Die Kanzlerflüsterer


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Neuester Beitrag: 02.03.03 17:50
Eröffnet am:02.03.03 12:49von: NassieAnzahl Beiträge:16
Neuester Beitrag:02.03.03 17:50von: DarkKnightLeser gesamt:1.025
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16074 Postings, 8192 Tage NassieDie Kanzlerflüsterer

 
  
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02.03.03 12:49
Deutschand wartet auf einen Befreiungsschlag von Schröder in Sachen Irak und Arbeitsmarkt. Wer hilft beim Denken?
von Jochen Kummer

 
Tief enttäuschte Wähler, eine frustrierte Partei und ein Land, das unter der Last immer neuer wirtschaftspolitischer Hiobsbotschaften wie erstarrt erscheint: Nur fünf Monate nach der gewonnenen Bundestagswahl ist Gerhard Schröder wieder dort angelangt, wo er schon einmal kurz nach Beginn seiner vierjährigen Amtszeit war - einsam im politischen Abseits.


Aus dem Abseits helfen soll dem Kanzler nun eine Rede an die Nation, ein „Befreiungsschlag". Bei seinem Redenschreiber Reinhard Hesse laufen an diesem Wochenende die ersten Bruchstücke für den angekündigten „großen Wurf" aus dem Kanzleramt zusammen. Nächsten Dienstag oder Mittwoch will der Kanzler sich erstmals Hesses Manuskriptentwurf vornehmen. Es ist die große Zeit der Kanzlerflüsterer.


Noch steht kein Wörtchen Redetext auf dem Papier, der Titel allerdings schon: „Mut zum Frieden - Mut zur Veränderung". Am 14. März wird Schröder mit seiner Regierungserklärung vor den Bundestag treten. Er weiß: Mit dieser Rede muss er Führungskraft ausstrahlen, muss Weichen stellen zum Anpacken der großen Reformen bei Arbeitslosigkeit, Renten, Gesundheit. Er muss im Irak-Konflikt den Kurs abstecken zwischen USA, Bündnistreue und „deutschem Weg". Und das alles in einer Rede. Schon werden allerdings im Kanzleramt zu hohe Erwartungen gedämpft. Treue Parteisoldaten bekommen von Schröder zu hören: „Die Rede kann die Stimmung nicht drehen. Lasst es uns nicht überhöhen."


Wer sind die Kanzlerflüsterer, deren Stunde jetzt geschlagen hat? Wer hat das Ohr des Kanzlers? Auf wen hört er? Und wie entsteht am Ende die Rede, die Millionen aufrütteln soll?


Chef-Redenschreiber Hesse, ein 47-jähriger, hemdsärmeliger Hannoveraner, ist einer der wichtigsten Flüsterer. „Reinhard Hesse weiß, wie ich mich ausdrücken würde", sagt Schröder. „Er kennt meine Sprache und Denkweise." Hesse, ehemaliger Redakteur der Linkspostille „taz", hat schon vor zehn Jahren sein Gesellenstück abgeliefert. Der Intellektuelle mit einem untrüglichen Gespür für Populismus ist der Ghostwriter der Schröder-Bücher „Reifeprüfung. Reformpolitik am Ende des Jahrhunderts" 1993 und „Briefe für ein modernes Deutschland" 1998.


Hesse hat allen im engsten Schröder-Kreis eins voraus. Er kennt sich aus im Nahen Osten. Er hat einen Teil seiner Jugend in Kairo verbracht, ist mit einer Libanesin verheiratet und hat noch eine Wohnung in Beirut. Die Haltung des Kanzlers in Nahost-Politik und Irak-Frage, wie er sie in seiner Rede darlegen wird, ist von Hesse mitgeprägt. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 wurde er als einer der Ersten über Handy ins Kanzleramt gerufen. Er war dabei, als Schröder vor den Trümmern des World Trade Centers in New York stand. Auf dem Rückflug besprachen die beiden die politischen Notwendigkeiten, die sich aus dem Terroranschlag für Deutschland ergeben würden.


Schröder plante eine Regierungserklärung, ähnlich bedeutsam und schwierig wie die für den 14. März. Hesse schrieb sie, doch in das fertige Redemanuskript fügte der Kanzler die wichtigsten, in Erinnerung gebliebenen Sätze handschriftlich ein: „Zu Risiken, auch im Militärischen, ist Deutschland bereit, zu Abenteuern nicht."


Ein anderer Journalist zählt ebenfalls zu den Ratgebern und Vertrauten des Kanzlers. Auch sein Einfluss wird in der Rede deutlich werden: der Ideologe und strategisch denkende Homo politicus Manfred Bissinger, 62.


