Kleiner ARIVA-Ratgeber: Teil 3 (Grinch)


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Neuester Beitrag: 02.12.02 10:40
Eröffnet am:30.11.02 13:28von: Happy EndAnzahl Beiträge:9
Neuester Beitrag:02.12.02 10:40von: GrinchLeser gesamt:1.830
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95441 Postings, 8502 Tage Happy EndKleiner ARIVA-Ratgeber: Teil 3 (Grinch)

 
  
    #1
30.11.02 13:28
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Bei Spezialproblemen zu Takt, Etikette und Comment nicht verzweifeln, sondern einfach unverbindlich Grinch fragen.
Grinchs Knigge

Viele meiner geschätzten Leser sind zusammen mit dem Nutztiernachwuchs auf dem Fußboden groß geworden. Ihr wurdet - ähnlich wie auch der überwiegende Teil der Würzburger - von alleinerziehenden Großmüttern, alkoholkranken Schwiegervätern, dem Fernseher oder Nachbars Rottweiler erzogen.

Eure Schule war die Straße und der Wille zu überleben Euer Lehrer. Wie die meisten Dinge, die man nicht essen, trinken oder bedingseln kann, kommt der Begriff Etikette in Eurem Wortschatz nicht vor.

Andere von Euch haben einen Migrationshintergrund, wie es so schön heißt, sie kommen aus fernen Kulturkreisen, wie z.B. Mittelanatolien oder der sächsischen Schweiz: Euer kulturelles Kapital ist in Deutschland plötzlich wertlos: Ihr wisst zwar, wie man Braunkohle verflüssigt, einen Kurden zubereitet oder die kleine Schwester beschneidet, aber nicht, wie eine Forelle mit Fischbesteck zu verspeisen ist.

Sicherlich, die absoluten Basics sind Euch allen geläufig: Ihr kennt beispielsweise die goldene Regel, nach der man nicht mit dem selben Finger, mit dem man sich gerade im Hämorrhoidialbereich gerieben hat, anderen Leuten in der Nase bohrt. Aber bei etwas tiefergehenden Problemstellungen steht Ihr hilflos da wie Rumpelstilzchen vor dem geschlossenen Garagentor. Täglich erreichen mich Hunderte von Zuschriften zu Fragen aus der Welt des Taktes: Grinch, wie benutzt man eine Krawatte? Grinch, warum darf man seinen Ellenbogen nicht in den Teller des Tischnachbarn stützen? Grinch, wie funktioniert eigentlich eine Frau?

Zusammen mit dem Freiherrn Adolph von Knigge, der bereits eine Reihe von imposanten Pyrrhus-Siegen bei dem Versuch erzielt hat, das schlechte Benehmen des Deutschen in das Prokrustesbett der Etikette zu zwängen, möchte ich Euch deshalb eine kleine Führung über das schlüpfrige Parkett des guten Tons angedeihen lassen.

Essen, Trinken, Koksen

Nichts ist auf Reisen bei kaltem Wetter erwärmender und unschädlicher zu trinken als zuweilen ein wenig Weinessig.
Adolph Freiherr von Knigge: "Über den Umgang mit Menschen."


Wer möchte das nicht: In einem vornehmen Restaurant essen, eine Cocktailparty besuchen, ohne gleich aufzufallen wie ein Hai in der Hechtklößchensuppe. Hier die wichtigsten Tipps für das gesellschaftliche Überleben:

Das viele Besteck um den Teller bei mehrgängigen Diners nimmt man im Uhrzeigersinn weg, wenn's nicht mehr reicht, einfach am Nebentisch bedienen. Dackelherzen, Dorschhirn, Dänenhoden und anderes weißes Fleisch isst man mit dem Tranchierbesteck, dazu wird Eierlikör und Krautsalat gereicht. Ein Hinweis für die leidige Trinkgeldbemessungsfrage - eigentlich ist es ja ganz einfach: Das Trinkgeld beträgt 10% der Breite des falschen Lächelns der Kellnerin in Euro multipliziert mit ihrer Körbchengröße und abzüglich der Anzahl der Bestellungen, die sie vergessen hat.

