Lufthansa startet Offensive


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Eröffnet am:21.11.05 23:14von: EinsamerSam.Anzahl Beiträge:1
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24466 Postings, 7148 Tage EinsamerSamariterLufthansa startet Offensive

 
  
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21.11.05 23:14
Dossier

Lufthansa verteidigt Heimatmarkt

Lufthansa hat einen neuen Anlauf genommen, um sich im umkämpften Heimatmarkt gegen den aggressiven Vorstoß der Billigwettbewerber zu verteidigen. Die führende deutsche Fluggesellschaft wird ihr Streckenangebot ab Januar in Düsseldorf kräftig aufstocken.

"Das ist nur der erste Schritt", sagte ein Konzernsprecher auf Anfrage. "Es ist nicht ausgeschlossen, dass hier auch das Hamburg-Modell kommt."

In Norddeutschland hat der Konzern ein Pilotprojekt gestartet, in das der Vorstand hohe Erwartungen setzt. Mit einer neuen Strategie sollen die Wettbewerber im Europa-Verkehr im Zaum gehalten und die Erträge gesteigert werden. Lufthansa bietet in Hamburg seit Oktober erstmals in großem Stil Billigtarife an. Das Streckennetz wurde deutlich ausgebaut, mehr Flugzeuge eingesetzt, die komplexen Einsatzprozesse vereinfacht, die Kosten gesenkt.

Konzernchef Wolfgang Mayrhuber hatte vor wenigen Tagen erklärt, das Hamburg-Modell werde bald auch an anderen Flughäfen gestartet - möglicherweise in Düsseldorf. Luftverkehrs-Experte Ralph Beisel, Partner der Unternehmensberatung Arthur D. Little, hält das neue Modell zudem auch geeignet für den Stuttgarter Flughafen. "Gründe für Hamburg und demnächst auch Düsseldorf oder Stuttgart sind ein hinreichend großes Einzugsgebiet mit hoher Kaufkraft", sagte Beisel der FTD.

Kehrtwende eingeleitet

Mit der Expansion in Hamburg und Düsseldorf leitet die Nummer zwei im europäischen Luftverkehr eine Kehrtwende ein. In den vergangenen Jahren hatte Lufthansa sich von europäischen Strecken außerhalb der Großflughäfen Frankfurt und München zurückgezogen. Diesen so genannten dezentralen Verkehr habe sie um rund zehn Prozentpunkte reduziert, heißt es in einer aktuellen Studie von Arthur D. Little. Danach flogen zuletzt 91 Prozent der 51 Millionen Lufthansa-Passagiere über München und Frankfurt. 2005 überließ Lufthansa erstmals mehr als die Hälfte der Flüge in Deutschland und Europa Regionalflugpartnern oder dem Billigableger Germanwings.

Lufthansa hat sich stattdessen auf die Langstrecke konzentriert. Vor allem im Asien-Verkehr hat sich der Konzern frühzeitig Marktanteile gesichert und streicht dort hohe Erlöse und Renditen ein. Dennoch sieht die Bilanz des internationalen Linienfliegers mager aus: 2004 erzielte Lufthansa im Fluggeschäft eine Rendite von 2,5 Prozent. Dagegen kam Ryanair auf gut 19 Prozent, Easyjet auf 5,6 Prozent.

"Aber nun setzt Lufthansa bei ihren Schwächen an", so Beisel. Zwar wäre das neue Hamburg-Modell seiner Meinung nach vor einem Jahr noch effektiver gewesen, als die Wettbewerber noch keinen so großen Marktanteil erobert hatten. Dennoch habe die Fluggesellschaft, die 2004 noch 37,5 Prozent der rund 136 Millionen Passagiere in Deutschland transportierte, das Potenzial, im europäischen Verdrängungswettbewerb zu siegen.

Kosten müssen sinken

Wenn das Hamburg-Modell aufgeht, erzielt die Lufthansa nach Berechnung der Experten von Arthur D. Little an diesem Standort 20 Prozent mehr Gewinn. Voraussetzung ist, dass durch die im Schnitt 25 Prozent niedrigeren Preise rund 60 Prozent mehr Tickets verkauft und die Maschinen um rund 10 Prozent besser ausgelastet werden. Gleichzeitig müssen die Kosten um 30 Prozent sinken.

"Die ersten Wochen entwickeln sich vielversprechend", sagte Christian Tillmans, zuständiger Leiter der Netzsteuerung bei Lufthansa, in einem Interview der aktuellen Mitarbeiterzeitung "Lufthanseat". "Aber lassen sie uns lieber noch ein paar Wochen für ein erstes Zwischenfazit abwarten", so Tillmans weiter.

Überraschende Chance

Bei der nun anstehenden Expansion in Düsseldorf war es offenbar noch zu früh für das neue Billigkonzept. Die Chance für das Wachstum bot sich vor wenigen Tagen überraschend. Denn das Land Nordrhein-Westfalen hatte dem Flughafen Anfang des Monats eine Kapazitätsausweitung um 15 Prozent genehmigt. Die zusätzlichen Start- und Landerechte können die Fluggesellschaften schon im laufenden Winterflugplan nutzen. "Wir wollten die ersten sein, die das zusätzliche Angebot ankündigen", so ein Lufthansa-Sprecher.

Die Fluggesellschaft wird ab dem 9. Januar 44 zusätzliche Verbindungen in der Woche zu sieben europäischen Zielen einrichten. Dafür werden drei weitere Flugzeuge aus dem Flottenbestand eingesetzt. Anders als in Hamburg werden sie jedoch nicht separat auf der neuen, effektiveren Plattformstrategie fliegen. Mit welchem Preismodell die neuen Strecken beworben werden, ist nach Angaben des Lufthansa-Sprechers noch nicht entschieden.

Quelle: FDT.de

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