Bissinger hat jederzeit Zutritt zu Schröders Privatwohnung im achten Stock des Südflügels im Berliner Kanzleramt und zum Stadthaus in Hannover. Er war auch zu Schröders erstem Privat-Dinner in die Privatgemächer der Berliner Machtzentrale im Juli 2001 geladen. Wenn er anruft, wird er zum Kanzler durchgestellt. Oder der Kanzler ruft von sich aus an, wenn er Rat sucht.


Bissinger war einst Kronprinz des „Stern"-Gründers Henri Nannen, später Senatssprecher und Berater von Hamburgs Erstem Bürgermeister Hans-Ulrich Klose (SPD) und schließlich Entwickler der inzwischen eingestellten „Woche". Schröder nahm ihn 1998 in seinen engsten Kreis auf. Bissinger ebnete Michael Naumann (SPD), ebenfalls Journalist, bei Schröder den Weg als erstem Staatsminister für Kultur und Medien Deutschlands.


Heute gehört Bissinger zu denen, die den Kanzler im Irak-Konflikt in seinem „deutschen und europäischen Weg" bestärken. Und er sagt ihm auch warum: Schröder fange gerade an, über diesen Weg „eine historische Rolle zu gewinnen". Bissinger versucht, am „Denkmal" Schröder zu meißeln. Der erfahrene Berater, der vor dreißig Jahren mit Nannens „Stern" Willy Brandts Ostpolitik leidenschaftlich unterstützt hat, malt für Schröder Visionen aus, wie er dem großen Vorbild Brandt näher kommen könne. Seine Ratschläge erteilt er mitunter sogar öffentlich: „Sollte er den Irak-Konflikt weiter so kompromisslos steuern", schrieb er kürzlich in seiner Sonnabend-Kolumne des „Hamburger Abendblatts" über Schröder, „eröffnet sich ihm eine weitere Chance, zu Brandt aufzuschließen. Er könnte, wie sein Vorbild, mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet werden."


Vor Schröders letzter Irak-Regierungserklärung am 13. Februar riet Bissinger: „Schröder muss den Bundestag heute mit einer kämpferischen Regierungserklärung überzeugen." Redenschreiber Hesse aber wiegelt in solchen Fällen ab. „Gerhard Schröder ist kein Mann der großen rhetorischen Geste, also wäre es absurd, ihm allzu viel Pathos aufzuschreiben. Das würde er auch ablehnen", sagte er einmal.


Bissingers Ratschläge für Schröder umfassen eine breite Palette. Der Journalist, ein Kenner von Intrigen, war in der Wahlnacht des 22. September 2002 in Schröders Nähe, als beim Kanzler der Plan reifte, Wolfgang Clement als Superminister und Kronprinzen zu holen, Finanzminister Eichel aber fallen zu lassen. Bissingers Rat an Schröder: Zu guter Amtsführung gehöre, einen Nachfolger in der Hinterhand zu haben. Zumal Bissinger weiß, dass Schröder sich keine dritte Legislaturperiode antun wird.


Bei den Themen Arbeitslosigkeit und Lockerung des Kündigungsschutzes bestärkt Bissinger öffentlich den Kanzler und Clement, den „Stand-by-Kronprinzen", wie er ihn nennt: Ohne dramatische Eingriffe werde die Herkulesaufgabe nicht zu bewältigen sein. Deshalb müssten den Wählern mit mutigen Vorschlägen Reformen schmackhaft gemacht werden. Die Stimmung der Bürger beginne langsam umzuschlagen. Für Bissinger ist Verdi-Chef Frank Bsirske ein Aufputscher. Dem Klassenkampf müsse ein Ende gesetzt werden.


Schröders Flüsterer für Bodenhaftung ist der Hannoveraner Heiko Gebhardt, 60, wieder ein Journalist und seit über dreißig Jahren beim „Stern". Insider wissen, dass er ein hoch geschätzter Gesprächspartner des Kanzlers ist - vor allem in Zeiten wie diesen. Gebhardt schaut dem Volk aufs Maul. Er sagt dem Kanzler, was ganz normale Bürger denken, träumen, wünschen. Da lauscht der Kanzler, dem sonst Demoskopie über alles geht.


„Es ist eine uralte Freundschaft", sagt Gebhardt. Sie begann, als der „Stern"-Reporter 1978 über Schröders Wahl zum Juso-Bundesvorsitzenden berichtet hat. Seit sie Freunde sind, hat Gebhardt allerdings nie wieder eine Zeile über Schröder geschrieben. Er war dabei, als der damalige Bundestagsabgeordnete Schröder in den achtziger Jahren nach einem Biergelage in der Bonner Kneipe „Provinz" über die Straße zum Kanzleramt lief, am Zaun rüttelte und rief: „Ich will da rein."


