HV-Bericht Deutsche Telekom AG


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04.06.01 16:07
HV-Bericht Deutsche Telekom AG



Der Börsengang der Deutschen Telekom AG hatte eine gewisse Katalysator-Wirkung für die deutsche Aktienkultur. Durch die gute Wertentwicklung der Aktie konnten breite Bevölkerungsschichten in den Folgejahren für ein Investment in der T-Aktie gewonnen werden, und auch der "zweite" und "dritte" Börsengang der Telekom 1999 und 2000 war mit einer deutlichen Überzeichnung ein voller Erfolg.
Doch mit dem weltweiten Absturz der High-Tech-Märkte ist die T-Aktie in einen Abwärtsstrudel geraten, von ihrem Höchstkurs hat sich die Aktie geviertelt. Die als recht teuer geschmähte Übernahme des US-Mobilfunkanbieters Voicestream sowie die Ersteigerung der UMTS Lizenzen in den Hochpreisländern Großbritannien und Deutschland taten ihr Übriges zur Kursentwicklung, ebenso die Abwertung der Immobilien im Frühjahr 2001.

Am 29. Mai 2001 lud die Deutsche Telekom AG zur Hauptversammlung in die Kölnarena, dieser Einladung ist neben ca. 9.500 Aktionären auch Philipp Steinhauer für GSC Research gefolgt.


Bericht des Vorstandsvorsitzenden

Nachdem der Aufsichtsratsvorsitzende Herr Professor Dr. Hans-Dietrich Winkhaus (er ist unter anderem Mitglied des Gesellschafterausschusses der Henkel KGaA) die Anwesenden begrüßt hatte, ging er auf den Ablauf der Versammlung und die weiteren Formalien ein. Die HV werde einschließlich der Redebeiträge im Internet übertragen. Falls ein Redner dies nicht wünsche, werde man die Übertragung unterbrechen.

Herr Dr. Winkhaus dankte den helfenden Auszubildenden der Telekom auf der HV, von denen einige auf das Podest kamen und von Herrn Dr. Winkhaus per Handschlag begrüßt wurden. Hiernach trat der Vorstandsvorsitzende Herr Dr. Ron Sommer an das Rednerpult und begann mit seiner Rede.

Herr Dr. Sommer sagte, dass er in seiner Rede vor allem über das wirtschaftliche Ergebnis der Gesellschaft im abgelaufenen Geschäftsjahr sprechen und einen Ausblick auf die Zukunft der Gesellschaft geben wolle. Doch zunächst wolle er auf ein Thema eingehen, welches "uns allen auf der Seele brennt“: die Entwicklung der T-Aktie. Der Kursverlust seit Frühjahr 2000 sei absolut unbefriedigend. Die derzeitige Bewertung der Aktie spiegele in keiner Weise die erstklassige Positionierung der Telekom wieder. Und dies, obwohl das Geschäftsjahr 2000 das bisher erfolgreichste in der Geschichte des Unternehmens gewesen sei.

Andere Anbieter hätten aber weitaus größere Kursverluste hinnehmen müssen, wie Herr Dr. Sommer betonte. Er sei zutiefst davon überzeugt, dass man aus dem Kurstief herauskomme. Die Fundamentaldaten würden für eine Börsenbewertung sprechen, welche über der aktuellen Marktkapitalisierung liege. Hierzu werde man die Erfolge und Fortschritte in Zukunft noch druckvoller kommunizieren.

Ein erster Schritt hierzu sei im Mai dieses Jahres eine breit angelegte Roadshow gewesen, mit welcher eine Vielzahl von Investoren angesprochen worden sei. Man müsse dem Markt seine Zeit lassen, damit er zu einer sachgerechten Einschätzung von Akquisitionen komme, dies habe man im letzten Jahr erfahren. Im nächsten Jahr hoffe er, dass er der Hauptversammlung eine deutlich positivere Bilanz zur Kursentwicklung präsentieren könne, so Herr Dr. Sommer.

Nun kam Herr Dr. Sommer auf das abgelaufene Geschäftsjahr 2000 zu sprechen. Auch in diesem Jahr sei der Markt von einer hohen Wettbewerbsdynamik geprägt gewesen. Der Markt sei um 10% in Deutschland gewachsen, die Telekom habe in diesem Markt um rund 6% zulegen können. Damit sei sowohl der Markt als auch die Telekom deutlich stärker als die deutsche Volkswirtschaft gewachsen.