Gespräche mit Fremden auf Parties beginnt man niemals mit den sogenannten N-Themen wie Nierenkrebs, Nekrophilie, Nahtod oder Nacktkochen. Das Ansprechen dieser Sujets wird oft als etwas direkt oder grob empfunden. Man wähle dagegen lieber die unverfänglichen A-Themen: Abendgarderobe, Arbeitslosigkeit, Atheismus, Atomkraft oder Ariertum.

Koksenthusiasten laden andere Gäste nicht auf "eine Runde Koks rüsseln" ein, sondern bezeichnen den Vorgang eher als "eine Erfrischung zu sich nehmen". Die Line mit der Amex-Platin Card auf einen Glastisch zu ziehen, wird als neureich empfunden, man macht das eigentlich seit 1988 nicht mehr so. Kenner kippen ihren Schnee auf ein Exemplar der örtlichen Obdachlosenzeitung und ziehen es mit einer Dauerkarte des nächsten Guggenheim-Museums gerade. Damit demonstriert man, dass Connaissement, soziales Engagement und schlechter Geschmack durchaus keine Gegensätze sein müssen.

Körperpflege und Kleidung:

Man soll sich seiner Gattin nicht in einer ekelhaften, schmutzigen Kleidung zeigen, sich auch zu Hause nicht zuviel Unmanierlichkeiten erlauben - das ist man ja schon sich selber schuldig - und vor allen Dingen, wenn man auf dem Lande lebt, nicht verbauern.
Adolph Freiherr von Knigge: "Über den Umgang mit Menschen."


Viele meiner Leser pflegen ihren "kerligen" Geruch, eine feine Melange aus Rauch, Schweiß, Alkohol und Exkrementen. Die Sauberhubers unter Euch treiben sich vielleicht abends und morgens mal mit einem schmutzigen Einsteckkamm die Parasiten aus dem Haarfilz. Damit hat sich aber dann bereits das kurzatmige Lippenbekenntnis gegenüber den Erfordernissen der Körperpflege. Der Rest der Welt ist in diesem Bereich schon wesentlich weiter: Sich mal waschen, rasieren oder sogar die Zähne putzen sind deshalb heute zunehmend en vogue. Ein wichtiger Anstoß hierfür war wieder mal die Frauenforschung, die nachgewiesen hat, dass extrem ungepflegte und schlecht riechende Männer oft Schwierigkeiten haben, eine Partnerin zu finden. Deshalb mein Tipp: Zahnbürste und Seife kaufen und einfach mal bißchen mit rumspielen, da kann im Prinzip nichts Schlimmes passieren.

T-Shirts mit Aufdrucken wie "Schade, dass man Bier nicht ficken kann." oder "Tötet Onkel Dittmayer!" trägt man nicht zu kirchlichen Hochfesten. Das ist Euch allen bekannt. Aber wer weiß schon, daß man weiße Baumwollsocken eigentlich nur zu Bequemsandaletten in rentnerbeige anziehen kann? Hier die wichtigsten Outfit-Richtlinien für die kommende Saison:
Lodenhemden und hochhackige Schuhe mit Echsenapplikationen wirken zwar sehr sachlich, manchmal aber etwas kalt. Eine etwas wärmere Note läßt sich mit abgefressenen Fingernägeln und einem breigelben Einstecktuch erzielen. Menschen mit unreiner Haut oder einer schwärenden Neurodermitis können mit taillierten Noppensakkos, Riemchenschuhen und einem fleischfarbenen Hörgerät noch Akzente setzen. Kenner tragen dazu einen dezent blondierten Minipli. Ein offener Hosenlatz strahlt Autorität aus. Kombinieren sie diesen doch mal mit einer Herrenhandtasche, einem schmalen Lederschlipps und Schweißflecken unter den Achseln.

