Media-Center-PC - Ein neuer Anlauf


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Neuester Beitrag: 14.10.04 13:15
Eröffnet am:14.10.04 13:15von: bammieAnzahl Beiträge:1
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8970 Postings, 7534 Tage bammieMedia-Center-PC - Ein neuer Anlauf

 
  
    #1
14.10.04 13:15
Das war der letzte Volks PC, der in die Hosen ging.
Nun will Big Bill es nochmal versuchen. Die Vernetzung von Internet und Wohnstube wird weiter voranschreiten. Bald wird man das Ding als "Schaltzentrale" schimpfen.




Der dritte Anlauf

Von Jochen A. Siegle, Los Angeles

Unterhaltungs-Computer mit Fernseh- und Videofunktionen sind bislang nur ein mäßiger Erfolg. Die Multimedia-Kisten auf Basis von Microsofts Media-Center-Konzept galten bislang als zu komplex und teuer. Die dritte Generation soll nun den Durchbruch bringen.



Hollywood, das ist seit jeher das Zentrum der Unterhaltungsindustrie. Der Personal Computer dagegen steht im Zentrum aller Hoffnungen der IT-Branche, endlich den Sprung vom Heimbüro und Hobbykeller ins Unterhaltungszentrum des kleinen Mannes zu schaffen: das Wohnzimmer-Buffet - auf das auch Hollywood-Schinken künftig die Schnittstelle PC durchlaufen mögen, auf das die IT-Industrie mitverdiene an den Reichtümern der Traumfabrik.

Keinem Industrievertreter ist daran mehr gelegen als Bill Gates, dessen Firma Microsoft mit dem Betriebssystem Windows XP Media Center das "Herzstück des digitalen Lifestyles von morgen" (Gates) liefert.

Konsequenterweise hat der Ober-Microsoftie zur Präsentation der neuen Multimedia-Plattform also nach Los Angeles geladen. Alle sind gekommen zum augenscheinlichen Entertainmentgipfel mit dem so wichtig klingenden Motto: "Digital Entertainment Anywhere" - nichtsdestotrotz war es nur eine harmlose kleine Party in großem Rahmen.

Verbesserungen im Detail

Zugegeben, die dritte Generation des Spaß-Betriebssystems ist ausgeklügelter als die beiden Vorgängerversionen. So unterstützen Media-Center-PCs (MCPCs) nun etwa das hochauflösende Fernsehen HDTV, erlauben das Brennen von DVDs und das simultane Aufnehmen von mehreren TV-Kanälen. In die Musik-Abspielsoftware wurden ein paar neue "Visualisierungen" integriert; gemeint sind damit die bunt-gescheckt flackernden Hintergründe beim Musikkhören.

Auch Synchronisationen mit portablen Mini-Computern und Digi-Musikspielern wurden vereinfacht und der Programmguide für TV-Aufzeichnungen arbeitet einiges fixer - sehr zum Unmut der so oder so schon massiv unter Druck stehenden Konkurrenz der Personal-Video-Anbieter wie Tivo wird der interaktive MS-Sendungsführer weiterhin kostenlos bleiben.

Kurzum sind das alles nette Neuerungen und Detailverbesserungen für die Fun-PCs. Ein echter "Meilenstein" wie Billy-Boy in L.A. wissen lassen wollte, ist das jedoch keinesfalls. Ein Computer mit Fernbedienung, Fernseh- und Videofunktionen, an dem man zudem Digi-Fotos, -Videos und -Musik abspielen bzw. anschauen kann ist ein alter Hut. So auch Gates' Vision, dass mediale Unterhaltung bald nur noch aus digitalisierten Datenteilchen, aus Einsen und Nullen besteht, die über sogenannte "Extender" (neuvorgestellt von Linksys oder HP für circa 300 Dollar) durch kabellos vernetzte (WiFi-)Häuser sausen. Apple lässt grüßen.

Hype - und doch noch Hoffnung
Keine Frage, Fernseher und Computer wachsen zusammen. Doch das geschieht deutlich langsamer, als das der nach neuen Geschäftsfeldern ringenden IT-Industrie lieb sein kann. Erst eine gute Million Media-Center-PCs sind laut Gates seit der Premiere der Generation I vor zwei Jahren verkauft worden. Womit auch endlich mal konkrete Zahlen zur Popularität des Konzepts vorliegen. Diesbezüglich stammelte man in Redmond ebenso wie bei den sogenannten OEMs - darunter etwa die PC-Riesen HP, Dell, Sony oder Gateway -, die die Media-Rechner schlussendlich zusammenschrauben und vermarkten, bisher verdächtigerweise nur unsicher herum.

Analysten der IDG gehen davon aus, dass derzeit weniger als drei Prozent aller verkauften Windows-Rechner Media-Center-PCs sind. Bei Microsoft äußerte man sich in der Vergangenheit, dass man diesen Anteil in den nächsten Jahren auf 20 bis 30 Prozent ausbauen möchte; Gates hoffte in L.A. sogar, dass bald jeder zweite Computer ein Digi-Spaßmacher sein möge.

Dafür greift der Firmengründer auch ganz tief in die Promotion-Tüte und investiert 20 Millionen US-Dollar - um endlich auch technisch uninteressierte Mainstream-Verbraucher für die Alleskönner zu begeistern. Wie verschiedene Analysten anmerken, kauften bislang fast nur Technik-Fans und Hardcore-Medien-Enthusiasten mit dickeren Geldbeuteln die Unterhaltungs-Computer.

Die Branchen-Auguren: Abwarten, Tee trinken

"Media-Center-PCs waren bislang noch zu teuer, zu kompliziert zu bedienen, zu groß, zu laut - im Vergleich zu klassischen Unterhaltungselektronik-Geräten wie Fernsehern oder DVD-Spielern eben einfach noch zu komplex", kritisiert Branchenfachmann Rob Enderle nach der Gates-Vorstellung. Immerhin sieht er einige Verbesserungen in der dritten Generation. "Es bleibt sehr interessant, die Entwicklung in diesem Sektor zu beobachten", so Enderle.
Auch Jupiter Research verweist auf positive Prognosen: Die Marktforscher wollen herausgefunden haben, dass fast jeder zweite PC-Nutzer potenziell dazu bereit ist, einen Computer als interaktive Unterhaltungszentrale im Wohnzimmer zu nutzen und via PC fernzusehen. Um dieses Potenzial pünktlich zum Vorweihnachtsgeschäft abschöpfen zu können, dreht Gates nun auch gemeinsam mit den Hardware-Bauern an der Preisschraube. Schlugen MCPCs bislang mit bis 2000 Dollar zu Buche, gibt es jetzt abgespeckte Versionen - mit weniger Funktionalität, dafür aber für unter 700 US-Dollar.

Zudem sollen neue Serviceangebote und Content-Partner Interesse schüren. So ist man in den USA etwa eigens Allianzen mit dem Video-on-demand-Provider Akimbo Systems oder dem öffentlich-rechtlichen Radiosender NPR eingegangen. Natürlich kommt da auch die Integration des - seit über einem Jahr spekulationsumwobenen und nun endlich offiziell eröffneten - hauseigene E-Musikladen MSN Music gelegen. Dort gibt es ab sofort mehr als eine Million Titel zum Herunterladen. Zum ganzen Stolz von Gates & Co. auch exklusiv die Stücke von AC/DC - werbewirksam setzt man also auf die Rock-Heroen von gestern, um die (Digi-)Unterhaltung von morgen zu retten.  

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