigen Teams obsolet wird. Es ist vor allem auch das Ende einer Ära: Mit Zeichentrick-Spielfilmen wie "Schneewittchen", "Cinderella" und "Pinocchio" wurde der Name Disney erst zum Begriff, zum Synonym für "Magic". "Was würde Walt nur denken?", fragt sich Professor John Canemaker entgeistert, Leiter des Animationsprogramms an der New York University, über die Nachricht, dass Disneys hauseigener, originaler Federstrich bald von Pixeln ausradiert werde.

'Disney-Produktion
GroßbildansichtDPADisney-Produktion "Cinderella" (1950): Opfer des Mammons

Die Hiobsbotschaft für die Trickzeichner kam auf leisen Sohlen daher. Sie wurde weder auf der Disney-Website veröffentlicht, noch hat sie die Presseabteilung offiziell verbreitet. Statt dessen sickerte sie aus Sydney durch, wohin Disney 1998 seine letzte Abteilung für "Pencil Animation" ausgesiedelt hatte, die DisneyToon Studios. Da schickte ein PR-Büro eine lapidare Notiz an die Lokalpresse: Wegen des "sich wandelnden kreativen und wirtschaftlichen Umfelds" werde DisneyToon bis spätestens Mitte 2006 schließen. Doch keine Sorge: Alle Zeichner würden "großzügig" abgefunden.

Für hartgesottene Disney-Fans, die handgezeichnete Filme als eine Art heiligen Gral verehren, ist das ein Schock. "Die Maus wirft euch weg, wie ein gebrauchtes Kleenex", kondoliert der Autor Jim Hill auf seinem Trickfilm-Blog. "Das ist so traurig", klagt ein anderer Blogger. "Ich habe geweint."

Nach dem schnellen Dollar geschielt

Noch in der jüngsten Jahresbilanz hatte der Konzern die Arbeit seiner 2D-Animatoren hoch gelobt: DisneyToon habe 2004 eine "Kette erfolgreicher Trickfilme" produziert - wenn auch nur noch für den Video- und DVD-Markt - und werde die Tradition der "geliebten, klassischen Figuren" (Micky, Donald, Goofy, Winnie Puuh) auch in Zukunft weiterführen. Im Mai hatte das Studio sogar noch neue Stellen für 2D-Animatoren und Cleanup-Assistenten ausgeschrieben, Arbeitsbeginn: Juli 2005.

"The end of animation", wie es ein Betroffener ausdrückt, hat sich intern jedoch schon lange angedeutet. Roy Disney - der Neffe Walts und lange Chef der Disney-Animationsabteilung - war Ende 2003 im Streit ausgeschieden. Er warf der Konzernspitze vor, nur noch nach "dem schnellen Dollar" zu schielen und das künstlerische Erbe seines Onkels zu verraten.

Tatsächlich kommt im November mit "Chicken Little" Disneys erster, vollständig mittels Computertechnologie (CGI) erstellter Trickfilm ins Kino. Damit hofft Disney auf der Erfolgswelle aushäusiger CGI-Produktionen wie "Toy Story" und "Shrek" mitzuschwimmen. Zumal CGI-Pionier Pixar seine lukrative Partnerschaft mit Disney aufgekündigt hat.

Reanimation der Animation

'Comicgenie
[M]DPA;mm.deComicgenie Disney: "Die Seele auf die Leinwand projizieren"

Die 2D-Zeichner waren derweil längst nach Sydney verbannt worden, um dort TV- und Video-Filme zu machen, etwa Fortsetzungen für den "König der Löwen", "Tarzan" und "Mulan". Derzeit haben sie noch "Cinderella III" in Arbeit, danach ist Schluss. Der Tag, an dem Cinderella starb: Als Erste müssen ab Februar die Animatoren gehen, dann ab März die so genannten Cleanup-Assistenten und als Letzte die Hintergrundzeichner und Techniker.

Die meisten haben es geahnt. "Diese Entscheidung kommt direkt aus Kalifornien", sagt einer der Zeichner, Roy Disneys Klagen bestätigend. "Denen geht's ums Geld." Ein anderer fügt hinzu, die Kosten des Studios seien zuletzt immer höher geworden - während "überall in Asien neue Animationsstudios aus dem Boden wachsen und tolles Material ausspucken, für die Hälfte unserer Kosten".

Das passt vor allem den Disney-Bossen nicht ins Konzept. Schließlich hat der neue Disney-CEO Robert Iger, obwohl er seinen Job offiziell erst im Oktober antritt, dem angeschlagenen Medienriesen schon jetzt eine harte Rosskur verpasst. Das Ende der Tintenfeder ist eine der bitteren Pillen dabei - im Zuge dessen, was Iger-Konsorten die "Reanimation der Animation" nennen - per Computer statt Hand.

"Seele auf die Leinwand projeziert"

Filmhistoriker Canemaker hält das für falsch. In einem Nachruf auf die Kunst des Zeichentricks erinnerte er jetzt im "Wall Street Journal" daran, dass Walt Disney selbst in den sechziger Jahren schon gescherzt habe, er werde sein Top-Zeichnerteam - die berühmten "neun alten Männer" - eines Tages gegen Roboter austauschen. "Walts Witz ist wahr geworden", klagt Canemaker.

