Sahara-Geiseln müssen zahlen


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Neuester Beitrag: 20.10.03 11:12
Eröffnet am:25.09.03 09:35von: MD11Anzahl Beiträge:15
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4020 Postings, 7725 Tage MD11Sahara-Geiseln müssen zahlen

 
  
    #1
25.09.03 09:35


Die Sahara-Geiseln müssen sich an den Kosten für ihre Befreiung und Rückführung beteiligen. Das machte der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Hans Martin Bury (SPD), am Mittwoch im Bundestag deutlich. Dabei werde nach der Leistungsfähigkeit der Betroffenen entschieden, sagte der Staatsminister.
Derzeit sei das Auswärtige Amt noch in der Prüfungsphase. Konkretere Auskunft konnte Bury nicht machen. Es seien aber noch keine Rückzahlungsbescheide an die Geiseln ergangen.

Anfang des Jahres waren mehrere Gruppen von Abenteuertouristen im algerischen Teil der Sahara entführt worden. Während eine Gruppe nach einer Militäraktion frei kam, dauerte die Geiselhaft für 14 weitere Geiseln, darunter 9 Deutsche, fast ein halbes Jahr.

Erst nachdem sie von ihren Entführern nach Mali gebracht worden waren, konnten sie nach erheblichen diplomatischen Anstrengungen befreit werden. Eine der deutschen Geiseln war während der Geiselhaft gestorben.

 

8584 Postings, 8431 Tage RheumaxWie würde das bei Euch aussehen,

 
  
    #2
25.09.03 10:00
wenn Ihr nach einem halben Jahr Geiselhaft wieder an Eurem Arbeitsplatz eintrudeln würdet?
Wäre dieser denn überhaupt noch da?
(Zumindest einem der Betroffenen wurde in Abwesenheit gekündigt und Arbeitslosengeld wurde verweigert, da der Mann ja nicht für eine Vermittlung zur Verfügung stand!)
Ich persönlich stünde in so einem Fall vor den Scherben dessen, was ich mir aufgebaut habe und wäre somit mit dem nackten Leben davongekommen.
Erinnere mich noch gut an den Aufschrei auch bei Ariva und die eindeutige Abstimmung, dass die Kerle selbstverständlich für ein "halbes Jahr Abenteuerurlaub mit Vollpension" zu löhnen hätten. Wenn schon ins Ausland, hätte diese Reise vernünftigerweise aufs friedliche und sichere Mallorca führen können.

Das eigentliche Problem schaffen aber doch eigentlich unsere Regierungen. Durch Lösegeldzahlen in Millionenhöhe werden irgendwelche Grüppchen doch geradezu ermuntert, mal ein paar Deutsche zur Auffüllung der Kriegskasse einzufangen.
Ohne diese lukrative Aussicht würden die sich doch sonst einen Teufel um diese Touristen scheren.

Rheumax  

4020 Postings, 7725 Tage MD11Es ist ein Symptom für den Zustand der Republik

 
  
    #3
1
25.09.03 10:38
Nur wenige Stunden nach der befreienden Nachricht über die bevorstehende Heimkehr der Sahara-Geiseln bricht in Deutschland nicht etwa Erleichterung aus, sondern eine Diskussion, ob die neun Deutschen an den Kosten ihrer Befreiung beteiligt werden sollen. Offenbar fällt es vielen Politikern schwer, überhaupt noch in anderen Kategorien zu denken als in ökonomischen. Es hätte nicht viel gefehlt, und der Vorschlag hätte die Runde gemacht, den Gezeichneten das Verlassen der Bundeswehrmaschine in Köln nur zu gestatten, wenn sie an Ort und Stelle einen entsprechenden Obolus entrichten.
Dabei ist die Frage nach der Eigenverantwortung der Entführten ja durchaus berechtigt. Wer sich auf eine Wüstentour durch Algerien begibt, sucht das Abenteuer und nimmt Risiken bewusst in Kauf. Dass bei deutschen Veranstaltern für Sahara-Touren bereits wieder mehr als ein Dutzend Anmeldungen für Expeditionen in die Libysche Wüste vorliegen, kann nur Kopfschütteln verursachen.

Das Signal, das die rot-grüne Bundesregierung mit ihrem wochenlangen diskreten Engagement ausgesendet hat, ist dennoch richtig: Deutschland setzt alles daran, seine Bürger aus Geiselnehmerhand zu befreien – auch wenn diese leichtsinnig waren. Denn Entführungen werden ja nicht seltener werden. Der internationale Terrorismus dürfte sich in den kommenden Jahren verstärkt auf Touristen konzentrieren. Die Grenzen zwischen Opfern, die ihr Schicksal selbst verschulden, und Globetrottern, die ohne eigene Schuld getroffen werden, werden fließend sein.