Der Konzernumsatz habe 40,9 Mrd. Euro betragen, damit lag er um 5,4 Mrd. Euro höher als 1999. Mit diesem Anstieg um 15% sei die Telekom im Berichtsjahr so schnell gewachsen wie noch nie. Auch auf internationaler Ebene sei man stark gewachsen, so habe man über T-Online Club Internet in Frankreich und Ya.com in Spanien übernommen.

Der Umsatztreiber sei im abgelaufenen Geschäftsjahr jedoch die mobile Kommunikation gewesen. Hier wurde der Umsatz um über 75% von 5,3 auf 9,2 Mrd. Euro gesteigert. In Deutschland habe T-Mobil die Kundenzahl auf über 19 Mio. Kunden zum Jahresende steigern können, mit allen vollkonsolidierten Mobilfunkgesellschaften habe man weltweit rund 31 Mio. Kunden betreuen können.

T-Online habe den Umsatz um mehr als 85% steigern können, der Kundenbestand habe um über 57% zulegen können. Inzwischen habe man 6,5 Mio. Kunden. Bei den Anschlüssen boome ISDN und T-DSL ungebrochen. Die Zahl der ISDN Kanäle habe man auf 17,3 Mio. steigern können, inzwischen verfüge man über 630.000 T-DSL Anschlüsse, so Herr Dr. Sommer. Im Jahr 1995 kamen noch 80% des Umsatzes vom Festnetz, im Jahr 2000 habe die Netzkommunikation nur noch 36% zum viel breiteren Konzernumsatz beigetragen. Die Mobilkommunikation erwirtschafte inzwischen fast 23% des gesamten Konzernumsatz.

Die Umsätze im Ausland konnten im Geschäftsjahr 2000 um 90% gesteigert werden, inzwischen würden knapp 20% des Umsatzes im Ausland erwirtschaftet werden. Der Umsatz pro Mitarbeiter betrage im gesamten Konzern rund 200.000 Euro, 1995 seien nur 139.000 Euro pro Mitarbeiter erwirtschaftet werden. Dies alles habe zu einem gesteigerten Konzernüberschuss beigetragen. Dieser sei im Geschäftsjahr 2000 von 1,3 auf 5,9 Mrd. Euro gestiegen. Hierzu konnten steuerfreie Verkäufe von Beteiligungen beitragen, so Verkäufe von ausländische Beteiligungen oder Anteilsverkäufe an Kabelgesellschaften.

Nun kam Herr Dr. Sommer auf die öffentlich vieldiskutierte Neubewertung der Immobilien zu sprechen Diese außerplanmäßige Abschreibung sei in Form einer pauschalen Risikovorsorge zu sehen. Dies sei direkter Ausdruck und Konsequenz der Strategie schneller und in deutlicherem Umfang Teile des Immobilienbestands zu veräußern, um so die Liquidität für die weitere Zukunftssicherung des Konzerns freizusetzen. Herr Dr. Sommer betonte, dass es sich dabei um eine rein bilanztechnische Maßnahme handele. In diesem Zusammenhang betonte Herr Dr. Sommer, dass die Eröffnungsbilanz und die Folgebilanzen die Immobilien rechtlich einwandfrei ermittelt hätten.

Man stelle sich jedoch der öffentlichen Diskussion und schlage dafür der Hauptversammlung die Bestellung eines weiteren unabhängigen Wirtschaftsprüfers vor. Herr Dr. Sommer betonte, dass sich ohne Änderung der Immobilienstrategie diese Bewertungsanpassung nicht nötig und zulässig gewesen wäre. Er betone mit "allem Nachdruck", dass die Vorwürfe gegen ihn, er sei über angeblich falsche Bewertungen informiert gewesen, jeder Grundlage entbehren würden.

Ein wichtiges Thema sei die Finanzierung, welche mittelfristig ein zentrales Thema für alle Telekommunikationsunternehmen sei. Hier sei die notwendige Flexibilität frühzeitig sichergestellt worden, dazu habe unter anderem im Juni 2000 die größte jemals aufgelegte Unternehmensanleihe im Gegenwert von 14,6 Mrd. US Dollar beigetragen. Um die weitere Finanzierung sicherzustellen, möchte man sich von der HV die Ausgabe von Wandelanleihen und einen Aktienrückkauf genehmigen lassen. Für das Geschäftsjahr 2000 wolle man eine Dividende von 0,62 Euro ausschütten. Um der angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt gerecht zu werden, wolle man ein neues Aktienoptionsprogramm verabschieden.