Vom Umgang mit Frauen

Die mehrsten Frauenzimmer wollen ohne Unterlaß amüsiert sein; der angenehme Gesellschafter ist ihnen oft mehr wert als der würdige, konsequente, verdienstvolle Mann, von dessen Lippen Weisheit strömt, wenn er redet, der aber lieber schweigen, als leere Worte sprechen mag. Adolph Freiherr von Knigge: "Über den Umgang mit Menschen."

Eine Methode, einer Dame seine Zuneigung zu verdeutlichen, die sicher alle meine Leser kennen, besteht darin, sie an den Haaren zu packen, auf den Boden zu schleudern und versuchen reinzugehen, bevor sie ihr Bewußtsein wiedererlangt. Wenige wissen jedoch, dass es neben dieser Herangehensweise noch eine Vielzahl anderer Möglichkeiten gibt, schöne Stunden der Zweisamkeit mit einer Frau einzuleiten. Wir halten uns auch hier wieder an den Freiherrn und flüstern ihr angenehm gesellschaftliche Subtilitäten ins Ohr, bis ihre Gänsehaut anfängt zu knistern.

Aber was flüstert man da so, Grinch? Auf keinen Fall Tiernamen oder die übliche Konversation am Bohrloch! Ich z.B. habe für den Fall der Fälle immer ein paar Seiten aus der Zeitschrift "Lettre" oder dem "Großen Blumfeld Songbook" neben meinem King Size Wasserbett liegen. Davon einige Passagen ins Ohr der Dame gehaucht und sie versinkt in den wohligen Zustand zwischen Ohnmacht, Vorfreude und erbitterter Langeweile. Etwas schlichter gestrickten Fräuleins darf man auch einfach ein paar Seiten des Telefonbuchs von Bologna in die Hörmuschel nuscheln und die folgende erotische Übung fühlt sich für sie an wie Sex on the Beach mit Leonardo di Caprio.

Zuguterletzt verwenden Gentlemen, wenn die Sprache auf die schönste Nebensache der Welt kommt, keine Textilreinigungs- oder Tierhaltungterminologie wie etwa "feste striegeln", "hart durchbürsteln" oder "richtig ausklopfen", sondern eher schwiemelige, umschreibende Begriffe wie z.B. "die schönste Nebensache der Welt".

Verhalten gegenüber höher gestellten Personen

Wer dient, der erfülle treu die Pflichten, zu welchen er sich verbindlich gemacht hat; er mißbrauche nie das Zutraun, die Vertraulichkeit seines Herrn; er decke nie die Fehler dessen auf, dessen Brot er ißt; er lasse sich nicht verleiten, weder im Scherze, noch im Unwillen, die Grenzen der Ehrerbietung zu überschreiten, die er dem schuldig ist, dem das Schicksal ihn unterwürfig gemacht hat. Adolph Freiherr von Knigge: "Über den Umgang mit Menschen."

Hehre Worte, aber wenn Ihr heute zum Abendessen beim Chef eingeladen seid, hilft Euch das auch nicht über die Bouillabaisse. Hier kurz die absoluten Basics für die Einladung: In Gegenwart des Chefs rückt man seinen Baumelbert nicht zurecht. Man rückt in solchen Situation übrigens auch anderen Personen den Baumelbert nicht zurecht. Auf den Fußboden zu spucken oder zu schneuzen, aber auch Wasser gegen Zimmerpflanzen abzuschlagen, wird oftmals als arrogant und unsensibel empfunden.

Werden während des Dinners beim Chef fremdartige ekelerregende Speisen wie Austern, Schnecken oder Gemüse serviert, trotzdem unbedingt essen, alles andere wäre äußerst unhöflich. Sollte man es nicht herunterbekommen, ein kleiner Trick vom Profi: Die Speisen mit einem vernehmlichen "Mhm, mjammi." zum Mund führen und zunächst in der Backentasche speichern. Dann wie aus Versehen die Serviette fallen lassen, sich nach ihr bücken und die Ekelpaketchen schnell in die Hand speien. Nun versucht man den Rest des Abends, den eingespeichelten Klumpen unauffällig an unter dem Tisch rumwuselnde Haustiere oder Kleinkinder zu verfüttern.