'Pixar-Produktion
GroßbildansichtREUTERSPixar-Produktion "Findet Nemo": Auf der CGI-Erfolgswelle mitschwimmen

Mit dem Disney-Zeichentrick geht eine uramerikanische Kunstform unter. Walt Disney sah den Strich, die Linie, als Ausdruck von Gefühlen. "Ich will, dass meine Figuren jemand sind", sagte er. "Ich will nicht, dass sie nur Zeichnungen sind." Angefangen mit "Schneewittchen" (1938), baute Disney darauf sein Imperium auf, als Visionär und Innovator einer Generation von Trickfilmern. Seine Eleven lernten, wie es einer der "abgewickelten" DisneyToon-Zeichner sagt, "die Seele auf die Leinwand zu projizieren".

"Die kleine Meerjungfrau" (1989) war das erste Disney-Werk, der zaghaft Computer-Animation einsetzte. Der Film belebte die Branche neu. 1999 beschäftigte Disney 2400 Zeichner in Kalifornien, Florida, Frankreich, Kanada, Australien und Japan. Im Laufe der folgenden Jahre sahen sich die meisten jedoch durch CGI-Spezialisten ersetzt, und an die Stelle der Zeichentische rückten Computerkonsolen. Immer öfter wurde die Handarbeit auch per billigem Outsourcing in Indien, Taiwan oder den Philippinen erledigt, nach Vorlagen aus der Zentrale - die neue Generation der Trickfilmer.

"Roy kommt bald wieder"

Es spielte dabei keine Rolle, dass CGI-Filme der Fantasie kaum mehr Platz lassen - alles ist bis ins letzte Detail berechnet. Die teuren, handgezeichneten Flopps der letzten Jahre ("Der Schatzplanet", "Bärenbrüder", "Die Kühe sind los!") besiegelten das Schicksal der Pencil-Animation bei Disney. Wobei deren Misserfolg nach Ansicht Canemakers nicht auf die Technik zurückgeht, sondern schlichtweg auf schlechtes Geschichtenerzählen - "und auf Einmischung des Konzerns in den kreativen Prozess".

Roy Disney: Comeback als Berater?
GroßbildansichtREUTERSRoy Disney: Comeback als Berater?

"Disney wird weiter Trickfilme produzieren", versichert ein Sprecher auf Anfrage. Ein Insider fügt spitz hinzu: Ja - per CGI und Outsourcing.

Noch verteidigen ein paar wackere Disney-Animatoren ihre Festung. "Das letzte Wort ist nicht gesprochen", sagt ein Zeichner. "Wenn die Leute keinen Zeichentrick mehr wollen, dann müssten ja auch die 'Simpsons' floppen." Andere verweisen darauf, dass "Roy bald wiederkommt". In der Tat hat Roy Disney das Kriegsbeil mit der Konzernspitze begraben und soll wieder eine "Beraterfunktion" übernehmen.

Zu späte Ehre in der Heimat

Die meisten Disney-Zeichner haben aber schon begonnen, sich neue Jobs zu suchen. Einige haben mit dem neuseeländischen Regisseur Peter Jackson Kontakt aufgenommen, dem Oscar-gekrönten Schöpfer der "Herr der Ringe"-Trilogie, der sein eigenes Trickfilmstudio aufbaut. Andere, so berichtet ein Betroffener, hätten das Angebot Disneys angenommen, auf CGI umzuschulen: "Man muss ja seine Familie ernähren - auch wenn's keinen Spaß macht."

Starzeichner Déjà bereitet sich unterdessen auf eine ganz besonders ironische, leider zu späte Ehre vor: Seine Heimatstadt Dinslaken hat ihn Ende September anlässlich seines 25-jährigen Disney-Jubiläums zu den "Disney-Wochen" an den Niederrhein eingeladen. Dort soll es ein "Disney-Familienfest" auf der Trabrennbahn geben, eine "Disney-Lesenacht" in der Stadtbibliothek und einen Comic-Workshop.

Und Déjà hat versprochen, ein allerletztes Mal jene Helden vorzuzeichnen, denen er selbst damals von Deutschland nach Kalifornien gefolgt ist - Micky, Donald und Goofy.

 

9933 Postings, 8915 Tage bauwiDem Kurs tat die Nachricht gut!

 
  
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15.02.08 20:06
The Times They Are a'Changin'


853 Postings, 6607 Tage DieWahrheitPolizei verhaftet Micky Maus und Peter Pan!

 
  
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16.08.08 10:45
Wegen Demo in Disneyland  Polizei verhaftet Micky Maus und Peter Pan!

Aufstand im Disneyland Anaheim (US-Staat Kalifornien): Nach einer Protestkundgebung im Vergnügungspark verhaftete die Polizei u. a. Micky Maus und Peter Pan!
[..]
Was haben die Comic-Helden bloß angestellt?

Hotel-Angestellte, darunter Köche und Zimmermädchen, hatten als Comic-Figuren verkleidet gegen neue, schlechtere Arbeitsverträge demonstriert.

Insgesamt wurden 32 Personen vor den Augen der Besucher festgenommen.


Quelle:
http://www.bild.de/BILD/news/vermischtes/2008/08/...nd-verhaftet.html



SeeYa
DieWahrheit  

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