Infineon-Hauptversammlung


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Neuester Beitrag: 23.01.02 08:05
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23.01.02 08:05
Schumacher und der Millardenverlust

Auf der Hauptversammlung sorgte Infineon-Chef Schumacher mit Äußerungen über einen drohenden Millardenverlust für Aufregung. Aktionäre wafen ihm eine "Rennfahrer-Mentalität vor.

Infineon-Chef Schumacher: Humankapital verschleudert?
 
München - Infineon-Chef Schumacher hält mittlerweile wohl alles für möglich. Auf der Hauptversammlung bestätigte er zunächst Schätzungen von Analysten, die auf der Basis der derzeitigen Preise für Speicherchips für das Geschäftsjahr 2001/02 (zum 30. September) mit einem Fehlbetrag vor Zinsen und Steuern von 1,4 Milliarden Euro ausgingen. Das ließ er dann wieder dementieren. "Wir sehen eine so starke Volatilität, dass wir es einfach nicht für seriös halten, eine harte Zahl zu nennen", sagte Infineon-Finanzvorstand Peter Fischl.
Die Infineon-Aktien  reagierten nicht auf Schumachers Äußerungen und notierten gegen Mittag in einem freundlichen Marktumfeld weiter rund drei Prozent im Plus.

Die aktuellen Entwicklungen auf der Hauptversammlung in München können Sie im Live-Ticker von manager-magazin.de verfolgen.

Analysten zeigten sich verwundert, dass Schumacher eine Prognose für einen noch steigenden operativen Verlust ins Feld führte, obwohl die Preise für Speicherchips in den letzten Wochen enorm gestiegen seien. "Ich halte die Aussagen von Schumacher für erklärungsbedürftig", sagte Theo Kitz von Merck Finck, der für Infineon vor Steuern sogar einen leichten Gewinn im laufenden Geschäftsjahr prognostiziert. "Die Prognosen von Herrn Schumacher sind nicht besonders hilfreich", sagte ein anderer Analyst.

Auf der Aktionäre wurde die Infineon-Spitze hart rangenommen. Das Management habe zulange falsche Hoffnungen bei Mitarbeitern und Anlegern geweckt und zu spät auf die Branchenkrise reagiert, sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Schumacher warf sie eine "Rennfahrer-Mentalität" vor, der Vorstand ist ihrer Ansicht nach "viel zu lässig mit der Situation umgegangen".

Der Infineon-Chef habe auf die Marktentwicklung "zu spät und mit hemdsärmeliger Hire-and-Fire-Politik reagiert", sagte auch der bayerische IG-Metall-Chef Werner Neugebauer anlässlich der Hauptversammlung. "Das kostet eine Unmenge Cash und verschleudert Humankapital."

Infineon habe noch Durchhalteparolen verkündet und massiv eingestellt, als die Branche längst von einer längeren Krise ausgegangen sei, sagte Neugebauer. Erst im Juli 2001 habe der Vorstand die Notbremse gezogen und Hunderten soeben eingestellten Fachkräften wieder gekündigt. Diese Personalpolitik werde künftig notwendige Einstellungen erschweren. Außerdem sei mit Schadenersatzklagen zu rechnen, drohte Neugebauer.

Der Verein Belegschaftsaktionäre bei Infineon e.V. hatte gefordert, den Vorstand nicht zu entlasten, weil dieser seine expansive Firmenpolitik fortgesetzt habe, als Wettbewerber bereits länger als ein halbes Jahr mit der Krisenvorsorge begonnen hätten.

Schumacher ging in seiner Rede vor der Hauptversammlung nicht explizit auf diese Vorwürfe ein, beklagte aber erneut die Wettbewerbsverzerrungen in der Chipbranche. Vor allem die koreanischen Konkurrenten Samsung und Hynix führten laut Schumacher einen "kompromisslosen Preiskampf". Dabei profitierten sie von direkter und indirekter staatlicher Unterstützung. An Hynix seien in den vergangenen 13 Monaten Finanzspritzen von koreanischen Banken in Höhe von mehr als sieben Milliarden US-Dollar geflossen, sagte Schumacher.

Nach Ansicht des Infineon-Chefs ist der von asiatischen Herstellern forcierte Preisverfall im Speicherbereich eine der Hauptursachen für die Verluste bei Infineon.

Infineon hatte im vergangenen Jahr 591 Millionen Euro Verlust gemacht und rechnet auch im laufenden Jahr mit roten Zahlen. Das Unternehmen strich weltweit 5.000 Stellen. In den Werken Regensburg, München und Berlin wurde Kurzarbeit eingeführt.

Quelle: manager-magazin  

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