„Wir reden über Hunde", sagt Gebhardt. Er züchtet Airdale-Terrier und Irische Wolfshunde. „Und wir reden darüber, was die Leute bewegt." Die beiden Freunde ziehen des Öfteren gemeinsam los. Auf der Hochzeit des Künstlers Bruno Bruni im Dezember in Hamburg tauchten sie auf, Schröder als Trauzeuge, Gebhardt als alter Kumpel.


Das Fachliche der Politik ist Gebhardts Sache nicht. Darum kümmern sich Schröders besoldete Flüsterer im Kanzleramt. In der Abteilung 2 („Auswärtige Beziehungen") schreibt Ministerialdirigent Bernd Mützelburg die Passagen über den Irak. In der Abteilung 3 („Soziales") liefert Günther Horzetzky alles über Soziales und Gesundheit für die Rede. Aus der Abteilung 4 („Wirtschaft und Finanzen") schickt Bernd Pfaffenbach die Kernstücke für die Rede. Reinhard Silberberg von den Abteilung 5 („Europapolitik") steuert die Bausteine über Europa bei. Darüber wacht eifersüchtig Außenminister Fischer von den Grünen.


Alle Vorlagen laufen zurzeit beim Chef des Kanzleramtes zusammen, bei Frank-Walter Steinmeier, 47. Der liest und redigiert. Er leitete schon Schröders Staatskanzlei in Hannover. Die hannoversche Clique nennt sich „Frogs" (Friends of Gerhard Schröder). Der promovierte Jurist Steinmeier stammt aus Schröders Heimat, dem Lippischen, ein umgänglicher Typ - und effizient. Er ist das Gehirn des Kanzleramtes, setzt Schröders Politik-Inhalte in Schriftsätze um und begleitet sie bis zur Gesetzesreife. Unter seiner Führung wurden über Weihnachten die Umrisse jenes Reformpakets geschnürt, das die Grundlage für die Rede am 14. März bildet.


In Steinmeier hat Schröder einen exzellenten Vermittler in allen Streitfragen der rot-grünen Koalition. Doch ihm fehlt das Gespür für gesellschaftliche Stimmungen und dafür, wo Intrigen gesponnen werden im politischen Apparat oder was der Kanzler am besten mit welchen Genossen „eintüten" kann.


Das macht eine Frau: Sigrid Krampitz, 49, zierlich, dunkelhaarig, auch eine der „Frogs". Seit zwölf Jahren leitet sie Schröders Büro, schon in Hannover saß sie im Vorzimmer. Sie bestimmt, wann der Kanzler mit wem spricht, und weiß, für wen der Kanzler wann zugänglich ist.


Sie ist gelernte Geschichtslehrerin mit Abi auf dem zweiten Bildungsweg wie ihr Chef. Weil sie nicht in den Schuldienst übernommen wurde, tat sie unter der CDU-Landesregierung Dienst im Landesverfassungsschutzamt, Abteilung Öffentlichkeitsarbeit.


Jetzt werden bei ihr im Kanzlerbüro im 7. Stock, 24 Treppenstufen unter Schröders Amtszimmer (8. Stock), nach und nach die Bausteine zur großen Rede gebündelt. Vereinzelte Versatzstücke hat der Kanzler schon zu Gesicht bekommen. Nun wartet Sigrid Krampitz auf seine Kommentare: „Das ist nicht ganz schlüssig" oder „Gut!" oder auch „Da muss mehr Arbeitsmarkt rein."


Die goldenen Worte des Gesamtkunstwerks aber muss schlussendlich doch wieder Reinhard Hesse entwerfen
 

1059 Postings, 8689 Tage mikelandauNa Klasse!

 
  
    #2
1
02.03.03 13:06
Was wird bei den Beratern denn schon rauskommen?

wie immer eine Menge scheiß linker Populismus!

in linken Kreisen geht man auch nicht Konkurs mit der "Woche", wie Bissinger.
da umschreibt man das höflich: Entwickler der inzwischen eingestellten „Woche".

Gute Nacht Deutschland!  

95441 Postings, 8511 Tage Happy EndGute Nacht, mikelandau

 
  
    #3
02.03.03 13:09

9161 Postings, 8954 Tage hjw2die polit-stricher der cdu

 
  
    #4
02.03.03 13:14
um merkel, merz, und schönbohm sind eine treffliche alternative..  

