Halbe Hähnchen, ganze Sache

Titanic-Scherz   Halbe Hähnchen, ganze Sache    Mit Knochen kann man die transatlantischen Verstimmungen beenden. Meint das Satiremagazin Titanic und fordert seine Leser auf, einer Kongressabgeordneten Essensabfälle zu schicken. Thorsten Schreiber

Es läuft zwar immer auf das ur-alte Europa hinaus. Aber, was Diplomaten nicht schafften, scheint auch dem deutschen Satiremagazin Titanic nicht zu gelingen: Die Beendigung der transatlantischen Verstimmungen wegen des Irak-Kriegs. Der nächste Coup der Frankfurter, die schon im Juli 2000 mit Bestechungsfaxen die Fußball-WM nach Deutschland geholt und für Aufsehen gesorgt hatten. Hintergrund der aktuellen Aktion ist ein absurder Gesetzesentwurf der republikanischen Kongressabgeordneten Ginny Brown-Waite aus Florida.

» Die Leser werden aufgefordert, im Garten nach den sterblichen Überresten amerikanischer GIs zu graben. «                Weil Frankreich gegen den Irakkrieg votierte, fordert die Dame, die sterblichen Überreste amerikanischer Soldaten, die im zweiten Weltkrieg gefallen sind, zu exhumieren und in die USA zurückzuholen. Und die Pazifisten von der Titanic würden die alten Knochen auch lieber in ihrer Heimat sehen, "um wenigstens in diesem Fall einen völkerrechtlich verbotenen Angriffkrieg abzuwenden", sagt Chefredakteur Martin Sonneborn. Auf der Webseite und im März-Heft seines Blattes sind die Leser daher aufgefordert, im "Garten nach den sterblichen Überresten amerikanischer GIs" zu graben. Falls man keine finden sollte, täten es auch ein paar Hähnchenknochen. Die sollen dann an Frau Brown-Waite geschickt werden, deren Adresse auf der Homepage und im Magazin zu finden ist. Vergangenen Freitag sind die ersten Knochen in Florida angekommen. Die US-Zeitungen Tampa Tribune und St. Petersburg Times berichteten, dass im Büro der Kongressabgeordneten ein seltsam riechendes Päckchen eingegangen sei. Die Polizei wusste dabei zunächst nicht, ob es sich um Menschen-, Hühner- oder Schweineknochen handelte… Der Hähnchenknochen-Aufruf könnte für ähnliche Resonanz sorgen, wie vor drei Jahren. Damals ging ein großer Aufschrei durch die Republik, als die Titanic in Bestechungsfaxen FIFA-Funktionären unter anderem Kuckucksuhren und Schwarzwälder Schinken anbot, damit sie für Deutschland stimmten. BILD forderte seine Leser danach auf, in Frankfurt anzurufen oder Faxe zu schicken. Ergebnis: Wüste Beschimpfungen und sogar Drohungen gegen die Macher des Satireblatts. Mittlerweile gibt es schon eine Debatte im Internet. Unter http://forum.cdu.de sind unter anderem folgende Beiträge zu finden: Der User Artifex schreibt: "Satire hat die Aufgabe, vollkommen hirnlos anmutende Aktionen (wie jene von Frau Brown-Waite) aufs Korn zu nehmen." Ein gewisser Seewolf ist begeistert: "Eine gute Aktion. Werde gleich mal ein paar Hühnerschenkel kaufen gehen." Nicht ganz so euphorisch ist AlDie:" Da reicht mir schon der Pizzabäcker aus Dänemark, der uns Deutschen und den Franzosen nix mehr verkaufen will und der Hautarzt aus Rendsburg, der keine Engländer und Amerikaner mehr behandeln will. Ich verstehe die Aktion der Titanic in diesem Sinne." Leider überwiegen allerdings negative Reaktionen. Beispielsweise die von meister eckart: "Das ist abgrundtief verkommen! Die Hühnerknochenaktion ist titanisch am Rand des satirisch Erträglichen und geschmacklos. Dem Aufruf Folge zu leisten, ist hirnlos." Oder die von Waltraud. "Mal davon abgesehen dass ich diese 'Aktion' völlig hirn- und geschmacklos finde, zeigt sich in diesem Thread mal wieder, dass einigen Usern hier jede Differenzierungsfähigkeit abhanden gekommen zu sein scheint. Meine Güte, nicht die Bundesregierung hat zu dieser Geschmacklosigkeit aufgerufen, was allerdings in viele verknöcherte Links- und Bundesregierungs-Hasser-Hirne nicht mehr vorzudringen scheint." Etwa in das von wernerhh: "Antiamerikanismus ist durch diese ehemaligen 68er, die heute in Deutschland an der Macht sind, wieder in Mode gekommen. Was für ein jämmerliches Bild gibt Deutschland ab." Schließlich findet beam: "Irgendwann hörts auf, irgendwo hörts auf". Für die Titanic-Redaktion ist das alles natürlich "kein Grund, die Aktion zu beenden".

 

www.sueddeutsche.de

 

[02.04.2003]
Das schreiben die anderen (i.e.: Amis)
in ihren Zeitungen: in der Tampa Tribune, bei tbo.com und Local6.com und in ihren Mails an TITANIC-online:
"screw you! Nazi bastards!"
anonym
"It figures that stupid chicken bones were sent by you. What is the matter? run out of Nazi ovens to get rid of them in. suck my dick, you sour krauts. I‘m sure we‘ll be the first in line to help your country out when you do some stupid thing or need money or back-up.Go to hell and take the French cocksuckers with you!!!!!!"
Linda Locks
"Thank you for joing our sauerkraut club. Be on the lookout for new recipes and events updates. Be sure to email a friend your favorite sauerkraut recipe. SauerkrautRecipes.com"
ein anonymer Newsletter-Abonnent
Das schreiben die Franzosen:
"Als Franzose bin Ich sehr sehr sehr stolz auf Ihre Aktion !!! Europa muss wirklich an solche dümme Amerikaner den richtigen Weg zeigen. Bravo, Bravo Bravo aus Bordeaux !!!!"
Arnaud Devilder
Und das schreibt der Stern online.

[01.04.2003]
Das sagen CDUler zur Knochenaktion:
"irgendwann hörts auf, irgendwo hörts auf"
Avenger
"Das ist abgrundtief verkommen!"
meister eckart
"Paßt aber hervorragend zur derzeitigen deutschen sozialistischen Regierung in Berlin. Was für ein jämmerliches Bild gibt Deutschland ab."
wernerhh
"in der Rechtsanwendung in der BRD gilt folgender zwingender Zusatz: ‘Satire darf alles, solange sie links ist. Satire von rechts heißt Volksverhetzung und ist bei Gefängnisstrafe verboten.‘ Das ist die Meinungsfeiheit, die die Sozialisten seit dem nat.Sozialisten J.Goebbels meinen."
Dextrus
"Wer so häßlich und seelenlos das Angedenken Gefallener schändet, hat kein Recht, das hohe Wort vom Vaterland zu sprechen! Schlangengruben kennen keine Vaterländer!"
meister eckart
Nachlesen? Bittesehr.
 

das könnte SL sein, oder?

;-)