Zum laufenden Geschäftsjahr 2001 sagte Herr Dr. Sommer, dass der weiterhin positive Geschäftsverlauf zeigen würde, dass sich die Branche von der rückläufigen Konjunkturentwicklung abkoppeln könne. Man gehe davon aus, dass man im Geschäftsjahr 2001 den Konzernumsatz um 15% steigern könne, dabei seien die Akquisitionen in den USA noch nicht berücksichtigt. Im ersten Quartal 2001 habe man den Umsatz um 16,2% gesteigert, das Konzern-EBITDA lag jedoch um 36% unter dem des ersten Quartals 2001.

Der Konzernumbau sei inzwischen weitgehend abgeschlossen, wie Herr Dr. Sommer erläuterte. Dies werde durch die Vier-Säulen-Strategie verdeutlicht, aber auch durch den am 1. Mai vollzogenen Wechsel im Vorstand. Herr Dr. Hultzsch und Herr Buchal hätten das Unternehmen verlassen, Herr Dr. Hirschberger wurde in den Vorstand berufen.

Zur Positionierung sagte Herr Dr. Sommer, dass die Telekom durch die neue Struktur hervorragend positioniert sei. In jedem Geschäftsfeld habe die Telekom eine führende Position inne. Mit inzwischen mehr als 46 Mio. Mobilfunkkunden zähle man zu den drei größten Mobilfunkanbietern der Welt. T-Online sei der reichweitenstärkste europäische Internet-Service-Provider und weltweit die Nummer zwei. Mit T-Systems, welche im vorigen Jahr das Systemhaus Debis übernommen habe, verfüge man über das nach IBM zweitgrößte Systemhaus in Europa, mit T-Com ist man Europas größter Festnetzanbieter mit konzernweit über 50 Mio. Kunden.

Nun kam Herr Dr. Sommer auf die Akquisition in den USA, Voicestream, zu sprechen. In den USA gebe es eine Mobilfunk-Penetration von 40%, und man stehe vor einem riesigen Wachstumsschub. Mit Voicestream und deren Akquisition Powertel verfüge man bis zum Jahr 2009 über ein Potential von 150 Mio. Mobilfunkkunden. Dabei verfüge man mit der GSM-Technik in den USA über eine einzigartige Position, man gehe vom Siegeszug von GSM auch in den USA aus, da in den USA ein sehr zersplitterter Markt von unterschiedlichen und nicht miteinander kompatiblen Standards vorherrsche.

Durch die breite Kundenbasis verfüge man über einen wichtigen Startvorteil beim neuen Mobilfunkstandard UMTS. Ganz wichtig sei auch hier die Zielgruppe der Geschäftskunden, einem Bereich, in dem man schon bei D1 in Deutschland führend sei. Inzwischen verfüge man über UMTS-Lizenzen in Deutschland, Großbritannien und Österreich, in Polen und den Niederlanden sei man über Minderheitsbeteiligungen präsent. Bis zum Jahr 2004 wolle man in Deutschland und Großbritannien eine Reichweite von 70% aufgebaut haben. Man habe nur dort UMTS Lizenzen erworben, wo man auch über eine GSM Infrastruktur verfüge, so das der Aufbau der Infrastruktur keine zusätzliche Investition sondern nur ein Ausbau darstellen würde.

Im Anschluss hieran ging Herr Dr. Sommer auf T-Online ein. Nach dem Börsengang habe sich die Aktie zunächst positiv entwickeln können, ab Juni 2000 habe sie sich jedoch nicht dem Abwärtstrend entziehen können, dies bedauere man auch als größter Aktionär von T-Online sehr.

Die Marktstellung von T-Online sei ausgebaut worden, der Abstand zu den Wettbewerbern habe sich vergrößert. Neben dem Wachstum in Deutschland habe man die Marktstellung in Europa ausbauen können. Inzwischen verfüge man zusammen mit T-Online Österreich und Schweiz sowie über die Akquisitionen Ya.com und Club Internet über eine Reichweite von 50% der westeuropäischen Bevölkerung. Mit dem kombinierten Geschäftsmodell Internet-Access plus Content verfüge man über die besten Zukunftsaussichten.

