Seltsame Steuern


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Neuester Beitrag: 22.08.03 17:41
Eröffnet am:22.08.03 16:54von: R.A.P.Anzahl Beiträge:3
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4706 Postings, 8261 Tage R.A.P.Seltsame Steuern

 
  
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22.08.03 16:54
Kaffeesatzleserei in Seattle

Von Carsten Matthäus

In Seattle wird gerade hitzig darüber diskutiert, eine bestimmte Zubereitungsart von Kaffee zu besteuern, um bedürftigen Kindern zu helfen. In Deutschland sollte man darüber allerdings nicht zu laut lachen.

Irgendwann im Jahre 1901 hatte der Mailänder Luigi Bezzera die geniale Idee. Er versah einen Boiler mit vier Ausgängen, über die kochend heißes Wasser durch gepressten Kaffee gedrückt werden konnte. Weil mit solchen Maschinen bis zu 150 Tassen frischen pro Stunde gebrüht werden konnten, nannte man den Kaffee "Espresso".
Die Italiener kapierten schnell, dass Kaffee einfach besser schmeckt, wenn er mit nicht ganz kochendem Wasser (rund 90 Grad) und unter hohem Druck (mindestens neun bar) in weniger als 30 Sekunden durchläuft. Andere Länder brauchten für diese Erkenntnis ein wenig länger. In Deutschland bestand der "Kapputschino" noch bis in die späten Achtziger Jahre in der Regel aus einer Tasse Filterkaffee, einer Sahnehaube und Schokostreuseln. In den USA löst man sich erst von dem entsetzlichen Gesöff namens American Ground Coffee, seit die Kaffeehauskette Starbucks aus dem Heißgetränk ein Szene-Erlebnis gemacht hat.

Die Freude an "Double Latte" und "Moccachino" ist auch John Burbank, dem Chef des Economic Opportunity Institutes in Seattle, aufgefallen. Er will nun dafür sorgen, dass jedes dieser neuartigen Getränke mit 10 Cent pro Tasse, Becher oder Glas besteuert wird. Wer schon rund drei Dollar für so einen Designer-Kaffee bezahle, dem mache auch die Steuer nichts aus. Die Einnahmen, die der Ökonom auf rund sieben Millionen Dollar pro Jahr schätzt, könnten dann in die Früherziehung sozial benachteiligter Kinder gesteckt werden. Für das Projekt hat Burbank bereits rund 100.000 Dollar an Spenden gesammelt, bei einer Umfrage Anfang des Jahres sprachen sich 74 Prozent der Befragten für die "Latte Tax" aus.

Das Seltsame an dieser Steuer ist allerdings, dass sie eben nur dann fällig wird, wenn der Kaffee tatsächlich nach der Espresso-Methode zubereitet und verkauft wird. Der grauslige amerikanische Filterkaffee soll dem Vorschlag zufolge weiter unversteuert über den Tresen gehen. Burbank hält gerade das für eine gute Idee: "Sie müssen die Steuer nicht zahlen, wenn Sie nicht wollen", sagt er dem "Seattle Post-Intelligencer", "Es ist Ihre Wahl. Sie können einen Filterkaffee kaufen und sie können ihren eigenen Espresso-Drink zu Hause zubereiten".

Angesichts solcher Arroganz gegenüber der städtischen Kafeehauskultur - die Bevölkerung verbraucht vorsichtigen Schätzungen zufolge täglich rund 200.000 Portionen Espresso - formiert sich Widerstand. "So etwas kann doch nicht verfassungsmäßig sein", empört sich beispielsweise Bildhauerin Susan Balshor. Mit ihr sind natürlich auch die Kaffehaus-Betreiber auf die Barrikaden gegangen, die schon rund 70.000 Dollar gesammelt haben, um den Gesetzesentwurf noch zu stoppen.

In Deutschland haben Kaffeetrinker nicht einmal die Möglichkeit, über die Art der Zubereitung Steuern zu sparen. Sie zahlen bei jeder Tasse Kaffee zusätzlich zur Merwertsteuer noch eine Kaffesteuer. Diese liegt bei 2,19 Euro pro Kilo Röstkaffee und bei 4,78 Euro pro Kilo löslichem Kaffee. Der deutsche Fiskus erzielt allein mit dieser Kaffee-Abgabe pro Jahr rund eine Milliarde Euro an Einnahmen.

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2738 Postings, 8199 Tage onfire Regensteuer

 
  
    #2
22.08.03 17:35
Ich bekam gerade den Bescheid, dass die Regensteuer  ca. 65 cent pro m² veriegelter Grundfläche erhöht wurde.

Bin ich dankbar!!! Stellt euch vor wir hätten einen Sonnensteuer, dann wären wir dieses Jahr noch viel schlimmer dran!
 

5241 Postings, 8570 Tage Nobody II@Onfire

 
  
    #3
22.08.03 17:41
So lange wie es heute dauert ein Gesetz zu verabschieden, kommt die dann nächstes Jahr pünktlich zum Jahrtausendhochwasser.

Aber das macht ja nix - bei deutschen Steuern gilt ja immer, dass man zwar einen Grund hatte diese einzuführen, aber mit Wegfall dieses Grundes blieb die Steuer komischerweise immer bestehen.

Gruß
Nobody II  

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