Helmut Kohl wäre heute 90 Jahre alt geworden
Seite 1 von 2 Neuester Beitrag: 24.04.21 22:56 | ||||
Eröffnet am: | 03.04.20 11:28 | von: St.Kilian | Anzahl Beiträge: | 37 |
Neuester Beitrag: | 24.04.21 22:56 | von: Simonesdixa | Leser gesamt: | 2.699 |
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Ruhe in Frieden, lieber Helmut.
Das Durchschnittsalter verändert sich in erster Linie durch die Verschiebung der Sterberate jüngerer.
Also: eine hohe Säuglingssterberate z.B. drückt das Durchschnittssterbealter wesentlich mehr, als die Veränderung des Sterbealters von über 80-Jährigen.
Die deutlich höhere Lebenserwartung gegenüber früher ist wesentlich davon beeinflusst, dass viel mehr Leute 65 und älter werden als früher.
Diejenigen, die es über 65 geschafft haben, haben durchschnittlich gar nicht so viel mehr an höherer Lebenserwartung als früher. Schon merklich, aber eben nicht so ausgeprägt wie die unter 65-Jährigen.
Die über 65 wurden auch früher schon sehr oft 80-90 Jahre alt. Aber es waren eben viel weniger, die es bis 65 geschafft haben. Hat auch viel mit den Heilerfolgen bei schweren Krankheiten zu tun, von denen man füher im jungen oder mittleren Alter weggerafft wurde.
Heißt am Ende: Man kann im Falle der älteren Coronatoten mit der durchschnittlichen allgemeinen Lebenserwartung nix anfangen.
Man könnte es allenfalls z.B. mit der durchschnittlichen Restlebenszeit von 75-Jährigen in Bezug setzen, um irgendwas statistisch Relevantes aus diesen Zahlen rauszuquetschen.
Bist du jetzt schlau?
So einfach bzw. selbstverständlich war das mit der DDR nicht: Da hatten die vier Mächte ein gehöriges Wörtchen mitzureden, bzw. sie haben es entschieden. Soooo recht war das Frankreich und Großbritannien nicht gewesen. Und bei der Sowjetunion war es nur ein Glück, dass die Verhältnisse mit Gorbatschow gerade so günstig waren. Eine Weile später war das Zeitfenster wieder zu.
Also: Herrn Kohl ist das gelungen, weil er beherzt zugepackt hat. Es war ihm eine Herzensangelegenheit gewesen.
Nur ein Beispiel: Die Lebensmittel, die es heute in Ostdeutschland mit DDR-Anmutung zu kaufen gibt, haben mit den DDR-Orginalen so gut wie nichts zu tun. Schokolade ? vielleicht noch die Gurken . . .
Dazu wurden innerhalb von 4 Jahren 2,6 Millionen Arbweitsplätze bei den, der Treuhand unterstellten Unternehmen vernichtet.
https://www.bpb.de/geschichte/deutsche-einheit/...-durch-die-treuhand
Ich sach mal, Helmut Kohl legte die Grundlagen für die Erfolge der AfD in Ostdeutschland
Schwermaschinen: zu DDR-Zeiten international gut gelaufen. Nach der Wende: nicht zu verkaufen, da viel zu teuer. Weil man eben die Beschäftigten und Material mit D-Mark bezahlen musste.
Tja, kann man jetzt sagen: hätte man die D-Mark nicht eingeführt. Wie denn? Mit der Vereinigung in dem nur kurz offenen Zeitfenster war die D-Mark halt nun mal notwendig. Sonst hätten viel mehr nübergemacht.
Wollte man den Deutschen in der DDR verbieten, in die BRD zu kommen, den Bürgern aus den anderen EG-Staaten dagegen nicht?
