PC: Teure Schnäppchen
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Eröffnet am: | 30.03.03 13:38 | von: Happy End | Anzahl Beiträge: | 2 |
Neuester Beitrag: | 30.03.03 15:16 | von: SchwarzerLo. | Leser gesamt: | 545 |
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Vor Ort machten Aldi-Kunden am vergangenen Mittwoch, dem ersten Verkaufstag, ganz andere Erfahrungen. Der Discounter hatte in den Werbeprospekten zwar nicht mit Superlativen gegeizt und sein Angebot als "einmalig" in den Himmel gelobt. Doch die Konkurrenz war ebenfalls hellwach: Der Versender Dell etwa reagierte termingenau und senkte den Preis für sein vergleichbares Modell am selben Tag um 100 Euro. Und Ende März treten die Aldi-Discount-Konkurrenten Penny und Norma mit ihren PC-Angeboten auf den Plan.
Jedem sein Computer
Unter den Anbietern herrscht ein fröhliches Hauen und Stechen, und die Verbraucher freut es. Dabei sind sich Computerfachleute einig: Die vermeintlichen Schnäppchen sind nicht für jeden wirklich billig. Denn so unterschiedlich die Käufer, so unterschiedlich sind die Anforderungen an die Geräte. Wer sich für einen neuen PC interessiert, sollte nicht gleich zum erstbesten Angebot greifen, selbst wenn es als einmalig beworben wird. Keine Sorge: Im Herbst ist Aldi mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder mit einem PC zur Stelle - und nach Stand der Dinge mit einem besseren als im Frühjahr.
Entscheidend für Computerinteressenten sollte vielmehr der Einsatz des Gerätes sein. Hier gilt: Vor allem Spieler stellen hohe Anforderungen. Die jeweils aktuellsten Spiele lasten Prozessor und Grafikkarte bis zum äußersten aus - das sind die Bauteile im PC, die darüber entscheiden, wie schnell das System Programme verarbeitet und in welcher Qualität es Bilder darstellt. Spieleprogrammierer bemühen sich, Autorennen und Ballerorgien so fotorealistisch wie möglich darzustellen. Je wirklichkeitsnäher die Grafik wirkt, desto höher die Anforderungen an den Rechner. Nicht von ungefähr entbrennen unter den Experten aufgeregte Diskussionen, wenn es um die Qualität der Grafikkarte geht.
Für Normalanwender sind solche Dispute unerheblich. Vor allem für Käufer, die im Computer eine bessere Schreibmaschine sehen, gelten PCs wie der von Aldi als völlig überzüchtet. Wer hauptsächlich mit Office-Programmen arbeitet, also mit Text- und Tabellenverarbeitung, kann sich mindestens die Hälfte des Discounter-PC-Preises sparen. Die Fachzeitschrift "c't" stellte jüngst einen zunehmenden Trend hin zu preiswerteren Geräten fest. Schon für 400 Euro lassen sich nach den Recherchen des Magazins ordentliche Systeme finden. "Wer einen preiswerten Rechner sucht und keine allzu hohen Anforderungen an diesen stellt, muß keine 999-Euro-Schnäppchen mehr kaufen", resümierten die Experten.
Sinnloser Prozessorrausch
Richtig sparen läßt sich vor allem am Prozessor. Vor allem die frischesten Modelle sind jeweils unverhältnismäßig teuer. So klafft zwischen dem relativ neuen Intel-Chip mit 2,5 Gigahertz Taktfrequenz und dem allerneuesten mit 3,0 Gigahertz eine Preisdifferenz von fast 500 Euro. Nun werben die Computeranbieter noch sehr gerne gerade mit dieser Zahl. Und viele PC-Interessenten machen den sinnlosen Prozessorrausch immer noch mit - ohne Rücksicht auf die Tatsache, daß sie für den Top-Prozessor-Preis keinen echten Gegenwert erhalten.
Freilich: Bei einem 400-Euro-PC, wie ihn etwa der Filialist Vobis anbietet, muß der Käufer Kompromisse eingehen. In ihm steckt ein AMD-Duron-1300-Chip - ein für Technikfreaks "veralteter" Prozessor. Arbeitsspeicher und Festplatte sind im Vergleich zu den Discounterschnäppchen spärlich dimensioniert, ein CD-Brenner fehlt. Und doch: Für Textverarbeitung und Internet reicht ein solches System völlig. Und selbst Gelegenheitsspieler kommen auf ihre Kosten - wenn sie nicht gerade die neuesten Varianten haben wollen.
In den großen Elektronikmärkten suchen die Kunden solche abgespeckten Computersysteme häufig vergebens. Interessenten sind meist auf Internet-Versender wie "alternate.de", "snogard.de", "alphamax.de", "atelco.de" oder "elitegroup.de" angewiesen. Das hat seine Nachteile: Im Gegensatz zum Händler an der Ecke lassen sich die Computer bei diesen Anbietern nicht prüfen. Aber auch bei Aldi&Co. kauft der Kunde letztlich die Katze im Sack.
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 30.03.2003, Nr. 13 / Seite 45