Jede zweite Übernahme vernichtet Firmenwert


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06.09.06 08:08
Fusionen
Jede zweite Übernahme vernichtet Firmenwert

Unternehmenskäufe sind groß in Mode in der Wirtschaftswelt. Doch in den meisten Fällen entpuppt sich die Transaktion anschließend als Flop.
Von Harald Schwarz

Wenn das kein schlechtes Omen ist: Ausgerechnet am Tag, an dem der Linde-Konzern den 11,7 Milliarden Euro teuren Kauf der britischen Gase-Gruppe BOC abschließt, veröffentlicht die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young eine Studie darüber, warum so viele solcher Transaktionen scheitern. Das Ergebnis der Analyse ist ernüchternd: Jede zweite Übernahme oder Fusion vernichtet Unternehmenswert; nur in jedem dritten Fall wird ein erheblicher Wertzuwachs verbucht.

Dieses Resultat basiert auf der Untersuchung von 189 Transaktionen, die in den vergangenen 14 Jahren von börsennotierten Firmen vollzogen wurden, sowie einer Befragung von 147 Unternehmen und 53 so genannten Stakeholdern und Interessengruppen wie etwa Banken, Finanzinvestoren, Analysten, Journalisten und Professoren.

Das Fusionskarussell dreht sich immer schneller

Linde kauft also BOC, BASF erwirbt die US-Firma Engelhard und die Bauchemie-Sparte der Degussa, Bayer verleibt sich derweil Schering ein: Der Boom der Fusionen und Übernahmen wird sich nach Ansicht von Ernst-&-Young-Experte Joachim Spill in den nächsten zwei Jahren fortsetzen. "Vor allem in der Energie-, Stahl- und Pharma-Branche dreht sich das Fusionskarussell immer schneller", sagt er.

Viele Konzerne verfügten über genug liquide Mittel für Zukäufe. Spill: "Die Gewinne sprudeln - bei vielen Unternehmen ist die Kriegskasse gut gefüllt." Allerdings: Ebenso wie Fusionen und Übernahmen werden nach seiner Meinung die Flops bei solchen Transaktionen an der Tagesordnung bleiben. "Bis jetzt haben viele Manager noch nicht gelernt aus den Erfahrungen der Vergangenheit", meint Spill.

Externer Rat notwendig

Zwar müsse man die künftige Entwicklung differenziert sehen, denn es gebe in Konzernen auch sehr gute Teams, um Zusammenschlüsse erfolgreich zu gestalten. Doch Firmen, die "nur auf ihre Bordmittel" vertrauten, also keinen externen Rat oder personellen Beistand einholten, würden weiter einen Beitrag zur hohen Misserfolgsquote leisten, sagt Spill, wobei er auch an künftige Aufträge für seinen Arbeitgeber und dessen Berater denken dürfte.

Fallstricke für Fusionen und Übernahmen gibt es jede Menge. Das beginnt bei der Akquisitionsstrategie, wenn beispielsweise das falsche Zielobjekt gewählt wird oder ein Unternehmen aus purer Gier nach Größe gekauft werden soll. Oder etwa, wenn der Kauf darauf zielt, einen Wettbewerber loszuwerden. Viele Manager unterschätzen demnach die Ressourcen und das notwendige Wissen, um solche Transaktionen vorzubereiten und das Kaufobjekt zu integrieren.

Immer wieder ist in der Studie von Mängeln die Rede. Zudem handelten viele Firmen nach dem Motto, wonach Fehler immer nur die anderen machen - was für Selbstüberschätzung spricht. Und natürlich tauchen auch die immer wieder zitierten kulturellen Unterschiede als Gefahr für Firmenzusammenschlüsse auf.

Vernachlässigung von Kunden und Mitarbeitern rächt sich

Bitter rächen könnte sich, wenn in einem Fusions- oder Übernahmeprozess Kunden und eigene Mitarbeiter vernachlässigt werden. Diese beiden Gruppe seien, so Spill, "wie Umlaufvermögen - sie laufen ganz schnell weg". Wer bei ihnen in der Kommunikation patze, plane Probleme für die Zukunft.

Aber auch der zurückliegende Personalabbau in den Unternehmen kann Spätfolgen haben bei ehrgeizigen Expansionsplänen. Bei Ernst & Young fällt das unter die Rubrik "Ressourcenmangel". Die meisten Top-Leute in den Firmen seien operativ ohnehin ausgelastet. Komme eine Fusion oder Übernahme dazu, seien diese Personen überarbeitet und überlastet.

(SZ vom 6.9.2006)

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Alles im Leben braucht seine Zeit. Gras wächst auch nicht schneller,
wenn man daran zieht!

Gruß
KTM 950  

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