Für eine Regressnahme indes gibt es im deutschen Konsulargesetz klare rechtliche Regeln. Dass sie auch jetzt zur Anwendung kommen, ist so selbstverständlich wie nachrangig.
 

8584 Postings, 8431 Tage RheumaxWer sich auf eine Wüstentour durch Algerien begibt

 
  
    #4
25.09.03 11:43
sucht ein Naturerlebnis und nimmt das Risiko in Kauf, bei technischen Problemen am Fahrzeug einige Tage oder gar Wochen ohne fremde Hilfe auskommen zu müssen.
Jeder halbwegs erfahrene Sahara-Reisende minimiert dieses Risiko, indem er entsprechende Vorräte an Wasser und Lebensmitteln mit sich führt und extrem einsame Routen mit mindestens zwei Fahrzeugen befahren werden.
Eine solche Entführung war bisher nie vorgekommen und es bestand bis dahin auch keine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes für diese Sahararegion.
Deshalb habe ich für den Vorwurf des Leichtsinns auch kein Verständnis.
Genausowenig verstehe ich, weshalb eine geplante Libyen-Reise Kopfschütteln verursachen soll.
Ist mir nicht bekannt, dass dort jemals Reisende durch terroristische Aktivitäten zu Schaden gekommen seien. Wer das Land kennt, weiß, dass die grenznahen Gebiete zu Algerien (z.B. Djebel Akakus) nur mit Genehmigung und einheimischem Führer bereist werden dürfen, zudem gibt es dort eine deutliche Militärpräsenz.
Auch der Reiseweg zu anderen touristischen Highlights wie dem Waw-en-namus-Krater ist abgesteckt und darf nicht verlassen werden (was wegen der Minenfelder aus dem Tschad-Krieg auch nicht ratsam ist).
An Kontrollpunkten wird penibel festgehalten, wer sich da rein oder raus bewegt.
Wie man überhaupt in Libyen ein Auge darauf hat, wo sich die Besucher herumtreiben.
Da gibt es seitens der Behörden ein starkes Misstrauen. Schließlich ist jeder Tourist ein potentieller Spion.  

1232 Postings, 9020 Tage mob1@Rheumax,

 
  
    #5
25.09.03 12:52
wir haben unsere Standpunkte dazu ja schon ausgiebig diskutiert.

Aber eine Frage wirft sich mir nun doch wieder auf.
Wie sollen unsere Regierungen denn reagieren, wenn
sie sich mit Lösegeldforderungen konfrontiert sehen ?
Die Geiseln verrecken lassen oder mit einem Befreiungs-
kommando ( a la Russland 1 year ago ) 20% der Touristen
mit umbringen ? Ich denke die Rettung sollte nach wie vor
oberste Priorität besitzen.


Gruesse
MOB  

9950 Postings, 8208 Tage Willi1Kommilitonen waren in

 
  
    #6
25.09.03 13:03
Algerien prospektieren und wurden nahe der Grenze von Libyschen Truppen entführt, Genscher hat sie raus geholt, ohne Rechnung und ohne Öffentlichkeit.
Ich finde jeder hat das Recht von dem Land in dem er Steuern zahlt unterstützt/gerettet zu werden.
Diese Diskussion gäbe es bei de US-Amis nicht!  

8584 Postings, 8431 Tage Rheumax@MOB

 
  
    #7
25.09.03 14:47
Ist schon klar, dass unsere Regierungen da in einem Dilemma stecken. Und sollte ich einmal in eine solche Notlage geraten, wäre es mir auch lieb, wenn sich jemand der Sache annehmen würde.
Das Problem ist, wenn ein einziges Mal Lösegeld in Millionenhöhe für ein paar deutsche Touristen gezahlt wird, stellt dies ein gefährliches Signal an potentielle Entführer dar
Wenn für die Ware "entführter deutscher Tourist" so hohe Preise bezahlt werden, macht es diese begehrt und gefährdet daher Reisende in vielen Ländern der Welt.
Leider ist diese Spirale schon im Gang, nicht erst seit Algerien oder den Wallerts auf Jolo.

Gruß
Rheumax
 

8584 Postings, 8431 Tage Rheumax@Willi1

 
  
    #8
25.09.03 15:21
Könnte es nicht sein, dass Deine Kommilitonen der Grenze ein bischen sehr nahe gekommen sind?
Die wurden auf diesem Kontinent meist von Kolonialherren mit dem Lineal auf der Landkarte gezogen und folgen schnurgerade irgendwelchen Längen- und Breitengraden,
welche mit bloßem Auge im Gelände nicht so einfach zu erkennen sind.
Nicht nur libysche Grenzsoldaten reagieren mitunter beleidigt, wenn sich da jemand vertut - ohne auf die Entführung von Touristen aus zu sein.
 

9950 Postings, 8208 Tage Willi1Es war definitiv Alergien,

 
  
    #9
25.09.03 17:48
Karten lesen können Geologen wohl auch.  

