Inside: Commerzbank


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06.11.09 08:22
Risiken belasten Zukunft der Commerzbank schwer

Von Madeleine Nissen

DOW JONES NEWSWIRES

FRANKFURT (Dow Jones)--Teure Töchter, hohe Schulden und eine unsichere Kapitalbasis belasten die Zukunft der Commerzbank. Das zweite Halbjahr bleibe unverändert schwierig, sagte Vorstandsvorsitzender Martin Blessing am Donnerstag bei Bekanntgabe der Zahlen für das dritte Quartal. "Die Commerzbank wird 2009 mit einem Verlust abschließen." Unter dem Strich werden der Commerzbank am Jahresende, davon gehen Analysten aus, knapp 4 Mrd EUR fehlen.

Die Kostenliste ist lang: Allein für die Integration der Dresdner Bank muss die Commerzbank 2 Mrd EUR einrechnen. Die Tochter Eurohypo hat die Mutter allein im dritten Quartal Abschreibungen in Höhe von 650 Mio EUR gekostet. Die riskanten Vermögenswerte, die die Commerzbank im Abbau-Portfolio gelagert hat und so schnell wie möglich loswerden will, haben ein Volumen von rund 34 Mrd EUR. Und schlussendlich will die Commerzbank spätestens ab 2012 anfangen, Stille Einlagen des Staates von 16,4 Mrd EUR zurückzahlen.

Analysten fragen sich, woher die Commerzbank das Geld für diese Posten nehmen will. "Die Ertragspotenzial ist begrenzt, so dass die Gefahr einer Aushöhlung des Eigenkapitals besteht", warnt Analyst Andrew Coombs von der Citibank.

Finanzvorstand Eric Strutz indes sieht die Bank komfortabel kapitalisiert. Doch eine theoretische Rechnung, die er während einer Analystenkonferenz überschlagen hat, ließ hellhörig werden. Demnanch würde die Kernkapitalquote der Commerzbank bei rund 5% liegen, wenn weder Hybridkapital noch stille Einlagen zum Eigenkapital angerechnet werden können. Das ist in den USA usus.

Während bei angelsächischen Analysten diese Aussage die Alarmglocken schrillen ließ, war die Reaktion in Deutschland jedoch gelassen. "Die Stillen Einlagen des Staates sind nicht befristet und zählen daher unangefochten zum Eigenkapital", erklärte ein Frankfurter Analyst. Dagegen könnte das Hybridkapital der Commerzbank von rund 4 Mrd EUR, falls es nach neuen Vorschriften nicht mehr als Eigenkapital angerechnet werden könnte, die Kernkapitalquote etwas schmälern. "Das würde die Kernkapitalquote von 10,9% auf rund 9,5% schmelzen lassen, was auch kein Beinbruch wäre", sagte der Analyst. Auch Analyst Konrad Becker von Merck Finck bleibt gelassen. "Was genau die neuen Vorschriften zur Eigenkapitalquote letztendlich mit sich bringen ist mit Blick auf die Regelung für das Hybridkapital noch völlig offen." Mit Blick auf die Stille Einlage des Staates sieht auch er keine Bedrohung für die Commerzbank. "Diese ist unkündbar", erklärte er. "Zudem ist die Zahlung der Zinsen abhängig von der Gewinnentwicklung der Bank." Geplant ist die Rückkehr zur Profitabilität spätestens im Jahr 2011.

Der Weg bis dahin ist trotz einer positiven Entwicklung im Oktober steinig. Für dieses Jahr rechnet Analyst Becker mit einem Nettoverlust von 3,84 Mrd EUR. Negativ überrascht hatte Analysten die Entwicklung im dritten Quartal: Wegen der Dresdner-Integration und Firmenwert-Abschreibungen auf die Tochter Eurohypo hatte die Commerzbank vor Steuern einen Verlust von 1,428 (1,447) Mrd EUR geschrieben.

Die Zahlen verdeutlichen, wieviel sich die Commerzbank bei dem Kauf der Dresdner Bank zugemutet hat. Bezahlt hatte die Commerzbank für die Dresdner Bank im Januar 5,1 Mrd EUR - in der Hoffnung den Abstand zur Deutschen Bank, die das dritte Quartal mit einem Milliardengewinn abgeschlossen hat - stärker zu verringern.

Dieses Ziel dürfte aber zunehmend schwierig werden. Denn Deutschlands größte Bank kann, ohne Staatshilfe abzahlen zu müssen, völlig frei agieren. Die prall gefüllten Kassen nutzt die Bank für eine ausgiebige Einkaufstour und hat sich mit dem Kauf von gut 25% an der Postbank die Option auf eine Mehrheitsübernahme gesichert. Die jüngsten Coups sind der Kauf der Privatbank Sal. Oppenheim und die wieder aufgenommenen Verhandlungen für Teile der niederländischen ABN Amro.

Mit diesen Schritten stärkt die Deutsche Bank, die im dritten Quartal besonders vom Investmentbanking profitiert hat, ihr Privat- und Firmenkundengeschäft sowie das Geschäft mit den vermögenden Kunden. Damit setzt sie die Commerzbank, deren Herzstück das Privat- und Firmenkundengeschäft ist, stärker unter Druck.

Auch der Vergleich mit anderen Banken, die Staatshilfe haben, fällt für die Commerzbank ernüchternd aus. So hatte die ING Groep für das dritte Quartal jüngst einen Nettogewinn von 750 Mio EUR angekündigt. Ähnlich wie bei der Commerzbank hatte die Europäische Union als Voraussetzung für die Staatshilfe den Verkauf von Vermögensteilen gefordert.

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