Nur für Zocker


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Eröffnet am:21.02.03 21:33von: NassieAnzahl Beiträge:1
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21.02.03 21:33
In den Casinos herrscht Krisenstimmung
Bruttospielertrag geht zurück – Markt gesättigt
von Hans Evert

Berlin -  Nichts geht mehr. Die Konjunktur lahmt, und die Deutschen scheuen das Risiko. Es wird gespart für eine unsichere Zukunft. Schlechter könnten die Zeiten für Casinobetreiber kaum sein. Da können sie noch so oft darauf hinweisen, dass die Gewinnchance beim Roulette sichere 97 Prozent beträgt. Es nützt nichts. Die Zocker bleiben zu Hause, und der Croupier dreht einsam die Kugel. Krisenstimmung im Glücksspielgewerbe.


„Es ist ein gängiges Vorurteil, dass in Krisenzeiten mehr gespielt würde“; sagt Frank Mühe Sprecher der Casinogesellschaft Westspiel, Betreiber von sechs Casinos in Nordrhein Westfalen, Bremen und Berlin. In der Realität kämpften die 60 deutschen Spielbanken mit derselben Zurückhaltung wie das Gastgewerbe. Die Folge: Der Bruttospielertrag der Casinos – das Geld, das nach Gewinnausschüttung den Spielbanken bleibt – sank 2002 im Vergleich zum Vorjahr um 3,8 Prozent auf knapp eine Mrd. Euro.


Besonders drastisch war der Einbruch beim klassischen Spiel, also bei Roulette, Black Jack und Baccara. Dort lag das Minus nach Berechnungen der Deutschen Spielbanken Interessen- und Arbeitsgemeinschaft (Desia) bei zwölf Prozent im Vergleich zu 2001. Etwa 4,1 Millionen Besucher setzten sich 2002 an die Spieltische, 500 000 weniger als 2001.


„Zwei Sachen kommen zusammen: die schlechte Wirtschaftslage und die Tatsache, dass wir die Mindesteinsätze gesenkt haben“, sagt Klaus Ülker, Geschäftsführer des Spielcasinos Wiesbaden und einer von zwei Sprechern der Desia. Fünf Mark mussten vor der Euroeinführung mindestens auf den Spieltisch gelegt werden; seit Anfang 2002 sind es nur noch zwei Euro.


Neben der schwachen Konjunktur hat die Branche aber auch ganz eigene Probleme. Da sind zum Beispiel die Bundesländer. Sie verwalten das staatliche Glücksspielmonopol, vergeben Konzessionen für neue Spielbanken und kassieren den Großteil der Spielbankeinnahmen (in aller Regel 80 Prozent). Das weckt Begehrlichkeiten nach weiteren Einnahmen. Also verteilen die Länder eifrig Konzessionen. Da der Markt nicht mehr wächst, machen sich die Spielbanken gegenseitig die Erträge kaputt. „Mittlerweile ist die Marktsättigung erreicht“, sagt Matthias Hein, zweiter Sprecher des Lobbyverbandes Desia. Sein Kollege Ülker fordert: „Die Landespolitiker müssen einsehen, dass sich mit Spielbanken nicht unbegrenzt Geld verdienen lässt.“


Hein befürchtet sogar, dass schon bald Casinos schließen müssten. Dazu trägt auch bei, dass jüngere Besucher sich kaum für das klassische Spiel am Roulettetisch interessieren. Dieses Klientel besucht lieber die Automatenhallen. Etwa zwei Drittel aller Spielerträge kommen in Deutschland aus dem Automatengeschäft. „Die Spielautomaten erinnern in ihrer Optik an den Computer – damit sind jüngere Besucher vertraut“, sagt Ülker.


In diesem Zweig erhoffen sich die deutschen Casinobetreiber deutliche Zuwächse in den nächsten Jahren. Auch ins Internet wollen die landeseigenen Spielbanken die Zocker locken. Hamburg betreibt seit vorigem Jahr ein Internetcasino, in Niedersachsen wurde bereits eine Konzession erteilt, andere Länder wie Hessen passen ihre jeweiligen Gesetze gerade an.


 

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