Wie jetzt?
Meine kleine Exkursion in den dunklen, geheimnisvollen Kontinent "Etikette" hat sicherlich viele meiner geschätzten Leser mental stark herausgefordert. Denjenigen unter Euch, die sich jetzt fragen "Grinch, wie war das noch? Nicht ins Dackelhirn schneuzen oder mit dem Noppensakko gegen die Zimmerlinde?", empfehle ich, das bisher gesagte einfach wieder zu vergessen und sich die folgenden drei Sätze auf den Handrücken zu tätowieren:

1) Sei nett zu Deiner Frau: Wenn Du sie richtig behandelst, kann Sie Dir viel Freude bereiten.

2) Ansonsten immer höflich und zurückhaltend auftreten. Am besten hinsetzen und die Klappe halten, bis Du gefragt wirst.

3) Bei fremden Leuten nicht ins Wohnzimmer pinkeln.

Ich bin mir bewußt, das meine Ausführungen notwendigerweise unvollständig bleiben mußten und nur den Rand des riesigen Eisbergs Benehmen gestreift haben:
Bei Spezialproblemen zu Takt, Etikette und Comment nicht verzweifeln, sondern einfach unverbindlich Grinch fragen.
Ich helfe Euch einfühlsam und diskret durch die Klippen und Untiefen des Benimms.

Yeah.  

6537 Postings, 8137 Tage SchnorrerGEIL. Wo hasten das her? o. T.

 
  
    #2
30.11.02 13:47

179550 Postings, 8234 Tage GrinchAhhh jaa....

 
  
    #3
30.11.02 16:20
trifft mich das jetzt???




 

95441 Postings, 8502 Tage Happy End@schnorrer / Grinch

 
  
    #4
30.11.02 18:58
@schnorrer: Dafür musste ein Artikel von ZYN herhalten ;-)

@Grinch: Komm, lass Dich knuddeln, mei Gudster ;-)



Gruß    
Happy End    

179550 Postings, 8234 Tage GrinchKnuddeln???

 
  
    #5
01.12.02 01:49
Dazu wurde ich geboren!!! Komm her häbbie!!!

Oder was hat meine Mutter immer gesagt???

"Christo... im hass gezeugt für den hass geboren um darin zu sterben!!!"

 

95441 Postings, 8502 Tage Happy EndAch deswegen ist der Grinch

 
  
    #6
02.12.02 10:15
so ein HAeSSliches Wesen ;-))  

179550 Postings, 8234 Tage GrinchJupp... das könnte möglicherweise was damit zu tun

 
  
    #7
02.12.02 10:31
haben!!!

Aber die Alte hockt jetzt auch schon seit 4 monaten inner Füchsleinsstrasse... wegen realitätsverlust!!!  

4969 Postings, 8770 Tage chreilMuahahahahahahaha!

 
  
    #8
02.12.02 10:35
Iss des geil! "Ne Runde Koks rüsseln" LOL!

Übrigens: Grinch, ich hab am Wochenende "A Beautiful Mind" gesehen, ein Film, der Dich interessieren könnte...!?! So von wegen Realitätsverlust...  

179550 Postings, 8234 Tage GrinchBei dem Film hab ich nur nasenbluten gekriegt...

 
  
    #9
02.12.02 10:40
aber ne weile lang hatte ich das gefühl hier bei mir würde immer wer rumschleichen der keine hände, sondern nur reissigbüschel hätte... der hat mich immer nach stöcken gefragt... und kehren wollte der net... hätte warscheinlich eh keinen sinn gehabt... denn wie heisst es so schön: "Vor dem verlassen dieser Wohnräume bitte ordentlich die Füsse abtreten! Das Gesundheitsamt"

Besser find ich filmisch übrigens: The Others

kamm mir irgendwie so vertraut vor... wir haben auch immer die Vorhänge zu gehabt... das hing aber mit der äusseren Erscheinung meiner Mutter zusammen... FREE WILLY!!!  

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