60 Postings, 7537 Tage Elan.Jede öffentliche Bank

 
  
    #10
25.09.03 18:37
kann zu jeder Zeit überfallen werden und viele davon wurden es auch schon.
Ein erhebliches Risiko ist quasi bei jedem Bankbesuch vorhanden.
Wenn jetzt aber der Bankräuber Geiseln nimmt, die sich dieser Gefahr eigentlich hätten bewusst sein müssen, verschleppen und die Polizei befreit diese Geiseln dann, sollten die dann eurer Meinung nach auch an den Polizeikosten beteiligt werden?


Leute schaltet mal euer erkaltetes Herz ein und schiebt euren zweifelhaften Verstand ein bißchen zur Seite. Es geht um Menschen die durch die Hölle gingen.
Wenn irgendwelche Politiker Milliarden in den Sand setzen, werden die doch auch ned zur Verantwortung gezogen (siehe Aufbau-Ost). Die paar Milliönchen regen euch auf, aber die Milliarden die zum fenster geworfen werden, scheren euch einen Dreck....sagt mal: gehts noch?  

1232 Postings, 9020 Tage mob1Nee, Elan,

 
  
    #11
25.09.03 19:15
der Vergleich hinkt, sowohl mit der Bank, als auch mit der Politik,
aber das weisst Du ja selbst.

Und zu einer Sache eine Meinung zu haben, heisst noch
lange nicht, dass einem alles andere egal ist. Ich für
meinen Teil habe mir genug den Mund fusselig geredet und
als Ergebnis kann Dir jetzt immerhin sagen, was mein Verstand mir
über das kranke deutsche System mitteilt. Ich komme Ende
dieses Jahres nochmal für 1 1/2 Jahre nach Deutschland und
dann bin ich weg.
Es krankt an ALLEM, an dem deutschen Durchschnittsbürger
genauso wie an unserer Politik. Aber das Elan, ist ein ganz
anderes Thema.

Gruesse
MOB  

60 Postings, 7537 Tage Elan.ich sage weiterhin NEIN

 
  
    #12
28.09.03 11:31
Was soll dass denn?
Die Bundesrepublik Deutschland, einst ein Land mit Größe, läst sich ihre Hilfe bezahlen, aber für den Irakkrieg vor 10 Jahren zahlten wir 8 Milliarden ohne mit der Wimper zu zucken.

Sind wir doch ein immer größer werdendes Land von Arschlöchern, oder ist es der Mensch an sich, sich die Eigenschaft anzueignen?

MOB: Damit habe ich Dich nicht angesprochen, sondern unser Land.  

7538 Postings, 8465 Tage Luki2Geiseln zahlen 2 300 Euro für Befreiung

 
  
    #13
20.10.03 10:44

Sahara-Geiseln sollen 2 300 Euro für Befreiung selbst zahlen

Detmold (dpa) - Die ehemaligen Sahara-Geiseln sollen für ihre Befreiung jeweils 2 300 Euro zahlen. Diesen Betrag nannte die Ex- Geisel Rainer Bracht der dpa. In einem Schreiben des Auswärtigen Amtes würden Kosten für Telekommunikation, Dienstfahrten sowie den Rückflug berechnet. Bracht kritisierte, dass Opfer von Gewalt im Ausland anders behandelt würden als Opfer von Straftaten im Inland. Er selbst werde um Stundung des Betrages bitten. Die insgesamt 14 Geiseln waren im August befreit worden.



20.10.2003 um 10:27 Uhr
© WELT.de    

4020 Postings, 7725 Tage MD11die

 
  
    #14
20.10.03 10:54
Summe erscheint dann in der Steuererklärung unter "außerordentliche Belastungen" ?...lol  

2738 Postings, 8214 Tage onfireBull shit

 
  
    #15
20.10.03 11:12
es läuft immer wieder auf eines hinaus, wo sonst gibt es ein Land auf diesem Globus, der seine Bürger so unterstützt.

Wenn Reisen unternommen werden, sollte man sich vorher darüber im klaren sein, dass man Begehrlichkeiten weckt, wenn man VOLL ausgerüstet durch ein Land fährt, wo sich eine Familie von dem Wert eines Ersatzreifens 3 Monate lang ernährt.

Ich finde es äußerst wichtig, dass die "Geiseln" zum Zahlen herangezogen werden, damit nicht auch noch bei Auslandsreisen das Anspruchsdenken des Deutschen unterstützt wird, dass der Staat helfen muss!

Beim Bergsteigen rechnet man auch lated damit, dass man abstürzt.

Soll doch gefälligst ein Sicherheitsministerium eingerichtet werden, um Schäden vom deutschen Weichei abzuwenden.
Wollt ihr denn ewig leben?   Ist doch das schönste was es gibt, bei der Ausübung des Hobby's, oder der Tätigkeit zu sterben, die man am liebsten mag.

Good trades  

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