T-Online wolle man zu einem führenden Internet-Medienhaus in Europa ausbauen, hierzu würden die Partnerschaften mit dem ZDF über heute.t-online.de und mit dem Axel Springer Verlag über bild.t-online.de beitragen. Ebenfalls ein starker Baustein sei das umfassende Auskunfts- und Informationsportal T-Infos, welches sich zu einem weiteren Wachstumstreiber des Inhalts-Geschäfts entwickeln soll.

Mit T-Systems verfüge man über ein globales Systemhaus, in Deutschland sei man der größte Software-Dienstleister. "T-Info wird ein Wachstumsmotor sein, dessen Schubkraft nicht nur für den gesamten Telekom-Konzern von entscheidender Bedeutung sein wird", so Herr Dr. Sommer. Man rechne mit einem Wachstumspotential bis zum Jahr 2004 von 65%. Das Festnetzgeschäft für den Massenmarkt habe man in T-Com zusammengefasst, welche rund 40 Mio. Privatkunden und 350.000 Unternehmen betreuen würde. Man sehe das Festnetzgeschäft weiterhin als Rückgrat des Konzerns an, hierzu werde auch der Ausbau von T-DSL beitragen.

Zum Abschluss seiner Rede sagte Herr Dr. Sommer, dass man den fundamentalen Paradigmenwechsel zum integrierten TIMES (Telekommunikation, Internet, Mulimedia, Entertainment und Security) Anbieter geschafft habe. In Deutschland habe man sich in einem Wettbewerbsumfeld durchgesetzt, welches zu einem der härtesten der Welt gehöre. Viele Beobachter hätten vor der Marktöffnung 1998 solch eine starke Position der Telekom nicht zugetraut.


Allgemeine Aussprache

Aufgrund der großen Anzahl von Wortmeldungen, welche sich zum Teil wiederholten und auch Fragen von wahrscheinlich für den Aktionäre untergeordneten Interesse umfassten, werden die Wortmeldungen nur gekürzt wiedergegeben. Herr Dr. Winkhaus bat Herrn Labryga von der DSW als ersten Redner an das Rednerpult. Dieser fragte, wie es zu den schlechten Zahlen bei T-Online kommen konnte und ob dieses tatsächlich an der inzwischen abgeschafften Flatrate liege. Bei der Emission von T-Mobil sollten die T-Aktionäre bevorzugt werden, immerhin hätten die T-Aktionäre diese Tochter mit aufgebaut.

Schon das vorige Aktienoptionsprogramm habe man kritisiert, das neue Optionsprogramm verfüge über eine noch niedrigere Hürde mit einem Kursanstieg von 20% innerhalb von 10 Jahren. Weitere Fragen von Herrn Labryga bezogen sich auf mögliche Verkaufsabsichten des Bundes von T-Aktien und zu Verkaufsabsichten der ehemaligen Voicestream Aktionäre. Er bat, dass man sich dem Antrag der DSW auf Sonderprüfung anschließe und für Nichtentlastung von Vorstand und Aufsichtsrat stimme.

Hiernach trat Herr Tüngler für die DSW an das Rednerpult. Dieser sagte, dass man bei einer Abwertung der Immobilien vor der dritten Tranche der T-Aktien diese nicht zu 66 Euro an die Börse hätte führen können. Vom Hoch aus habe die Gesellschaft 200 Mrd. Euro vernichtet. Bei der Kursentwicklung dürfe man nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, man habe nicht im Neuen Markt investiert. "Beim Aktienoptionsplan werden die Aktionäre für dumm verkauft", so Herr Tüngler. Dabei hätten erst die privaten Anleger die Telekom zu dem gemacht was sie geworden ist. Inzwischen stelle die Telekom aber eine massive Gefahr für die Aktienkultur in Deutschland dar.

Mit Voicestream habe man sich in den USA teuer einen Anbieter von vielen gekauft. Zudem müsse man hier jährlich zwei Mrd. Dollar investieren. Zu den Kunden im Mobilfunk fragte er, wie hoch hier der Anteil der Pre-Paid Karten sei. Herr Tüngler sagte zum Antrag auf Sonderprüfung, dass die Abwertung der Immobilien schon länger ein Thema gewesen sei. Nun wolle man endlich Klarheit haben. Ihm gehe hierzu der Vorschlag, die Bilanz von einem weiteren Wirtschaftsprüfer prüfen zu lassen, nicht weit genug. Herr Tüngler bat, dass sich bei der Abstimmung der Bund neutral verhalten soll. Er hoffe, dass bei der Telekom nicht der alte Spruch "Hochmut kommt vor dem Fall" gelten würde.

