Massiver Stromausfall in Nordamerika,


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Neuester Beitrag: 15.08.03 07:26
Eröffnet am:15.08.03 06:15von: ich_willAnzahl Beiträge:2
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15.08.03 06:15
Ein massiver Stromausfall hat das Leben in weiten Teilen der USA und Kanadas lahmgelegt. Hunderttausende New Yorker steckten stundenlang in U-Bahnen und Fahrstühlen fest. In der Millionenstadt herrscht Finsternis. Noch sieben Stunden nach Beginn des Blackouts liegt auch die Ursache für den Stromausfall noch im Dunkeln.

 
AFP

Rush Hour ohne U-Bahn: New Yorker laufen nach Hause


Hamburg - In New York stehen alle U-Bahnen still. Etwa 350.000 Pendler steckten darin fest. Mit Stablampen wurden sie von Mitarbeitern der Bahn aus den dunklen Schächten geführt. Noch immer sind Menschen in steckengebliebenen Aufzügen gefangen. Im Uno-Hauptquartier fiel ebenfalls der Strom aus. Tausende von Mitarbeitern wurden nach Hause geschickt. Die Mobilfunknetze brachen zusammen. Die Brücken nach Manhattan wurden gesperrt.
Gebäude in etlichen Stadtteilen wurden evakuiert. Auf den Straßen drängen sich Hunderttausende von Menschen. Vielen macht die Hitze zu schaffen. Am Feierabend herrschten Temperaturen um 33 Grad. Mit der Dunkelheit kam eine leichte Abkühlung, doch nun lauern andere Gefahren: Die Behörden befürchten Plünderungen und Gewalttaten. 40.000 Polizisten und Feuerwehrleute sind in dieser Nacht allein in New York City im Einsatz.

Der Straßenverkehr in den betroffenen Großstädten ist komplett zusammengebrochen. Vor den wenigen Geschäften, die noch nicht geschlossen haben, bilden sich lange Schlangen. Augenzeugen berichten von gespannter Ruhe auf den Straßen. Auch die kanadischen Millionenstädte Toronto und Ottawa sind ohne Strom, ebenso wie die US-Städte Detroit in Michigan sowie Cleveland und Toledo im Bundesstaat Ohio.

Bush: Kein terroristischer Akt

New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg rief die Bürger der Metropole zur Ruhe auf. Es gebe keinerlei Hinweise darauf, dass es sich um einen terroristischen Akt handele. Viereinhalb Stunden nach dem Stromausfall äußerte sich Präsident George W. Bush zu der Lage in den nordöstlichen Bundesstaaten. Bush schloss einen Terroranschlag als Ursache kategorisch aus. "Langsam aber sicher werden wir mit diesem massiven, nationalen Problem fertig", sagte der Präsident, der sich derzeit in Kalifornien aufhält.

Bloomberg hatte den New Yorkern geraten, unbesorgt zu sein und reichlich Wasser zu trinken. Die größte Gefahr bestehe darin, dass Menschen an Hitzschlag sterben könnten.

 
REUTERS

Etwa 50 Millionen Nordamerikaner waren ohne Strom


Das Versorgungsnetz von "Niagra Mohawk", einem großen amerikanischen Stromanbieter, war überlastet. Dies sei vermutlich auf eine "natürliche Ursache" zurückzuführen, sagte Bloomberg. Innerhalb von drei Minuten schalteten 21 Kraftwerke ab, weil ihnen wegen des kollabierten Versorgungsnetzes die Abnehmer fehlten. Über die genauen Ursachen herrscht nach wie vor Unklarheit.

Ein Sprecher des kanadischen Premierministers teilte etwa vier Stunden nach dem Blackout mit, sowohl die USA und Kanada gingen davon aus, dass ein Blitzeinschlag in einem Kraftwerk im US-Bundesstaat New York eine Kettenreaktion ausgelöst habe. Das Kraftwerk befindet sich in der Nähe der Niagara-Wasserfälle. Ein Sprecher des fraglichen Kraftwerks bestritt nach Angaben von CNN diese These. Im Gegenteil habe die Anlage noch während des Stromausfalls störungsfrei funktioniert. New Yorks Gouverneur Michael George E. Pataki, der für den Bundesstaat den Notstand erklärt hatte, bestätigte die Angaben des Kraftwerkbetreibers. Einen Blitzeinschlag habe es dort nicht gegeben. Am früheren Abend hatte es zunächst geheißen, der Ausfall eines Kraftwerks in New York City habe den Dominoeffekt ausgelöst. Auch im Bundesstaat New Jersey wurde der Notstand ausgerufen.

"US-Stromnetz auf Dritte-Welt-Niveau"

Bürgermeister Bloomberg hatte zuerst angekündigt, der Strom werde binnen Stunden zurück kommen. Einige Straßenzüge hatten zwar etwa zwei Stunden nach dem Ausfall wieder Elektrizität, doch auch nach fünf Stunden war Manhattan noch finster. Vertreter der Elektrizitätsunternehmen zeigten sich skeptischer. Es könne Tage dauern, bis der Schaden komplett behoben sei, hieß es.

Der ehemalige amerikanische Energieminister und heutige Gouverneur des Bundesstaats New Mexico, Bill Richardson, sagte im Fernsehen, der Zwischenfall sei abzusehen gewesen. Das Versorgungsnetz in den USA sei "auf dem Niveau der Dritten Welt". In anderen Großstädten der USA könne es jederzeit zu ähnlich dramatischen Stromausfällen kommen. "Die größte Supermacht der Welt hat es versäumt, ihr Stromversorgungssystem zu modernisieren," sagte Richardson. Präsident Bush gab an, er habe schon lange eine Modernisierung der Stromnetze gefordert. Der Stromausfall sei "eine Lektion" für die Vereinigten Staaten.

Bürgermeister Bloomberg bat die New Yorker, möglichst viele Geräte wie Klimaanlagen auszuschalten, damit die Elektrizitätswerke nicht sofort eine "Nachfrage von 100 Prozent" befriedigen müssten. Am Freitag werde die Sitaution wieder "normal" sein, sagte Bloomberg.

Hunderte FBI-Agenten ermitteln

Auch das Heimatschutzministerium konnte zu den Ursachen des Stromausfalls keine genauen Angaben machen. Ein Sprecher hielt einen Anschlag jedoch für höchst unwahrscheinlich. Ressortleiter Tom Ridge traf sich mit seinem Krisenstab, um die Lage zu erörtern. Hunderte von FBI-Agenten sind darauf angesetzt, die Ursache für den Stromausfall zu ermitteln.

Bürgermeister Bloomberg dementierte Berichte über ein Feuer in einem New Yorker Elektrizitätswerk. Der Rauch sei durch die automatische Abschaltung verursacht worden.

 
AFP

Bilder wie beim Marathon: Heimweg über die Brooklyn Bridge


Die Flugsicherung war nach Angaben der New Yorker Flughäfen nicht betroffen. An den drei New Yorker Flughäfen konnten mehrere Stunden lang nur noch Flugzeuge starten, deren Passagiere bereits abgefertigt worden waren. Flüge mit Ziel New York wurden in andere Städte umgeleitet. Um 19 Uhr Ortszeit wurde der Flugverkehr wieder aufgenommen. Die Lufthansa teilte mit, dass ihre Flüge nach New York sicher gelandet seien. Die Passagiere mussten jedoch nach der Landung noch lange im Flugzeug ausharren, weil die Terminals am Flughafen nicht betriebsbereit waren.



 

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