Legendär sein Kommentar zwei Jahre vor dem Ende seiner Kanzlerschaft an einen Verfechter kolonialer Expansionspolitik: “Ihre Karte von Afrika ist ja sehr schön, aber meine Karte von Afrika liegt in Europa. Frankreich liegt links, Russland liegt rechts, in der Mitte liegen wir. Das ist meine Karte von Afrika.” Wenn es ein außenpolitisches Vermächtnis von Bismarck gibt, dann wird das in seiner Arbeit als Reichskanzler für die Bewahrung eines strategischen Gleichgewichts zwischen den Mächten deutlich und in seinem Verzicht auf Drohungen in der Außenpolitik. Exemplarisch dazu hier Auszüge aus einer Rede, die Bismarck am 5. Dezember 1876 vor dem Reichstag hielt, um eine förmliche parlamentarische Anfrage eines Abgeordneten an die Regierung zu beantworten. Dieser Abgeordnete erwartete eine politische Reaktion der Reichsregierung auf veränderte Regelungen Russlands bei der Erhebung von Zöllen, die letztlich auf eine Erhöhung der russischen Importzölle hinausliefen, welche dem deutschen Export natürlich schaden würde. Bismarck wies diese Forderung strikt zurück und antwortete sowohl in der Sache als auch grundsätzlich. Er lehnte es ab, wegen seiner Meinung nach wirtschaftlich schädlicher aber legitimer Handlungen Russlands in eine Eskalationsspirale einzutreten und wirtschaftliche Ziele mit außenpolitischen Drohungen erreichen zu wollen. Er benutzte das Bild des Kutschers eines Wagens, dem man in einer für ihn ungünstigen Situation einen Stock zwischen die Räder schiebt, was im Moment vielleicht wirken würde, sich aber später, wenn der Kutscher sich daran erinnert, rächen würde. Er verwies auf die unkontrollierbaren Folgen einer solchen Politik und erklärte speziell zu Russland: “… so lange wir auf diesem Flecke stehen, wird es Ihnen nie gelingen, unser gutes und solides Verhältniß zu Russland irgendwie zu alterieren und in die erprobte hundertjährige Freundschaft, die zwischen beiden Regierungen besteht, einen Riß zu machen.” Im selben Atemzug erklärt er aber auch, dass sich die guten Beziehungen zu Russland nicht gegen England richten würden: “Wir haben mit England nicht minder wie mit Rußland die Tradition einer hundertjährigen guten Beziehung, …”
Sein Bemühen um Ausgleich mit allen Mächten ist in der Rede fast mit Händen zu greifen. Zum Maßstab seiner Außenpolitik macht er die “deutschen Interessen” – eine friedliche Entwicklung des Reichs, für die er ein berechenbares und möglichst stabiles Umfeld schaffen wollte. Hinsichtlich etwas, was wir heute vielleicht Osterweiterung oder Ostexpansion oder auch Einmischung in fremde Angelegenheiten nennen würden formuliert er seine berühmten Sätze: “Ich habe gesagt: ich werde zu irgend welcher aktiven Betheiligung Deutschlands an diesen Dingen nicht rathen, so lange ich in dem Ganzen für Deutschland kein Interesse sehe, welches auch nur … die gesunden Knochen eines einzigen pommerschen Musketiers werth wäre. Ich habe ausdrücken wollen, daß wir mit dem Blute unserer Landsleute und unserer Soldaten sparsamer sein müßten als es für eine willkürliche Politik einzusetzen, zu der uns kein Interesse zwingt.”
Nach der Beendigung der Kanzlerschaft Bismarcks prägte Kaiser Wilhelm II. die deutsche Außenpolitik. Er wollte Deutschland nicht nur wirtschaftlich sondern auch machtpolitisch Weltgeltung verschaffen. Entsprechend trat er auf. Das Ergebnis ist bekannt.
Nach zwei Weltkriegen, vielen Millionen Toten und Gebietsverlusten Deutschlands gelang es erst in den späten 60er Jahren des 20. Jahrhunderts einer deutschen Regierung unter dem Kanzler Willy Brandt, mit der neuen Entspannungs-/Ostpolitik und der dadurch ermöglichten Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) und der Schlussakte von Helsinki (1975) an die Prinzipien der Außenpolitik des ersten deutschen Kanzlers anzuknüpfen, nämlich den Ausgleich mit allen wichtigen Mächten zu finden, auch mit dem damaligen Warschauer Pakt. Zwar hatte davor schon Adenauer einiges geleistet, indem es ihm zum Beispiel gelang, die “Erbfeindschaft” mit Frankreich zu beenden. Doch setzte Adenauer allein auf die Westintegration. Der inzwischen entstandene Kalte Krieg konnte aber nur entschärft werden durch Einbeziehung aller Akteure. Deshalb waren die Entspannungspolitik und die folgende KSZE – übrigens mit vollem Engagement des dann regierenden Bundeskanzlers Helmut Schmidt – Meilensteine auf dem Weg zu einer neuen Sicherheitsarchitektur für Europa.