1059 Postings, 8689 Tage mikelandau@happy

 
  
    #5
02.03.03 13:18

na happy, hast du meinen ratschlag für letzte nacht befolgt
und hast dir ne nutte kommen lassen?

aber so wie du drauf bist, hast du es dir mal wieder selber machen müssen...
arme sau...du tust mir richtig leid  

3286 Postings, 8157 Tage PRAWDAAnstatt immer nur

 
  
    #6
02.03.03 13:26
zu reden,
sollten sie endlich einmal handeln.

Aber wo lernt so etwas ein Berufspolitiker,
der ewig nur laviert und intrigiert?  

95441 Postings, 8511 Tage Happy EndIst es schon so weit, mike

 
  
    #7
02.03.03 13:26
dass Du Dich auf dieses Niveau begeben musst?  

179550 Postings, 8243 Tage GrinchAlso da muss isch jetzt a mol dem

 
  
    #8
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02.03.03 13:28
Kanzler was vor werfen. Er hat doch irgendwann was von 3,5 Mio. Arbeitslosen erzählt... und wir haben 4,6 (wahrscheinlich schon knapp 5) und er hat es nicht nötig seinen Hintern vor die Kameras zu bringen und sich seine Watschen abzuholen. "Zum Glück" hat er ja den Irak-konflikt, der ihn über den Tag rettet. Aber sind wir dochmal ehrlich, wenn es mit uns weiter so geht, haben wir bald weder den wirtschaftlichen Einfluss, noch das politische Ansehen um mit der Friedenspolitik des herrn S. überhaupt noch was zu erreichen.

Mein Fazit (und dieser Eindruck bestärkt sich von Tag zu Tag):

Schröder ist ein Versager, er hat in den letzten 4 Jahren nichts aber auch gar nichts erreicht. Er hat eine Phase des Booms völlig ungenutzt verstreichen lassen. Allerdings soll das nicht heissen das es wer anders besser könnte, denn bei dem Pöstchenschachern in den Parteien werden "altgediente" Parteiidioten gerne vor junge und möglicherweise innovative Köpfe gesetzt.



 

1205 Postings, 7746 Tage dishwasherHey, wassn hier los.

 
  
    #9
02.03.03 13:30
warum greift Ihr Euch gleich so an????

Der Artikel gibt keine Steilvorlage für irgendetwas her. Steht eigentlich nur dummes Zeug drin ;-)  

1059 Postings, 8689 Tage mikelandau@happy

 
  
    #10
02.03.03 13:31
eigentlich nicht, happy...aber du bist heute morgen anscheinend auch nicht gut drauf, sonst wären sachliche argumente gegen mein posting gekommen, oder?  

179550 Postings, 8243 Tage GrinchIhr zwei Streithähne... soll ich den Schlappen

 
  
    #11
02.03.03 13:32
ausziehen?? Wollt ihr das?? Soll der grosse Watschenbaum umfallen??  

19279 Postings, 8894 Tage ruhrpottzockerHappy, der begibt sich nicht auf dieses Niveau -

 
  
    #12
02.03.03 13:34

er hat dieses Niveau.

Der Rat, den er dir gegeben hat, dokumentiert seine Freier-Mentalität. Manche müssen eben bezahlen für ihr "Vergnügen", das darin besteht, kaufen zu können und zu wollen, was eigentlich gar nicht kaufbar ist. Das merken diese ebenso bedauernswerten wie auch morallosen Menschen aber nicht.  

95441 Postings, 8511 Tage Happy End@mike

 
  
    #13
02.03.03 13:38
Du erwartest auf Dein Posting sachliche Argumente? Das kannst Du vielleicht Roland Koch erzählen, aber nicht mir *g*  

1205 Postings, 7746 Tage dishwasherGrinch hat es ganz gut auf den Punkt

 
  
    #14
02.03.03 13:38
gebracht. Viele verlorene Jahre (und Schuld hat wie immer die Opposition bzw. der Wähler)  

1059 Postings, 8689 Tage mikelandau@rpz

 
  
    #15
02.03.03 13:39
mensch rpz, du kommst ja heute richtig philosophisch daher,
gestern 'nen kursus in der abendschule besucht?
oder weiterbildung von der gewerkschaft?  

34698 Postings, 8640 Tage DarkKnightEigentlich wollte ich noch was dazu sagen,

 
  
    #16
02.03.03 17:50
aber das ist echt ein Scheiß-Thread: das kann nich mal mehr ich unterbieten.

Sorry, Jungs.  

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