Herr Martini, der Leiter des Aktienmanagements der DWS, meldete sich als nächster Redner zu Wort. Dieser sagte, dass die Performance der T-Aktie schlechter als die Vergleichsgruppe ausfalle. So hätte die spanische Telefonica beispielsweise nur 15% ihres Wertes verloren. Wer alle Tranchen der Telekom und T-Online gezeichnet hätte, würde weit im Minus liegen. Er appellierte mehr für einen steigenden Aktienkurs zu tun.

Herr Drees meldete sich für die Fondsgesellschaft Union Investment zu Wort. Er sagte, dass man alleine schon aufgrund der Indexorientierung eine hohe Zahl an T-Aktien halten müsse. Derzeit halte man für 500 Mio. Euro T-Aktien. Die Kommunikation sei unklar, so würden gute Nachrichten von T-Online von Dr. Sommer persönlich präsentiert. Auch in Sachen Immobilien bat er um eine bessere Informationspolitik. Zum Tagesordnungspunkt eines neuen genehmigten Kapitals sagte er, dass neues Kapital woanders besser aufgehoben sei.

Herr Steinharter sagte, dass er viele Argumente seiner Vorredner verstehen würde. Andere Vorwürfe würden jedoch der Firma eindeutig schaden, so dass man sich selber schaden würde. Er könne es auch nicht verstehen, dass Aktionäre die Telekom bei der Staatsanwaltschaft "anschwärzen" würden (dies wurde mit Buh Rufen kommentiert). Für den Aktienkurs sei die Gesellschaft nicht nur alleine zuständig, so hätten die Analysten und Investmentbanken die Telekom erst hochgelobt und dann fallengelassen. Herr Steinharter erbat Auskünfte über den Einkauf der Telekom sowie zum Risikomanagement.

Herr Rosenthal sprach für die BSB Bank, bei der viele Telekom Mitarbeiter ihre Aktien haben. Seine Fragen bezogen sich vor allem auf das Mitarbeiterklima, die Auszubildenden des Unternehmens und zu den Querelen des Vorstands. Herr Mayer sprach für die DHV und den christlichen Gewerkschaftsbund. Er fragte, wie man die Aktionäre von Voicestream und Powertel an die T-Aktien binden wolle. Auch fragte er nach möglichen Kooperationen zwischen den UMTS Lizenznehmern.

Frau Hieke trat als Sprecherin von AktionärInnen e.V. an das Rednerpult. Sie habe den Eindruck, dass das Management nur für den Großaktionär Bund arbeite, Herr Dr. Sommer könne nicht verstehen, was ein Verlust von 40.000 DM für manchen Privatanleger bedeute. Sie forderte den Bund auf, auf sein Stimmrecht zu verzichten, auch solle er auf seine Dividende verzichten. Immerhin habe die Telekom zum Vorteil des Bundes den Aktienkurs hochgetrieben.

Die Hürde zur Ausübung des Aktienoptionsprogramms kritisierte sie als zu hoch. An einem Bezugsrecht für die T-Mobil-Emission habe man kein Interesse, da sie wisse, dass auch diese Aktien wieder zu teuer an den Markt kommen würden. Sie habe schon auf den Hauptversammlungen 1999 und 2000 den Antrag auf Sonderprüfung gestellt, während andere erst im nachhinein schreien würden. Frau Hieke sagte, dass sie den Verdacht habe, dass erst ein, zwei Staatsanwälte versetzt würden bevor man in Sachen Immobilien Bewertung wirklich etwas untersuche.


Antworten

Die Fragen beantworteten der Vorstand Herr Dr. Sommer und der Finanzvorstand Herr Dr. Karl-Gerhard Eick gemeinsam. Herr Dr. Sommer sagte, dass man den Kaufpreis von Voicestream wegen der niedrigen Mobilfunkpenetration nicht mit Europa vergleichen könne, so dass hier die Kundenzahl keine gute Bewertungsbasis wäre. Mit 144 Dollar pro Einwohner habe man einen sehr günstigen Preis gezahlt. Man gehe davon aus, dass bis zum Jahr 2009 85% der Bevölkerung über einen Mobilfunk Anschluss verfügen würden.

Voicestream werde noch in diesem Jahr im Quartalsergebnis EBITDA positiv abschließen. Mit den Voicestream Großaktionären habe man ein Lock-Up vereinbart, so dass diese nicht sofort verkaufen könnten. Zudem hoffe man auf neue strategische Investoren. UMTS sei die Eintrittskarte zu einem neuen Mobilfunkstandard. Hier sei es wichtig, mit welchen Vorraussetzungen man an den Start gehe, so Herr Dr. Sommer. Der Erfolg von SMS zeige, dass mobile Datendienste ein Erfolg seien. Beim Verhalten bei den UMTS Auktionen habe man vollkommen unabhängig als Deutsche Telekom AG geboten. Zu den möglichen Kooperationen sagte Herr Dr. Sommer, dass es hier auf gute Vorschläge ankommen würde.

UMTS sei die logische Weiterentwicklung von GSM und GPRS, ab 2004 rechne man damit, dass 10% der T-Mobil Kunden UMTS nutzen. Die einzigartige Position von T-Mobil in Europa werde unterschätzt. Den Termin für den Börsengang von T-Mobil habe man noch nicht, auch könne man eine bevorrechtigte Zeichnung für T-Aktionäre bei der Emission nicht verbindlich zusagen. Im Jahr 2000 habe man unbedingt einen hohen Anteil an neuen Mobilfunkkunden haben wollen, dafür habe man auch viel investiert.

Nun ging Herr Dr. Sommer noch einmal auf die Abwertung der Immobilien ein. Seit 1998 gebe es Gerüchte über eine Fehlbewertung. Es sei jedoch nicht richtig, dass die Telekom Eröffnungsbilanz auf falschen Daten beruhe. Herr Dr. Eick betonte, dass die Eröffnungsbilanz ein ordentliches Testat vom Wirtschaftsprüfer erhalten habe. T-Mobil wolle man zur Schaffung einer Akquisitionswährung an die Börse bringen. Man verfüge insbesondere in Osteuropa über eine sehr gute Position.

Zur Säulenstrategie sagte Herr Dr. Sommer, dass man T-Online und T-Mobil schon immer für einen Börsengang vorgesehen habe. T-Systems und T-Com wolle man jedoch nicht an die Börse führen, auch strebe man keine Holdingstruktur an. Die einzelnen Säulen seien unabhängig und stehen auch im Wettbewerb untereinander, jedoch wolle man Synergien nutzen. Zur flatrate von T-Online wurde gesagt, dass diese das Festnetz verstopft habe, viele Kunden hätten sie einfach als Standleitung genutzt, ohne wirklich im Internet zu sein. Der Schwerpunkt liege jetzt eindeutig auf T-DSL.

Zur neuen Führungsmannschaft von T-Online sagte Dr. Sommer, dass man mit der Arbeit sehr zufrieden sei. T-Online arbeite eigenständig, bei wichtigen Entscheidungen spreche aber auch der Vorstand der Telekom mit. Beim Einkauf habe sich viel getan, man denke, dass man hier eine starke Position inne habe. Auch das Risikomanagement habe man ausgebaut. Bevor Herr Dr. Winkhaus die weiteren Aktionäre an das Rednerpult bat, sagte er, dass sich die weiteren Redner mit zehn Minuten Redezeit begnügen sollen.


Der weitere Verlauf

Herr Heinzow fragte wie es um die Motivation und die Gesundheit der Mitarbeiter bestellt sei. Es hätte sich gezeigt, dass die Telekom wie viele ehemalige Staatsunternehmen ein "Mobbing" und "Bossing" Problem habe. Hier bat er um Bezifferung der Kosten die dadurch entstehen würden, diese müssten sich im Bereich von mehreren Mrd. Euro belaufen. Herr Müller fragte, warum er zum Zeichnen der dritten Tranche der T-Aktie bewogen werden konnte. Er sei letztendlich auf eine gigantische Werbekampagne hereingefallen. Herr Dr. Sommer habe den Begriff Global Player mit „Spieler“ gleichgesetzt.

Herr Posse erläuterte seinen Gegenantrag, Vorstand und Aufsichtsrat nicht zu entlasten. Man hätte vor der Zahlung an den Zwangsarbeiterfonds auf der Hauptersammlung darüber abstimmen müssen. Von diesem Fonds würden nur ausländische Zwangsarbeiter entschädigt, er frage sich, ob deutsche Zwangsarbeiter keine Menschen seien. Man solle von der Dividende ein Prozent an einen Fonds für deutsche Zwangsarbeiter zahlen, hierüber habe er einen Antrag eingereicht.

Hierauf sagte Herr Dr. Winkhaus, dass man aus rechtlichen Gründen hierüber nicht abstimmen könne. Herr Van Den Dool aus den Niederlanden sagte, dass man in Deutschland für die UMTS Lizenzen zuviel ausgegeben habe, die Niederlande hätten gezeigt, dass man diese Lizenzen auch hätte billiger erwerben können.

Herr Dr. Sommer sagte, dass man bitte nur sachliche Fragen stellen soll. Er bedauere den Kursverlauf sehr, sehe aber keinen Zusammenhang zwischen dem Aktienkurs und der Motivation der Mitarbeiter. Man unternehme viel zur Mobbing-Prävention. Beim Börsengang der Telekom kam ein innovatives Beteiligungsmodell für die Mitarbeiter zum Einsatz. Zum Klima im Vorstand der Telekom sagte Herr Dr. Sommer, dass er entsprechende Presseberichte weder bestätigen noch dementieren wolle. Herr Dr. Winkhaus sagte, dass juristisch kein Anspruch auf ein Verzicht des Bundes auf sein Stimmrecht bestehen würde.

"Die T-Aktie war eine rentable Geldanlage", so Herr Dr. Sommer. Voicestream verfüge derzeit in den USA über einen Marktanteil von 5%, langfristig wolle man diesen auf 15% ausbauen. Er betonte, dass er der Telekom als bisher einzigem der ehemaligen staatlichen Telefonkonzerne der Markteintritt in den USA gelungen sei. Zum Aktienoptionsprogramm sagte er, dass eine erfolgsabhängige Vergütung inzwischen normal sei. Bei einer Steigerung des Aktienkurses um 30% würde man fast hundert mal soviel Wert für die Aktionäre schaffen wie die Begünstigten durch das Optionsprogramm verdienen könnten.

Mehrere Aktionäre, so Herr Bernard vom Verein der kritischen Aktionäre, taten ihrem Unmut über die Strahlenemission von Mobilfunksendemasten kund. Diese dürfe man nicht auf Kirchen und in der Nähe von Kindern aufstellen. Andere Aktionäre wiederum taten ihren Unmut über die Dienstleistungen der Telekom kund, so Frau Boeningh, welche durch Nicht-Zur-Verfügungstellung von Leistungen zwei Kunden verloren habe. Hierfür entschuldigte sich der Vorstand ausdrücklich und bat die entsprechenden Aktionäre sich am Wortmeldeschalter zu melden.


Abstimmungen

Nachdem die Präsenz mit 69,52% bekannt gegeben wurde, wurde über die Tagesordnung (Beschlussfassung über die Ergebnisverwendung, Entlastung des Vorstands und Aufsichtsrats, Wahlen zum Aufsichtsrat, Wahl des Abschlussprüfers, Beschlussfassungen über das Aktienoptionsprogramm, Satzungsänderung aufgrund des Namensaktiengesetzes, Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien, Beschlussfassung über die Ausgabe von Wandel- und/oder Optionsschuldverschreibungen und „kosmetische“ Satzungsänderung) abgestimmt. Alle Tagesordnungspunkte wurden mit über 99% beschlossen. Dem Antrag auf Bestellung eines Sonderprüfers stimmten die Aktionäre nicht zu, hier gab es 64 Mio. Jastimmen und 400.000 Enthaltungen.


Fazit

„Wann wird es endlich wieder Sommer“ fragte plakativ ein Aktionär auf der Hauptversammlung der Telekom. Nachdem sich der Kurs geviertelt hat war es klar, dass viele Anleger auf dieser HV ihrem Unmut freien Lauf lassen würden. Die Kritik der beiden vertretenen Fondsgesellschaften war jedoch in dieser Art ungewöhnlich, kommunizieren sie doch regelmäßig mit der Gesellschaft und sind auch auf Roadshows vertreten.

Aber genauso, wie für viele Kleinanleger und sicherlich auch für die Schutzgemeinschaften die Hauptversammlung eine Darstellungsplattform war, war sie es auch für die Fondsgesellschaften, war doch ihre Zielgruppe auf der HV in großer Zahl vertreten. „Schaut her ihr Kleinanleger, hier sitzt der Schuldige für unsere schlechte Performance“, so könnte man den Auftritt der Fondsgesellschaften überschreiben.


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